Langfristige 'Wertung' von Einspielungen

  • Salut,


    wie ist es bei Euch mit der persönlcihen [!] 'Wertung' von Aufnahmen, die Ihr vor einigen Wochen oder Monaten erstmals hörtet, damals für hinreißend, turbogeil, ultimativ hieltet? Die ihr x-mal 'gedreht' habt, weil ihr einfach nicht die Ohren voll bekommen konntet...


    Irgendwann wird die CD durch eine andere Neuentdeckung abgelöst* - und dann?


    Wird die vielgelobte Einspielung einfach abgehakt, gar als langweilig empfunden oder bleibt sie mit aller Begeisterung in dieser Erinnerung?


    Wie ergeht es Euch da?


    ?(


    Fragt
    Ulli


    [SIZE=7]*abgesehen von Pauls Volksliederbearbeitungen durch Beethoven[/SIZE]

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    Was fuer ne Frage. Ich denke, dass ich Haydns Volksliederbearbeitungen bis meinem Tode sehr, seeehr oft hoeren werde. Meine Antwort braucht also kein weiteres Kommentar.
    Und Dein Kyrie, Klavierkonzert und Klarinettekonzert werde ich auch nicht schnell im Schrank stellen. Das ist ja meine "Wachaufmusik".


    LG, Paul

  • Lieber Pavel,


    es geht mir nicht eigentlich um sogenannte Dauerbrenner, sondern - wie ich es auch oben beschrieb - um Einspielungen, die durch andere abgelöst werden.


    Daß Du täglich mit meiner Musik erwachst, ehrt mich zutiefst. Das tue nichtmal ich... :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    in der Regel läuft es bei mir mit den wirklich "turbogeilen" Sachen so:


    Wenn ich mich für die neue Einspielung begeistern kann, tritt die alte erstmal deutlich in den Hintergrund. Ich erfreue mich dann halt an den Qualitäten der neuen Aufnahme. Vergleichendes Hören zwischen den Aufnahmen kommt dann zeitnah eigentlich nie vor. Ich meine ja, die alte Einspielung noch gut im Ohr zu haben, insofern findet der Vergleich gleichsam zumindest unterbewußt statt. Irgendwann tritt dann auch die neue Aufnahme aus dem Fokus.


    Dann gibt es diese Tage, wo ich vor dem Regal stehe, mir den Kopf kratze und denke: Oh man, echt lange nicht mehr gehört, greife dann zur alten Aufnahme, die zwar in der Regel ganz anders klingt, wie ich sie in Erinnerung habe :rolleyes:, mir aber trotzdem viel Freude bereitet.


    Indes kommt es manchmal vor, dass eine Aufnahme auch vollkommen aus dem Rennen ist (wobei, mal abwarten :D). In der Regel existieren die Aufnahmen aber mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander, da sie halt unterschiedliche Facetten beleuchten.


    Gruß
    Sascha

  • Salut Antracis,


    bestünde die Möglichkeit für Dich, Vergleichsaufnahmen einmal auszuklammern? Es gibt doch zahlreiche Werke, von denen es nur eine [oder wenige] Aufnahmen gibt. Dein Beitrag spiegelt schon durchaus das wieder, was ich mir so dachte, aber kannst Du es dennoch einfach auf Aufnahmen von Werken beziehen, die Du nur in einer Version besitzt? Es ginge also im Prinzip um das "Ausstechen" von Werken selbst inkl. deren Interpretation.


    Hm, kompliziert auszudrücken, was ich meine...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Es muss schon eine Menge passieren bis mich eine Aufnahme richti begeistert - eher blüht dieliebe langsam auf, als daß sie schlagartig eintritt.


    Wie auch immer: Wenn eine Einspielung mich erst mal gefangengenommenhat, dan tut sie es (zumeist) fürs Leben. Neueres tangiert mich in der Regel dann kaum mehr....und WENN, dann behelligt das meine Liebe zur "älteren" Aufnahme in keiner Weise....


    mfg


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • habe auch so gewisse Konstanten in Pop, Jazz und Klassik, Stücke, die ich vor 20 Jahren schon gehört habe und die ihren Reiz behalten.


    Die aus meiner Sicht beste Musik, die ich kenne, ist aus dem Pop, und sie ist mein Favorit, seit ich sie vor was ich ich wieviele Jahren zum vierten oder fünftenmal gehört habe.


