Mendelssohn - Werke für Klavier Solo

  • Ich grüße euch.


    Da ich mich mit der Klaviermusik Mozarts, Beethovens, Schuberts und Chopins bereits sehr gut auskenne, will ich mich nun in fernere Gefilde wagen.
    Bevor ich Brahms oder Liszts Klaviermusik durchnehme, will ich zuvor noch einen Abstecher in Mendelssohns Musik für Klavier Solo unternehmen.


    Bezüglich Mendelssohn ist mein Wissen das eines absoluten Anfängers. Ich kenne zwei Cello-Sonaten und seine italienische Symphonie, das wars dann aber auch schon.


    Mich wundert ein wenig warum Mendelssohns Solo-Klaviermusik hier im Forum noch überhaupt nicht behandelt wurde, wenn wir jetzt von den "Liedern ohne Worte" absehen.
    Ist sie tatsächlich so unbedeutend?
    Was ist mit den Sonaten, Variationen, Klavierstücken, sind das alles belanglose Frühwerke?
    Vielleicht könnt ihr mir ein wenig helfen und etwas Licht ins Dunkel bringen.
    Was muss man kennen, was sollte man besitzen?


    Ist die Naxos Reihe mit dem Pianisten Benjamin Frith empfehlenswert?
    Gibt es eine zufriedenstellende Gesamteinspielung sämtlicher Klavierwerke zum angemessen Preis?


    Oder kann man um Mendelssohns Solo-Klavierwerke getrost einen Bogen machen?



    mit Grüßen
    Christoph

  • Hallo Hayate,


    Ich finde die Klaviermusik Mendelssohns ganz wunderbar, obwohl ich auch nicht alles kenne... :D .
    Mancheiner mag, vor allem die kleineren Klavierstücke als etwas platt bezeichnen. In der tat zeichnen sie sich durch oft ausgeprägte Melodik und Einfachheit aus. Aber gerade das ist es, was für mich z.B. die "Lieder ohne Worte" so reizvoll macht.
    Ich habe die Naxos-Reihe mit Frith, und bin sehr zufrieden. Auch Vol.4 habe ich mir aus Amerika besorgen können (die schint hier vergriffen zu sein).
    Drei besondere Empfehlngen, die ich geben will:


    - Sechs Preludien und Fugen, Op.35 (Naxos Vol.1)
    - Albumblatt in e-moll, Op.117 (Naxos Vol.3)
    - Und last but not least das berühmte Rondo Capriccioso, Op.14 (Naxos Vol.3)


    Mehr fällt mir spontan nicht ein...es gibt aber noch vieles, vieles mehr...
    Wenn du nur die Cellosonaten und die Italienische kennst, dann empfehle ich übrigens für den ambitionierten Mendelssohn-Eisteiger noch:


    - Bühnenmusik zum Sommernachtstraum, Op.61
    - Die Hebriden - Ouvertüre, Op.26 :jubel:
    - Klavierkonzert Nr.1, Op.25
    - Violinkonzert, Op.64
    - Klaviertrio Nr.1, Op.49


    Das sind zwar alles schon fast "Schlager" der klassischen Musik, falls du sie aber noch nicht gehört haben solltest - dringend nachholen!!!


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    Drei besondere Empfehlngen, die ich geben will:


    - Sechs Preludien und Fugen, Op.35 (Naxos Vol.1)
    - Albumblatt in e-moll, Op.117 (Naxos Vol.3)
    - Und last but not least das berühmte Rondo Capriccioso, Op.14 (Naxos Vol.3)


    Mehr fällt mir spontan nicht ein...es gibt aber noch vieles, vieles mehr...


    Ohje, das beste hast du vergessen: Die "Variations serieuses, op.54" in d-Moll müssen ganz nach oben auf die "zu-hören"-Liste! ;)
    Da gibt es auch außerhalb der Naxos-Reihe sehr viele schöne Einspielungen...


