Ein Beitrag von Mezzo in der "Deutliche Aussprache"-Diskussion brachte mich darauf. Sie schrieb:
ZitatAber viel schlimmer finde ich italienisch ausgesprochenes Latein: "Sustschipe" und Co!
Als jemandem, der Latein in seiner "klassischen" antiken Ausprägung studiert hat, verdreht es mir des öfteren die Ohren, wenn ich die Aussprache lateinischer Texte in der Vokalmusik höre. Insbesondere den typisch deutschen Eiertanz um die je nach Entstehungszeit und -ort andere Aussprache (italienisch, französisch, deutsch, schlimmstenfalls sogar englisch ) finde ich verfehlt. Ich glaube nicht, dass es das in anderen Ländern in vergleichbarer Form gibt. Wenn ja, möge man mich bitte berichtigen. Aber es würde doch kein ausländischer Chor darauf kommen, die Carmina Burana mit deutscher Aussprache zu singen.
Z. B. das Wort "excelsis" aus der Messliturgie. Wie viel wird hier erwogen, ob man die Aussprache "exzelsiss", "extschelsiss", "ekschelsiss" oder wie auch immer präferieren soll. Nur dass das "i" in jedem Fall lang gesprochen werden müsste, darauf kommt nie jemand.
Ein anderer Fall ist das "qui". Hier wird meist selbstverständlich das deutsche "kw" für die Graphie "qu" verwendet, was dem Lateinischen fremd ist.
Oder das Wort "sanctus". Hier ist das s am Anfang ein stimmloses ("scharfes") s und das a ist lang. Das sagt ein einfacher Blick ins Lexikon.
Leider wird in solchen Fällen, wo es um die richtige Aussprache des Lateinischen an sich geht, meist Ignoranz geübt, während vermeintlicher Internationalismus, vor allem bei der Aussprache des "c" und des "g" vor den Vokalen "i" und "e" immer gern zur Schau getragen wird.
Die Carmina Burana sind ein besonderer Problemfall in der Hinsicht, dass Orff es auch noch gewagt hat, mittelhochdeutsche Texte zu vertonen. Da weiß Otto Normal-Chorleiter gar nicht mehr weiter...