Hallo,
ich besitze beide Gesamtaufnahmen und vergleiche gerade die Pianisten Hakon Austbö und Marc Andre Hamelin anhand der Skrjabin-Sonate Nr. 8. Dieser späten, sehr feinnervigen Sonate ist mit Effekthascherei gewiss nicht beizukommen, im Gegensatz etwa zu Nr. 5 oder Nr. 10, die ich auch mit Horowitz kenne. Andererseits ist sie weniger von dunkler Mystik und herber Klanglichkeit geprägt wie die beiden "Messen", Nr. 7 und Nr. 9. Sie erscheint mir heller und - soweit man das bei den atonalen Spätwerken sagen kann - eingängiger.
Austbö und Hamelin sind sich gar nicht unähnlich; Hamelin spielt bei rund 12 Minuten um knapp dreißig Sekunden schneller. Aufnahmetechnisch erscheint Austbö etwas direkter, dynamisch geringfügig differenzierter. Der Kanadier ist dem Norweger an Durchsichtigkeit leicht überlegen, so gelingen ihm die Doppelgriff-Sequenzen im Sechzehntelmaß subtiler und eleganter.
Weitere Vergleichsmöglichkeiten dieser Sonate fehlen mir. Beide sind sicher zu empfehlen. Das Klischee einer gewissen grellen Effekthascherei oder Übervirtuosität, das Hamelin wohl anhaftet, kann ich bei Skrjabin nicht bestätigen. Entfesselt wie Horowitz in der 10. Sonate, die ich auch besitze, spielt keiner der beiden.
Ich könnte mir jetzt durchaus noch eine weitere Gesamtaufnahme vorstellen. Könntet Ihr eine andersgeartete Einspielung empfehlen, die auch erhältlich ist? Oder würdet ihr mir zu bestimmten Einzeleinspielungen raten?
Besten Gruß, Wolfgang