Ein Meister hinter Klostermauern- Georg Donberger 1709-1768

  • Georg Donberger (1709-1768 )


    Anmerkung am Anfang: Die wichtigste Quelle, aus der wir von Georg Donbergers Leben wissen, ist die handschriftliche Biographie: “Georg Joseph Donbergers regulierten, lateranensischen Chorherren des Hlg. Augustus zu Herzogenburg“ des Mönchs Ludwig Mangold aus dem Jahre 1827.


    Donberger wurde am 11. Februar 1709 in Bruck/Leitha geboren. Am 16. Februar wurde er in der Brucker Stadtpfarrkirche auf den Namen Joannes Jacobus vom Stadtpfarrer Franz Kessler getauft. Georg ist sein späterer Klostername, er hat seine beiden Taufnamen abgelegt.
    Er besucht die Pfarrschule im Ort und wurde dort im Gesang, auf der Violine und der Viola d´amore ausgebildet. Ob er auch das Orgelspiel auf der Brucker Orgel erlernte, ist ungewiss, sicher ist, dass er es in Wien erlernte. Ebenso ist sein Interesse an Blasinstrumenten nachgewiesen, doch der Pfarrer verwährte ihm das Lernen, da sein körperlicher Zustand zu schlecht war.
    Die Stadtpfarrkirche in Bruck


    Um Allerheiligen des Jahres 1719 ging er nach Wien an das Jesuitengymnasium. Von den nächsten Jahren weiß man nur, dass er sich durch sein Violinspiel hervorgetan hat und vermutlich auch schon Bekanntschaft mit Caldara gemacht haben könnte.


    Im Jahre 1725, nachdem Johann Joseph Fux sein „Gradus ad Parnassum“ herausgebracht hat, legte Donberger Caldara Satzproben über dieses Werk vor. Caldara war von dieser Arbeit angetan und unterrichtete ihn in Komposition. Ende desselben Jahres, als er ein Philosophiestudium begann, wurde er in die vornehmsten Häuser Wiens eingeführt, vor allem wegen seines virtuosen Violinspiels. Er machte Bekanntschaft mit Graun, Conti, Badia, Benda und Quantz.
    Es wäre sogar denkbar, dass er 1723 an der Uraufführung von Fux´ Krönungsoper „Costanza e Fortezza“ teilnahm, als Violinspieler im Orchester.


    Im Sommer 1728 schließt Donberger sein Philosophiestudium ab und tritt, nach dem Vorbild seines Dorfpfarrers, ins Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg ein.
    Im Jahr 1733 wird er zum Diakon und ein Jahr später zum Priester geweiht.


    Im Jahre 1736 komponiert er für das Stift Göttweig eine große Messe, die sehr gut aufgenommen wird.


    Nachdem er schon in der Studienzeit ein Schuldrama komponiert hatte, erhält er 1737 den Auftrag das Schuldrama „Sanctus Eustachius Martyr“ für das Kremser Jesuitengymnasium zu komponieren. Aus der Chronik: „Beyfall einig seiner Art im Vergleich zu den übrigen erhielt die Rhetorikklasse… in der überaus geistreichen Darbietung des Hl. Martyrers Eustachius aufführte, sodass der Klostervorsteher von Göttweig (Donberger) sich mit unvergleichlichen Lobsprüchen hervorhub!“


    Im selben Jahr kam Bischof Graf Lamberg, der Donberger zum Priester weihte, nach Herzogenburg. Dort nahm er das Mittagsmahl unter Tafelmusik ein. Gesicher ist, dass Donberger die Musik dirigiert, ob es seine eigene ist, wird noch gerätselt!


    Im Jahr 1738 komponierte er für die Jesuiten in Linz das Schuldrama „S.Leopoldus“, dass im dortigen Jesuitengymnasium vor Erzherzog Leopold uraufgeführt wurde.


    Im Jahr 1740 starb Probst Leopold, für dem Donberger schon einige Applausi komponiert hatte. Er schrieb für diesen Anlass sein erstes Reqiuem.


