Hallo zusammen,
immer wieder liest man in Kritiken, der oder die Interpreten würden zwar technische Mängel offenbaren, die musikalischen Einsichten würden dies aber aufwiegen und gerade deshalb sollte man über die Fehler hinwegsehen und die Aufnahmen kaufen. Wie seht ihr das? Ist technische Perfektion für Euch eine Grundvoraussetzung oder drückt ihr manchmal ein oder gar beide Augen zu?
Anlass für diese Frage ist die Aufnahme der Sinfonischen Etüden von Robert Schumann in der Interpretation von Alfred Cortot (1929). In der letzten Etüde, dem Kehraus "Allegro brillante", stößt Cortot an seine Grenzen. Zumindest bilde ich mir das ein, weil sich das in den schnellen Passagen ganz schön holprig anhört. In dem langsamen Intermezzo dieser Etüde ist er jedoch - wieder subjektiver Eindruck - musikalisch und technisch auf der Höhe und liefert eine Interpretation ab, die sich vor keiner verstecken muss. Er schafft es sogar, Melodien so zu betonen, dass man den Eindruck hat: so und nicht anders muss es gespielt sein. Das Holprige in den schnellen Passagen überwiegt jedoch. Ich bin mir deshalb nicht so sicher, wie ich die Aufnahme bewerten soll.