    Gruß
    Karsten

  • Hallo Karsten,


    Ja, da hast du wohl recht...auch ein wunderbares Stück!
    Klar gibt es von allen genannten werken auch noch andere, großartige Einspielungen! Ich hatte nur gerade diese Naxos-Reihe zur hand, da Hayate darauf anspielte...zum einstig ist sie auf jedenfall geeignet..nicht zuletzt wegen des Preises... :D .
    Wie gesagt, es gibt noch vieles mehr, was sich lohnt anzuhören. Faktum est: Mendelssohn "geht runter wie Öl"... :yes:
    Viele Grüße,


    Raphael

  • Zitat

    Original von Karsten


    Ohje, das beste hast du vergessen: Die "Variations serieuses, op.54" in d-Moll müssen ganz nach oben auf die "zu-hören"-Liste! ;)
    Da gibt es auch außerhalb der Naxos-Reihe sehr viele schöne Einspielungen...


    Gruß
    Karsten


    Ich habe von Mendelssohn einmal Variationen im Radio gehört die knapp 20 Minuten dauerten, sind das die "Variations Serieuses" Op.54?
    Das Werk gefiel mir nämlich relativ gut.


    Die Musik zum Sommernachtstraum ist mir natürlich auch bekannt, ich vergaß.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Die Variations Serieuses gibt es zusammen mit Präludium und Fuge op. 35/1 und dem Rondo Capricioso in einer schönen Aufnahme mit Murray Perahia. Hier gewissermaßen als Beigabe zu den beiden Klavierkonzerten die Perahia hier mit der Acadamy of St. Martin in the Fields und Sir Neville Marriner eingespielt hat. Nun gut- nicht mehr ganz neu, aber Perahia ist der ideale Interpret für Mendelssohn. Alleine schon wegen der Klavierkonzerte lohnt sich die CD:




    Im übrigen recht günstig zu haben :D


    Es gehört zwar nicht ganz hierher, aber Mendelssohns Klavierkonzerte scheinen sich im Augenblick wieder größerer Beliebtheit zu erfreuen: Elisabeth Leonskaja und Ragna Schirmer haben beide Neueinspielungen vorgelegt.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo Hayate,


    Warscheinich eher nicht...meine Einspielung von op.54 dauert ca.13 min...
    Ich kenne auch kein Klavierstück von Mendelssohn, welches 20min dauert...ausser vielleicht die Klaviersonaten.


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Die Variations sérieuses sind Mendelssohns Hauptwerk für Klavier solo. Das zwölf bis fünfzehn Minuten lange Werk ist eines der formal geschlossensten und abgerundetsten Variationswerke des 19. Jahrhunderts. Es zeichnet sich durch eine wunderschöne Ausgewogenheit der Stimmführung, ausdruckvolle Polyphonie und Chromatik, eine große Vielfalt der Stimmungen, eine im klassizistischen Rahmen reiche Virtuosität und eine starke Gesamtwirkung aus.


    Es gibt sehr gute Aufnahmen von Murray Parahia, Alfred Brendel, Alicia de Laroccha und - in einer besonders hohen Spielkultur - von Matthias Kirschnereit. Von ihm hörte ich das Werk schon, als er sechzehn Jahre jung war und bei "Jugend musiziert" teilnahm. Der Eindruck war bereits damals überwältigend.

  • Hallo!


    Ich habe eine recht spezielle Frage zu einem Klavierstück zu Mendelssohn, aber ich denke, dass sie nun wieder nicht so speziell ist, dass ich mich damit gleich an das "Spezialistenforum"wenden müsste.


    Es geht um Mendelssohns Präludium und Fuge in e-Moll, op.35 Nr.1, insbesondere die Fuge. Die Fuge mündet nach einer extremem Steigerung in einen Choral. Mendelssohn bezeichnet diese Stelle dann auch ausdrücklich als "Choral", aber er gibt nicht an, um welchen Choral es sich genau handelt (sofern es sich denn um einen zumindest damals bekannten Choral handelt). Der Überlieferung nach schrieb Mendelssohn die Fuge am Sterbebett bzw. in Erinnerung an einen sehr guten Freund.


    Die Praxis, Choräle in seine Werke einzubauen, wandte Mendelssohn ja auch in Orgelwerken (dort nichts überraschendes) und in Orchesterwerken (Oratorien, Reformationssinfopnie) an. Dort ist aber meistens offensichtlich bzw. angegeben, welcher Choral gerade Verwendung findet.


    In Musikführern wird meist ausgeführt, dass es sich bei op.35, Nr.1 um einen "erfunden" Choral handele. Nun meinte ein anderer Forumier in einer Diskussion außerhalb dieses Forums, dass es sich um Auszüge aus "Ein feste Burg ist unser Gott" handele. So richtig überzeuigt bin ich von dieser Meinung (noch) nicht.


    Weiß da jemand mehr dazu?


    Gruß
    Karsten

  • Die schönste Einspielung der Variations sérieuses, die ich kenne, stammt von Nikita Magaloff, aus seinem auch sonst sehr hörenswertem Konzert vom 27.4.1991 aus Bellinzona und ist beim Ialienischen Label Aura erschiene, also ab etwa 3 EUR zu haben.



    (Bei Orfeo gibts auch einen Konzertmitschnitt von den Salzburger Festspielen, ich glaube 1969, wo er die Sonate op. 106 spielt, die ich aber leider nie zum Anhören in Hände bekommen habe.)


    Erstaunlich ist es, dass es kaum Aufnahmen der drei Klaviersonaten gibt! Eine Ausnahme stellt Frederic Chiu (hmf) dar: die gibt es derzeit sehr billig bei *** .



    Die Naxos-Aufnahmen haben nir nie so gefallen.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

    Einmal editiert, zuletzt von a.b. ()

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von a.b.
    Erstaunlich ist es, dass es kaum Aufnahmen der drei Klaviersonaten gibt! Eine Ausnahme stellt Frederic Chiu (hmf) dar: die gibt es derzeit sehr billig bei *** .




    Und genau dort hatte ich sie mir gekauft.


    Die früheste der drei Klaviersonaten ist die in g-moll op. 105 von 1821 in stilistischer Nähe zu den Streichersymphonien [auch zu Haydn], die Mendelssohn ebenfalls als Dreikäsehoch komponiert hatte. Wahrscheinlich die besten Werke, die je ein Zwölfjähriger komponiert hat?


    1826/27 sind dann (immer noch im Teenager-Alter) die Sonaten E-dur op. 6 und B-dur op. 106 entstanden. Beide sind Reminiszenzen an Beethovens späte Sonaten. Die B-dur-Sonate hat absichtlich die Opuszahl 106 zu Ehren von Beethovens B-dur-Sonate. An das Original reicht sie freilich nicht heran, mir ist sie aber dennoch die liebste von den dreien. Mendelssohn zog aber seine E-dur-Sonate vor, die sich an Beethovens op. 101 orientiert.


    Die Sonaten, wie auch die Präludien und Fugen und die Variations serieuses, mein Lieblingsklavierwerk von Mendelssohn, sind sicher alle interessanter als die populäreren „Lieder ohne Worte“.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Mendelssohns Klavirmusik,


    Neben den wohl bekanntesten Kalvierker Mendelssohn "der Lieder ohne Worte" genießen, die übrigen Klavierkompositionen Mendelssohn ein Schattendasein. Die Preludien und FUgen op, 35 sind oben schon gewürdigt worden. Mit freude habe ich vor kurzem die 3 Caprices op. 33 kennen gelernt. Wohl am schwächsten scheint mir Nr.1 zu sein! Nach den eineitenden Arppegios entfaltet sich ein buntes Treiben.


    Schon besser hat mir Nr. 2 gefallen. Mendelssohn versteht es ind disem Stück eine abwechslungsreiche stimmung zu erzeugen. Ein Hauch Beethoven umgibt diese Stück.


    Doch eine ware Freude ist Nr.3 nach den düsteren Einleitungstakten, entfaltet sich nach guter Mendelssohn "Elfen-Manier" ein trubulentes Treiben, dass sehr wahrschenlich Liszt "Gnomenreigen" als Pate zur verfügung stand!


    Gruß
    Niko

  • Zitat

    Original von a.b.
    Erstaunlich ist es, dass es kaum Aufnahmen der drei Klaviersonaten gibt! Eine Ausnahme stellt Frederic Chiu (hmf) dar: die gibt es derzeit sehr billig bei *** .


    Hallo,


    dann möchte ich hier noch unbedingt folgende CD mit M Kirschnereit erwähnen, die (äußerst preisgünstig) bei Arte Nova erschinenen ist!



    (rec. 2000)


    - Klaviersonate B-Dur, op. 106
    - "Variations sérieuses" in d-moll op. 54
    - Trois Fantaisies ou Caprices op. 16
    - Fantasia in fis-moll "Sonate Écossaise" op. 28



    Werke und Interpretation haben mir immer sehr gut gefallen!
    (nur das Cover ist etwas merkwürdig)


    Gruß pt_concours



    PS Übrigends die "Variations sérieuses" spieltendoch eine Reihe der großen Piansiten! Spontan fallen mir da S. Richter, V. Sofronitzky, A. Brendel oder V. Horowitz ein.
    Eine weitere GA der Klavierwerke MENDELSSOHNs stammt übrigends vom britischen Pianisten M. Jones :



    Ich kenne diese CDs nicht, aber seine GA der Klavierwerke DEBUSSY ist:
    :jubel: :jubel: :jubel:

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Gerade erschienen sind zwei neue CDs mit Klaviermusik von Mendelssohn.
    Zunächst eine Solo-CD mit dem Hamburger Pianisten Sebastian Knauer:



    Er spielt u.a. eine Auswahl der "Lieder ohne Worte", die Variations sérieuses sowie Werken, die überhaupt noch nie eingespielt wurden.
    Knauer spielt ganz unaufgeregt und immer mit der nötigen Tiefe, die Mendelssohns Werke trotz ihrer Brillanz besitzen.


    Eine neue CD mit Klaviermusik zu vier Händen gibt es vom Duo Tal/Groethuysen:



    Darauf zu hören ist das Oktett sowie die erste Sinfonie. Mendelssohn bearbeitete die Werke selbst für Klavier vierhändig. Bei der ersten Sinfonie kommen noch eine Violine und ein Cello dazu.



    LG, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    Eine neue CD mit Klaviermusik zu vier Händen gibt es vom Duo Tal/Groethuysen:



    Darauf zu hören ist das Oktett sowie die erste Sinfonie. Mendelssohn bearbeitete die Werke selbst für Klavier vierhändig. Bei der ersten Sinfonie kommen noch eine Violine und ein Cello dazu.


    Wieso muß die drei Tage, nachdem ich die Edition mit dem LSQ bestellt habe, erscheinen...?


    :boese2: :motz: :rolleyes:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von pt_concours
    dann möchte ich hier noch unbedingt folgende CD mit M Kirschnereit erwähnen, die (äußerst preisgünstig) bei Arte Nova erschinenen ist!



    Werke und Interpretation haben mir immer sehr gut gefallen!
    (nur das Cover ist etwas merkwürdig)


    Naja, das zeigt einen attraktiven Mann im schicken Überzieher ... manche Damen im Geschäft lassen sich da viel geschmackloser fotografieren.


    Diese CD gefällt mir auch, trotz modernem Klavier - Kirschnereit macht das sehr, sehr gut, auch sein früher Brahms hat mir gut gefallen. Schade, daß er nicht mehr Mendelssohn gemacht hat.

  • Im Bereich Mendelssohn-Klaviermuisk gibt es erfreuliche Nachrichten. Der britische Frühromantikspezialist Howard Shelley macht sich an eine Gesamteinspielung Mendelssohns Klavierwerke. Teil 1 ist soeben erschienen:



    Shelley wählt offensichtlich eher einen chronologischen Ansatz für die Zusammenstellung der Integrale, denn Teil 1 enthält das fis-Moll Capriccio Op.5, die Sonate Op. 6, die 7 Klavierstücke Op. 7 und den ersten Band der Lieder ohne Worte Op. 19b. Allerdings ist die Auswahl nicht streng chronologisch, denn das Rondo capriccioso Op. 14 , und die Fantasien Op. 15 und Op. 16 wurden zugunsten von Op. 19b auf später verschoben. Vernünftigerweise wie ich finde, denn so ergibt sich ein guter Querschnitt durch die verschiedenen Genres innerhalb Mendelssohns Klaviermusik. Das fis-Moll Capriccio ist ein Virtuosenstück, das sich aber reichlich mit Fugentechnik ausstaffiert hat - eine sehr effektvolle Piece. Die E-Dur Klaviersonate Op. 6 ist die einzige Klaviersonate, die Mendelssohn drucken ließ. Sie orientiert sich in vielerlei Hinsicht an Kompositionsmodellen des spät(er)en Beethoven, klingt aber dennoch rein mendelssohnisch. Ein sehr liebenswertes Werk, das wohl zwischen die Mühlsteine Beethoven und Schubert auf der einen Seite und Schumann und Chopin auf der anderen Seite geraten ist. Die Sammlung an Klavierstücken Op. 7 ist das erste Beispiel neobarocken Komponierens überhaupt und kombiniert mehrere an Bach geschulte Fugen und Präludien mit Charakterstücken romantischer Prägung - ein stark unterschätztes Opus wie ich finde. Der erste Band der Lieder ohne Worte ist sicher der Teil der Aufnahme, der vielen bereits bekannt sein dürfte. Zur Zeit erscheinen recht viele Neuaufnahmen dieser Preziosen, aber sollte die Qualität von Shelley so durchgehalten werden prophezeie ich Referenzstatus. Es macht sich eben bezahlt, dass Shelley ein Frühromantikexperte ist. Die Kombination aus Leichtigkeit und Gefühl macht ihm so schnell keiner nach. Bewundernswert ist der Einsatz seines Rubatos, das nicht von der Warte des Klavierspielers aus gesetzt wird (wie etwa bei Korstick) sondern sich an der Atemtechnik des imaginierten Sängers orientiert. Fazit: sehr empfehlenswert.

  • Danke, Accuphan, für die Links! Ich habe ebenfalls die ersten drei von Dir genannten Aufnahmen, aber habe bis jetzt im Forum noch nicht darüber geschrieben, da die "Discoveries" und die "Rarities" sozusagen Spezialliteratur für fortgeschrittene Mendelssohnianer darstellen und vollständig aus Mendelssohn-Ersteinspielungen zusammengesetzt sind. Selbstverständlich war ich bei Erscheinen dieser CDs hellauf begeistert, allerdings muss ich sagen, dass ausschließlich die von Mendelssohn selbst erstellte Klavierversion des Scherzos und des Notturnos aus dem Sommernachtstraum wirklich von Interesse für die "Allgemeinheit" ist. Die neue CD "Mendelssohn con fuoco" beinhaltet nur bereits bekanntes und eingespieltes Material. Ich werde mir diese Doppel-CD wahrscheinlich nicht zulegen, da Prosseda, bei aller Dankbarkeit für seine Mendelssohnforschung, mich als Pianist weniger begeistert als manch anderer Kollege, der sich zur Zeit mit Mendelssohn beschäftigt (z.B. Howard Shelley).

  • Wirklich wunderschön ist diese CD hier (ich mag ja die "Variations serieuses" ganz besonders) mit der großartigen Alicia de Larrocha:



    Ansonsten sind die "Variations serieuses" überragend gespielt von Horowitz und auch Sofronitzky - bei Jean-Yves Thibaudet dagegen sollten sie besser "Variations brillantes" heißen. Die "Lieder ohne Worte" von Horowitz schätze ich sehr (es gibt leider nur einzelne, meist Zugaben), weil er sie nicht biedermeierlich brav spielt, sondern zeigt, wieviel fast schon Schumann verdächtige Phantastik da drin steckt.


