raphaell: Unverzichtbare Klassikaufnahmen

  • Hallo liebe Taminos,


    Ich wurde von Joschi alias "Don Basilio" auf diesen Kanon hingewiesen und aufgefordert/gebeten/angeregt hier doch mal eine Rubrik mit meinen "Lieblingen" zu eröffnen - das soll nun geschehen!


    Da folgende, erste adorable CD der Stein des Anstosses war, werde ich sie (was verblüffend ist) als erstes vorstellen. Verblüffend ist das, da ich prinzipiell eher wenig "Klassik" als solche höre und mich eher Bach, der Romantik oder der Moderne zuwende. Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Highlights, aus Klassik und Vorklassik, welche mir wirklich exorbitant gut gefallen.


    Wie z.B. dies hier:



    Erst kürzlich im WDR3-Rundfunk gehört und vor einigen Tagen gekauft, entpuppen sich (insbesondere) die Follia-Variationen als unwarscheinlich originelle, spritzige, teils schon romantisierende (kein Wunder: Kompositionsjahr =1815) Kompositionen! Es gibt auch einige virtuose Stellen für eine Solo-Violine. Die Aufnahme ist hervorragend und das Philharmonia Orchestra unter Pietro Spada (welcher sich auch an den beiden Klavierkonzerten am Pianoforte verausgabt) wartet mit großer frische und ungeheurer Spielfreude auf - wie es sich für diese Musik gehört!


    Die enthaltenen Klavierkonzerte sind nach ersten hören ganz nett, aber nichts ganz großes. Die Ouvertüren zu "Les Horaces" und "Semiramide" kommen pompös und brilliant daher. Theatralisch übertrieben - aber es sind ja auch Ouvertüren :D!. Ich halte die Follia-Variationen jedoch für den unbestreitbaren Höhepunkt der CD!


    Insgesamt bietet die CD einen beeindruckenden Einblick in Salieris Schaffen und deckt damit zeitlich auch eine ganze Palette ab: Von den beiden Klavierkonzerten (beide 1773) bis zu den Variationen (1815) zeigt sich Salieri als ein Komponist, der mit den Strömungen der Zeit geht und nicht konservativ seinen eigenen Brei bis zum bitteren Ende kocht.
    Eine CD, die zur Wiederentdeckung (welche ja erfreulicherweise auch im Mozartjahr neue Fahrt aufnahm) des "mutmaßlichen Mörders" Mozarts einen wundervollen Beitrag leistet und Salieri als Komponisten zeigt, welcher unwarscheinliche Freude beim hören bereitet!


    :jubel: :jubel: :jubel:

  • Ich komme sofort zu der nächsten grandiosen, unverzichtbaren Aufnahme.
    Auch diese ist aufgrund meines sonstigen Musikgeschmacks eher ungewöhnlich - zeichnet sie aber denke gerade dadurch aus! :D


    Es handelt sich um die Aufnahme von Telemanns "Donnerode", welche aus Anlass des schweren Erdbebens in Lissabonn 1755 (und des nacholgenden Stadtbrandes und der Flutwelle) komponiert wurde.



    Der barocke Mensch Telemann interpretiert natürlich die Naturgewalt (welche die Stadt vollständig Zerstörte und mehr als 100000 Menschen das Leben kostete) als Strafe Gottes - seine Musik klingt nicht wie ein Lamento, sondern
    großtenteils heroisch und preisend.


    Die "Ode" enthält keine Rezitative und besteht fast gänzlich aus gereihten Solonummern ohne klar erkennbare Handlung. Thema sind aber fast immer die Glorifizierung Gottes, sowie die Darstellung seier Macht. Umrahmt ist die Donnerode von einem groß angelegten, pompösen Chor "Wie ist dein Name so groß...", welcher auch bei der Hälfte der Kantate nochmals auftaucht und letztere in zwei Teile unterleilt. Somit gibt dreimal diesen Chor mit Ohrwurmcharakter, welche ich einfach immer wieder gerne höre.
    Aber auch die Soloarien und Duette sind herrlich melodiös und einprägsam - häufig werden hochinteressant Donner, Blitz und wogende Wellen mit großem einsatz der Pauke ( :D ), virtuosen Koloraturen und Wahnsinns- Tremoli (vgl. "Er donnert, dass er verherrlichet werde...") musikalisch dargestellt.


    Die beschwingte Melodien und der Pomp der "Kantate" lenken oftmals sehr von dem tragischen Kompositionsanlass ab - das tut ihrer Wirkung trotzdem keinen Abbruch! "Das kleine Konzert" und die "Rheinische Kantorei" unter Hermann Max musizieren unter solch einem Elan und mit solch mitreißenden Spielfreude, dass es eienen von den Socken haut...! :jubel:


    Die Solisten sind mit Barbara Schlick, Axel Köhler, Wilfried Jochens, Hans-Georg Wimmer zbd Stephan Schreckenberger auch briliant besetzt. Alles singen großartig und es macht freude diesen "barocken Stimmen" zuzuhören!


