Prioritäten bei neuen Opern


  • Faun und ich haben unlängst diese DVD gesehen/gehört - zum ersten Mal. Der Inhalt war bekannt. Und doch merke ich, daß ich bei neuen Opern nicht multitasking-fähig bin - ich kann mich nämlich überhaupt nicht an die Musik erinnern..... :O


    Weil ich eine neue Oper offenbar in dieser Reihenfolge aufnehme:
    - Sängerstimmen
    - was sie sagen/singen (soweit man es versteht)
    - ob und wie sie sich bewegen
    - Handlung (Details)
    - Kostüme
    - Bühnenbild
    - und eben als letztes die Musik - ich weiß nur, sie war dramatisch, packend, passend.


    D.h., ich muß mir eine neue Oper mindestens 2x anhören, um überhaupt etwas zur Musik sagen zu können. Und beim zweiten Mal schließe ich dann wohl am besten die Augen :D


    Ich hoffe, es geht Euch auch so ähnlich?


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Ich hoffe, es geht Euch auch so ähnlich?


    Hm, ich glaub, ich hör beim ersten Mal hauptsächlich auf die Musik und es macht mir nichts, wenn ich von der Handlung nix mitkriege - das gilt aber auch für alte Opern (wie z.B. Schreker).
    :hello:

  • Hallo Austria,


    meinst Du jetzt neue=modernere Opern oder einem bisher unbekannte? Bei letzterem brauche ich schon auch den Handlungsstrang und mehrfach hören muss ich's auch. Wenn ich Einheit Musik, Handlung und Gefühl spüre, dann dudele ich diese Stellen bis zum Erbrechen.


    LG,


    Knuspi

  • nur zur Erklärung: ich meinte mit "neu": für MICH neu.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • O.K., dann habe ich's doch richtig verstanden. Ich kann da gar keine richtige Reihenfolge machen. Bei den einen Werken spricht mich auf Anhieb das an und bei anderen das. Wenn's alles zusammenkommt, dann sind's die absoluten Kracher und meine Lieblingsopern. Mancmal brauche ich etwas länger:


    Grundsätzlich lese ich immer vorher oder parallel das Libretto.


    Ich weiß noch, wie ich das erste Mal Traviata hörte und dachte: "Hmm, was machen die alle für ein Gewese um die Lady?". Vor allem den Akt im Landhaus fand ich ÖDE! Dann habe ich eine (deutsche) Aufnahme mit Metternich erstanden und Peng! seitdem gehört's mit zu den TOP 25! Ist vielleicht wie beim Bücherlesen, manche begleiten mich schon Jahrzehnte und ich lese sie immer wieder anders.

  • mir gehts da eher so wie dem kurzstueckmeister, dass ich als erstes die musik warnehme und zum teil die handlung, weil ich wissen möchte, worum es geht, allerdings, wenn ich in einer italienischen oper sitze und mir vorher die handlung nicht durchgelesen habe, dann versteh ich nicht so viel von der handlung (selbst mit übertexten, weil das einfach zu sehr vom rest ablenkt), dass ich zwar noch einzelne, besonders charakteristische melodien im ohr habe, aber nicht mehr wirklich sagen kann, worum es eignetlich geht, darum bemühe ich mich, bevor ich mir eine opern anseh (egal ob dvd oder live), mir erst mal den inhalt durchzulesen (auch mal im internet) damit ich weiß worum es geht...
    ich achte automatisch darauf, wie die stimmen klingen, was mir dabei gefällt (das timbre, die intonation etc) und was nicht.... dann überlege ich, ob ich mich einzelne arien als vorsing-arien interessieren würden, bei manchen (hauptsächlich bei den modernen opern) ist das leider eher seltener der fall, wenn es mir nicht harmonisch genug ist... da muss ich wohl erst noch mich drann gewöhnen!



    lg, blondchen

  • Hallo,


    auch ich konzentriere mich in der Regel die ersten Male fast ausschließlich auf die Musik. Es gibt einige Opern, deren Musik ich einigermaßen gut kenne, vom Inhalt der Geschichte allrdings sehr wenig weiß.


    Erst wenn für mich nach mehrmaligem Hören feststeht, dass mich die Musik interessiert, wende ich mich dem Text zu.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Bei einer mir unbekannten Oper braucht's meist ein zweites Mal, bis sich mir die Schönheiten der Musik erschließen, oft auch mehrere Male. Meine absolute Lieblingsoper "Simon Boccanegra" z.B. fand ich bei der ersten Begegnung ziemlich langweilig, erst beim der 2. Aufführung machte es "Klick!" und heute bin ich nahezu süchtig nach dieser Musik. Da mich auch die Handlung einer Oper interessiert, konzentriere ich mich beim ersten Mal natürlich auch mehr auf das Wer,was,wo mit wem" als bei einer Reprise, wo dann Musik und Sänger im Vordergrund stehen.
    lg Severina

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Grundsätzlich lese ich immer vorher oder parallel das Libretto.


    Wenn ich in der Oper auch noch lesen müßte, tät's mich vollends zerreissen... :D Allerdings haben wir in Wien diese segensreiche Untertitelanlage (jeder Besucher hat seinen eigenen Mini-Bildschirm), wo man schnell mal mitlesen kann, worum es gerade geht.


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Echt Austria? In jedem Sitz? Wow.
    Missverständnis: Parallel lese ich das Libretto nur vorher, wenn ich's auf CD höre. Ich gehöre auch nicht zu den Partiturlesern, die mit dem Wälzer in die Oper gehen. Ehrfurchtsgebietend.
    LG,
    Knuspi

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  • Ja, und da macht's dann einen Heidenspaß, wenn man sich bei einem faden Zeugs wie einem "Rosenkavalier" durch das Mitlesen des englischen Textes ablenken kann. :stumm:


    Übrigens: Was mich betrifft - ich achte zuerst auf die Musik und am wenigsten auf die Sänger.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ja, und da macht's dann einen Heidenspaß, wenn man sich bei einem faden Zeugs wie einem "Rosenkavalier" durch das Mitlesen des englischen Textes ablenken kann. :stumm:


    Hach, die Wiener Boshaftigkeiten - vermisse ich ja schon hier im Rheinland. ;)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Übrigens: Was mich betrifft - ich achte zuerst auf die Musik und am wenigsten auf die Sänger.


    Wow, ich hab mich gar nicht getraut, das zu posten ...

  • Zitat

    ich achte zuerst auf die Musik und am wenigsten auf die Sänger.


    Am noch wenigsteren achte ich auf das "Schauspiel" der Sänger (was mir häufig schwerfällt, da es meist stört)...


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ja, und da macht's dann einen Heidenspaß, wenn man sich bei einem faden Zeugs wie einem "Rosenkavalier" durch das Mitlesen des englischen Textes ablenken kann. :stumm:


    Übrigens: Was mich betrifft - ich achte zuerst auf die Musik und am wenigsten auf die Sänger.


    :hello:


    Erstaunlich, wie schaffst du das, die so einfach "rauszufiltern"?? ?( Diese Gabe würde ich mir ja auch manchmal wünschen, wenn irgendein Krawattltenor seine Rolle vergewaltigt! :D
    lg Severina :hello:

  • Ich "höre sie weg" - soll heißen: Je schlechter die Sängerin oder der Sänger, desto genauer achte ich auf die orchestralen Details. (Ich war etwa ganz erstaunt, was Verdis "Traviata" für einen ausgefuchsten Orchesterpart in der Begleitung de Violetta hat, wie ich 2005 mitbekam. :D)


    Der Rest ist wahrscheinlich Training - ich habe mich relativ früh für sehr ausgefallene Opern zu interessieren begonnen, die es damals, wenn überhaupt, nur in bestenfalls mittelmäßig gesungenen Aufnahmen gab. Dabei lernte ich offenbar die Differenzierung "mies gesungen, aber das Werk ist..."


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich "höre sie weg" - soll heißen: Je schlechter die Sängerin oder der Sänger, desto genauer achte ich auf die orchestralen Details. (Ich war etwa ganz erstaunt, was Verdis "Traviata" für einen ausgefuchsten Orchesterpart in der Begleitung de Violetta hat, wie ich 2005 mitbekam. :D)
    Der Rest ist wahrscheinlich Training - ich habe mich relativ früh für sehr ausgefallene Opern zu interessieren begonnen, die es damals, wenn überhaupt, nur in bestenfalls mittelmäßig gesungenen Aufnahmen gab. Dabei lernte ich offenbar die Differenzierung "mies gesungen, aber das Werk ist..."


    :hello:


    Na, hoffentlich hast du Anjuschka schon deinen Dank abgestattet für dieses ganz neuartige Hörerlebnis! :D :D :D :D :D :hahahaha: :hahahaha:
    lg Severina

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Übrigens: Was mich betrifft - ich achte zuerst auf die Musik und am wenigsten auf die Sänger.


    Fein - dann darf man Dich also als "Musik"fachmann bezeichnen? und Deine Sängerkritiken als négligeable? habe ich das richtig verstanden? =)


    :hello:
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Ich war etwa ganz erstaunt, was Verdis "Traviata" für einen ausgefuchsten Orchesterpart in der Begleitung der Violetta hat, wie ich 2005 mitbekam.


    Lang hat's gedauert, aber besser spät als gar nicht...


    :hahahaha:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo Austria,
    meine Sängerkritiken sind nur dann "négligeable", wenn es sich um Stücke handelt, die ich vorher weder in Noten noch in Tonaufnahmen kannte. Aber ich muß Dich enttäuschen: "Traviata", "Ruslan und Ludmila", "Verlobung im Kloster" gehören nicht zu diesem Kanon mir unbekannter Werke. ;)


    Hallo Theophilus,
    Du siehst: Man kann auch aus den Fehlern anderer lernen! :hahahaha:


    :hello:

    ...

  • Guten Morgen.


    Etwas, das mich stört, bewusst auszublenden, gelingt mir leider nicht durchgängig. Ich finde es schon sehr schwierig, da dann drumherumzuhören. Häufig ist es ja gerade so, dass einem die Fehlleistungen eher auffallen.
    Bei erstmaligem Hören habe ich vor allem damit zu tun, all die neuen Eindrücke für Ohr und Auge zu verarbeiten. Bewusst gewichte ich dabei aber nicht. Das, was in dem Moment am auffälligsten ist, hat die Oberhand. Wobei die Musik, also die Orchestermusik, wenn ich länger darüber nachdenke, am bestimmendsten für den Gesamteindruck ist. Wobei es estimmte Passagen, die sich quasi einbrennen, die man später wiedererkennt und die dann den "Einstieg" bieten.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Austria,
    meine Sängerkritiken sind nur dann "négligeable", wenn es sich um Stücke handelt, die ich vorher weder in Noten noch in Tonaufnahmen kannte. Aber ich muß Dich enttäuschen: "Traviata", "Ruslan und Ludmila", "Verlobung im Kloster" gehören nicht zu diesem Kanon mir unbekannter Werke. ;)


    Ich wollt ja nur den Pawlowschen Reflex aushebeln... :P


    Nun gut - wie Musika in einem anderen thread so schön schreibt: aber Kritiker sind ja auch ein spezielles Völkchen


    :baeh01:
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Austria,

    Zitat

    aber Kritiker sind ja auch ein spezielles Völkchen


    Genau: Sympathisch, weltoffen, eine ideale Mischung aus konservativ und risikobereit, humorvoll, gute Zuhörer, kurz: Die angenehmsten Zeitgenossen, die man sich vorstellen kann.
    Glaub mir: Ich spreche da aus eigener Erfahrung...! :angel:


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von severina
    Bei einer mir unbekannten Oper braucht's meist ein zweites Mal, bis sich mir die Schönheiten der Musik erschließen, oft auch mehrere Male. Meine absolute Lieblingsoper "Simon Boccanegra" z.B. fand ich bei der ersten Begegnung ziemlich langweilig, erst beim der 2. Aufführung machte es "Klick!" und heute bin ich nahezu süchtig nach dieser Musik. Da mich auch die Handlung einer Oper interessiert, konzentriere ich mich beim ersten Mal natürlich auch mehr auf das Wer,was,wo mit wem" als bei einer Reprise, wo dann Musik und Sänger im Vordergrund stehen.
    lg Severina


    Wie hast du das nur geschafft, Severina, diese unsägliche Handlung mit Musik in dein Herz zu schliessen? Bei mir würde da wohl auch hundertmalanhören keine Besserung der Gemütslage bringen. Die einzige Verdi-Oper, die mir nix gibt. Schade drum. ;(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    bei mir ist es eher umgekehrt: Mir geben viele Verdi-Opern (vor allem in musikalischer Hinsicht) nichts, Simon Boccanegra hingegen schon. Die Handlung mag zwar nicht die beste sein (trotzdem ist sie für Verdi imo erstaunlich stilvoll), aber die Musik ist wunderschön!