Hallo Forianer,
ich weiß selbst noch nicht genau, wohin mich dieser Thread führt. Eine Überschrift habe ich noch nicht im Kopf.
Erst mal die Situation:
Heute höre ich 2 Aufnahmen mit eher unbekannter Kammermusik.
Zunächst eine CD mit 2 Septetten von Alexander Ernst Fesca (1820-1849). Später dann ein Streichquartett und -quintett von Johan Severin Svendsen (1840-1911).
Während mich die Septette ziemlich kalt ließen, war der Svendsen weitaus interessanter und hatte irgendwie auch mehr zu bieten.
Ich habe darüber ein bisschen nachgedacht und versucht das zu verallgemeinern. Lag das einfach am Stil von Svendsen, der mir vielleicht eher liegt? Ich glaube, das ist es nicht.
Bemerkenswert finde ich, dass die Septette von Fesca mit den Opuszahlen 26 und 28 eher im mittleren Bereich seiner Schaffensphase anzusiedeln sind (insgesamt ca. 60 Werke) und bei Svendsen das Streichquartett das Opus 1 und das Quintett sein Opus 5 ist, also generell erstmal Frühwerke.
Nun ist es ja eigentlich eher so, dass Frühwerke zumeist noch unausgereift sind und mir meistenteils auch nicht so viel sagen.
Hier war es aber nicht so. Und ich habe die These, dass es an der Werkgattung liegt.
Das Streichquartett als Königsgattung der Musik übt ja nicht nur auf den Hörer eine große Faszination aus. Vielmehr ist das Streichquartett meistens ein Kraftakt des Komponisten, eine Offenbarung seiner Persönlichkeit. Und ich denke, das macht ein Streichquartett per se interessanter als ein Septett beispielsweise.
Das ist jetzt nicht nur in dem Falle Svendsen/Fesca so. Wenn man einen unbekannten Komponisten (und seine Kammermusik) entdecken will, geht da der Weg nicht zuerst über das Streichquartett als über andere Gattungen? Kann man nicht im Quartett am ehesten die Fähigkeiten, die Empfindungen eines Komponisten entdecken?
Und jetzt eigentlich meine zentrale Frage: Ist ein Streichquartett nicht immer gute Musik? Gibt es Quartette, die belanglos erscheinen oder sind? Sind Quartette auch als Frühwerk schon in einem bestimmten Sinne ausgereift? Oder kommt einem ein Streichquartett nur als ausgereift vor, weil es ein Quartett ist - dabei ist das Septett viel gehaltvoller (das ist völlig losgelöst von Fesca/Svendsen zu betrachten)?
Hm, es sind schon irgendwie wirre Gedankengänge, aber vielleicht entsteht ein kleiner Gesprächsfaden daraus, wenn wir der Frage nachgehen, wie Streichquartette auf euch wirken im Vergleich zu anderen Gattungen, meinetwegen auch außerkammermusikalisch.
Es kann sein, dass diese Fragestellung schon einmal in einem anderen Thread beleuchtet wurde, aber vielleicht bietet das Themenfeld noch mehr.
Und jetzt suche ich mir einen passenden Threadtitel... :]
Gruß, Peter.