    Beste Grüße
    Holger

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Wirklich hörenswert sind die Variations serieuses auch von Rudolf Serkin, erhältlich in dieser Sammelbox:



    Wirklich bezwingend. Allerdings rutscht er - wie so viele Kollegen - in der letzten Variation aus. Die scheint wirklich unfassbar schwierig zu spielen zu sein.

  • Jetzt habe ich Unsinn geschrieben! Die Vs sind ja eh von Horowitz auf der CD (1946er Aufnahme) - das 1.te Klavierkonzert - ebenfalls auf dieser CD - spielt Serkin (ganz grandios!).

  • Jetzt habe ich Unsinn geschrieben! Die Vs sind ja eh von Horowitz auf der CD (1946er Aufnahme) - das 1.te Klavierkonzert - ebenfalls auf dieser CD - spilet Serkin (ganz grandios!).


    Lieber Felix,


    die Konzerte mit Serkin hat mein verehrter Lehrer immer als die besten gelobt. Und sie fehlen immer noch in meiner Sammlung. Oh je.... :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Felix Meritis hat mich mit dem Mendelssohn-Virus infiziert.
    Seit einiger Zeit habe ich die abgebildete CD in meiner Sammlung - ungehört mit ein paar hundert anderen.
    Man mag fragen, warum ich mehr CDs kaufe als ich momentan hören kann, dabei ist die Antwort ganz einfach am Beispiel dieser CD erklärt: Sie ist bereits gestrichen, ich habe das vorletzte oder letzte Exemplar ergattert.
    Derzeit höre ich die berückend schöne Klaviersonate op posth 106. Die Sonate ist keineswegs, wie die hohe Opuszahl und posthume Veröffentlichung suggerieren könnte, ein Spätwerk Mendelssohns, sie ist vielmehr ein Werk des 18 jährigen, entstand also schon 1827. Mendelssohn hielt sie nicht für veröffentlichungswürdig - und hielt sie zurück. Die Sonate ist überaus eingängig und lässt als Vorbild Carl Maria von Weber erahnen. Demnächst werde ich die weiteren Stücke dieser CD hören. Die von Felix empfohlene CD mit Klavierwerken ist bereits auf meiner Oktober- Bestelliste gelandet......

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    ich mag diese Sonate auch sehr gerne. Sie gefällt mir besser als die weitaus öfter eingespielte E-Dur Sonate op. 6. Strukturell hat gerade der erste Satz von Mendelssohns op. 106 viel mit der Hammerklaviersonate gemein, weshalb ein Witzbold nach Mendelssohns Tod diesem Werk (auch in B-Dur) die Opuszahl 106 verpasst hat. Heraushören tue ich keine Ähnlichkeiten, denn das ist reinster Mendelssohn. Aber ähnliches gilt auch für die beiden frühen Streichquartette op. 12 und 13.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Na ja, lieber Felix, ich habe diese Sonate jetzt seit längerem nicht mehr gehört, obwohl ich die Aufnahme seit ihrem Erscheinen in meiner Sammlung habe. Die Eröffnung lässt, nicht nur wegen der Tonartgleichheit, sondern auch wegen des Rhythmus, der Dynamik und des Themas mich doch unwillkürlich an die Eröffnung der Hammerklaversonate denken. Es gibt ja noch mehr solche Beispiele, z. B. die ersten sieben Töne im Hauptthema des ersten Satzes des Klavierkonzertes Nr. 24 C-dur KV 503 von Mozart, die der Marseilläise entlehnt sind. Deswegen soll ja die Urheberschaft Mendelssohns im Falle der B-dur-Sonate keineswegs in Frage gestellt werden, wie auch die Urheberschaft Mozartsdes C-dur-Konzerts nicht angezweifelt wird. Vielleicht hat er ja die Hammerklaviersonate gehört und ist von der Eröffnung des Kopfsatzes inspiriert worden. Im übrigen bin ich bei dir. Auch mir gefällt die Sonate außerordentlich.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Na ja, lieber Felix, ich habe diese Sonate jetzt seit längerem nicht mehr gehört, obwohl ich die Aufnahme seit ihrem Erscheinen in meiner Sammlung habe. Die Eröffnung lässt, nicht nur wegen der Tonartgleichheit, sondern auch wegen des Rhythmus, der Dynamik und des Themas mich doch unwillkürlich an die Eröffnung der Hammerklaversonate denken. Es gibt ja noch mehr solche Beispiele, z. B. die ersten sieben Töne im Hauptthema des ersten Satzes des Klavierkonzertes Nr. 24 C-dur KV 503 von Mozart, die der Marseilläise entlehnt sind. Deswegen soll ja die Urheberschaft Mendelssohns im Falle der B-dur-Sonate keineswegs in Frage gestellt werden, wie auch die Urheberschaft Mozartsdes C-dur-Konzerts nicht angezweifelt wird. Vielleicht hat er ja die Hammerklaviersonate gehört und ist von der Eröffnung des Kopfsatzes inspiriert worden. Im übrigen bin ich bei dir. Auch mir gefällt die Sonate außerordentlich.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    Lieber Willi,


