Walt Disney's Fantasia

  • Was halten denn die Taminos von Disney's Umgang mit klassischer Musik? Fantasia geht demnächst in die 3. Runde. Die neuen Musikstücke sind mir allerdings noch nicht bekannt. Bei Fantasia 1 war mein Favorit die Umsetzung von "Nacht auf dem kahlen Berge". Wow!

  • Da habe ich eine ganz eigene Meinung zu.


    Was Fantasia I angeht, sowie alle alten Filme bis zum Film "Die Schöne und das Biest"


    halte ich alles für großartige Meisterwerke.
    Da wirklich alles handgemacht war, die Zeichnungen waren wunderschön, selbst die Hintergründe, die Bewegungen sehr natürlich und ein liebevolles Design in so gut wie allen Bereichen.



    Da ich ja selbst zeichne, weiß ich auch was für eine gigantische Arbeit das nunmal ist - und gerade Fantasia, da ja alle Bewegungen mit der Musik stimmig sein mussten und es auch waren.
    Dieser Film ist ein Meisterwerk, vielleicht sogar der spektakulärste Animationsfilm, denn ich kenne.


    Ich mag daraus eigentliche alle Episoden, es gibt so herrlich lustige Filme, wie das Ballett der Nilpferde und Krokodile zum Tanz der Stunden, oder die niedlichen Stücke zur Nussknackersuite.



    Leider findet man diese Liebe in den neuen Filmen nicht mehr.
    Der König der Löwen war der Anfang vom Ende.
    Die PC Animationen waren bald wichtiger als alles andere, das Design der Figuren wurde immer Comichafter und für meinen Geschmack auch schlechter und einfallsloser.


    Wenn PC Animation, dann sollte man es gleich richtig machen, so wie "Ice Age" etc.


    Aber diese alten Walt Disney Filme sind eben Klassiker - und mit Fantasia hat Disney einen wirklich wunderbaren Film produziert, der zwar nie wirklich populär werden wird, aber trotzdem besonders wertvoll ist.

  • Hallo Lullist,


    gebe Dir im Großen und Ganzen recht. Die alten Disneys sind schon Meisterwerke, dennoch halte ich gerade Fantasia für manchmal grenzwertig, oder sagen wir mal so: Disney schafft ein ganz eigens Kunstwerk. Und wenn man einmal seine Zentauren in der Pastorale gesehen hat, dann ist die Wiener Landschaft, die Beethoven im Sinn hatte, eher langweilig. Dennoch, manche Sachen sind mir doch etwas arg.


    Ganz grundsäzlich erinnern mich die ganzen alten Disneys daran wie früher die Opern inszeniert waren: Farbenrausch, anmutige Bewegung und Musikschwelgerei vom feinsten!


    LG,


    Knuspi


    Magst Du übrigens unterschreiben? Es gibt eine Online-Petition damit die deutsche Disneyvertretung endlich wieder alle alten deutschen Synchronfassungen herausgibt. Gib mal bei Google: Fabius und Disney ein, dann kommst Du zur Homepage

  • Zitat

    Original von der Lullist
    ...
    Wenn PC Animation, dann sollte man es gleich richtig machen, so wie "Ice Age" etc.


    Entschuldige, aber das war eine wirklich unglückliche Bemerkung. Glaubst du, das lässt sich so einfach aus dem Ärmel schütteln? Es hat viele Jahre gebraucht, bis die Computer-Animation von netten bis spektakulären Effekten weg zu einer wirklich neuen Qualität wurde. Das brauchte viel Aufwand und Zeit und es musste gehörig Lehrgeld gezahlt werden.



    Zitat

    Aber diese alten Walt Disney Filme sind eben Klassiker - und mit Fantasia hat Disney einen wirklich wunderbaren Film produziert, der zwar nie wirklich populär werden wird, aber trotzdem besonders wertvoll ist.


    Das Interessante daran war, dass Fantasia eigentlich der Anfang für eine Serie sein sollte. Da der Film aber kommerziell floppte, wurde vorerst nichts daraus. Erst beginnend mit den Video-Verkäufen in den 80ern wurde der Film zu einer Geldquelle, was dann auch zur Fortsetzung führte. Die ist recht ähnlich und doch wieder ganz anders, auf ihre Art auch nicht übel.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zu den natürlichen Bewegungen wäre noch folgendes zu sagen: Vor allem die Menschen bewegen sich deswegen so natürlich weil man hierfür echte Menschen aufnahm und sie dann einfach übermalte. Dieses Verfahren, dass man z.B.: In Alice im Wunderland ausgiebig nutze, heißt Rotoscope.


    Zur PC-Animatio nur so viel: Wollte man bei Handgezeichneten Filmen einen Schwenk machen, war das ein zeitraubender Prozess, der ein Vermögen kostete, am PC ist es viel billiger und schneller.


    Lg
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

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  • Hallo gregorius,


    das stimmt so nicht ganz. Disney hat wohl seine alten Meisterwerke stets vorab real gefilmt, dann jedoch abgezeichnet bzw. einzelne Details durchgepaust. Rotoskopie wie z.B. in der Trickvariante von "Herr der Ringe " findest Du bei Disney nicht. Derart proportionierte Schönheiten wie die Disneyladies gibt's nicht in der Realität. :D


    LG,


    Knuspi

  • Die 2. Fortsetzung von "Fantasia" wurde vor ein paar Jahren gecancelt.
    Wohl besser so, der 2. Teil offenbarte in Kombination mit Versatzstücken
    des 1. Teils massiv den Qualitätsverlust des Unternehmens. Die Folge:
    Disney hat die Zeichentrickproduktion zwischenzeitlich sogar komplett
    eingestellt, dann noch mal mit einer lieblosen Regietheatervariante vom
    "Froschkönig" versucht wiederzubeleben. Funktionierte nicht und wird es
    auch nicht mit dem anstehenden "Rapunzel", deutscher Titel: "Frisch
    verföhnt". Alles klar? Aber wenigstens ändert Disney die Filmtitel,
    sodass man weiß, dass die umgemodelte Variante nichts mehr mit dem
    Ursprungsstoff gemein hat. Deutsche Regietheaterintendanten weigern sich
    da ja noch, dabei würde "Fritzels Aquarium" viel treffender sein als
    das Jugendstilassoziationen weckende "Rusalka".


    Nun denn, auf DVd
    und bluray gibt es nun "Fantasia1" in Wiederauflage. Restauriert und
    sogar im deutschen mit den Moderationsszenen des Deems Taylor. Die
    Farben sind brillant, teilweise leider mal wieder zu grell und knallig.
    Und die poltisch korekt rausgeschnittenen Szenen von den farbigen
    Zentauretten sind natürlich wieder nicht dabei. Gähn. Ich halte den Film
    nach wie vor für überschätzt. Die Dramaturgie-Wechsel sind wie bei
    einem Schockfroster. Wunderschönes wird abgelöst von
    Geschmacklosigkeiten. Tricktechnisch ist das Ganze allerdings ein
    Meisterwerk und man merkt eindeutig den europäischen Einfluss in Layout
    und visual development. Und im Umkehrschluss merkt man, wie oft sich ein
    Schneider-Siemssen bei Disney bedient hat: Seine Parsifalblumenmädchen
    gemahnen an Fantasia, sein Salzburger Lohengrin an "Dornröschen". Gut
    gemacht! Mal gespannt, wann mal wieder einer auf den Trichter kommt.


    Als
    nächste Wiederveröffentlichung steht das - dank der deutschen
    Neusynchronisation im 68er Vokabular - völlig ungenießbare "Bambi" an.
    Tja, Disney ist wie das Theater eben auch nicht mehr, was es mal war. Es
    fröstelt einem.

  • Noch was zum Ton: Disney hatte für die Uraufführung in den 1940er Jahren
    den sogenannten "Fantasound" entwickeln lassen. URsprünglich durfte der
    Film nur in Kinos gezeigt werden, die dieses Tonsystem einbauen ließen.
    Da der Film aber entsetzlich floppte, wurde er auch für normale Kinos
    frei gegeben. Dieser Fantasound war eine Vorstufe zu Doly Surround. Ich
    habe in den USA mal Ausschnitte davon erleben dürfen, habe sogar mal mit
    einigen damals noch lebenden Zeichnern zusammen gegessen:-) Man hatte
    das gefühl im Konzertgraben zu sitzen. Die Musik war überall. Das wirkte
    heute noch beeindruckend, damals muss es einen umgehauen haben. In den
    70er Jahren wurde der Film in Stereo umgemodelt. Wieder ein paar Jahre
    später mit einer neuen Tonspur versehen. Stokowskis Dirigat wurde
    zugunsten von James Levine geopfert. Auf dieser Bluray ist wieder die
    erste Tonspur drauf, aufgemotzt und akustisch brillant. Ich wünschte
    jemand würde sich derart liebevoll mal einigen alten Schellacks widmen.
    Das Ergebnis ist nicht ganz so, wie es beim Fantasound klang. Ich habe
    noch eine alte LP mit dem Soundtrack, da ist der Fantasound ansatzweise
    eingefangen: Mal kommen die Streicher von links, dann tönen die Hörner
    von rechts usw. Der Disney war schon ein ganz Großer.


  • Sa 21.06. 22:45 - 01:00 Disney Channel
    Fantasia
    Zeichentrick-Musikfilm, USA 1940, (119/135 Min.)

    Zitat

    In der Musik ist eine Fantasie ein frei komponiertes Stück. Der Arbeitstitel, der an Disneys ambitioniertem, oft umgearbeitetem Episodenfilm hängen blieb, passt perfekt: Zu den Best-of-Classic-Klängen des Philadelphia Orchestra unter Leopold Stokowski sind es jedoch die Zeichner, nicht die Musiker, die ein freies, assoziatives Spiel mit Formen und Farben aus dem Ärmel schütteln. Zu Bachs Toccata und Fuge in d-Moll sieht man die Silhouetten der Streicher und abstrakte Figuren, zu Tschaikowskis Nussknacker-Suite tanzen leuchtende Feen durch die Jahreszeiten, zu Beethovens Pastorale erscheint ein Rudel Einhörner. Hm... Edelkitsch oder doch ein genial gezeichnetes Experiment? Im Kino blieb der Erfolg jedenfalls aus. Erst als Ende der Sixties die Hippies das kräftig gekürzte, aber immer noch arg lange Farbspiel für ihre Lysergsäure-getränkten Hirne entdeckten, löste es erstmals breites Grinsen aus. Das Wichtigste aber: Der poetische Klassiker führte den Mehrkanalton ein!


    Folgende Stücke sind zu sehen/zu hören:


    1. Toccata und Fuge in d-moll, BWV 565 Die Toccata ist ein Werk für die Orgel, das Johann Sebastian Bach zugeschrieben wird und von Stokowski für das Orchester bearbeitet wurde. Man sieht zunächst die Silhouetten der Musiker des Philadelphia Orchestra, die bunt beleuchtet überwiegend als Schattenbilder vor einer Wand musizieren. Mit zunehmendem Verlauf des Stücks weichen diese Bilder abstrakten Figuren, inspiriert durch die Kunstwerke des deutschen Filmzeichners Oskar Fischinger, der eine Zeit lang persönlich an diesem Abschnitt arbeitete. Dies ist der erste Film von Disney, bei dem abstrakte Zeichnungen verwendet wurden.
    2. Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Stücke aus der Nussknacker-Suite, Op. 71a. Nicht die gesamte Suite aus dem gleichnamigen Ballett wurde verwendet; es fehlen die Ouvertüre und der Marsch der Zinnsoldaten. Die Reihenfolge der verbleibenden Stücke entspricht nicht der ursprünglichen Anordnung. Bei einigen Stücken wurden Kürzungen vorgenommen. Im Film wird der Wechsel der Jahreszeiten vom Sommer bis zum Winter dargestellt: Tiere, Pflanzen, Pilze und Feen tanzen zur Musik.
    3. Paul Dukas: Der Zauberlehrling. Eine sinfonische Dichtung nach dem gleichnamigen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe über einen jungen Mann, der Magie missbraucht und sie nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Dieses Stück wurde nur wenig gekürzt. Im Film übernimmt Disneys Micky Maus die Titelrolle, welche mit der charakteristischen roten Robe, dem blauen Zaubererhut und dem Zauberstab sich zu einem Markenzeichen für Micky Maus entwickeln sollte. Mickys ausgestreckte Hand mit einem funkensprühenden Zauberstab wurde später in eine Statuette für die Disney Legends-Auszeichnungen umgesetzt. Im Anschluss an dieses Segment gratuliert Micky Stokowski im Schattenbild zur gelungenen Vorstellung.
    4. Igor Strawinski: Le Sacre du Printemps. Die Ballettmusik wurde um mehr als zehn Minuten gekürzt und umgestellt. Der Film zeigt Bilder aus der Frühgeschichte der Erde; von der Entstehung der Erdteile über die ersten Einzeller bis zum Untergang der Dinosaurier. Dabei wurden die prähistorischen Tiere relativ realistisch dargestellt. Allerdings hat der Tyrannosaurus im Film drei Finger, obwohl damals schon bekannt war, dass zwei Finger korrekt gewesen wären. Walt Disney entschied sich jedoch für die falsche Darstellungsweise, weil er meinte, es sähe besser aus.