    Sein Karrierehöhepunkt war sicherlich der Besuch der Kaiserin Maria Theresia in Melk im Jahre 1743.
    Im Stift wurde am 3.Juli eine prunkvolle Tafelmusik, sowie eine Messe aufgeführt. Donberger war der Komponist der beiden Werken und von der Kaiserin mit Lob bedacht. Die Tafelmusik kennt man als „Cantate auf die Kaiserin Maria Theresien für viele Singstimmen, Violinen, Viola, Horn, Clarinen, Tymp. und Cemballo“ Hier ist nur der Text erhalten, die Musik ist noch in den Klosterarchiven verschollen.


    Bald darauf, wir schreiben das Jahr 1746, komponiert Donberger die Musik zum Schuldrama „Michael Adolpho S.R.I.“ für die Jesuiten in Krems.
    Uraufgeführt wurde das Stück am 12.September 1746, wobei 3 Soprane, 1 Alt, 3 Tenöre und 1 Bass als Solisten auftraten. „Dies Schauspiel erhielt einen einzigartigen Beyfall von einem von überall herbeigeströmten gottesfürchtigen und vornehmen Publikum“, so die Chronik.


    Donberger galt als gütig, gebildet, freundlich und bescheiden. Als Ordensmann war er voll der Demut, streng gegen sich selbst und gütig zu den anderen, voll Eifer für die gottesdienstlichen Verrichtungen, so die Mangoldsche Biografie.


    Im Jahre 1747 wurde er zum Administrator in Ponsee ernannt. Ebenso plante er eine Reise nach Rom. Ob er sie je angetreten hat, ist ungewiss.


    1748 lässt sich eine Aufführung von Donbergers Te Deum nachweisen, da der Abt des Stifts Herzogenburg gestorben war.


    Zwei Jahre später, 1750, wurde er wieder nach Herzogenburg gerufen. Eine Visitation des Klosters durch einen Kardinal stand an und er sollte die Tafelmusik dazu komponieren. Er schrieb eine „Partitha“ mit doppelten Chor, Pauken und Trompeten.

    Stift Herzogenburg


    Wie bekannt Donberger damals, trotz seiner zurückgezogenen Lebensweise war, zeigt ein Librettotitelblatt: „Oratorium oder Büssender Seele Gedancken, eine in musikalische Dedicatio verfasset von dem Ehrwürdigen in Gott geistlichen Herrn Joanne Domberger… Can. Regulari und virtuoso Compositore.“
    Das Libretto ist komplett erhalten und es zeigt die angegebenen Rollen:
    Angelus-S
    Desperatio-A
    Peccatore-T
    Misericordia-T
    Christus-B
    Justitia-B


    Nach mehreren Rezitativ und Aria-Folgen schließt das Oratorium mit einem prachtvollen Chor. Uraufgeführt wurde es am Karfreitag 1756 im böhmischen Eger (!)


    Ab 1758 war er gesundheitlich angeschlagen, er versuchte sich mit Diäten zu regenerieren, was ihm aber nie gelingen sollte.
    Trotzdem nahm er sich Schüler, z.B. Joseph Krottendorfer (1741-1798) und Franz Joseph Aumann (1728-1797).
    In seiner Krankenphase entstanden u.a die große „Missa Dominus fortitudo meo“ (1759) und ein Stabat mater (1767)


    Im August diesen Jahres erkrankte er schwer. Sein letztes Werk, die Responserien zu Karwoche, konnte er gerade noch vollenden.


    Er starb am 2.April 1768, dem Karsamstag im Stift Herzogenburg.


    Seine Werke:
    60 Messen
    44 Offertorien und Motetten
    2 Stabat mater
    3 Requien
    4 Libera
    10 Introiti
    5 vollständige Vespernzyklen
    18 Psalmvertonungen
    4 Magnificat
    20 Hymnen
    19 Marianische Antiphonen
    3 Litaneien
    2 Sub Tuum Praesidium
    5 Te Deum-Vertonungen
    4 Veni Sancti Spiritu
    1 Miserere
    2 Asperges me/Vidi aquam
    3 Responserien
    31 deutsche Cantilenen und Arien
    8 Oratorien
    4 Schuldramen
    13 Applausi
    24 Instrumentalwerke (Tafelmusik, Sinfonias ua)
    2 weltliche Gesänge (ua ein Faschingslied)


    Eine CD mit Werken Donbergers und seinen Schülern ist mir bekannt, aber noch nicht in meinem Besitz, aber schon bestellt!

    cantus et musica freiburg, Leitung: Raimund Hug
    Inge Bidlingmaier und Dorothea Rieger, Sopran
    Sigrun Schell, Alt
    Clemens Flämig, Tenor
    Martin Baumeister, Bass
    Matthias Fischer und Norman Reaves, Konzertmeister
    Joachim Baumann, Orgel-Continuo


    Georg Prenner (nach 1500 – 1590):
    Ave verum


    Georg Donberger (1709 – 1768 ):
    Hymnus pro Festo Sancti Patris Augustini
    Vesperae de Beata Maria Virgine
    Dixit Dominus (Ps 110)
    Laudate pueri (Ps 113)
    Laetatus sum (Ps 121)
    Nisi Dominus (Ps 127)
    Magnificat (Lk 1,46 – 55)
    Cantilena de Venerabili Sacramento
    Duetto de Tempore »Diu noctuque«
    Te Deum


    Joseph Krottendorfer (1741 – 1798 ):
    Motetto »O Sancte venerande caeli cives«


    Franz Joseph Aumann (1728 – 1797):
    Regina coeli


    Ich hoffe ich konnte euch den großen unbekannten Meister ein bissl näher bringen!!


    LG joschi


    PS: Es gibt auch noch zwei Bücher über Donberger, von R.Hug, aus denen ich den Großteil der Informationen herhab!

  • Herzlichen Glückwunsch zu dieser schönen Eröffnung. Du hast wirklich sehr viel rausgekriegt bei Deinen Nachforschungen, was?


    Bin nur gespannt, wie viele der Taminos Herrn Donberger überhaupt kennen oder schonmal seine Musik gehört haben - ich darf mich leider nicht zu diesem erlauchten Kreis zählen.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Hallo!!


    Habe eine zweite CD mit seinen Werken finden können:


    Donberger:Missa "Dominus fortitudo",Te Deum
    +Scheibl: Orgelkonzert in F
    +Zechner:Cantilena de BMV
    +Tuma:Sonate in e
    Freiburger Domkapelle, Concilium Musicum Wien,
    Angerer



    LG joschi

  • Hallo!


    Mir ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Brucker Stadtarchiv einen Artikel über Donberger, der teilweise aus der Thread-Einleitung und einigen Ergänzungen besteht, für die Brucker Stadtnachrichten vorzuschlagen.


    Mit Erfolg!
    Dieser Artikel wird in der nächsten Ausgabe der Brucker Stadtnachrichten, die Anfang Juli erscheint, veröffentlicht und macht die heimische Bevölkerung (hoffentlich) auf ihn aufmerksam. (Juhu, meine erste Veröffentlichung)


    Ebenso bin ich am Suchen nach Noten von ihm, denn bei genügend Resonanz auf den Artikel werden vielleicht einige Werke in der Stadtkirche aufgeführt! Würde sich das, wenns was wird, wer anhören kommen?


    Hoffentlich wird das was!


    Das nur mal zur Info, damit ihr seht, dass ich nicht untätig war!


    LG joschi

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  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Mir ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Brucker Stadtarchiv einen Artikel über Donberger, der teilweise aus der Thread-Einleitung und einigen Ergänzungen besteht, für die Brucker Stadtnachrichten vorzuschlagen.


    Mit Erfolg!
    Dieser Artikel wird in der nächsten Ausgabe der Brucker Stadtnachrichten, die Anfang Juli erscheint, veröffentlicht und macht die heimische Bevölkerung (hoffentlich) auf ihn aufmerksam. (Juhu, meine erste Veröffentlichung)


    Gratuliert !!