Anton Bruckner: Sinfonie Nr 7 in E-dur - die Einzige

  • Liebe Klassikfreunde,




    Das Atribut "Die Einzige" stellt nicht etwa ein Superlativ dar, auch ist es kein Hinweis darauf daß Bruckner lediglich eine Sinfonie geschrieben hätte, sondern es ist in der Tat die einzige Sinfonie aus seiner Feder, die unkorrigiert blieb.
    Bruckner behauptete von einem Freund, der ihm im Traum erschienen sei, inspiriert worden zu sein, er habe ihm ein Thema diktiert.
    Während Bruckner an der Sinfonie arbeitet, erfährt er vom Tod Richard Wagners, worüber er nach eigener Aussage sehr weinte. Dann arbeitetet er im 2. Satz eine Trauermusik für den verstorbenen Meister ein.


    Die Siebte zählt als die beliebteste Sinfonie Bruckners, was ich, ganz gut nachvollziehen kann. Persönlich konnte ich mich lange nicht mit Bruckner anfreunden, aber die 4. und die 7. überzeugten mich sofort, jede aus verschiedenen Gründen. Die Leuchtkraft der siebten ist unübertroffen.
    Geschrieben in Wien 1882/83 fand die Uraufführung am 30. Dezember 1884 in Leipzig statt, den Durchbruch schaffte das Werk aber erst einige Monate später, bei der Münchner Erstaufführung unter Hermann Levi.


    Hier kann nun über das Werk und seine Interpreten geschrieben , gelobt und gelästert werden



    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bruckners 7. war auch mein "Einstieg" in die Sinfonik des Meisters und zwar war das 1979, beim letzten Konzert, das Karl Böhm in Berlin gab.
    Der Dirigent, damals schon recht gebrechlich und die meiste Zeit im Sitzen dirigierend, fuhr trotzdem an allen "wild herausfahrenden" Stellen
    wie von der Tarantel gestochen hoch, um die "Forte-Stellen" im Stehen zu dirigieren: ein unvergessliches Erlebnis. Wahrscheinlich ist Böhm als Bruckner-Dirigent deshalb unterschätzt, weil er nicht alle Werke des Komponsiten eingespielt hat.



    Zu Beginn der 80ger war es Giulini, der das Werk wundersam zum Leuchten brachte. Seine Einspielung halte ich nach wie vor sowohl in aufnahmetechnischer wie auch interpretatorischer Hinsicht für1. Referenz, und niemand, der sich intensiver mit der Komposition auseinandersetzen will, kommt daran vorbei:



    (derzeit wohl nur gebraucht lieferbar !)


    ausser der sehr schönen Einspielung Chaillys (ca. 1985) und derzeit nur im "Gesamtpaket " lieferbar vermochten mich jüngere Aufnahmen (zuletzt hörte ich die Philippe Herreweghes) weniger zu überzeugen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred,


    ich hatte, glaube ich, wohl auch schon erwähnt, dass ich Bruckner erst spät zu schätzen gelernt habe. Der Begeisterung eines Freundes konnte ich absolut nicht folgen. Nun gut - das ist Geschichte, und Bruckner höre ich zwischendurch jetzt auch.


    Die 7. dabei in der mir liebsten Einspielung (wie auch die 8.) unter Hans Rosbaud und dem Orchester des Südwestfunks von 1957 (gab es mal äußerst günstig bei 2**1, jetzt nur noch in Verbindung mit Kafkas Verwandlung als Hörbuch).



    Unvergleichlich klar, transparent, schwungvoll und 'modern' spielt er hier.


    Einigermassen gespannt war ich auf Herreweghe, aber abgesehen von einigen durchaus schönen Stellen, reisst er mich nicht vom Hocker.


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Das Atribut "Die Einzige" stellt nicht etwa ein Superlativ dar, auch ist es kein Hinweis darauf daß Bruckner lediglich einen Sinfonie geschrieben hätte, sondern es ist in der Tat die einzige Sinfonie aus seiner Feder, die unkorrigiert blieb.