    Nach der Pause stellt der Sprecher in einem kurzen Zwischenspiel „den eigentlichen Star“ des Films vor: den Ton, dargestellt durch eine vibrierende Linie. Der Ton ist offensichtlich nicht an das Rampenlicht gewöhnt, aber als einige Instrumente Klangbeispiele geben, bemüht er sich, diese bildhaft darzustellen.


    5. Ludwig van Beethoven: 6. Sinfonie in F-Dur, Op. 68 „Pastorale“. Von diesem Werk wurde mehr als die Hälfte gestrichen (meistens wurde auf die Wiederholung einzelner Passagen verzichtet, so dass die wesentlichen Themen alle zu hören sind). Der Film spielt in der mythologischen Welt des antiken Griechenland und schildert, wie mit dem Sonnenaufgang die Vorbereitungen zu einem Fest zu Ehren des Bacchus, des Gottes des Weins, beginnen, das kurz vor Sonnenuntergang von Zeus unterbrochen wird. Die Hauptakteure sind Zentaurinnen und Zentauren, eine Pegasusfamilie, Faune und die Götter des Olymp. Dieser Teil ist im typischen verniedlichenden Disney-Stil gestaltet und verwendet die mythologischen Figuren sehr frei (da in den klassischen Sagen weder weibliche Zentauren noch andere geflügelte Pferde außer Pegasus vorkommen). Dieser Teil stieß bereits bei der Uraufführung wegen der nackten Brüste der Zentaurinnen auf Kritik. Bei der Neuaufführung des Films in den sechziger Jahren wurde außerdem moniert, dass eine Zentaurin mit dem Oberkörper einer afrikanischen Frau und dem Unterkörper eines Esels ihren Artgenossinnen dient und als Sklavin hinterherschuftet. Zwei weitere afrikanische Zentaurinnen haben die Unterkörper von Zebras. Disney reagierte auf die Rassismusvorwürfe und ließ die Esels-Zentaurin ab 1969 aus sämtlichen Kopien der Filme streichen. Die Zebra-Zentaurinnen blieben jedoch erhalten.
    6. Amilcare Ponchielli: Der Tanz der Stunden – ein allegorisches Ballett aus der Oper La Gioconda blieb als einziges Musikstück unverändert. Strauße, Nilpferde, Elefanten und Alligatoren persiflieren die typischen Manierismen des klassischen Balletts und tanzen eine dramatische Geschichte über eine geraubte Prinzessin und wilde Piraten, wobei verschiedene Tiere verschiedene Tageszeiten repräsentieren.
    7. Modest Mussorgski: Eine Nacht auf dem kahlen Berge. Eine sinfonische Dichtung, die der Komponist auch in seiner Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy einsetzte. Das Stück wurde nur wenig gekürzt. Der Film folgt der durch die Musik vorgegebenen Handlung: Chernobog (ein dämonisches Wesen) beschwört die Seelen der Toten aus ihren Gräbern, um auf dem kahlen Berge einen Hexensabbat zu feiern. Als eine Kirchenglocke den Morgen ankündigt, verschwindet der Spuk. Dieses Musikstück geht übergangslos in das nächste über:
    8. Franz Schubert: Ave Maria. Im Original ein Kunstlied für Sopran und Klavier; hier wird die Sopranistin Julietta Novis von Chor und Orchester begleitet. Verhüllte Gestalten mit Kerzen in den Händen schreiten durch den Wald, während die Sonne aufgeht. Diese Sequenz stellte die Zeichner vor ungeahnte Schwierigkeiten, da sich die Figuren sehr langsam und fließend bewegen und jede Unregelmäßigkeit sofort auffiel. Die Szene musste dreimal neu aufgenommen werden, bis der gewünschte Effekt erreicht wurde. Erst wenige Stunden vor der Uraufführung wurden die Szenen fertiggestellt.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)