    Aber es kommt Neues dazu, zur Zeit vor allem Klassik, da ich durch die Mitgliedschaft in diesem Forum schon einige Neuanschaffungen getätigt habe (vor allem die Gesamtwerke von Bach und Mozart), die gehört und entdeckt werden wollen. Die alten Favoriten verlieren dann zwar an "Marktanteil", da ich sie nicht mehr so oft höre, aber nicht an Gunst.


    Eine neuer Hit - z.B. zur Zeit eigentlich zwei, das Requiem von Mozart und die h-moll-Messe von Bach, die ich bis dahin noch nie in einen Zusammenhang gestellt habe, werden hintereinanderweg gespielt, vielleicht sogar zweimal an einem Abend, und beide begeistern mich.


    Dann geht es in die Konzentration, sozusagen die Essenz der Musik. bestimmte Titel werden mehrfach wiederholt, bis ich glaube, mich an ihnen "sattgehört" zu haben - für den Augenblick. Diese Favoriten - in der h-moll-Messe vor allem das Kyrie eleison und das Gloria, beim Requiem je nach Stimmung unterschiedlich Rex tremendae, Recordare oder Confutatis - werden dann rausgezogen auf Festplatte und zusammen mit Pop- und Jazz-Stücken im Wechsel auf eine CD gebrannt, die ich dann im Auto höre. Absoluter Hedonismus, völlig theoriefern - ggg


    Und im nächsten Monat wartet vielleicht etwas anderes. Im Dezember hatte ich einen Hänger bei Händels Sonate für musikalisches Uhrwerk, das ich was weiß ich wie oft gehört habe, inzwischen gehört es zur Kategorie "alte Favoriten". Trotzdem werde ich es wieder hören, es steht nur nicht mehr so im Vordergrund.

  • Eine CD-Aufnahme eines klassischen Werkes, die mich einmal richtig begeistert und voll überzeugt hat, wird ewig zu meinen Favoriten gehören.


    Eine neue Aufnahme des betreffenden Werkes wird es dann schwer haben diese zu übertreffen.
    Kann aber durchaus vorkommen.


    :D Beispiel "aus meinem Leben gegriffen":
    Eine CD-Aufnahme (die eventuell früher sogar als LP vorlag) hat mich jahrelang begeistert und ich war voll zufrieden.
    Irgendwann kaufe ich mir wegen einer überzeugenden Empfehlung (zum beispile bei TAMINO) dieses Werk doch in einer anderen Aufnahme und stelle fest, dass da doch "noch mehr drinn war".


    So geschehen bei Berlioz: Symphonie fantastique mit Solti (Decca) - von der CD bin ich mehr als 10Jahre überzeugt gewesen, nachdem ich schon vorher mehrere Aufnahmen (LP) vorher besessen hatte (auch die Markevitch-DG-Aufnahme war dabei).
    Irgendwann war dann hier bei TAMINO die Rede von Bernsteins-CBS-Aufnahme von 1964. Die hatte ich mir dann parallel mit maik bestellt.
    :jubel: Als die CD eintrudelte und in meinem Player "gedreht" wurde, war ich "platt" und werde es für alle Zeiten sein.


    --------------------------------------


    :hahahaha: Seit musicophil werden hier alle CD´s "gedreht".

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Meinen ersten Debussy-Diskus drehte ich damals immer und immer wieder, denn er enthaelt meine Debussy-Einstiegsdroge, die "Deux Arabesques". Die Tasten bewegte Paul Crossley.


    Dann wurde mir irgendwann der Tastendruecker ABM empfohlen und der Crossley war erst einmal "out of rotation". Spaeter kam Mister soft & cool, Thibaudet, dazu. Beide wurden und werden auch heute noch immer wieder mit dem Laser gekitzelt.


    Heute habe ich die Crossley-Kugel (die CD ist eine Kugel!!!) mal wieder mit in den Kugelbeweger gelegt und war doch sehr ueberrascht. Also Crossley is back, man.... :D


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von teleton
    Seit musicophil werden hier alle CD´s "gedreht".


    Hallo Teleton,


    Die CDs drehen im CD-Spieler. Der Spieler liest die Daten ein, verarbeitet sie und schickt sie zum Verstaerker. usw. :D


    LG, Paul

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  • Hallo!


