Kleine und größere Klavierstücke bekannter und unbekannter(?) Meister

  • Liebe Forinaner,


    Beethovens "Bagatellen", Schumanns "Papillons" Schumanns "Kinderszenen" -
    wer kennt die nicht ?


    Aber es gibt zahlreiche, durchaus hörenswerte "Miniaturen" von Komponistern, die heut vergessen, oder aber nur wenigen Musikfreunden bekannt sind - oft nur namentlich.
    Nicht alles ist auf Tonträger verfügbar- man muß schon ein wenig "archäologische" Arbeit leisten, wenn man zum Ziel gelangen will.


    Genau um diese Komponisten und ihre Klavierstücke soll es in diesem Thread gehen. ich schlage vor, jeder Teilnehmer stellt vorerst EINEN Komponisten mit Werken der zu besprechenden Werksgattung vor - vorzugweise mit einer empfehlenswertigen Einspielung im Gepäck.


    Nach einer Woche kann und soll dann der gleiche Teilnehmer eine weitere Empfehlung abgeben.


    Ich selbst habe einige Aufnahmen zu diesem Thread in petto - möchte aber erst "einsteigen" wenn sich einige von Euch hier beteiligt haben..


    Ich bin gespannt welche "Ausgrabungen" hier zum Vorschein kommen



    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mein "neu" entdeckter Komponist heißt
    Muzio CLEMENTI 1752-1832.
    Hörte von ihm Klaviersonaten in Bayern 4 Klassik
    surfte zu JPC und bestellte 2 CD's.
    Eine mit Works for Piano und die andere
    Piano Sonatas for Two
    Piano Duo Genova & Dimitrov.


    :hello::hello::yes:

    mucaxel

  • Zitat

    Original von mucaxel
    Mein "neu" entdeckter Komponist heißt
    Muzio CLEMENTI 1752-1832.


    Care Mucaxel,


    damit befindest Du Dich in möglicherweise unerwarteter, dennoch allerfeinster Gesellschaft: Vladimir Horowitz war ein großer Bewunderer Muzio Clementis und hat auch einige seiner Werke eingespielt. Ich selbst kenne ihn bisher nur aus meinen fruchtlosen Klavierstunden :untertauch:


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • DANKE na das find ich toll Horowitz muß ich mich doch mal sofort auf
    die Suche nach Cementi Aufnahmen mit ihm machen.
    Danke vielmals für den Tipp!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    :D:D:D


    Was folgt daraus man (in dem Fall ich)
    lernt nie aus. :pfeif:

    mucaxel

  • Aber gerne...
    Horowitz ist eben immer für eine Überraschung gut ;).


    Bei CBS müsste es ein bisschen was geben (habe die ganze Box, aber nicht alles gehört), die RCA Clementi-Aufnahmen sind umfangreicher.


    Und lass' uns bei Gelegenheit wissen, wie's Dir gefallen hat!


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

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  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Bei CBS müsste es ein bisschen was in Stereo geben (habe die ganze Box, aber nicht alles gehört).


    Hallo Flo,


    Von ihm ist je bei "Readers Digest" eine LP-Box erschienen (± 8 LPs). Ich vermute RCA-Aufnahmen. Mein Vater hatte sie kaum, als er verstarb.
    Und ich habe sie kaum gedreht, denn eigentlich wenig dabei, das meinem Geschmack entspricht. Soweit ich gehört habe, ist alles Stereo.
    Schau mal dort nach. Ich kann ggfs die Box aufsuchen, denn dafür brauche ich nicht zu heben, Dann kann ich Dir das Listing schicken.


    LG, Paul

  • Salut,


    in den Sturm auf die Clementi-Sonaten stimme ich voll und ganz ein - im Gegensatz zu Scarlatti-Sonaten... :rolleyes:


    Aber Klaviersonaten würde ich jetzt nicht als das bezeichnen, was Alfred sucht. Vielmehr kommt hier - ganz zufällig - Joseph Martin Kraus ins Spiel:


    Sehr rührend ist sein Svensk Dansk [Dauer: zweieinhalb Minuten] oder gar das sogenannte Lied ohne Worte, ein Larghetto in Es-Dur von der Dauer einer Minute und vier Sekunden.


    Recht hübsch eingespielt [leider auf modernem, wenig beeindruckendem Instrument] von Alexandra Oehler:



    Bei jpc habe ich diese CD nicht finden können... ?(


    Sie ist auch bei AMAZON gestrichen: "Führen wir nicht mehr" MOD001 Alfred


    Dafür werden - wahrscheinlich ähnlich akzeptable - Einspielungen durch Ronald Bräutigam, Mario Martinoli und Jacques Despres gelistet...





    Einfach mal reinhören in diese Miniaturen.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Komischerweise hätte ich bei "unbekannten" Komponisten niemals an Clementi gedacht - aber immerhin ein voller Erfolg.


    Auch für mich denn DIESE CD werde ich mir krallen - mal flapsig ausgedrückt.


    Ich hab schon via jpc hineingehört - sie ist STEREO



    Ich besitze einige Aufnahmen von Clementi Sonaten - aber wie Horowetzt die Sache angeht, das ist schon eine Klasse für sich.
    Das Fehlurteil Mozarts über Clementi wird bei dieser Interpretation offenbar wie sonst nirgendwo....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wo jetzt Clementi genannt wird, dachte ich sofort wieder an Czernys Divertissement.
    Bei jpc mal nachgeschaut, und... o Wunder. Plözlich ist das Werk erschienen.



      Clementi: Klavierkonzert in C
      Field: Klavierkonzert Nr. 2
      Cramer: Klavierkonzert Nr. 5
      Czerny: Divertissement de Concert op. 204
      Hummel: Concertino op. 73
      Ries: Klavierkonzert op. 55


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Das Fehlurteil Mozarts über Clementi wird bei dieser Interpretation offenbar wie sonst nirgendwo....


    Das "Fehlurteil" Mozarts über Clementi betrifft m. E. lediglich Clementis Clavierspiel, nicht seine Kompositionen an sich... und ob es sich bei Clementis Clavierspiel um ein solches "Fehlurteil" Mozarts handelt, wie man es gerne hätte, kann ich leider nicht bestätigen...


    Zitat

    Sie ist auch bei AMAZON gestrichen: "Führen wir nicht mehr" MOD001 Alfred


    Wer sie dennoch haben möchte, wende sich vertrauensvoll an die



    in Buchen im Odenwald. Die sind dort sehr nett und besorgen so ziemlich alles, wenn sie es nicht ohnehin vorrätig haben. Mitglieder bekommen CDs sogar zum Vorzugspreis. :D


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Das "Fehlurteil" Mozarts über Clementi betrifft m. E. lediglich Clementis Clavierspiel, nicht seine Kompositionen an sich... und ob es sich bei Clementis Clavierspiel um ein solches "Fehlurteil" Mozarts handelt, wie man es gerne hätte, kann ich leider nicht bestätigen...


    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe ("bloßer Mechanikus") geht es auch beim Spielen eher um Geschmacksdifferenzen bzw. Stilpräferenzen, Mozart wirft Clementi ja sowas wie "leere Virtuosität" vor.



    Ansonsten kenne ich mich hier nicht aus, nenne daher, was weder direkt "klein" noch unbekannt, sondern eines *der* Virtuosenstücke schlechthin ist:


    Balakirev: Islamey


    (Kennt jemand "Melodie des Todes" von Edgar Wallace? ;))


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Die CD habe ich seit vielen Jahren - und sie lohnt sich auf jeden Fall (auch wegen der anderen Werke) :jubel::jubel::jubel:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Als ich diesen Thread eröffnete, dachte ich in erster Linie an EINEn Komponisten, der unbedingt in der Sammlung eines jeden Klavierfreundes vertreten sein sollte: Stephen HELLER (1813-1888)
    der sogar vom erbarmungslosen Kritiker Robert SCHUMANN gefördert und geschätzt wurde. Kein Salonlöwe, nein ein introvertierter Einzelgänger. Seiner Musik ist das jedoch trotz teilweise einschlägigen Titeln ("Spaziergänge eines Einsamen" -"Träumereien des einsamen Spaziergängers" etc - eher nicht anzuhören. Verträumt und melodiös - aber eigentlich nicht melancholisch. Mich errinnert Hellers Tonsprache allerdings eher an Schubert als an Schumann.
    Die Schwierigkeit besteht lediglich in der Beschaffung einer Aufnahme, die wunderbare cpo-Aufnahme ist längst gestrichen - ich war sehr verwundert als ich das sah.....
    Ich besitze auch nioch eine weiter Aufnahme - mit dem Pianisten Marc Pantillon erschienen beim Schweizer Label Claves.

    Leider kann man in diese Aufnahme nicht hineinhören - aber es gibt glücklicherweise noch anderes, wenn auch nicht gerade im Übermaß


    Vielleicht gelingt es Heller , Eure Aufmerksamkeit zu erregen.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von mir sei genannt:




    Edward MacDowell( 1861-1908 ) Woodland Sketches Op. 51


    Ihm gebuehrte die Rolle eines Pioniers. MacDowell war vielleicht einer der ersten Komponisten in Amerika, die nebst grossem Einfluss der europaeischen Schule zu einer ganz eigenen Sprache fanden und der erste amerikanische
    Komponist, der auch im alten Europa wahr genommen und geachtet wurde. beruehmtesten aus Europa.
    Die Wertschaetzung ging v.a. in Amerika soweit, dass eine MacDowell-Stiftung ins Leben gerufen wurde ; selbst Virgil Thomson war noch der Meinung, MacDowell wuerde in hundert Jahren
    noch gespielt, waehrend man Ives vergessen wuerde - was natuerlich nicht haltbar ist).


    Dennoch: MacDowells Werke zeugen vielerorts von hoher Qualitaet und einer
    eigenstaendigen Tonsprache.


    Bekannt und beliebt sind nachwievor seine Klavierminiaturen, hierunter besonders:
    Woodland Sketches op 51. Kleine Impressionen von manchmal bestechender Einfachheit die meist der Natur oder dem Wechselspiel
    von Mensch und Natur gewidmet sind (z.B. das beruehmte "To a Wild Rose" oder "Water-Lilly" aber auch "A Deserted Place") und die ihm den Beinamen
    "nordischer Grieg" einbrachten - freilich bleibt der Vergleich auf der Ebene des lyrischen
    Ausdrukcks beschraenkt - denn im Ggstz. zu Grieg nimmt MacDowell in seinen Klavierwerken kaum neue Tendenzen vorweg.


    Kurz: eine Entdeckung, die sich lohnt!!

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  • Ich weiß, ich weiß Richard Strauss ist kein unbekannter - aber sein Klavierwerk ist ein völlig unbekanntes und unbeachtetes.
    Die lyrische Qualitäten der STIMMUNGSBILDER OP.9 sind nicht von der Hand zu weisen.
    Stück Nummer Vier aus diesem Zyklus "TRÄUMEREI " ist für mich eines meiner Top Ten Klavierstücke.
    Die Stimmungsbilder sind 1884 entstanden. Es handelt sich um lyrische Charakterstücke.
    1. Auf stillem Waldpfad
    2. An einsamer Quelle
    3. Intermezzo
    4. Träumerei
    5. Heidebild


    Ich besitze zwei Einspielungen jeweils mit Frauen am Klavier:

    Gitti Pirner 1995


    und


    Helen Salome 1979
    Koch Schwann Musica Mundi 310103H1
    (wohl nicht mehr erhältlich)


    LG
    Tobias
    :hello:

  • Und wo wir gerade bei verträumten Stimmungsbildern auf dem Klavier sind, möchte ich den Tschechen Zdenek Fibich (1850-1900) ins Spiel bringen.
    Seine Musik ist sehr bildhaft und romantisch, mich erinnert er teilweise sehr an Robert Schumann.


    Empfehlenswert ist eine Aufnahme mit Radoslav Kvapil:




    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Aber es gibt zahlreiche, durchaus hörenswerte "Miniaturen" von Komponistern, die heut vergessen, oder aber nur wenigen Musikfreunden bekannt sind - oft nur namentlich.


    Nachdem hier ausnahmslos relativ bedeutende Komponisten genannt wurden und keine unbekannten Komponisten, nenne auch ich einen, den ich für ziemlich bedeutend halte:
    Hanns Eisler
    Neben den 3 Klaviersonaten, der Sonatine und den zwölftönigen Variationen gibt es eine größere Menge von Sammlungen von "Stücken" - ganz der Tradition Schönbergs und Weberns folgend, zum Teil Charakterstücke (z.B. "Kratzbürste") z.T. eher pädagogisches (Fugen). Darunter sind einige wirkliche Perlen, und zwar tonal, atonal und zwölftönig. Besonders wichtig ist wohl op. 8 mit dem witzig-ironisch-aufbrausenden aber dennoch eher "sachlichen" als Schönberg-expressiven kurzen Stück, das Eislers eigene Charaktereigenschaften trefflich charakterisieren soll.


    Eine tolle Aufnahme gibts bei Berlin:

  • Salut,


    wer [von den einigen Clementibegeisterten] die Ohren noch nicht voll genug hat - hier gibts weitere 102 "Klavierstücke", die sich absolut lohnen:



    Muzio Clementi [1752-1832]
    Gradus ad Parnassum op. 44
    Gesamtaufnahme


    Andrea Bacchetti, Bruno Canino, Luca Rasca, Francesco Cipolletta,
    Maurizio Baglini, Paolo Zannini, Gianluca Luisi, Enrico Pompili,
    Roberto Prosseda, Marco Sollini


    Hier ist alles dabei: vom Miniaturstück, über Fugati, Fugen, große virtuose Feuerwerke... gelegentlicher Anklang an Chopin ( :wacky: ).


    Wirklich sehr zu empfehlen, man erlebt eine Überraschung nach der anderen... für mich eine modernere Fortsetzung des wohltemperirten Clavirs, wenn auch die Intention des Komponisten eine andere war.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Offenbach als Komponist von Klavierstücken ?
    Ja - sowas gibts.


    Wie klingst das ?


    Die Einstufung fällt schwer: Ein wenig Chopin, ein wenig Schubert, Fields und vielleicht von der Stimmung her - Joplin.


    Gefällige Ohrwürmer mit einer Tendenz zur Salonmusik, oder kostbare Miniaturen ? Wer will das schon beurteilen....
    Ich liebte diese Aufnahmen jedoch vom ersten Ton an.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein kleiner Meister der Klaviermusik: Stephen Heller!


    Ich schließe mich Alfred Schmidt an, und möchte hier auf Stephen Heller aufmersam machen. Nur all zu leicht wird er in die Etüden und Salong Ecke geschoben. Sicher, ihm kommt vielleicht nicht der Rang neben seinen Zeitgenossen Schumann, Mendelssohn oder Chopin zu!


    Dennoch lassen sich unter seinen zahlreichen Werke "gute" Werke finden. Auf seine Schubert Transkriptionen habe ich schon an andere Stelle aufmerksma gemacht.


    Bleiben die Impromtus op. 129! die beiden Umfangreichen Werke (ca. 5-6 Minuten) sind virtous und spielfreudige Werke, denen es weder an Scharm noch an Finesse fehlt.


    auch die beiden Polonaisen op.132 verfehlen nicht ihre Wirkung. Während die erste Polonaise noch an die frühen von Chopin erinnert, entwicklet sich die zweite Polonaise zu einem "Schlachtross" das mit brillianten Passagen aufwartet und wuchtigen Akkorden dahinreitet. Zwar finden beide Werke nicht die "Form" von Chopins op. 44 oder op. 53, dennoch finde ich heben sie sich ab von sonstigen Salong -Polonaisen durch ihre Frische!


    Beide Werke wurden von der ungarischen Pianisten Iylona Pruni bei Hungaroton erfreulicherweise eingespielt.



    Gruß
    Niko

  • Ich bekenne gleich offen; In erster Linie geht es hier um die (heute) weniger bekannten Komponisten, ich vermeide bewusst das Wort "Kleinmeister", denn viele, die hier Erwähnung finden werden, waren zu Lebzeiten alles andere als das, lediglich das nachgeborene Publikum, Kritiker und Musikhistoriker späterer Zeiten haben sie dazu gestempelt.


    Natürlich werden auch Komponisten mit hohem Bekanntheitsgrad hier Erwähnung finden, sei es zum Vergleich, sei es der Komplettheit wegen. Jedoch sollten sie eher am Rande gestreift werden, insbesondere dann, wenn ihnen schon ein eigener Thread gewidmet wurde. Wenn ein Komponist dieses Genres keinen eigenen Thread bekommt, dann liegt das in der Regel nicht an der Qualität seiner Werke, sondern an der Wahrscheinlichkeit wie viele Forianer überhaupt Aufnahmen von ihm haben - oder - noch radikaler - wie viele Aufnahme es von ihm überhaupt gibt.


    An hand eines Beispiels will ich zeigen was gemeint ist: Ich habe heute - parallel zu diesem Thread einen über Mendelssohns "Lieder ohne Worte" gestartet (Nein das war kein Zufall). Diese Sammlung von Klavierstücken ist, wenngleich nicht in allen Sammlungen vertreten -. generell gut dokumentiert, bzw sind viele Einspielungen davon vorhanden. Der Komponist ist weltberühmt - wenngleich durch andere Werke - somit stehen die Chancen für eine zumindest moderate Beteiligung wesentlich besser als bei jenen, die vorzugweise Miniaturen geschrieben haben, oder aber so aus der Mode gekommen sind, daß man ihn lediglich 1 bis 2 CDs zugestanden hat. In Neuerer Zeit jedoch sind einige dieser Komponisten im Rahmen der Belebung des Nischenrepertoirs wieder ein wenig näher an Rampenlicht gerückt, sodaß auch dieses Theme eine bescheidene Chance haben könnte.
    Ich bitte allfällige Interessenten an diesem Thread, nicht mit einer Aufzählung von Komponisten, die in dieses Schema passen zu beginnen, sondern sich EINEN herasuszusuchen, eine CD von ihm zu empfehlen, und einige Bemerkungen über seine Werke niederzuschreiben. Ein weiterer Komponist könnte bei Bedarf in einer Woche nachgereicht werden...


    Ich erwähne im Augenblick keinen, und überlasse Euch fürs erste den Vortritt...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • An sich ist diese Rubrik ja gedacht, Werke dieses Genres von weniger bekannten Komponisten in den Blickpunkt z rücken - aber vielleicht ist es ein Guter Beginn, wenn wir uns mal mit einem diesbezüglichen Werkzyklus eines der bekanntesten Komponisten dieser Richtung befassen: Robert Schumann. Hier fällt zunächst die Auswahl schwer, weil er hat etliches in dieser Richtung geschrieben. Wie wärs, wenn ich hier als erstes die "Kinderszenen" erwähne. Die kennt vermutlich jeder, und somit ist ein Anfang gemacht.
    Wir wollen hier nicht in die Tiefe gehen, denn ein relativ ausführlicher Thread zu Schumanns Kinderszenen

    existiert bereits:
    Schumann: Kinderszenen
    Aber es ist meiner Meinung nach wichtig eines der bekanntesten Werke zu jenem Genre, das wir hier besprechen wollen wenigstens erwähnt zu haben. Der Zyklus wurde 1838 veröffentlicht, nachdem Schumann aus einem Pool von ca 30 Kompositionen 13 ausgewählt hatte. Schumann betont ausdrücklich, daß dieser Zyklus nicht für Kinder, sondern für Erwachsene, welche sich ihrer Kindheit erinnern, geschrieben wurde: Schumann hielt schriftlich fest,m welchen Erfolg dieses Werk hattem und wie beeindruck die Leute davon waren - am meisten jedoch - laut eigener Aussage - er selber.
    Jedes der Stücke bekam einen passenden Titel, allerdings erst im Rahmen der Zusammenstellung des Zyklus - keineswegs schon bei der Komposition."Träumerei" ist das wohl bekannteste, "Der Dichter spricht" laut Aussagen diverser Musiklexika, jedoch das Schlüsselwerk....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier befinden wir uns an der Grenze, denn es gibt doch ein gerüttelt Maß an Aufnahmen von Gottschalk - aber ich bin mir fast sicher, die wenigsten Forianer kennen was davon - von den Mitlesern ganz zu schweigen.


    Louis Moreau Gottschalk (1829-1869) hatte spanische, französiche und jüdische Wurzeln, seine Musik enthält aufgrund seiner Bigraphie auch spanische, lateinamerikanische und kreolische Elemente.
    Die mir zur verfügung stehenden Quellen berichten über seine Vorfahren durchaus unterschiedliches. Laut Wikipedia war Gottschalks Vater ein spanischer Jude, der Harenberg Klaviermusikführer indes berichtet von einem Vater deutscher Abstammung, der jedoch in London geboren wurde, wärend seine französichstämmige Mutter aus Haiti kam.Er selbst wurde in New Orleans geboren.
    Er war eine schillernde exzentrische Persönlichkeit, ein weltberühmter Konzertpianist der die gesamte Welt bereiste. Wenngleich seine Musik heute ein wenig den Geruch der "Salonmusik" kam (ich finde persönlich nichts verwerfliches daran- Gottschalk übrigens auch nicht, er verwendet sogar selbt für einige Stücke die Bezeichnung "Polka de Salon") so war er zu Lebzeiten von seinen Komponistenkollegen anerkannt, sogar Chopin besuchte in Paris 1845 eines seiner Konzerte. Gottschalk war damals erst 16 Jahre alt. Gottschalk studierte in Paris, lebte in den USA, die er aber wegen eines publik gewordenen Verhältnisses mit einer Schülerin verlassen musste, Fortan lebte er in Südamerika. Seine exzessive Konzerttätigkeit verursachte während eines Konzertes einen Zusammenbruch, dem er binnen 2 Wochen erlag. Er starb am 18. 12 1869 in Tijuca/Rio de Janeiro.


    Für Vorsichtige kann man die preiswerte Naxos CD empfehlen.
    Mutigen und Vollständigkeitsfanatikern sei die Serie mit Philip Martin ans Herz gelegt (ich selbst werde sie jetzt nach und nachkomplettieren, hab erst 2 davon)- von der nur einige hier abgebildet sind....
    Wie klingts ?
    Ironisch überspitzt würde ich sagen: Chopinesk mit Anklängen an Scott Jopin eine Art Vorläufer gewissermaßen (?)



    Ich hoffe wenigstens, einige wenige für Gottschalk interessieren oder im Idealfall sogar begeistern zu können
    und verbleibe


    mit freundlichen Grüssen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich hätte von dieser CD noch ein Charakterstück beizusteuern, das, von einem nur mäßig bekannten Komponisten stammend, in Zeiten der "Finanzkrise", "Bankenkrise" und er dringend erforderlichen Einführung der "Finanztransaktionssteuer" aktueller denn je ist: "Die Wut über den verlorenen Groschen".


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch wenn Stephen Heller einen eignen Thread sein eigen nennen darf, so gehört er hier doch erwähnt


    Stephen Heller - Meister des Klavierstücks


    Er gehört - richtig geraten - zu den eher weniger bekannten Komponisten - dennoch gibt es einige interessante Aufnahmen mit Charakterstücken für Soloklavier von ihm. Nächstes Jahr feiert er seinen 200 Geburtstag, mag sein, daß hier was dazukommt. Immerhin umfasst sein - vorwiegend dem Klavier gewidmetes - Gesamtwerk etwa 150 Opuszahlen. Das meiste ist für Soloklavier. In seinen besten Werken erreicht er meiner Meinung nach durchaus die Qualität von Schumann, der seine Werke übrigens schätzte. Hellers Miniaturen sind - ähnlich wie bei Schumann, Mendelssohn und anderen zu Minizyklen mit Übertiteln zusammengefasst.



    Hier 3 Beispiele, die auf der Aufnahme mit Daniel Blumenthal enthalten sind.


    Spaziergänge eines Einsamen op. 78 (1851)
    Wanderstunden op. 80
    In Wald und Flur op 81


    ______________________
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man sollte nicht glauben wie viele Meister des Solo-KLavierstücks es einst gab - aber natürlich mussten die bürgerlichen Salons der Prä-Grammophon-Ära mit Musik versorgt werden. Und da bot sich das Klavier als Medium geradezu an - in fast jedem bürgerlichen Haushalt stand eines...
    Die heute hier vorgestellte CD mit Werken von Juliusz Zarebski (1854-1885) habe ich offenbar im letzten Augenblick ergattert. Sie ist bei jpc nichtmehr im Angebot, bei Amazon wird sie vereinzelt noch privat angeboten - teilweise zu Wucherpreisen.
    Wenn Zarembski heute auch weitgehend unbekannt ist - zu Lebzeiten war er es nicht, obwohl ihm nur 31 Jahre vergönnt waren und er nur etwas mehr als 30 Werke hinterließ. Liszt sah in ihm einen Pianisten ersten Ranges, aber als Komponist musste der Virtuose oft dem Lyriker am Klavier weichen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    PS: Ich werde versuchen in Hinkunft meine Neuerwerbungen hier schneller vorzustellen - damit die Leser Gelegenheit zum hineinhören und gegebenenfalls zum Kauf haben


    Noch ein PS: Ich neige dazu, jene CDs - in welche ich gerade hineinhöre um sie anschliessend EDV-mässig zu erfassen und anschliessen einzuordnen in Threads zu erwähnen. Als ich die erwähnte CD nun in die Kartei eingeben wollte, habe ich zu meinem Erstaunen gesehen, daß ich sie doppelt hatte. Sie wird daher vermutlich irgendwann in einem Tamino Preisausschreiben oder etwas ähnlichem landen. Zum Verkauf steht sie nicht bereit, weil das Porto hier in relativ ungünstiger Relation zum Warenwert steht und ich ein fauler Mensch bin der wegen ein paar Euro nicht aufs Postamt gehen möchte..

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Unbedingt eine Entdeckung wert: Federico Mompou, ein Katalane, der in Paris studierte. Wunderbare Musik, eine sehr eigene, höchst originelle Musiksprache, Musik für Klavier, zumeist Miniaturen, zugleich schlicht und in dieser Schlichtheit raffiniert. Der Philosoph und Musikwissenschaftler Vladimir Jankelevich verfaßte über ihn ein Essay. Mompou selbst - er wurde steinalt - spielte sein komplettes Klavierwerk ein. Die Aufnahmen gab es als günstige Box bei Brilliant Classics, leider vergriffen. Natürlich unbedingt zu empfehlen die unvergleichliche Alicia de Larrocha, der Mompou sein Preludio Nr. 7 widmete - die unten abgebildete CD gibt es sehr günstig. Zu den namhaften Interpreten, die Mompou schätzten und spielten, gehörten neben Alicia de Larrocha Artur Rubinstein und Arturo Benedetti Michelangeli.



    Beste Grüße
    Holger

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