    Das stimmt nicht. Bruckner hat die Symphonie 1883 vollendet und nach der ersten Aufführung am 30. Dezember 1884 (unter Nikisch) im folgenden Jahr stark überarbeitet bzw. geändert. Es gibt lediglich ein Manuskript dieser 1885 vollendeten Fassung (publiziert von Gutman) - in der viele der alten 1883-Passagen nicht mehr enthalten sind zum Teil sind handschriftliche Veränderungen eingefügt. Nach aktuellen Forschungsstand sind alle Veränderungen jedoch auf Anweisung Bruckners erfolgt, beeinflusst von Schalk, Loewe und Nikisch.


    Insgesamt sieht es aus:


    1885: Gutmann-Edition der geänderten Symphonie
    1944: Haas-Edition der angeblichen Orginalsymphonie von 1883 (besonders auffällig ist der Wegfall der Schlagzeug-Passagen)
    1954: Nowak-Edition - Eigentlich Nachdruck der Haas-Edition, allerdings mit alternativen Tempo- und Dynamikanweisungen in Klammern. Werden diese nicht berücksicht, klingt Nowak, wie Haas. Allerdings hat Nowak die Schlagzeugpassagen drin gelassen.


    Natürlich gibt es deshalb auch 3 Versionen die man haben muss :D


    Für die Haas-Version:



    Für die Gutmann-Version:


    Jochum mit den Berliner Philharmonikern (DG)


    Für die Nowak-Version:


    die schon erwähnte Einspielung von Giulini.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo Thorsten


    Natürlich haben Nikisch und Schalk "Verbesserungen" vorgenommen, daß dies jedoch mit Bruckners Billigung geschah (mein Gott, was billigte der eigentlich nicht :stumm:;) ) war mit bis dato unbekannt.


    Ich bin aber recht froh, wenn kleinere oder größere Fehler meiner Texte korrigiert werden. Es ist ja tatsächlich schwer möglich zu allen Themen die Quellen zu überprüfen, die ja ihrerseits oft, bei aller Seriosität vor Fehlern strotzen.


    @Big Berlin Bear


    Tatsächlich wundert es mich, daß Böhm nicht alle Bruckner Sinfoniene eingespielt hat, eigentlich ist er ein Idealfall. Ich verfüge auch über die von Dir angezeigte CD der Siebten - Wahrscheinlich kam Böhm nicht zum Zug, weil Eugen Jochum damals als Bruckner-Spezialist übermächtig war, ich erinnere mich an ein Konzert Jochums in Wien (einer Böhm-Hochburg ;) ) wo es nicht enden wollende Standing Ovations für ihn gab .




    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred schrieb:


    Zitat

    Tatsächlich wundert es mich, daß Böhm nicht alle Bruckner Sinfoniene eingespielt hat


    Ja. in den 60gern/70gern hatte Jochum sozusagen das "Bruckner-Monopol", aber nicht zuletzt deshalb, weil er als einziger Dirigent zum damaligen Zeitpunkt mit beinahe allen Bruckner-Sinfonien auf internationalen Podien präsent war. Giulini, für mich auch einer der ganz großen Bruckner-Deuter, beschränkt sich ebenfalls nur auf eine Auswahl.


    Eine wichtige Aufnahme der 7. legt auch George Szell vor:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,
    zunächst mal danke für den Hinweis auf die Szell-Einspielung - von der wusste ich gar nichts! Mal sehen, ob die noch irgendwo zu haben ist!
    Wundern tut mich, dass noch keiner die Klemperer-Einspielung erwähnt hat, die wurde doch schon mehrfach auch in diesem Forum als unbestrittene Referenz bezeichnet und steht seitdem auf meinem Wunschzettel ganz oben!
    Ich besitze von der 7. vier Einspielungen:
    Karajan - WPO
    Wand - BPO
    Chailly- Berliner RSO
    Solti - CSO
    Alle vier finde ich empfehlenswert, wenn ich eine Reihenfolge aufstellen müsste, wäre es die obige. Die Böhm-Einspielung fände ich auch interessant, ebenso, wie mich eine Jochum-Einspielung reizen würde.
    Nach der 4. ist die 7. Symphonie sicher meine Lieblingssymphonie von Bruckner, weil sie sich ähnlich leicht dem - noch unerfahrenen - Klassik-Hörer erschließt. Die ersten drei Sätze sind für mich mit das begeisterndste an klassischer Musik, was ich kenne. Ich fand allerdings immer schon, dass der vierte Satz kompositorisch den ersten drei nicht ebenbürtig ist - ihn fand ich immer etwas zu lang (-atmig) geraten.
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • achim.cremerius schrieb:


    Zitat

    Wundern tut mich, dass noch keiner die Klemperer-Einspielung erwähnt hat


    Gemessen an den Einspielungen Böhms, Szells, Giulinis lässt die Klemperer-Einspielung, (ich bin wirklich "Fan" dieses Dirigenten) doch
    Wünsche offen: Da wo Giulini "transzendiert", wirkt Otto bloß fahl und da wo Szell die rhythmische Seite der Partitur ausspielt, lässt Otto nur klemperermässig lärmen und NUR DAS als Plus ist mir für die 7. Bruckner einfach zu wenig.


    ebenfalls Beachtung verdienen:
    Lovro von Mataicic mit den "Pragern" in 1970, ein Live-Mitschnitt, der dem Werk nichts schuldig bleibt:



    auch Karajans und Soltis 7. können sich hören lassen.


    Insgesamt gibt es von der "7." eine erfreuliche Anzahl inspirierter und schätzenswerter Einspielungen, bei den anderen Sinfonien des Meisters fällt die Beute leider deutlich magerer aus.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Achim Cremerius schrieb:


    [zitat]Die Böhm-Einspielung fände ich auch interessant, ebenso, wie mich eine Jochum-Einspielung reizen würde.[/zitat]


    Hallo Achim, über Böhm zu schwärmen unterlass ich in diesem Fall, ich weise lediglich darauf hin, daß diese Aufnahme aus der Serie "Galleria" mich in Sachen Tontechnik positiv überrascht hat, besser als erwartet jedenfalls, besser als ich DGG im Schnitt in Erinnerung habe.


    Zudem solltes Du bedenken, daß wie mir scheint, die Serie langsam aber sicher, im Schwinden ist.



    Beste Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo,
    noch eine Ergänzung zur Szell-Einspielung:
    Ich hatte sie mir über amazon bestellt. Heute ist sie angekommen - und ich musste feststellen, dass sie, obwohl von 1968, in Mono aufgenommen ist! Mag auch der künstlerische Wert nennenswert sein - Mono mag ich nun gar nicht! Das ist so wie ein Oel-Gemälde auf einem Schwarz-Weiß-Foto...
    Schade!(soll aber kein Vorwurf an BBB sein)
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Das dürfte auch noch bei manchen Festspieldokumenten aus den 70er-Jahren so sein. Ich habe sie jetzt gerade nicht bei der Hand, aber eine Gilels-Cd (Liszt, Schubert) ist auch in Mono. Mögliche Erklärung: Eine Veröffentlichung war nicht geplant, die Konzerte wurden aber mglw. im Radio übertragen und die Empfangsgeräte waren in vielen Haushalten vor einigen Jahrzehnten noch Mono. Aber besser klasse mono als schlechtes Stereo - oder gar künstliches Stereo.

    Gruß,
    Gerrit

  • Ich glaube, man kann sagen, dass so gut wie alle Live-Mitschnitte aus Salzburg Rundfunkübertragungen des ORF sind (müsste auf den CD-Hüllen auch irgendwo aufscheinen). Ich kann mich nicht erinnern, wann der Umstieg auf Stereo erfolgte (er war gleitend, ab ca. 1968 gab es Stereo-Sendungen im ORF, aber wann sie auch bei Live-Aufnahmen damit begonnen haben, weiß ich nicht mehr), auf jeden Fall dürfte er um ca. 1973/74 abgeschlossen gewesen sein.


    Sowie heutzutage im Fernsehprogramm einzelne Sendungen als Dolby-Surround-Übertragungen gekennzeichnet sind, waren damals im Radioprogramm die Stereosendungen gekennzeichnet!


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo



    Als Mravinski-Fan möchte ich diese Doppel-Cd zwar eigentlich schon empfehlen, aber von der martialischen Bruckner 7 bin ich enttäuscht. Mravinski hat sogar in der Instrumentierung rumgepfuscht, so daß das Leningrader Blech noch mehr unschönen lärm macht.


    Gruß aus frankfurt

  • Guten Tag, BigBerlinBär,


    suche Aufnahmen von Bruckners 7. und 5.
    Habe den Link auf Deine Erfahrungen mit BÖHM und GIULINI gelesen und bin sehr verwundert. Was Böhm angeht, kann ich leider nichts dazu sagen, evtl. wäre die 7. mit ihm mal ein Versuch. Komischerweise kann ich mir Böhm gar nicht als Brucknerianer vorstellen ... merkwürdig, weiß auch nicht warum. Aber Giulini habe ich selbst schon sehr früh gehabt und ihn kaum gehört. Ganz i.G. war es wahrscheinlich sogar ein Grund, warum ich Bruckner bisher nicht so spannend fand. Denn Giulini läßt die Wiener schlapp und zu butterig daherkommen. Keine Spannung, kaum Dramatik, merwürdiges Aneinanderreihen! Geht für mich gar nicht! Never! Sorry about. Ich schätze das Skrowazcewski, Haitink, Rosbaud evtl. sogar Harnoncourt und so wie aussieht Günther Wand mit den Berlinern eine wahlich gute Wahl sind. Und vielleicht Böhm. Damit hast Du mich neugierig gemacht.
    Danke für diesen Tipp --- und: gibts die noch überhaupt? Und: Benjamin Cohrs spricht noch von Walter, den ich bei Bruckners 9. umwerfend charmant im Tempo und in der Gesamtarchitektur empfinde. Aber ich denke, diese Aufnahme gibt es leider nicht mehr, oder?


    Herzlichen Gruß
    Michel

  • Mein Einstieg zu Bruckner war die 9. in einem Konzert im Klagenfurter Konzerthaus die mich ( mit ausnahme des dazukomponierten 4. Satz ) auf Anhieb gefangen hielt und begeisterte. Dann dauerte es einige Zeit bis ich mich davon löste und mich auch den anderen widmete. Die 7. kam an dritter Stelle ( nach der 8.: Der Schlusssatz ist ein Wahnsinn, ebenso der langsame ) und hat mich vor allem durch ihre Erhabene, "Leuchtende" Ausstrahlung überzeugt. Höre meistens die Wand-Aufnahme mit dem Kölner-Rundfunkorchester ( SWR ).

  • Hallo Michel


    Die Böhm Aufnahme der 7. (und auch der 8,.)iin der Serie Gallerie gibt es noch vereinzelt - an sich scheint Universal die Serie aufzulassen. Beeilung wäre also angesagt.



    Zitat

    Danke für diesen Tipp --- und: gibts die noch überhaupt? Und: Benjamin Cohrs spricht noch von Walter, den ich bei Bruckners 9. umwerfend charmant im Tempo und in der Gesamtarchitektur empfinde. Aber ich denke, diese Aufnahme gibt es leider nicht mehr, oder?


    Gerade in letzter Zeit habe ich relativ viele Wiederveröffentlichungen mit Bruno Walter gesehen. (offensichtlich ganz neu aufgelegt ??)
    Ob da Bruckner dabei ist, weiß ich noch nicht.


    Wenn alles klappt, kannst Du bald mit Benjamin Cohrs direkt hier im Forum diskutieren. Seit einigen Tagen ist er bereits hier als Mitglied angemeldet. (Mitgliederliste, Seite 2)


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke vielmals, "Caesarius",
    Bestellung mit der 7. unter Böhm ist raus. Falls die nicht so ansprechend die Sammlung erweitert wie erhofft, werde ich auf WANDs letzte umsteigen. Schaun mer mal. Da ich die Bruckner-Geschichten eher abwechslungsreich halten wollte und schon "leider" einen Schwerpunkt bei Skrowaczewski - zumindest bei den ersten Bruckner-Sinfonien - besitze und eben die 8. und die 9. u.a. von WAND, würde ich mir den o.g. "Ausreisser" mal antesten wollen. Bin da zuversichtlich. Wenns anders läuft und wie überhaupt, kommt dann demnächst.
    Als Neuling muss ich ja mal hier allen Anwesenden und Moderatoren ein dickes Lob für diesen flotten und inspirierenden Forumraum aussprechen. Ich freue mich sehr über diese Online-Entdeckung. Dachte schon, ich wäre recht allein mit dieser Klassik-Sucht ... meine Liebsten und Freunde halten mich mittlerweile schon für ein bisschen "schräg" ...
    puuh!


    Michel grüßt

  • Der Ausreißer sei Dir verziehen! 8) Aber Wand würde ich in jedem Fall empfehlen. Herreweghes Einspielung hört man natürlich unschwer an, dass er aus der "historischen Ecke" kommt. Ein sehr transparentes Klangbild, durchhörbar bis in den letzten Winkel. In jedem Fall eine Bereicherung für denjenigen der schon "seine" Siebte gefunden hat. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!


    Grüße Christian :yes: :yes:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich höre gerade die 7. unter Giulini und obwohl ich Bruckners Sinfonien sehr liebe, hat mich der zweite Satz überrascht und mehr gerührt als irgendetwas, was ich bislang von Bruckner gehört habe :jubel:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Hallo Forianer,


    eine der besten Interpretationen dieser Sinfonie gelang den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Karajans letzte Aufnahme, sozusagen als sein Vermächtnis:




    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Ich kenne viele der genannten Aufnahmen. Harnoncourt mit den Wiener Philharmonikern gefällt mir besonders gut.


    Zwei meiner Favoriten wurden bisher noch gar nicht genannt, vielleicht zu Recht (?), oder vielleicht ist es nur Geschmackssache (?):


    Kreizberg mit den Wiener Symphonikern
    Sinopoli mit der Staatskapelle Dresden


    Ich bin erstaunt zu lesen, dass die Siebte die beliebteste Bruckner-Symphonie wäre. Meine Lieblingssymphonie von Bruckner ist sie nicht, habe aber wieder mal große Lust bekommen, sie gleich zu hören, sobald ich zu Hause bin.



    P. S.: Ich bin jetzt von Kreizberg doch nicht mehr so überzeugt. Meine Hörvorlieben scheinen sich zu ändern und vom (nur) Schönklang abzukommen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zu Bruckner 7. fällt mir spontan nur ein Wort ein: KLEMPERER!



    Niemand versteht es, dieses ergreifende Adagio so eindrucksvoll und tiefsinnig zu zelebrieren, wie dieser große alte Maestro mit seinem Philharmonia Orchestra!


    Alles andere, was ich an Aufnahmen kenne, reiht sich demütig irgendwo dahinter ein.



    In diesem Sinne grüßt Euch:


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Ich bin erstaunt zu lesen, dass die Siebte die beliebteste Bruckner-Symphonie wäre. Meine Lieblingssymphonie von Bruckner ist sie nicht, habe aber wieder mal große Lust bekommen, sie gleich zu hören, sobald ich zu Hause bin.


    Lieber Gerald,


    by the way, was ist Deine persönliche, ultimative Brucker-Lieblingssymphonie? :D




    So, in den letzten Tagen habe ich ausgiebig die Siebte gehört. Folgende Aufnahmen standen dabei zur Auswahl:


    Solit mit dem CSO


    Chailly mit dem Berliner RSO


    Wand mit dem Kölner RSO


    Wand mit dem BPO


    Herreweghe mit dem Orchestre de Champs-Elysee


    Als Zwischenfazit schon einmal soviel: Herreweghe sagt mir nicht zu. Zwar ist das Klangbild transparent, aber Herreweghes Bruckner wirkt auf mich als hätte er Anämie- den Streichern fehlt Glanz. Der melodische Reichtum der die Siebte doch eigentlich auszeichnet kommt kaum- um nicht zu sagen überhaupt nicht zur Geltung. Dem Adagio fehlte jegliche Spannung, es plätscherte so dahin. Die tiefe, monumentale Trauer, die Chailly und Wand aus diesem Totengesang sprechen lassen können- bei Herreweghe wirkt dieser Satz bleich, blass und leer. Vielleicht kennt ja noch jemand diese Aufnahme und empfindet genau das Gegenteil?


    Wie geht es Euch mit der Siebten Symphonie?


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Meine liebsten Symphonien von Bruckner sind 2, 5, 7, 8, 9, und mein Favorit vielleicht die Fünfte.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo


    Zitat

    ..., aber Herreweghes Bruckner wirkt auf mich als hätte er Anämie- den Streichern fehlt Glanz.


    Kunststück, sein Orchestre des Champs-Elysées spielt ja auch auf alten Instrumenten mit Darmbespannung (oder besser Besaitung, sind ja keine Tennisschläger ;) ).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo



    Kunststück, sein Orchestre des Champs-Elysées spielt ja auch auf alten Instrumenten mit Darmbespannung (oder besser Besaitung, sind ja keine Tennisschläger ;) ).


    Weiß ich :D Vielleicht ist der Ausdruck auch unglücklich gewählt, jedenfalls denke ich nicht, dass ich Herreweghes Siebte- nur wegen des HIP-Instrumenariums blutleer finde. Darüber muss ich nochmal eingehend meditieren.:angel:


    Was mir übrigens beim Hören von Chailly aufgefallen ist - und was mich ein wenig erstaunt: Chailly spielt im zweiten Satz (Takt 177) den berühmt-berüchtigten Beckenschlag. Was eigentlich heute unüblich ist, und nicht dem Willen des Komponisten entspricht, (wenn ich richtig informiert bin) denn der hatte an besagter Stelle in der Partitur später ausdrücklich "gilt nicht" vermerkt, und ich finde zu Recht. Der Effekt des Schlagwerks an dieser Stellle ist ein theatralischer, und will für mein Empfinden so überhaupt nicht zur Grundstimmung dieses Satzes passen


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo Christian,


    endlich wird einmal der berühmte Beckenschlag angesprochen. Es hat mich gewundert, daß die Diskussion um Bruckners 7. bisher um den "Beckenschlag herum" geführt wurde ;) .


    Zur Geschichte des Beckenschlags, genauer: Zum Einsatz des Beckens, der Triangel und der Pauke ist anzumerken, daß Bruckner diese Änderungen wahrscheinlich auf Anraten von Arthur Nikisch nach der Uraufführung hinzugefügt hat. Später hat Bruckner die Änderung durch ein "gilt nicht" widerrufen.


    Natürlich kommt der 2. Satz ohne das Schlagwerk aus, aber die überwiegende Mehrzahl der Dirigenten in meinen Aufnahmen läßt ihn mit spielen: U.a. Giulini, Karajan, Rattle, Haitink, Klemperer, Jochum, Böhm. Gielen verzichtet aufs Becken, läßt aber die Pauken spielen.


    Einer der ersten, der auf das Schlagwerk verzichtete, dürfte Bruno Walter gewesen sein. In seiner ganz hervorragenden Aufnahme von 1961, die ich zweifelsfrei zu den schönsten und ergreifendsten der Sinfonie zähle, erreicht er auch ohne Beckenschlag und Co. eine Intensität, die ich selten höre. Mit einer Spieldauer von 19'25'' unterbietet er ferner so gut wie alle anderen Dirigenten. Leider scheint die Aufnahme momentan nicht erhältlich zu sein.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    die Aufnahme von Bruno Walter würde mich sehr sehr interessieren ....


    Ich habe die Geschichte mit dem berühmt-berüchtigten Beckenschlag noch einmal nachgeschlagen, also (ich zitiere):


    Am 10. Januar 1885 schreibt Bruckners Schüler Joseph Schalk seinem Bruder Franz:


    "Du weißt vielleicht nicht, daß Nikisch [Arthur Nikisch, der Dirigent der Leipziger Uraufführung und ein früher Vereher Bruckners] den von uns ersehnten Beckenschlag im Adagio sowie Triangel und Becken durchgesetzt hat was uns unbändig freut [!!!!!!]


    Bruckner gab zwar dem Vorschlag nach und klebte einen Streifen mit den ergänzenden Stimmen für Pauke, Triangel und Becken an den rechten Rand der entsprechenden Autographenseite, setzte aber als Ausdruck seiner Zweifel sechs Fragezeichen dahinter. Später tat er ein übriges, strich die Fragezeichen aus und schrieb statt dessen über das Ganze "gilt nicht", wie Norbert schrieb.


    Damit wären wir bei der alten Frage "Was gilt der Wille des Komponisten?" Warum hat Bruckner solchen Vorschlägen nachgegeben? Vielleicht weil das die einzige Chance seine Werke je aufgeführt zu sehen? Und dabei weist die Siebente noch vergleichsweise wenige dieser "Verbesserungen" auf.


    Verwundert hat mich, dass Chailly diesen Beckenschlag dirigiert- weil er eigentlich einer anderen Generation angehört als Karajan, Böhm, Jochum und Klemperer. Andererseits was gegen das Generationenargument spricht: Wand dirigiert den Beckenschlag nicht. In keiner seiner Einspielungen.


    Sagt an Brucknerfreunde: Wie haltet Ihr es mit dem Beckenschlag?


    Also: Ich halte ihn für absolut verzichtbar, er stört das in diesem Klagegesang nur. Theatralisch und überflüssig. :kotz:


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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