    dass Mendelssohn die Hammerklaviersonate mit 18 kannte ist vollständig belegbar und zweifellos ist das Thema als Hommage an Beethovens op. 106 gedacht. Aber das Stück klingt doch in weiterer Folge völlig anders? Gemeinhin wird so getan, als ob Mendelssohns Sonate von Beethoven quasi abgekupfert wäre, was schon anhand der unterschiedlichen Dimensionen äußerst fragwürdig ist. Mit 18 hatte Mendelssohneine extreme Beethovenphase, in welcher er auch sein Streichquartett op. 13 komponierte, dass auf die späten Quartette Beethovens zurückgreift (z.B. op. 132 und 130).

  • Zitat

    Felix Meritis: Aber das Stück klingt doch in weiterer Folge völlig anders?

    Natürlich, lieber Felix, da gebe ich dir völlig Recht. Ich höre in der Sonate viel "Singbares" des Vokalkomponisten, auch in der Durchführung des Allegro vivace, dass er einen geistigen Vater namens Bach hatte, und ich meine auch Einiges vom späteren Mendelssohn zu hören, dem Komponsiten des Sommernachtstraums, der "Schottischen" Symphonie. Ich denke, es ist ein erstaunlich reifes Werk, was aber eigentlich bei Mendelssohn wiederum so erstaunlich ja gar nicht ist.
    Übrigens mal etwas Anderes, auch Tasteninstrument, Solo; Kennst du diese Box :?: :

    Der Organist, Rudolf Innig, hat Jahrzehnte als Leiter der Musikschule an meinem Wohnort Coesfeld/Westfalen, gewirkt und in der Zeit Einiges an Orgelwerken aufgenommen, neben Mendelssohn u. a. Schumann, Rheinberger, Nowowiejski, Lachner, Messiaen und Parker.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    ich muss mich entschuldigen, denn ich hatte Deinen Beitrag völlig übersehen! Nein, ich kenne diese Box nicht, die Werke allerdings sehr gut. Wirklich sehr empfehlen kann ich diese überaus günstige Gesamteinspielung:


  • Lieber Felix,


    mir ist bei der Durchsicht der von dir vorgeschlagenen Gesamtaufnahme aufgefallen, dass sie nur aus drei CD's besteht. Innigs GA besteht aus vier CD's, und das liegt daran, dass es offenbar von den sechs Sonaten op. 65 Frühfassungen gibt, die Innig ebenfalls aufgenommen hat.
    Ich habe auf jeden Fall die Aufnahmen schon mal in meinen Einkaufskorb gepackt, ist ja ein Schnäppchenpreis, und die Hörbeispiele sind vielversprechend.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose