Die Heirat wider Willen

  • Yepp, ich bekenne mich als Humperdinck-Fan. Vielleicht weil man immer auf der Suche nach einem 2. Hänsel und Gretel-Erlebnis der Kindheit ist. Ich weiß nicht. In seinen Naturschilderungen finde ich Humperdinck jedenfalls schlichtweg genial. Aber ich schweife ab:


    Wer von Euch kennt denn seine "Heirat wider Willen" und mag mir mal sein Urteil mitteilen? Lehnt Ihr das Textbuch auch als unaufführbar ab wie so mancher Kritiker? Lobt Ihr die Musik? Könntet Ihr Euch eine Wiederaufführung vorstellen? Was wären Idealbesetzungen? Oder lohnt der ganze Aufwand vielleicht gar nicht?


    Also, mir gefällt's und ich sehe die ganze Sache als Mischung von verkaufter Braut und Rosenkavalier. Vor allem das Schäferlied im 3. Akt ist arg fein! :yes:


    LG,
    Knuspi

  • Hallo Knuspi,


    ich muss zugeben, dass ich außer dem Titel nichts weiter von dieser Humperdinck-Oper kenne, aber Deine Bemerkung, dass diese Oper von einigen Leuten als "unaufführbar" abgestempelt wird, nährt meine Neugier auf dieses Werk zusätzlich :D


    Vielleicht wäre dies eine günstige Gelegenheit, diesen neuen Thread gleich dazu zu nutzen, um uns diese Oper (die Dir ja gut zu gefallen scheint) ein wenig näherzubringen und evtl. auch ein paar Aufnahmen vorzustellen?


    Dann träfen sich hier im Thread sowohl Kenner als auch Interessierte zu einer "Heirat wider Willen" und das fände ich wiederum arg fein ;)


    An Humperdinck und seinem in großen Teilen arg vernachlässigten Oeuvre bin ich grundsätzlich immer interessiert - als im Siegburger Raum Aufgewachsener gehört dieser Herr schließlich zu meinen Lokalheiligen :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo Marc,


    ich bin vor bald 20 Jahren in Wien über eine Gesamtaufnahme aus München gestolpert. Diese ist kurz nach dem Krieg entstanden mit Nentwig, Limmer, Hopf und einem sehr gut aufgelegten Benno Kusche. Leider war mir diese Aufnahme damals zu teuer und ich tröstete mich damit, bisher nur gehört zu haben, dass diese Oper eh nicht an "Königskinder" oder "Hänsel und Gretel" herankommen würde.


    Na ja, wieder zu Hause in Köln habe ich mich dann doch immer mehr geärgert, dass ich das Geld nicht aufgetrieben habe. Ein Jahr später war ich wieder in Wien und die Aufnahem war noch da - was ja nicht unbedingt für den Beliebtheitsgrad spricht. Aber nun denn:


    Es ist eine kurzweilige Verwechslungsg'schicht im vorrevolutionären Paris. Basieren tut's auf einem Werk von Dumas, um das sich gleich mehrere Komponisten zur gleichen Zeit bemühten. Als der damals ungemein populäre Humperdinck ins Spiel kam, stellten die anderen ihre Arbeit ein. Wie schon bei "Hänsel und Gretel" dirigierte ein begeisterter Richard Strauss die Uraufführung, diesmal in Berlin. Die Presse lobte die Musik, tat das von Humperdincks Frau verfasste Libretto aber als schwach ab. Hmm, und das empfinde ich eigentlich nicht so. Sie verwebt geschickt die verschiedenen Handlungsstränge um zwei Klosterschülerinnen, deren Ehre scheinbar beschädigt und durch eine Zwangsehe wiederhergestellt werden soll. Die gedungenen Gatten entfliehen ins sonnige Spanien und verlieben sich bei einem pompösen Maskenball dann wirklich in die zwei Mädels und alles endet glücklich.


    Anders als bei den Königskindern gibt's hier Arien, Walzer, Duette und eingängige Mitsummmelodien en masse. Manchmal wird's dann allerdings auch sehr ernst, und das schadet vielleicht dem heiteren Grundton. Wobei auch Semtanas verkaufte Braut ja sehr traurige Stellen aufweist. Allerdings findet man bei ihm kein Pathos, bei Humperdinck dann doch: Er lässt seine Sopranistin sehr flammende Reden fürs Königtum in den schönsten Abendsegenmelodien singen.


    Wie gesagt, mir gefällt's und ich würde es gerne mal live sehen. Die von mir erstandene Aufnahme gibt's mittlerweile auch auf CD. Aber VORSICHT: Es sind herbe Schnitte zu beklagen, wohingegen meine LPs vollständig sind. Weiterhin gibt es noch einen Querschnitt jüngeren Datums mit
    Christian Kluttig, Dirigent
    Simone Kermes, Sopran
    Lena Lootens, Sopran
    Nils Giesecke, Tenor
    Peter Edelmann, Bariton
    Staatsorchester Rheinische Philharmonie


    Hör mal rein und sag's wie es Dir gefällt.


    LG,


    Knuspi

  • Hallo Dieter,


    gefällt's Dir also auch? Die von Dir gezeigte Aufnahme ist die von mir erwähnte. Leider feheln ganz viele Sachen. Vor allem im 2. Akt, also in Montforts Palast: Hedwigs Arie fehlt komplett und auch noch ein Quartett.Auf meinen LPs sind die noch drauf. Ärgerlich!


    LG,


    Knuspi

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