Verachtet mir die Meister nicht - Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

  • Liebe Opernfreunde,<br><br>


    Obwohl die Uraufführung der "Meistersängerr von Nürnberg" am 21. Juni 1868 in München über die Bühne ging, etwa drei Jahre nach dem "Tristan" hat Wagner sich schon viele Jahre zuvor mit dem Stoff befasst. Wie so oft bei Wagner, der ja alle seiner Libretti selber schrieb, betrieb der Meister gründliche Studien. Er suchte Quellen über Hans Sachs, der ja eine historische Persönlichkeit war, und nahm Anleihen bei
    anderen Werken, Er las Werke von ihm, sowie Wagenseils Buch "Von der Meistersängr holdseliger Kunst". Bereit 1851 ist die Handlung von Wagner im Entwurf fertig, darüber gibt es schriftliche Belege.
    Das Vorspiel zum Werk erklang ebenso schon lange vor der Fertigstellung der Oper, nämlich erstmals als Konzertstück 1862 in Leipzig.<br>
    Die Uraufführung gestaltet sich für Wagner zu einem Triumph.<br>
    Allerdings war die Kritik, wie zumeist bei Wagner, gespalten.<br>
    <br>
    <img src="http://www.rodoni.ch/wagner/meistersinger/immagini3/meisterfotodiscena.jpg" width=500><br><brY


    In Berlin und Wien war die Erstaufnahme 1870 ein Fiasko.
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    Aber das ist lange her, die Zeiten haben sich geändert, auch das Interresse am Mittelalter, das im 19. Jahrhunder ein wenig übertrieben war (man baute Kirchen im gotischen Stil, In Wien gab es gar einen Professor für "mittelalterliche Baukunst" und der Maler Hans Makart
    inszenierte Umzüge auf der Wiener Ringstraße in mttelalterlicher Gewandung)ist wieder abgeflaut.
    <br><br>
    Dennoch gibt es zahlreiche Einspielungen diese Werkes.
    Heute sind es wieder andere Feinheiten, die Interesse herrvorrufen, so die Figur des "Beckmesser", der eine Verhöhnung des bekannten und gefürchteten Wiener Muskkritikers Eduard Hanslick war......


    <br><br><br>
    Also wie stuft Ihr das Werk persönlich ein ?<br>
    Und natülich wie immer die unvermeidliche Frage nach der Lieblingsaufnahme.......
    <br><br><br>



    Beste Grüße aus Wien<br><br>


    Alfred


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    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Meistersinger sind meine Lieblingsoper von Wagner. Woran das liegt, kann ich eigentlich nicht so genau sagen. Die Melodien sprechen mich einfach an, von der herrlichen Overtüre bis zum Schluss. Für mich waren die Meistersinger trotz der Länge das am einfachsten zu entdeckende und schätzende Werk Wagners. Allein die Overtüre kann ich mir eine Stunde lang anhören, ohne das mir dabei langweilig würde :stumm: :wacky:


    An Einspielungen gefallen mir besonders drei: Da sind einmal die Studioaufnahme von Sawallisch mit dem Bayerischen Staatsorchester und Soltis 2. Aufnahme von 1995. Richtig begeistern kann ich mich jedoch für eine etwas ältere Aufnahme, die nicht so oft genannt wird: Kubelik auf Calig mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und den Gesangsolisten Crass, Kónya, Janowitz, Fassbänder, Engen etc. Auch hier kann ich nicht erklären, warum mich die Einspielung derart begeistert, ich bin einfach von der ersten Sekunde an vollkommen involviert.


    Vielleicht kann mir jemand noch eine Alternative empfehlen? Welche Bayreuther Aufnahme sollte man sich zulegen. Gehört habe ich im Radio, die Thielemann-Aufführungen, die mich nicht voll überzeugen konnten.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hi,


    'Die Meistersinger von Nürnberg' gehören mit 'Le nozze di Figaro' und 'Falstaff' zur Trias der drei ganz großen Musikkomödien der europäischen Kultur. Sie sind Wagners heiterstes, wärmstes, tiefstempfundenes Werk und ein Quell der Freude fürs ganze Leben.


    Zugleich sind sie eines der am schwersten zu realisierenden Bühnenwerke, so dass man wieder mit dem resignierenden Satz beginnen kann, dass es nie eine ideale Einspielung geben wird. Dessen ungeachtet ergibt sich die überraschende Tatsache, dass es in der Diskographie kaum eine echte Niete gibt. Offensichtlich wagt man sich hier nur dann an eine Einspielung, wenn man sich des guten Gelingens einigermaßen sicher ist. Das heißt wiederum nicht, dass alles empfehlenswert ist, aber in diesem Fall ist meine Empfehlung bei den klanglich guten Aufnahmen sehr leicht zu merken:


    K K K


    Ausgeschrieben heißt das Kempe, Kubelik, Karajan. Die Mono-Aufnahme von Kempe hat einen Startnachteil, den sie durch den besten Sachs und das beste Evchen wettmacht. Kubelik hat eine recht ungewöhnliche, aber insgesamt gute Besetzung und besticht durch ein sehr subjektives, dabei aber liebevolles und lebendiges Dirigat. Karajan hat die ausgewogenste Besetzung und eine prachtvolle und genaue Realisierung der Partitur durch die Dresdner Staatskapelle.


    Neuere Aufnahmen erreichen die drei genannten nicht. Jochum kann man nehmen, Sawallisch ist eigentlich rundherum sehr gut, riecht aber beim Anhören förmlich nach Studio. Da fehlt es für mich an Atmosphäre und Lebendigkeit, die die älteren Aufnahmen interessanterweise besitzen. Die zweite Einspielung von Solti kenne ich nicht, sie soll aber nicht sehr heiter sein und ist angeblich relativ breit dirigiert (Solti selbst ist mit ihr zufrieden gewesen; es ist die einzige Wagner-Oper, die er ein zweites Mal eingespielt hat, weil er mit der ersten Aufnahme unglücklich war).


    Wie fast immer bei Wagner gilt auch hier: je weiter man zurück geht, desto besser werden (zumindest teilweise) die Gesangsleistungen. Aus den Fünfzigern gibt es zwei weitere empfehlenswerte Ks: Karajan live aus Beyreuth 1951 (wie fast immer ist HvK live noch lebendiger als im Studio, und Elisabeth Schwarzkopfs Eva sollte man gehört haben; diese Aufnahme wurde von der EMI bis vor wenigen Jahren nahezu zum Vollpreis verkauft, jetzt gibt es sie ganz günstig bei Naxos!) und Knappertsbusch mit der ersten Studioeinspielung, wo besonders der Dirigent und Paul Schöfflers Sachs hervorzuheben sind.


    Als historische Aufnahmen beginnt dann eine Reihe von älteren Live-Mitschnitten vor 1950, die für den Meistersinger-Liebhaber natürlich ganz wichtig sind, aber klanglich doch einige Toleranz vom Zuhörer erfordern. Zwei Kostbarkeiten sind aber dennoch für jedermann empfehlenswert: Karl Böhms wunderbare Studioeinspielung des 3. Aktes aus dem Jahr 1939 und der alles überragende Sachs von Friedrich Schorr, dessen Monologe auch auf einer CD zusammengefasst erstanden werden können.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus schrieb:


    Zitat

    'Die Meistersinger von Nürnberg' gehören mit 'Le nozze di Figaro' und 'Falstaff' zur Trias der drei ganz großen Musikkomödien der europäischen Kultur. Sie sind Wagners heiterstes, wärmstes, tiefstempfundenes Werk und ein Quell der Freude fürs ganze Leben.


    Dem stimme ich mit folgenden Einschränkungen zu.
    a) Die Person Beckmesser:
    Hier hat sich der gute Wagner etwas zu sehr in den Hanslick verbissen. Sehr subtil ist sein Humor dabei nicht. Daß ein gebildeter Stadtschreiber diesen "Unsinnswust" beim Preislied von sich gibt, ist für mich nicht sehr wahrscheinlich.
    In letzter Zeit wurde glücklicherweise in Inszenierungend davon abgegangen, Beckmesser als den Dorfdodel der Löwinger-Bühne darzustellen.
    b) Ebenfalls könnte herausgearbeitet werden, daß Eva und Walter nicht nur Love-Story ist (der abgewirtschaftete Ritter: "er kriegt das Mädel und einen Batzen Geld dazu" wie es beim Rosenkavalier so schön heißt).
    c) Hans Sachs als primus inter pares oder als Zweiäugiger unter einäugigen, "inzüchtigen" Zünftlern?


    Sehr gut hat mir die Inszenierung von der Mielitz in der Wiener Volksoper gefallen.


    Nun zu den Aufnahmen:
    Ich habe deren 6 plus den schon erwähnten dritten Aufzug mit Karl Böhm.


    Neuere Aufnahmen:
    Die Sawallisch-Aufnahme, Theophilus hat allerdings Recht, daß diese etwas nach "Studioperfektion" riecht. Aber soll uns nichts Schlimmeres passieren.


    Eine herrliche Live-Aufnahme sind die Knappertsbusch-Meistersinger aus 1960 aus Bayreuth. Greindl als Sachs, Grümmer als Eva, Windgassen als Stolzing und Karl Schmitt-Walter als Beckmesser.


    Die Knappertsbusch-Aufnahme mit den Wienern wurde schon erwähnt.


    Mit Karl Böhm gibt es eine herrliche Gesamtaufnahme der Meistersinger aus dem Jahre 1944 mit Schöffler als Sachs, Alsen als Pogner, Seefried als Eva, Kunz als Beckmesser und leider mit Seider als Walter. Dieser hat stimmlich nicht seine besten Tage erwischt und beeinträchtigt etwas den Genuß an der Aufnahme.


    Originell ist die Jochum-Live-Aufnahme aus 1949. Hans Hotter singt den Sachs.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Gerade im CD-Spieler und weil mit Erstaunen festgestellt, daß dieser Thread so wenig Einträge hat, ein paar Worte zur schon gelobten Karajan-Einspielung:



    Man versteht, warum Wagner die Staatskapelle Dresden als "Zauberharfe" bezeichnet hat. Das Orchesterspiel ist superb. Natürlich beherrscht Karajan all das Pompöse, Prqchtvolle dieser Oper, er bietet durchaus Orchesterglanz. Allerdings ist er imo noch besser in den leisen, lyrischen Passagen, z.B. im 2. Akt dritte bis fünfte Szene.


    "Lyrisch" ist auch die Sänger/innenbesetzung stellenweise zu nennen.
    Allen voran die wunderbar glockenhelle und jugendliche Helen Donath, die mal unschuldig, mal kokett wirkt und ein stimmlich und schauspielrisch kaum zu überbietendes Rollenporträt abliefert.


    Karl Ridderbusch liefert einen sehr warmen, und stimmlich souveränen Pogner. In dieser Rolle gefällt er mir besser als in der vier Jahre später erschienenen Aufnahme aus Bayreuth, in der er Hans Sachs sang und hier und dort mit Höhenproblemen zu kämpfen hatte.


    Karajans Sachs ist mit Theo Adam imo sehr gut besetzt. Sein Timbre wird zwar immer Geschmackssache bleiben, für mein Dafürhalten singt er sehr textverständlich, deklamiert sehr klug und ist allen Höhen und Tiefen dieser großen Rolle stimmlich gewachsen.


    Ein sehr überzeugendes Rollenporträt als "kleiner Gernegroß" mit sehr schönem, lyrischen Tenor, bietet Peter Schreier als David.


    René Kollo präsentiert sich als Stolzing frei von Stimmproblemen und gefällt sich als feurig-jugendlicher Ritter.


    Geschmackssache ist Geraint Evans als Beckmesser. Stellenweise buchstabiert er sich durch die Rolle und liefert somit (unfreiwillig?) eine sehr skurile Figur ab.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Oh ja, viel zu wenig Einträge...


    Daher bestätige ich auch noch mal, daß ich mit Karajan und Sawallisch (beide bei EMI) als sich ergänzende Aufnahmen sehr zufrieden bin. (Der Karajan-Beckmesser (Evans) sticht tatsächlich unangenehm aus der ansonsten hervorragenden Aufnahme heraus)


    Irgendwann muß bei mir noch die Jochum-Aufnahme (DG mit DFD) her, aber ich kann warten...


    Die James Levine DG-DVD schau ich von Zeit zu Zeit eigentlich auch ganz gern, aber Karajan und Sawallisch sind musikalisch sicherlich vorzuziehen!


    Von dem Furtwängler-Bayreuth-Mitschnitt (den ich noch nicht kenne) fehlt ja bekanntermaßen ausgerechnet das "Morgentraumdeutweise-Quintett" im dritten Akt, was die Aufnahme für mich schon grundsätzlich sehr entwertet.

  • Oh nein, steht im Threadtitel wirklich die Meistersänger von Nürnberg?
    Das werden wir gleich mal ändern. ;)


    Ich kenne die Oper leider noch nicht, das Vorspiel finde ich allerdings grandios!



    Gruß, Peter.

  • Hallo allerseits,


    kennen lernen würde ich die „Meistersinger“ ja auch gerne, dieser Thread macht schon neugierig. Aber da ich in Sachen Oper immer noch ziemlich zurückhaltend bin und die Preise für gute Aufnahmen recht hoch sind, möchte ich gerne nach einer preisgünstigen Alternative fragen. Auf Naxos ist die alte Karajan-Aufnahme erhältlich (Schwarzkopf, Edelmann, Hopf, Kunz, Orch. der Bayreuther Festspiele) – kann man die hören, ohne sich zu grausen?


    LG, Cosima

  • Cosima
    Die Aufnahme ist ausgezeichnet. Allein Schwarzkopf ist das Geld wert. Hopf ist für meinen Geschmack etwas "klossig", aber sonst ok. Edelmann ist imo viel besser als der tremolierende Adam in Karajans Studioaufnahme. Abstriche natürlich bei der Klangqualität. Meine erste Wahl ist übrigens - z.Zt. gerade :wacky: - Kubelik.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo Cosima


    1. Du solltest deinem Wunsch, die Meistersinger kennen zu lernen, unbedingt nachgeben.


    2. Ich bin etwas skeptisch, dass eine alte Mono-Aufnahme (noch dazu für 1951 nur durchschnittlich) ein wirklich guter Einstieg in dieses herrliche Werk ist.


    3. Falls dir die Meistersinger gefallen sollten, wird die alte Karajan-Aufnahme allerdings früher oder später ohnehin fällig.


    4. Für den gleichen Preis wie bei Naxos gibt es zur Zeit die Keilberth-Aufnahme in guter Stereo-Qualität. Es ist ein Live-Mitschnitt der Vorstellung zur Einweihung des Münchner Nationaltheaters 1963. Bis auf den etwas derben Benno Kusche als Beckmesser, bei dem sich die Geister scheiden, eine recht gute Aufnahme (Otto Wiener als sehr guter Sachs). Für mich die Preis/Tonqualität/Leistung-Empfehlung.


    5. Nur wenig teurer ist zur Zeit Soltis 1. Einspielung. International sehr hoch geschätzt, ist für deutschsprachiges Publikum der zentrale Schwachpunkt Norman Baily ein Handicap. Angesichts des Preises aber noch ok.


    6. Um 37,-- bekommt man sowohl Kempe als auch Karajan-Studio. Die erste gutes Studio-Mono und künstlerisch großartig, die zweite gutes Stereo und künstlerisch fast eben so gut.


    7. Um ähnliches Geld gibt es schon DVDs (z.B. Götz Friedrich aus Berlin). Sängerisch nicht mehr so gut wie die alten Spitzenaufnahmen, aber eben ein künstlerisches Gesamterlebnis.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo Misha und Theophilus,


    erst einmal herzlichen Dank.


    Ich hätte schon lieber die neuere Karajan-Aufnahme (oder halt eine andere klangtechnisch gute Aufnahme) – und letztlich wäre es wohl vernünftiger, etwas mehr zu investieren, wenn die Qualität entscheidend besser ist.
    Gerade habe ich mir aber etwas anderes überlegt: In der hiesigen Stadtbibliothek ist die alte 1951er-Aufnahme von Karajan vorrätig. Die werde ich mir zunächst ausleihen und dann weiter entscheiden.


    LG, Cosima

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir gerade bei 2001 die Karajan-Studio-Aufnahme für 20 Euro gekauft, im Rahmen einer Sonderpreis-Aktion, wo viele Aufnahmen aus der Great-Recordings Serie von EMI billig zu haben sind.


    Und damit habe ich nach vergeblichen Versuchen mit Karajans Bayreuth-Aufnahme und der von Toscanini aus Salzburg erstmals eine Aufnahme gefunden, mit der ich wirklich was anfangen kann. Eine derart pompöse Musik braucht einfach vernünftigen Klang, die Besetzung ist luxuriös, der erste Eindruck ist hervorragend.


    Der alte Karajan-Mitschnitt ist musikalisch sicherlich nicht schlechter, allerdings klanglich schlecht (ich habe die Cantus-Classics-Ausgabe), der von Toscanini, weil noch älter auch noch schlechter, über das musikalische möchte ich deshalb keine Aussage treffen.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Zitat

    Original von Theophilus
    6. Um 37,-- bekommt man sowohl Kempe als auch Karajan-Studio. Die erste gutes Studio-Mono und künstlerisch großartig, die zweite gutes Stereo und künstlerisch fast eben so gut.


    Wo bekommt man denn momentan die Kempe-Einspielung?


    Ich höre gerade den Querschnitt,



    der den Eindruck der künstlerischen Großartigkeit bestätigt (von Ferdinand Franz als Sachs, über Gottlieb Frick als Pogner und Rudolf Schock als Stolzing bis hin zu Elisabeth Grümmer als Eva), aber leider auch den Nachteil von Querschnitten aufweist (Ein-, Ausblendungen und man hört eben nicht alles ;) ).


    Da ich für diese Aufnahme sogar meine Mono-Antipathie aufgeben könnte, würde mich eine Bezugsquelle sehr interessieren.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hi Norbert,


    die Aufnahme war beim Dreibuchstabenversand vor einigen Tagen noch im Katalog. War! Die EMI scheint wieder einmal eine ihrer Vorzeige-Aufnahmen auslaufen gelassen zu haben. Du musst dich also auf eine Neuauflage gedulden oder beim relativ modernen Versand das Karajan-Schnäppchen ergattern.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat


    a) Die Person Beckmesser:
    Hier hat sich der gute Wagner etwas zu sehr in den Hanslick verbissen. Sehr subtil ist sein Humor dabei nicht. Daß ein gebildeter Stadtschreiber diesen "Unsinnswust" beim Preislied von sich gibt, ist für mich nicht sehr wahrscheinlich.
    In letzter Zeit wurde glücklicherweise in Inszenierungend davon abgegangen, Beckmesser als den Dorfdodel der Löwinger-Bühne darzustellen.


    Ich bin anderer Meinung: Der "Unsinnswust" ist eine Chiffre dafür, daß genialer Einfall und künstlerische Improvisation nicht kopierbar und in gleicher Qualität durch jedermann beliebig wiederholbar sind. Und: Zumindest in der Pantomime "belohnt" Wagner Beckmesser mit ganz hervorragender Musik. BTW: "Morgenlich leuchtend" gehört - Festwiese - trotz Wunschkonzert Popularität zu den imo "schwächeren" Stellen des Werkes, das ich (@ Austria :beatnik: ) trotz aller möglichen Einwände für eines der größten Meisterwerke abendländischen Kulturschaffens halte.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

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  • Wegen der Menschlichkeit, die die Figur des Hans Sachs ausstrahlt, gehören die "Meistersinger" seit langem zu meinen Lieblingsopern, auch wenn ich nur gelegentlich zu Aufnahmen greife. Dies hat vor allem seinen Grund, daß ich bei diesem Werk merkwürdigerweise Studio-Einspielungen zu "steril", zu atmosphärearm finde und daher immer wieder zu einem der zahlreichen Mitschnitte greife.


    Vor allem mit der großartig besetzten 2. Karajan-Aufnahme habe ich meine Schwierigkeiten, weil es eine typische Platten-Interpretation ist, bei der ich fürchte, daß sie sich so, d.h. in ihrer Bevorzugung des Piano nicht auf der Bühne verwirklichen ließe. Bis auf den mich störenden Geraint Evans, der zu seiner Zeit vor allem im englischen Sprachraum ein viel beachteter Beckmesser war, ist die Crème de la crème aufgeboten, und trotzdem fehlt mir die Spontaneität. Theo Adam ist für mich einer der Sachse, die mich geprägt haben, aber nicht auf dieser Aufnahme, auf der mir alles viel zu kalkuliert klingt. Auch wenn ich die Aufnahme nicht mehr besitze, denke ich, wenn ich an Adams Sachs denke, am meisten an den Mitschnitt von Bayreuth 1968 zurück, bei der Adam einen der größten Erfolge seiner langen Karriere feierte. Walter Berry, der ursprünglich vorgesehen war, sagte nach der Generalprobe ab (oder war er "abgesagt" worden?), und Adam, der sich im Urlaub befand, sprang ein (übrige Besetzung : Jones, Kmentt). Hier zahlte es sich aus, daß Adam (wie heute auch René Pape) jahrelang den Versuchungen widerstanden hatte, den Sachs zu früh zu singen. Zum Glück wurde seine Sachs-Interpretation (zumindest der 3. Akt) kürzlich in einem der Satelliten-Kanäle des deutschen Fernsehens ausgestrahlt, so daß ich meine damaligen Eindrücke überprüfen und bestätigen konnte. Und siehe da, dieser Sachs war Schuster und Poet, alle Feinheiten des Textes kamen heraus, von der stimmlichen Bewältigung ganz zu schweigen.


    Ich muß gestehen, daß ich nach Adam alle Sachse (die ich hörte)als zu eindimensional empfunden habe, ob sie nun Bailey, Ridderbusch oder Weikl hießen.


    Meine zweite Liebe gehört der Knappertsbusch-Einspielung von Bayreuth 1960, nicht nur deswegen, weil ich damals in der Aufführung war, sondern weil besonders mit Grümmer, Windgassen, Stolze, Greindl, Schmitt-Walter, Adam und Weber ein exemplarisches Solisten-Ensemble auf der Bühne stand.


    Auch wenn ich Edelmann als Sachs nicht zu den ganz Großen zähle, halte ich die´1. Karajan Aufnahme (Bayreuth 1951) für eine der besten
    (Schwarzkopf, Hopf, Kunz); sicherlich sehr gut auch Kempe (bei EMI), wenn ich auch Frantz nie so bedeutend fand, wie er offensichtlich war, und auch für diese Aufnahme meine Einschränkungen gegenüber Studio-Priduktionen gelten.


    Viele Grüße aus Finnland


    Sune

  • hallo,


    ich halte die Meistersinger neben dem Tristan für Wagners bedeutendstes Werk, vor allem, weil er hier menschliche Figuren mit menschlichen Empfindungen auf die Bühne gestellt hat.
    Mein einziges Problem mit den Meistern sind die Längen! Man könnte getrost eine Stunde aus der Oper streichen und nichts wäre verloren!


    Wofür muss zB Stolzing schon in Sachsens Stube sein Preislied singen, würde das nicht am Schluß allein reichen?


    Also: ich streiche einen Teil der David-Szene aus dem ersten Akt. Vom zweiten streiche ich alles bis zum Fliedermonolog und aus dem dritten den größeren Teil aus der Szene Walther-Sachs.
    Ich würde eine dreiviertel Stunde einsparen, und jeder, Sänger wie Publikum wären heilfroh!


    lg
    Hyperion

  • Die Meistersinger werden - wie andere umfangreiche Opern - dann als "lang" empfunden, wenn die Aufführung schlecht ist. Mir vergeht bei den Meistersingern idR die zeit wie im Fluge. Allerdings sollte man bei heutigen Verhältnissen bzgl. Textdeutlichkeit der meisten Sänger den Text kennen oder zumindest gelesen haben. Wagners dramatische Konzeption ist so ausgefeilt, dass die Stücke keine Kürzungen vertragen ohne sinnentstellt zu werden.
    Übrigens: Das macht die Schwäche von Fidelio aus, Beethoven ist als Musiker groß aber als Dramatiker streckenweise sehr schwach. (Gehört eigentlich in den Fidelio thread, sorry).

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo Hyperion


    Versuche nicht, aus den Meistersingern eine Oper zu machen! :D


    Man könnte argumentieren, dass das eine Schwäche der Personalunion von Textdichter und Komponist sei. Wenn Verdi eine Szene zu lang geriet, verlangte er vom Textdichter ungeniert eine Kürzung damit die dramaturgischen Erfordernisse erfüllt werden konnten. Dem Komponisten Wagner aber ist der Textdichter Wagner sakrosankt, was einmal entworfen ward wurde in Musik umgesetzt. Hintennach wurde nichts mehr geändert, was für viele zu Überlängen führt.
    Aber Misha hat schon Recht. Die Konzeptionen sind so gut entworfen, dass sie bei guter Wiedergabe ihren "Schrecken" verlieren, und wenn man die Werke mag, möchte man eigentlich nichts missen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    4. Für den gleichen Preis wie bei Naxos gibt es zur Zeit die Keilberth-Aufnahme in guter Stereo-Qualität. Es ist ein Live-Mitschnitt der Vorstellung zur Einweihung des Münchner Nationaltheaters 1963. Bis auf den etwas derben Benno Kusche als Beckmesser, bei dem sich die Geister scheiden, eine recht gute Aufnahme (Otto Wiener als sehr guter Sachs). Für mich die Preis/Tonqualität/Leistung-Empfehlung.


    Da ich zufällig nach ein, zwei Tagen Abstinenz mal wieder diese Aufnahme gehört habe (und mir wohl gleich die Kubelik-Einspielung gönnen werde), erlaube ich mir ein paar Anmerkungen



    Otto Wieners Sachs ist oft gelobt worden; ich denke, es wechseln sich Licht und Schatten ab. Imo trifft die obige Charakterisierung der Derbheit eher auf ihn zu als auf Benno Kusche, denn elegante Phrasierungen sind nicht Wieners Sache. Er ist stimmlich und darstellerisch viel mehr Schuster als Poet, wenngleich er seine Rolle mit viel Würde und Wärme singt.


    Hans Hotter hatte als Pogner keinen guten Tag erwischt. Seine Darstellung leidet an einem sehr nasalen Timbre.


    Herausragend, wenngleich Geschmackssache, hingegen Jess Thomas als Stolzing. Er verfügt über einen unglaublich robusten und höhensicheren Tenor, der selbst im Orchestertutti noch vernehmbar ist. Seine Kraft ermöglicht es ihm, auch noch im Preislied jeden Ton zu treffen ohne Schwächen zu zeigen. Ferner ist er gut zu verstehen.
    Allerdings verfügt er nicht über Kollos Leidenschaft und Konyas Eleganz.


    Der Rest der Besetzung ist ohne Fehl und Tadel. Schade, daß der wunderbare Josef Metternich nur in der kleinen Rolle des Fritz Kothners zu hören ist.


    Für eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1963 klingen sowohl Orchester als auch Sänger mehr als akzeptabel. Der Live-Charakter sorgt zwar für mehr Charakter als eine Studio-Einspielung, aber auch für ein paar grandiose Patzer im Blech zu "Sankt Krispin, lobet ihn" und für Applaus, bevor die Oper beendet ist, was mich allerdings nicht stört.


    Fazit: Eine sehr gute Alternative, zumal zum günstigen Preis von ca. 20 €.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Ich habe die Aufnahme, weil ich die Inszenierung in Bayreuth gesehen habe (und begeistert war). Durchweg ordentliche Leistungen. Als reine Konserve gibt es aber - in diesem thread bereits gewürdigte - überlegene Aufnahmen.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Für mich sind die "Meistersinger" ein unanfechtbares Meisterwerk und ist ein Fixstern auf meinem Wagner-Himmel, der zugegebener Maßen sehr eigenwillig aus dem "Fliegenden Holländer", dem "Parsifal" und eben den "Meistersingern" besteht.


    Was ist für mich an den "Meistersingern" so spannend? - Nun, dass dieses Werk klangtechnisch völlig aus dem Wagner-Kanon herausfällt: Ein relativ kleines Orchester mit nur zweifachem Holz, dieses, wie auch das Blech, meist solistisch verwendet, wenig Orchesterpedal, kaum Mischklang, viel Kontrapunkt mit klar geschnittenen Themen und relativ zügigen Tempi. Ein Stück auch, das im Dritten Akt die Tragödie streift und im Sachs eine ganz moderne Gestalt auf die Bühne stellt.


    Wegen der von mir erwähnten Klangtechnik mag ich die Bayreuther Aufführungen alle nicht: Das verdeckte Orchester dämpft die hellen, reinen Farben zu sehr ab, sie werden zu weich, gehören meiner Meinung aber frisch, klar und fast etwas grell gespielt.


    Und das gelingt meiner Meinung nach zwei Dirigenten ganz vorzüglich: Hans Knappertsbusch in München (Orfeo), der aberwitzig flotte Tempi nimmt, die einen Parlando-Tonfall zulassen, ungemein geschmeidig sind und völlig ohne Pathos daherkommen.
    Technisch besser und in der Frische fast gleichwertig ist die Kubelik-Aufnahme bei audite, die mit brillanten Musikantentum triumphiert und für mich einfach ein Höhepunkt von Wagner auf CD ist.

    ...


  • So heut erhalten, direkt reingehört und sehr zufrieden!!!
    Alles was ich bis jetzt gehört hab is wirklich sehr gut!
    Vorallem die Overtüre im Soti Stil,also sehr elegant und schön mit viel viel Klang!!!


    Mfg Richard

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  • es ist die zweite!!! mit weikl als sachs und heppner als stolzing!
    Was ich bis jetzt gehört hab war, bis auf den David, sehr in ordnung!
    Aber bin gespannt und höre nun noch genauer hin..


    Mfg Richard

  • Wenn's die zweite Aufnahme mit Solti ist, dann singt allerdings José van Dam Hans Sachs und nicht Bernd Weikl.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • entschuldigung!! natürlich...habs verwechselt, weil mein kopf voller Meistersinger ist :D


    Um mal generell was zu sagen, absolute Gänsehautstelle ist ja das Ende des Vorspiels und dann dieser Choral...das find ich so genial!

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Wenn sie gut ist, kann es nur die erste sein. Die zweite ist ziemlich schlimm - da geht nicht nur vokal einiges daneben.


    Ich kenne die zweite Aufnahme nicht (Soltis einzige zweite Wagner Einspielung, da er selbst mit der ersten Aufnahme nicht zufrieden war), kann mir aber wenigsten nicht vorstellen, daß van Dam schlechter als Bailey ist. Zumindest auf dem Papier ist die Bestzung doch recht ordentlich.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

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