    Als Dreingabe oder auch als (meiner Meinung nach nicht vollkomen Ebenbürtiges) "Partnerstück" ist noch die Kantate "Der Herr ist König" ethalten.


    Alles in allem eine wundervolle CD, welche mich in allen Parametern vollkommen zufrieden Stellt, ja begeistert! - Ein MUSS für jeden Barockfreund...aber nicht nur für den, wie man an mir sieht... ;) :D


    LG
    Raphael

  • Hallo,


    Ich habe grade Zeit und möchte daher mal wieder einen der erlesensten Genüsse aus meiner Sammlung kredenzen:


    Es habdelt sich um eine Aufnahme einiger WErke von Ernst von Dohnanyi.
    Dabei sind: Op.18 The Veil of Pierrette, Op.19 Orchestersuite und Op.25 Variationen über ein Kinderlied. Ich habe mir diese CD gegönnt, da ich Op.25 demnächst in einem Abokonzert hören werde.



    Das Hauptwerk auf dieser CD sind für mich eindeutig die Variationen über ein Kinderlied. Das variierte Kinderlied entpuppte sich sehr schnel als das bekannte "Lieber guter Weihnachtsmann", "Ah! Vous je-dirai, Maman" oder wia auch immer es heissen mag. Zu beginnd des Stückes erklingt eine finstere, monströse Einleitung, welche großes anzukündigen scheint - nach einem finalen Orchesterschlag und einem kurzen Innehalten erklingt dann das simpel-dümmliche Thema ganz schlicht im Klavier. Danach folgen sehr fantasievolle Variationen unterscheidlichsten Charakters.


    Auch die restlichen Stücke und hierbei insbesondere die Suite in fis-moll op.19 sind nicht zu unterschätzende, kleine Meisterwerke.


    Die Interpreten (BBC PO unter Bamert und Howard Shelley am Klavier) gefallen mir außerordentlich gut und besonder Shelley überzeugt mich wie so oft auf ganzer Linie - nebenbei gesagt ein Pianist und Dirigent der sich schwerpunktmäßig teils völlig unbekannter Werke und Komponisten annimmt: :jubel: Über seine Virtuosität und die Fähigkeit fremde Stücke in extrem Kurzer zeit perfekt zu beherrschen gibt es im übrigen einige sehr interessante Anekdoten.. :D


    LG
    Raphael

  • Hallo,


    Mal wieder eine meiner meistgehörten CDs und eine wahre Entdeckung:


    Die Klavierkonzerte von Theodor Kullak und Alexander Dreyschock
    erschienen auf der Vol.21 der "Romantic Piano Concertos - Reihe" von Hyperion. Niklas Willen dirigiert das BBC Scottish SO; es spielt Piers Lane.



    Beide Komponisten waren selbst große, gefeierte Virtuosen.
    Dreyschock tourte durch Europa mit seinem Kunststück, Chopins "Revoutionsetüde" mit Oktaven in der linken Hand zu spielen und ein nicht unbekannter Musiker der Zeit sagte: "Man glaubt nicht einen Pianisten Dreyschock, sondern drei Schock Pianisten zu hören".
    Neben ihrer eigenen Konzerttätigkeit, widmeten sich beide Komponisten intensiv der Klavier-Pädagogik. In den vorliegenden Klavierkonzerten scheint dieses lehrsam-etüdenhafte immer durch: lange Passagen, Oktavläufe, Apreggien und andere pianistische Finessen gilt es brilliant zu meistern.
    Die Tonsprache erinnert bei Kullaks c-moll Konzert Op.55 an Beethoven, zeigt aber, vor allem im letzten Satz (einem feurigen Krakowiak) slawische Einflüsse. In Dreyschocks d-moll Konzert Op.137 hört man eindeutig Mendelssohn heraus. Beide Konzerte weisen in den Ecksätzen große Kraft und düstere Dramatik auf, während im langsamen Zentralsatz (aber auch in den Mittelpassagen der Ecksetze) wundervoll lyrische Themen anklingen.
    Die Konzerte sind gespickt mit Ohrwürmern und reissen mich jedesmal voll mit!


    Es mag viele Leute geben, die über solchen Virtuosenkonzerten die Nase rümpfen, ihren Kunstwert in frage stellen und sie als leere pianistische Showstücke ohne Tiefgang darstellen. Diesen Argumenten kann ich durchaus folgen, doch habe ich Handwerklich wesentlich schlechtere Konzerte erlebt. Auch reissen mich andere Virtuosenkonzert nicht so mit und beinhalten für mich weniger ansprechende Themen!


    Auch wenn der letzte abschnitt negativer klang, als er gemeint war - ich möchte nochmals eindeutig betonen, dass diese CD zu meinen liebsten gehört, und das die CD einfach eine wundervolle Zusammenstellugn zweier völlig in Vergessnheit geratenen Komponisten und Werke darstellt, die auf jedenfall mehr gehör verdienen!!! :jubel:


    LG
    Raphael