Tschaikowsky: Sinfonie Nr.7?

  • Hallo,


    beim Stöbern auf der Webseite von Chandos fand ich gestern ganz verwundert dieses Cover:



    Bisher wußte ich nur von den bekannten 6. Kann Jemand dazu etwas sagen, handelt es sich um eine rekonstruierte "Unvollendete"? Bei Google und hier im Forum konnte ich auch nichts finden.


    Gruß
    Jörg

  • Danke für die schnelle Antwort.! :)
    Interessant wäre noch welcher Komponist sich da herangewagt hat. Werde die Scheibe bestellen. Das Beiheft wird sicher erschöpfend Antwort geben.


    Gruß
    Jörg

  • Zu diesem Thema erschöpfend hier der von mir verfaßte Wikipedia-Beitrag.
    Beste Grüße, Ben
    *******************
    Peter I. Tschaikowsky


    Klavierkonzert Nr. 3 Es-Dur op. posth. (1893)
    (d. i. Allegro brillante op. 75 und Andante & Finale op. 79)


    Entstehungsgeschichte


    Schon im Oktober 1889 dachte Tschaikowsky daran, eine neue Sinfonie zu schreiben. Seinem Arbeits-Tagebuch zufolge plante er spätestens ab Frühjahr 1891 ein konzertantes Werk in Es-Dur mit einem heimlichen Programm: Unter dem Motto "Warum und wofür?" sollten drei Sätze die Jugend, die Liebe und die letzte Antwort auf die Frage behandeln. Daraus wurde zunächst eine Sinfonie in Es-Dur mit dem Titel "Leben". Etliche erhaltene Skizzen dazu stammen schon vom April bis Juni 1891. Am 27. Mai (= 8. Juni gregorianischer Zeitrechnung) 1892 begann Tschaikowsky das Particell von Kopfsatz, Andante und Finale, das am 23. Oktober (4. November) 1892 beendet war. Danach folgte die Instrumentation des ersten Satzes; die Partitur bricht jedoch nach 33 Seiten etwa in der Mitte nach 248 Takten ab. Das vorgesehene Scherzo überlebte in Form des "Scherzo fantasie" op. 72/10, also das zehnte der im Dezember 1891 und Januar 1892 skizzierten 18 Klavierstücke op. 72 (beendet im Sommer 1893). Doch im Dezember 1892 entschloß sich Tschaikowsky, die im Entstehen begriffene Sinfonie aufzugeben und zu einem Klavierkonzert umzuarbeiten. Zugleich begann er, Gedanken für eine neue Sinfonie zu sammeln, aus der die spätere Sinfonie Nr. 6 h-moll "Pathetique" werden sollte, wobei er offenbar programmatisch auf die Gedanken von 1891 zurückgriff.


    Das Klavierkonzert Es-Dur entstand praktisch parallel zur "Pathetique": Die neue Sinfonie wurde zwischen dem 4. (16.) Februar und 24. März (5. April) 1893 skizziert (Reihenfolge der Sätze in der Komposition: I, III, IV, II), vom 20. Juli (1. August) bis 19. (31.) August instrumentiert. Dazwischen komponierte Tschaikowsky das Konzert, das er ebenfalls im Februar in Angriff nahm und dessen vollständiger, dreisätziger Auszug für zwei Klaviere (einschließlich zahlreicher Instrumentationshinweise) bis zum 10. (22.) Juli 1893 beendet war. Aus der Korrespondenz des Komponisten geht hervor, daß er offenbar schon im Februar 1893 daran dachte, die "Pathetique" seiner "letzten großen Liebe", also seinem damals 21 Jahre alten Neffen Vladimir "Bob" Davydov zu widmen (Brief an Davydov vom 11./23. Februar). Der Titel "Simphonie Pathetique" (Original-Schreibweise des MS) erschien bereits im Juli 1893 auf der Titelseite des Manuskripts; den Quellenforschungen der Tschaikowsky-Gesamtausgabe zufolge stammt der Titel tatsächlich vom Komponisten und nicht von seinem Bruder Modest, wie dieser in seinen Erinnerungen behauptete. Der genannte Brief beschreibt die Sinfonie explizit als "Programm-Sinfonie", mit der der Komponist, der dies eine Zeit lang sogar als Titel erwog, "ein Rätsel für Jedermann" schaffen wollte.


    Offenbar hat Tschaikowsky seine dramaturgischen Ideen vom Februar 1891, ursprünglich gedacht für die verworfene Es-Dur-Sinfonie, auf die "Pathetique" übertragen, doch wird die Anlage dieses Werks mit seinem tragischen Finale nicht allein dadurch erklärt, da insbesondere die 1891 explizit erwähnte, siegreiche Antwort auf die Frage nach dem "Warum" fehlt. Der Musikwissenschaftler Dr. Eckhardt van den Hoogen stellte daher 1998 in seinem Booklet zur ersten Gesamt-Einspielung des dritten Klavierkonzerts durch Andrej Hootev die These auf, Sinfonie und Konzert seien, ähnlich wie die Symphonie Fantastique op. 14 und "Lélio où le retour à la vie" op. 14bis von Hector Berlioz, als zweiteiliges Doppel-Programm vorgesehen gewesen, wobei das Klavierkonzert der Sinfonie folgen und die noch ausstehende, bejahende "Antwort" und "Rückkehr ins Leben" liefern sollte. Gleich nach Beendigung der Sinfonie arbeitete Tschaikowsky die Partitur des ersten Satzes des Klavierkonzerts aus, die am 4. (16.) Oktober 1893 beendet wurde. Zur Instrumentierung des zweiten und dritten Satzes kam er jedoch nicht mehr. Bei der Uraufführung der "Pathetique" am 16. (28.) Oktober erklang im zweiten Teil unter anderem das Klavierkonzert Nr. 1 b-moll. Am 25. Oktober (6. November) 1893 starb Tschaikowsky. Er konnte bezüglich des Klavierkonzertes Es-Dur keine Verfügungen mehr treffen.



    Überlieferung und Rezeption


    Die Umstände der Überlieferung des dritten Klavierkonzertes verhinderten bis heute, daß das Werk in der vom Komponisten beabsichtigten Gestalt bekannt und akzeptiert wird. Nach Tschaikowskys unerwartetem Tod infolge einer Cholera-Infektion mit nachfolgender Urämie stellte sich den Nachkommen die Frage, wie mit dem unfertig instrumentiert daliegenden Klavierkonzert zu verfahren sei. Sergej Tanejew hatte das Werk schon im September 1893 aus dem Klavier-Manuskript kennengelernt. Außerdem spielte er am 18. (30.) September mit Lev Konjus ein eigenes vierhändiges Arrangement der "Pathetique", das im November 1893 auch bei Tschaikowskys Verleger Jurgenson erschien. Schon hierbei hatte Tanejew zahlreiche Änderungen vorgenommen, insbesondere hinsichtlich Tempi und Dynamik. Nach Tschaikowskys Tod fungierte er für dessen Erben, seinen Bruder Modest Tschaikowsky, als Berater in Fragen des musikalischen Nachlasses. Tanejew war der Meinung, das Konzert als Ganzes sei viel zu lang, der zweite und dritte Satz völlig mißlungen. Eigenmächtig entschied er, den von Tschaikowsky selbst noch instrumentierten Kopfsatz des Konzerts, das "Allegro brillante", als selbständigen Konzertsatz bei Jurgenson zu veröffentlichen, wobei er wiederum zahlreiche Änderungen anbrachte und eigenwillige Metronom-Angaben ergänzte. So erschien der Satz im Dezember 1894 irreführend als "Klavierkonzert Nr. 3 Es-Dur" op. 75 bei Jurgenson. Jeder Hinweis auf den immerhin fertig komponierten und im originalen Klavierauszug existenten zweiten und dritten Satz fehlte. Modest stellte ihn daraufhin zur Rede. Schließlich sah sich Tanejew genötigt, eine Veröffentlichung auch des Andantes und Finales in die Wege zu leiten. Allerdings zettelte er eine bis heute wirksame Intrige an, um seine Sicht des Werkes (nämlich die Alleingültigkeit des Kopfsatzes) zu wahren. Am 27. April (9. Mai) 1896 ließ er sich von dem Verleger Belaieff brieflich fragen: "Was machen wir mit dem zweiten und dritten Satz von Tschaikowskys Klavierkonzert, wo doch der erste Satz schon bei Jürgenson verlegt ist?" So kam es, daß er schließlich im Auftrag von Belaieff Andante und Finale instrumentierte, jedoch unter der irreführenden Opus-Zahl 79 separat veröffentlichte, wo die Partitur schließlich 1897 erschien.


    Der Etikettenschwindel währte 100 Jahre – bis zur Wieder-Entdeckung und Erst-Einspielung des gesamten dritten Klavierkonzertes Es-Dur op. posth. durch Andrej Hoteev im Jahr 1997. Doch bis heute ist in den meisten gängigen Lexika dieser Zusammenhang nicht dargestellt und wird in der Fachwelt allgemein verkannt. Die erhältlichen Partitur-Ausgaben von op. 75 und op. 79 weisen nach wie vor nicht detailliert auf diese Zusammenhänge hin. In einer kurzen Note der Partitur zu op. 79 heißt es zwar richtig, doch mißverständlich: "Tschaikowskys Andante und Finale besteht aus zwei Sätzen einergeplanten Sinfonie (1892), von ihm selbst für Klavier und Orchester umgearbeitet. Das Manuskript aus dem Nachlaß Tschaikowskys wurde von Sergej Tanejew instrumentiert." Zur Verschleierung dieser Umstände trug insbesondere auch der russische Musikwissenschaftler und Komponisten Semion Bogatyrew bei, der es zwischen 1950 und 1955 unternahm, die aufgegebene Es-Dur-Sinfonie anhand der von ihm im Tschaikowsky-Museum Klin entdeckten Entwürfe sowie den veröffentlichten opp. 72, 75 und 79 zu vervollständigen und zu instrumentieren. Dieses Werk wurde als Sinfonie "Nr. 7" Es-Dur op. posth. veröffentlicht und insbesondere durch eine Schallplatten-Einspielung des Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy aus dem Jahr 1962 bekannt. Bis heute wird es in dieser Form gelegentlich aufgeführt und eingespielt. Bogatyrew mußte den Zusammenhang von opp. 75 und 79 bemerkt haben, doch die Rekonstruktion einer Tschaikowsky-Sinfonie, selbst wenn der Komponist sie verworfen hatte, schien ohne Zweifel wertvoller und lukrativer als eine erste Gesamt-Ausgabe des dreisätzigen Es-Dur-Konzerts. Vergleicht man allerdings diese heute im Musikverlag Sikorski immer noch erhältliche Partitur mit der Instrumentierung von Andante und Finale durch Tanejew, ist festzuhalten, daß sich Tanejew der Orchestrierung ausgesprochen lustlos gewidmet haben mußte: In der Instrumentierung von Bogatyrew sind beide Sätze weitaus wirkungsvoller. Man vergleiche nur einmal den bei Tanejew grell herausstechenden Majestoso-Schluß des Finales, in der die Melodie nur von zwei Trompeten gespielt und mit viel Schlagzeug begleitet wird, mit der klangvolleren Version von Bogatyrew (Melodie in Oktaven in Trompete und Posaune). Eine Neu-Veröffentlichung des gesamten Klavierkonzerts in der neuen Tschaikowsky-Urtext-Ausgabe wäre ebenso zu wünschen wie eine neue Instrumentierung von Andante und Finale nach Tschaikowskys Original-Klavierauszug.



    Haupt-Quellen


    1.) Handschrift der am 10. 7. 1893 beendeten drei Sätze im Auszug für zwei Klaviere (1. = Solopart, 2. = Orchesterpart; 270 Seiten), heute im ajkovskij-Archiv, Klin.


    2.) Handschrift der Partitur des 1. Satzes beendet am 4. 10. 1893, heute im Glinka-Museum Moskau.



    Erst-Veröffentlichungen


    1. Satz: Partitur, veröffentlicht als "Klavierkonzert Nr. 3 Es-Dur" op. 75 bei Jurgenson, Dezember 1894


    2. und 3. Satz: Klavierauszug von Tschaikowsky, veröffentlicht bei Belaieff, 1896


    2. und 3. Satz: Instrumentation von Sergej Tanejew, veröffentlicht als "Andante und Finale" op. 79 bei Belaieff, 1897



    Studienpartituren


    "Allegro brillante op. 75 from Piano Concerto No. 3", Belwin & Mills/Kalmus Miniature Scores Nr. 593 (Nachdruck des Erstdrucks)


    Andante und Finale op. 79, M. P. Belaieff, Frankfurt, Bel. Nr. 386


    Sinfonie Nr. 7 Es-Dur, vervollständigt von Semion Bogatyrew, Musikverlage Hans Sikorski, Studienpartitur Nr. H. S. 2328



    CD-Hinweis


    Peter Tschaikowsky: Klavierkonzert Es-Dur op. posth. Andrej Hootev (Klavier), Tchaikovsky Symphony Orchestra, Vladimir Fedosyeev, CD Koch/Schwann 3-6489-2


    Peter Tschaikowsky: Sinfonie "Nr. 7" Es-Dur, nach den Entwürfen ausgearbeitet von Semion Bogatyrjew. The London Philharmonic, Neeme Järvi, CD Chandos CHAN 9130

  • Ich dachte, manchmal wuerde auch die Manfred-Symphonie als 7. gehandhabt!?


    Aber das habe ich dann wohl falsch in Erinnerung. Wenn es um die "Manfred" geht, gibt es
    eine ganz hervorragende Einspielung unter eines gewissen - aehm - Swetlanow.... :D


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Zu diesem Thema erschöpfend hier der von mir verfaßte Wikipedia-Beitrag.
    Beste Grüße, Ben


    Danke, :)


    das ist wirklich erschöpfend. Habe zwar auch bei Wikipedia vorbeigeschaut, aber nicht auf das dritte KK geschlossen.


    Gruß
    Jörg

  • Zitat

    bis zur Wieder-Entdeckung und Erst-Einspielung des gesamten dritten Klavierkonzertes Es-Dur op. posth. durch Andrej Hoteev im Jahr 1997


    Der Bericht von ben cohrs ist absolute Spitzenklasse, ein Genuss :jubel:


    Ich habe nur eine Frage:
    Ist diese Aufnahme mit Hoteev wirklich die erste Gesamteinspielung des 3.Klavierkonzertes?
    Es gibt oder gab Aufnahmen mit Werner Haas und Michael Ponti aus den 70er Jahren, auf denen das gesamte dreisätzige Konzert aufgenommen wurde und wo bereits auf den Unfug mit den verschiedenen Opusnummern hingewiesen wurde.
    Jedenfalls habe ich bereits damals vor 30 Jahren das Konzert in seiner dreisätzigen Form kennen- und lieben- gelernt.


    Beste Grüße,


    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Der Bericht von ben cohrs ist absolute Spitzenklasse, ein Genuss :jubel:l


    Genau. Treffender kann man es nicht sagen. Spannend geschrieben und gleichzeitig von sehr großer Dichte des Informationsgehaltes. Ich bin jetzt richtig neugierig darauf, mir das komplette Es-Dur-Konzert anzuhören.


    :jubel: :jubel: :jubel:

  • Seit den 80er-Jahren habe ich die
    Ormandy-Aufnahme der Tschaikowsky: Sinfonie Nr.7
    als Tonbandaufnahme aus dem Radio WDR3 aufgenommen.


    Seit dieser Zeit habe ich diese TB-Aufnahme wenn es hoch kommt höchests 2mal angehört. Das hat seinen Grund, denn man sollte bei aller Euforie und der hervorragenden INFO von BenChors auf dem Teppich bleiben, denn so interessant wie die anderen Sinfonien ist das Werk leider nicht.


    Da ich die Ormandy-Aufnahme nirendwo gefunden habe und der Thread zur Manfred-Sinfonie keinen großen Anklang fand, habe ich mein Vorhaben hierzu einen Therad einzustellen aufgegeben. Das dieser im Vergleich zur Manfred-Sinfonie einen so großes Interesse weckt ist schon interessant.


    Bei jpc habe ich neben der genannten Järvi-Aufnahme noch eine andere Alternative, hier eine russische Einspielung der Tschaikowsky: Sinfonie Nr.7 gefunden:


    --- ohne Bild ---


    Symphonie Nr. 7
    +Elegy in Memory of Samarin für Streicher
    +Serenade für Streichorchester op. 48

    Moskau SO, Skripka
    DOM, Aufnahme 2002 DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Da hat mich Wolfgang aber völlig mißverstanden. Die Ormandy-Aufnahme, die es auch auf CD gibt, vermittelt zwar ein besseres Bild als die von Järvi, aber davon abgesehen halte ich diese sogenannte Siebente für eine Totgeburt und eigentlich unstatthaft, da Cajkovskij das Werk selbst in dieser Form nachweislich (!!!) aufgegeben hat, um daraus das Klavierkonzert zu formen. Wie ich immer sage --- wenn man sich an die Aufgabe macht, sich mit solchen Torsi auseinanderzusetzen, sollte man immer von Fall zu Fall gründlichst abwägen.
    Das einzig Positive dieser Bearbeitung ist die Möglichkeit, Bogatyrews Instrumentation von Andante und Finale mit der von Tanejew (op. 79) zu vergleichen, und dabei fällt eben auf, das Tanejew sich seiner Routinearbeit äußerst widerwillig entledigt haben muß, da die Lösungen von Bogatyrew durchweg glücklicher sind.
    WAS eine sinnvolle Rekonstruktionsarbeit wäre, und meiner Meinung nach in der Tat höchst nötig, wäre eine völlig neue, näher am Original befindliche Instrumentation des 2. und 3. Satzes (= op. 79) und eine kritische Ausgabe des gesamten dritten Konzerts.
    Die Hoteev-Aufnahme ist, so zumindest die Plattenfirma im Booklet, die erste Gesamteinspielung auf CD; frühere LP-Einspielungen kenne ich nicht. Es gibt allerdings einige von op. 75 und op. 79; es sind nur nicht alle Pianisten bzw. Plattenfirmen auf die Idee gekommen, daß es sich in Wahrheit um eine zusammenhängende Komposition handelt -- ebenso übrigens wie in den beiden späten Sätzen für Klavier vierhändig von Schubert, dem Allegro "Lebensstürme" und dem Rondo A-Dur, die meiner Meinung nach eine zusammengehörige, zweisätzige Sonate bilden.

  • Zitat

    Die Hoteev-Aufnahme ist, so zumindest die Plattenfirma im Booklet, die erste Gesamteinspielung auf CD


    Lieber ben cohrs,


    Ich entsinne mich, daß damals in den Rezensionen auf diesen Fall eingegangen wurde.
    Es handelt sich wohl um die erste Digitalaufnahme des kompletten Konzertes, da es ältere Analog- Aufnahmen sehr wohl gibt.
    Da wird dann gerne mit "Ersteinspielungen" geworben, die eigentlich gar keine sind.


    LG,
    Michael


    P.S. Hoteev hatte doch damals die Urversion des 1.Konzertes eingespielt, was tatsächlich eine Erstaufnahme war.


  • Ich hörte heute gerade eine Einspielung des 3. KK mit Peter Jablonski (pf) und dem Philharmonia Orchestra unter Charles Dutoit. Aufnahme aus Dezember 1994, publiziert 1996, und in DDD.



    Also wäre die Rekonstruktion des 3. KK aus op. 75 und op. 79 zumindest keine Pioniertat von Hoteev, als was sie seinerzeit teilweise angepriesen wurde. Ich finde leider auch keine Hinweise darauf, ob Hoteev die Verschlimmbesserungen von Tanejew am Allegro brillante op. 75 wieder zurückgenommen hat. Die einzige Auffälligkeit ist indess, dass keiner das Allegro brillante mit 21:11 so lang wiedergibt. Bei Jablonski sind es nur 14:47 -- eine Zeit, die auch für viele andere Aufnahmen typisch ist. Weiß jemand mehr?


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Vllt. sollte ein Moderator mal den Titel ändern. Da aus der angedachten 7. Sinfonie letztendlich das 3. Klavierkonzert wurde, wäre es fair, das Klavierkonzert auch zusätzlich im Titel zu erwähnen. Habe ansonsten auch keinen anderen Thread für das Dritte gefunden.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Ich wusste doch das es noch diesen interessanten Thread zur Tschaikowsky Sinfonie Nr.7 gibt ! Er steht (noch) nicht im Themenverzeichnis.


    :!: Beitrag 4 von Ben Chors zeigt genau auf, was es mit der Sinfonie Nr.7 auf sich hat. Das brauche ich jetzt nicht zu wiederholen !


    Die Sinfonie Nr.7 fehlte mir noch auf CD - (diese Ormandy-Aufnahme hatte ich damals auf CBS-LP und auf TB aufgenommen).
    Die Aufnahme ist von 1962 und klingt (neben einem geringen Rauschteppich) sogar noch besser als einige Sinfonien-Aufnahmen aus den 70ern in der abgebildetene Tschaikowsky-Ormandy-Box (besser als die Nr.4 und die etwas verwaschen klingende Francesca da Rimini). Ich hätte mir für die Sinfonien Nr.4 und 6 von Ormandy diesen straffen energiegeladenen Interpretationsansatz gewünscht, der mir referenzwürdig erscheint.
    Mit anderen Worten: An dieser Aufnahme dieser wenig eingespielten Sinfonie Nr.7 müssen sich die anderen Wenigen erst einmal messen !
    Wenn man das Werk hört, dann ist es schon etwas plakativ und man kann vielleicht nachvollziehen, dass Tschaikowsky (nach den Nr. 5 und 6 !!!) das Stück zunächst verworfen hat und als KK Nr.3 (und op.79) umgearbeitet hat.

    Zitat

    von BenChors: ... davon abgesehen halte ich diese sogenannte Siebente für eine Totgeburt und eigentlich unstatthaft, da Cajkovskij das Werk selbst in dieser Form nachweislich (!!!) aufgegeben hat, um daraus das Klavierkonzert zu formen. Wie ich immer sage --- wenn man sich an die Aufgabe macht, sich mit solchen Torsi auseinanderzusetzen, sollte man immer von Fall zu Fall gründlichst abwägen.

    Dennoch finde ich es schade, das die Sinfonie Nr.7 so selten zu hören ist. Besser als die Nr.3 finde ich sie auf jeden Fall.
    :thumbup: Und ich sage Euch - bei Ormandy geht die Post ab, da macht das Werk so richtigen Hörspass.
    Habe mich jedenfalls gefreut, das Werk in der Aufnahme mit Ormandy nach ca 20Jahren jetzt in TOP-remasterter 24Bit-Technik wieder zu hören.


    Die Sätze und Spielzeiten:
    1. Allegro brillante (12:11) = praktisch die Orchesterversion mit ein paar anderen Akzenten, wie das KK Nr.3 op.75
    2. Andante (11:03) = des Andante aus Andante und Finale für Klavier und Orchester op.79
    3. Scherzo: Vivace assai (6:38)
    4. Finale: Allegro maestoso (7:39) = Orchesterversion des Finale op.79



    SONY- 1958 (nur das VC) - 1976, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber teleton, ich war bei Deiner Vorstellung der Ormandy-Box an anderer Stelle auch über die 7. Sinfonie von Tschaikowski gestolpert. Die Werkgeschichte war mir in diesem Umfang nicht bekannt. Deshalb danke ich Dir, dass Du dieses Thema hervorgesucht und mit Deinen Höreindrücken bereichert hast. Nun werde ich mich auch näher mit diesem Thema beschäftigen und mir vor allem die Einspielung beschaffen. Ich freue mich darauf.


    Mit besten Grüßen Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent