Die Klavierwerke des finnischen Meisters nehmen in der öffentlichen Wahrnehmung eigentlich nicht einmal einen hinteren Platz ein, sie scheinen fast gar nicht zu existieren: Zu Unrecht, denn Sibelius hat nicht nur ein Violinkonzert, ein paar Symphonien und ein paar symphonische Dichtungen hinterlassen. Neben der Kammermusik kann sich auch die Literatur für Klavier sehen und hören lassen.
Stilistisch kommt das so daher wie L. Bernstein einmal Mahler beschrieben hat. Mit einem Bein im 19. und mit einem Bein im 20. Jahrhundert. Die spätromantischen Wurzeln sind klar auszumachen, ebenso aber die ersten Versuche harmonischer Befreiung. Atonal wird es jedoch nicht. Vielleicht beschreibt man es am besten als missing link zwischen der romantischen Welt Rachmaninoffs und den Werken von Prokofiev.
Mir liegt gegenwärtig nur eine Aufnahme vor:
Darauf enthalten unter anderem die 13 Klavierstücke, op. 76 und die Bagatellen, op. 34. Kein Stück länger als 3 Minuten, allesamt also Minuaturen, die aber im Vergleich zur Klaviersonate so wie die symphonischen Dichtungen im Vergleich zur großen Symphonie schlicht eine Verkleinerung sind. Die Melodien empfinde ich als sehr orginell, auch den "kühlen" Finnen meine ich herauszuhören.
Entscheidend ist aber die Leistung von Olli Mustonen, der sich - wieder einmal - als Freund seltenen Repertoires präsentiert und noch dazu als überzeugender Anwalt und erstklassiger Pianist. Mustonen beherrscht die ganze Palatte dynamischer Ausdrucksmöglichkeiten und Klangfarben, meistert auch die schwierigere Passagen mühelos und lässt keine Wünsche offen. Natürlich habe ich keinen Vergleich, deshalb kann die Bewertung nur begrenzt aussagekräftig sein:
Interpretation: (7-8 )
Klang: 8
XREZENSION