    Zitat

    wie ist es bei Euch mit der persönlcihen [!] 'Wertung' von Aufnahmen, die Ihr vor einigen Wochen oder Monaten erstmals hörtet, damals für hinreißend, turbogeil, ultimativ hieltet? Die ihr x-mal 'gedreht' habt, weil ihr einfach nicht die Ohren voll bekommen konntet...


    Viele Ersteindrücke stimmen bei mir schon. Bei den Puritani hab ich mir eher zufällig DIE Aufnahme gekauft. (Freni/Pavarotti/Muti/Rom 1969) Seitdem sind 5 weitere Puritani hinzugekommen und keine hat mir diese Aufnahme aus dem Gedächtnis brennen können.
    Es ist bei mir prinzipiell selten eine ultmative Aufnahme zu finden, da ich eigentlich immer was zum Meckern finde.
    Wenn das wirklich mal der Fall sein sollte, bleibt diese Aufnahme auch lange DIE Aufnahme. Wenn überhaupt gibt es dann nur eine, die mir gleich gut gefällt....


    Zitat

    Wird die vielgelobte Einspielung einfach abgehakt, gar als langweilig empfunden oder bleibt sie mit aller Begeisterung in dieser Erinnerung?


    Kommt bei bei mir stark auf das Stück an. Da ich als eher junger Klassikhörer erst seit einigen Jahren intensiv höre und mich lange Zeit auf das verlassen musste, was meine Eltern im Regal hatten, bleiben einige der für mich "alten" Aufnahmen eher als sentimentale Highlights im Gedächtnis.
    Andere Aufnahmen werden eher aus meinem Gedächtnis gelöscht und wiederum andere, die ich mal für Unverzichtbar hielt, hör ich mir nicht mehr an, weil sich mein Geschmack so radikal gewandelt hat. (Barbiere-Suitner dt. früher mein Lieblings-Rossini, heute einer der für mich schlechtesten Rossini-Aufnahmen, die ich habe)


    Ich befinde mich (so schätze ich mich ein) noch in der Kennenlern und Experimentierphase, es kann sich daher noch viel an meinem Geschmack ändern, sodass ich mir noch nicht sicher bin, was Ultimativ ist. Prinzipiell ist bei mir jeder Eindruck ein momentaner, bleibende bleiben (noch) nicht lange haften.


    LG joschi

  • Wenn ich eine Aufnahme finde, die meinen Favoriten bis dahin in allen Punkten 'schlägt', dann gibt es auch keinen Grund mehr für mich die alte Version zu hören. In der Regel höre ich ja nicht jeden Tag dasselbe Werk, und wenn ich es dann höre will ich mich schon mit dem besten Begnügen.


    Was anderes ist es aber, wenn es um gewisse Stellen geht. Es gibt manchmal Stellen auf die ich mich besonders freue beim Hören des Stückes. Und da kann es passieren, dass diese Stelle in der besseren Aufnahme gar nicht mehr so toll klingt. Darum betonte ich auch, sie müsse schon in allen Punkten besser sein. Und das ist bei solch einer innigst geliebten Stelle dann sehr schwer...


    Ich denke ich werde dann kurzfristig entscheiden was mir in dem Moment wichtiger ist; Die tolle Stelle oder das Stück als Ganzes, verzichtend auf die tolle Stelle (oder Stellen). :untertauch:



    Aber als Beispiel für eine in allen Punkten bessere Version; ich bekam vor kurzem eine Aufnahme von Mozarts KV 505 zugeschickt mit Silvia Sass als Sängerin und András Schiff am Klavier. :jubel: Die alte Aufnahme wurde seitdem nicht mehr gehört.



    C.

  • Zitat


    Irgendwann wird die CD durch eine andere Neuentdeckung abgelöst* - und dann?


    Wird die vielgelobte Einspielung einfach abgehakt, gar als langweilig empfunden oder bleibt sie mit aller Begeisterung in dieser Erinnerung?


    Hallo,


    das passiert bei mir auch gelegentlich, daß eine bis dato unangefochtene Aufnahme eines Werkes mal von einer anderen abgelöst wird. Die alte wird dann keineswegs entsorgt - sie bleibt sehr gut, nur nimmt sie fortan eben Platz 2 ein. Und sie wird auch hin und wieder angehört, wenn man genug vom neuen Top-Favoriten hat.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões