Stellt Euch mal ein Treffen von Händel und Bach vor....

  • Seit geraumer Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wie es gewesen wäre, hätten Händel und Bach sich tatsächlich getroffen und nicht andauernd "verpasst".


    Wie wäre ein solches Treffen verlaufen? Wären sie Freunde? Konkurrenten? Würde vielleicht sogar grundsätzlich Verschiedenes zwischen ihnen stehen?


    Gibt es Korrespondenz zwischen den beiden? Ist bekannt, ob der eine des anderen Musik schätzte / mochte?


    Ich bin gespannt auf Eure Antworten!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Hallo Masetto,


    Bach sagte einmal sinngemäß: "Wenn ich nicht der Bach wäre, dann würde ich der Händel sein wollen."


    Sicher hat hier jemand das Originalzitat parat.


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zu diesem Thema gibt es sogar ein Theaterstück: "Mögliche Begegnung der Herren Bach und Händel im Jahre 1747" von Paul Barz. Vorletztes Jahr wurde es an der Uni Potsdam aufgeführt, und im Internet entdeckte ich Fotos der Produktion.

  • ...und ein Hörspiel. Aber vielleicht beruht das Hörspiel auf dem Theaterstück? Jedenfalls macht sich Händel über den gewendeten Rock von Bach lustig...


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • Hallo,


    näheres zum Hörspiel:


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    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    Original von Armin Diedrich
    Zu diesem Thema gibt es sogar ein Theaterstück: "Mögliche Begegnung der Herren Bach und Händel im Jahre 1747" von Paul Barz. Vorletztes Jahr wurde es an der Uni Potsdam aufgeführt, und im Internet entdeckte ich Fotos der Produktion.


    Ich weiß zwar leider nicht mehr, wie das Stück genau hieß (Mögliche Begegnungen?) und weres geschrieben hat, aber ich hatte es vor einigen Jahren mit Hans Joachim Kulenkampff im frankfurter Fritz Remond Theater gesehen. Kuhlenkampf war großartig als Bach! Oder hat er den Händel gespielt...? hm... war immerhin schon 1997...

  • Also früher hatte ich auch mal darüber nachgedacht, bzw. bedauert dass es nie dazu kam.


    Aber Heute wundert mich das überhaupt nicht mehr, außerdem glaube ich, dass man sich von so einem "imaginairen Treffen" viel zu viel verspricht.


    Denn wie würde das aussehen: Bach, ein Provinzmusiker der einem Weltstar gegenübergestellt wird.
    Beide sind in vollkommen unterschiedlichen "musikalischen Branchen" tätig.
    Beide haben vollkommen anderen Umgang, Bach im besten Fall mal mit Adligen, ansonsten der Rat der Stadt Leipzig.
    Händel hingegen verkehrt mit den Fürsten Europas und im Gegensatz zu seinen Musikerkollegen darf er sogar an der Fürstentafel Platz nehmen.


    Was hätten diese beiden Männer sich zu sagen ? ich vermute mal nichts.
    Bach komponierte ja auch noch hoffnungslos rückständig - man vergleiche nur mal was um 1730 in Dreden für Musik erklang - ich glaube kaum das Händel wirkliches Interesse an Bachs Musik gehabt hat.
    Vielleicht vom pädagogischem Wert her, aber für seine eigenen Arbeiten wäre das doch eher ein Rückschritt gewesen.


    Bach hätte wohl davon profitieren können, aber er lehnte ja die neuen Musiktherorien von Rameau ab und von den Musikern die in seiner Nähe wirkten - wie z.B. Johann Adolf Hasse ließ er sich ja auch kaum beeinflussen.
    Obwohl er nachweislich bei der Aufführung der "Cleofide" in Dresden war.
    Wieso sollte er dann ausgerechnet bei Händel eine Ausnahme machen ?


    Das Treffen fand deshalb nicht statt, weil es dafür einfach keinen Grund gab.

  • Bach besaß einige Werke Händels in Abschrift (u.a die Brockes-Passion und einige der frühen italienischen Kantaten) und es wird überliefert, dass er seine Musik durchaus schätzte.
    Meines Wissens ist praktisch keien Äußerung Händels über Bach bekannt. Es gibt Leute, die irgendwie signifikant finden, dass Händel, der sich ja dem Brauch der Zeit gemäß oft großzügig bei anderen Komponisten bediente, niemals etwas von Bach abgekupfert oder sonstwie verwendet hat. Ob man daraus jetzt besonderen Respekt oder eher ein distanziertes Verhältnis schließen soll, weiß ich nicht.
    Größere Textteile der Johannespassion basieren auf dem Passionstext von Brockes, allerdings etwas bearbeitet (und daher nicht ganz so grauenvoll ;)); aber dieser Text wurde ja von vielen Komponisten vertont.


    @Lullist: Händel war auch nicht gerade neumodisch; er hat sich auch nicht dem galanten oder frühklassischen Stil angepaßt, aber eben durch die Entwicklung des englischsprachigen Oratoriums in seinen letzten 20 Lebensjahren eine eigene Marktnische geschaffen und beherrscht.



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ...das wäre [zumindest in der Lautschrift] ein Backhendl...


    :rolleyes:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Guten Abend


    Bach versuchte mehrmals mit Händel persönlichen Kontakt aufzunehmen. Erstmals 1719 reiste Bach nach Halle um Händel zu besuchen. In einer frühen Bachbiografie berichtet schon Forkel über mehrere Versuche Bachs, Händel -beide übrigens Mitglied der "Sozietät der musikalischen Wissenschaften"- zu treffen, leider mißlang dies immer. Ob der weltläufige Händel wirklich großen Wert darauf legte, einen Kantor oder Provinzmusicus zu treffen, bleibt unbekann, Bach jedenfalls legte mehr Wert auf eine solche Begegnung.
    Was sie sich wohl erzählt hätten ?
    Vielleicht, dass beide sich Anfang 1700 für die Nachfolge Buxtehude in Lübeck interessierten und auf Grund eines Passuses im Arbeitsvertrag -der Amtsinhaber sollte die schon ältliche Tochter Buxtehudes heiraten !- von einer ernsthaften Bewerbung Abstand nahmen =)


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Sagitt meint:


    Auf das Stück von Barz, meines Wissens gibt es auch eine Hörspielversion, wurde bereits hingewiesen.


    Vor Jahr und Tag habe ich einmal,zusammen mit dem Osterchorsteinway in Bremen, so ein Treffen arrangiert.Reizvoll, jeweils die Stärken aufeinanerprallen zu lassen- das Weltläufige Händels gegen die Tiefe Bachs. Da gab es verschiedene Gelegenheiten, ein wenig Reibung zu erzeugen.Familienvater gegen Hagestolz. Und Ironie, bei aller Unterschiedlichkeit, hatte sie den gleichen Kurpfuscher, der ihre Augen endgültig ruinierte. Das kleine Stückchen wurde in Bremen einige Male mit nettem Erfolg aufgeführt und hat Spielern und Publikum ziemlichen Spass gemacht.

  • JR:


    Zitat

    Bach besaß einige Werke Händels in Abschrift (u.a die Brockes-Passion und einige der frühen italienischen Kantaten) und es wird überliefert, dass er seine Musik durchaus schätzte.


    Ja, in Emanuel Bachs "Rangliste" der von Bach präferierten Komponisten taucht Händel auf, allerdings "unter ferner liefen".
    Auffällig ist, daß Bach von Händel nur Werke besaß bzw. eigenhändig abschrieb, die NICHT zu den Hochleistungen des Komponisten zählen obohl sicher auch in der Messestadt Leipzig anderes hätte verfügbar sein können.


    Händel wiederum, der sich aus dem Fundus anderer Komponisten geradezu hemmungslos bediente, scheint keine einzige Note von Bach gekannt zu haben.


    Alles andere zu dem Thema hat der Lullist in geradezu enzyklopaedischer Ausührlichkeit hier dargelegt, wofür ich ihm herzlich danke !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Also stell ich mir das Treffen vor....


    Bach
    Gott zum Gruß, mein lieber Händel, Wie geht's denn?


    Händel
    Mein lieber Bach - was soll ich sagen? Mich quält ein Abszeß, ich will nicht sagen wo.


    Bach
    Sie sind wieder einmal zu lang auf der Orgelbank gesessen, mein Lieber!


    Händel
    Wem sagen Sie es. Aber lassen Sie uns von was Anderem reden als von unserem Beruf. Haben Sie immer noch diese scheußlichen Kopfschmerzen?


    Bach
    Sind weg. Stellen Sie sich vor: Kaum hatte ich die neue Perücke - Kopfschmerzen wie weggeblasen.


    Händel
    Ein Mirakel. Ganz formidabel!


    Bach
    Und benötigen Sie immer noch Klistiere zur Erleichterung?


    Händel
    Gott Lob nicht mehr, mein lieber Bach. Das wär' ja eine Katastrophe angesichts des Abszesses. Stellen Sie sich vor, ein Apfel am Tag ersetzt das Klistier, sage ich Ihnen.


    Bach
    Und mögen Sie Äpfel?


    Händel
    Ich präferiere im Grunde die Birne. Aber der Apfel entfaltet bei mir die bessere Wirkung.


    Bach
    Nehmen Sie da eine bestimmte Apfelsorte?


    Händel
    Mir schmecken am besten die italienischen. Aber auch unsere eigenen sind nicht übel. Übrigens hat meine Köchin jüngst Schweinernes mit Äpfeln bereitet. Deliziös sage ich Ihnen.


    Bach
    Das muß ich auch einmal versuchen. Sie haben nicht zfällig das Rezept mit?


    Händel
    Ich bedauere. Nur ein Largo zu einer neuen Opera hab ich eingesteckt.


    Bach
    Zu schade. Aber da geht's Ihnen wie mir. Ein Blatt mit meinen Noten hab ich allzeit mit. Aber die wesentlichen Dinge vergesse ich andauernd.
    Im übrigen, mein lieber Händel, seien Sie mir nicht böse, ich muß wieder an meine Arbeit. Es wollen ein paar Fugen geschrieben werden.


    Händel
    Sie sagen es, mein lieber Bach. Auch ich sollte mir längst einen Comes haben einfallen lassen. Aber heut wird's werden. Bis bald also, und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau Gemahlin ganz herzlich.


    Bach
    Kompliment, lieber Kollege. Wenn wir einander das nächste Mal begegnen, muß ich Ihnen unbedingt ein Rezept für Kapaun in französischer Soße mitbringen. Köstlich. Aber vergessen Sie mir nicht auf das Rezept für Schweinernes mit Äpfeln. Also mit Gott.


    Händel
    Sie bekommen das Rezept, lieber Bach, versprochen. Und nun mit Gott.


    :hello:

    ...

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  • Man hat sich wohl mir "er", "ihr" etc. angesprochen.
    Aber wenn ich mir das subjektiv vorstelle, erlaube ich mir eine kleine Modernisierung altbekannter Gesprächsinhalte bei Komponistentreffen. :D
    :hello:

    ...

  • Ich will jetzt nicht auch noch kleinlich an Deinem schönen Beitrag rumnörgeln, aber ergibt sich nicht der Comes aus dem Dux von selbst - zumindest ohne dass einem was Besonderes dazu einfallen müsste?


    Im Großen und Ganzen ist natürlich dem Lullisten und dem Kulturjournalisten voll und ganz zuzu-
    :jubel:
    -eln.