Polydor-Märchenmusik von Schultze - kleine Schätze

  • Einen schönen guten Tag,


    wusste nicht genau, wo ich diesen Thread unterbringe - also geht's zum Tritschen und Tratschen:


    In den 40er und 50er Jahren gab es wunderschöne Märchenhörspiele der Firma Polydor, die mittlerweile unter Sammlern sehr begehrt sind. Sämtliche Versuche der Fans, eine Neuauflage dieser wirklich einmaligen Produktionen zu erlangen, scheiterten - bis heute: Ab sofort gibt's die ersten auf CD als sogenannte "Hörspielschätze" (s. Google). Alle weiteren Produktionen sollen folgen. Ich sag's Euch: UNENTBEHRLICH!


    Jedes Hörspiel mit eigens komponierter Musik, Chören und hochmotivierten Sprechern, die teilweise später auch synchronisierten bzw. Schauspielkarriere machten. Komponiert hat u.a. Norbert Schultze, der mit seiner Konkurrenzoper zu den Humperdinck'schen Königskindern "Der schwarze Peter" kurzzeitig Karriere machte.


    Bin total happy!


    LG,


    Knuspi

  • Hmm, scheint keinen zu interessieren. Schade - die Musik ist nämlich echt hörenswert, schlägt eine Brücke von Humperdinck zu Orff. Manchmal klingt's allerdings auch a bisserl geklaut: Für Schneewittchen bedient sich Schultze ziemlich frei bei Bizets Carmen. Die anderen Komponisten der Hörspiele sind: Franz Josef Breuer und Erich Bender.

  • Hallo Knusperhexe,


    An sich mag ich Humperdincks "Hänsel und Gretel" (besonders das Abendgebet :D ), aber was danach kommt. Nein.


    Vermutlich wissen die meiste Mitglieder überhaupt nicht, wovon Du redest.
    40er und 50er Jahren. Wie alt denkst Du, daß die meisten Mitglieder hier sind?


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    ja, der Humperdinck ist natürlich eh der Kracher. Wie er die Waldatmosphäre einfängt, das macht ihm so schnell keiner nach.


    Aber diese Märchenhörspiele - kurz nach dem 2. Weltkrieg produziert und lange Zeit verschollen - sind wirklich wunderschön, sehr einfühlsam instrumentiert, mit guten Sprechern und Chören. Sie wirken fast wie kleine Singspiele - und als Niederländer mit eventueller Efteling- und Anton Pieck-Erfahrung wärest Du bestimmt auch angetan.


    Tot ziens,


    Knuspi

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Sie wirken fast wie kleine Singspiele - und als Niederländer mit eventueller Efteling- und Anton Pieck-Erfahrung wärest Du bestimmt auch angetan.


    :yes: :yes: :yes:


    Da bin ich sehr NEUGIERIG

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  • Hallo Knusperhexe,


    ein Freund von mir hat sich doch tatsächlich eine Einspielung des SCHWARZEN PETERS besorgt - unter anderem wegen des Gassenhauers "Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen", auch eingesungen von dem nicht unbekannten Rudolf Schock (der "Fröhliche Wanderer") mit den "Schaumburger Märchensängern". Das muss man gehört haben (gibt es auch auf CD).


    Von daher finde ich deinen Hinweis sehr interessant. Danke!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo zusammen,


    der Thread gehört eigentlich gar nicht ins Tritsch-Tratsch. An die kleine Polydor-Platten kann ich mich auch noch erinnern (bei mir zuhause damals aber schon umgeschnitten als Vinyl-Single, zumeist gab es die ja sowohl als auch).


    Diese Hörspiele waren ja zumeist keine abgelesenen Texte sondern gespielte. Da wurde versucht, die Illusion zu erzeugen, ohne visuellen Impuls an einem Geschehen teilzuhaben. Das gelang bei den Polydor-Hörspielen fabelhaft, desgleichen erinnere ich mich an "Schneeweißchen und Rosenrot" bei DECCA. Und gab's nicht auch bei Polydor "Von einem der auszog das Fürchten zu lernen?" Das Zusammenwirken von Musik und Spiel war auf dieser Platte wirklich einzig.


    Es ging ja gar nicht darum, einen kompletten Soundteppich zu komponieren, sondern uinterstützende Glanzlichter zu setzen. Hier war das Hörspiel dem Film durchaus ähnlich. Vor zwei Wochen hörte ich eine Vortrag über die Filmmusik von Schostakowitsch. Über die lässt sich nur sinnvol sprechen, wenn man den Film dazu sieht, das hatte ich danach begriffen. Geszigt wurde dies an Beispielen, die für sich genommen gar nicht aus dem Film zu lösen gewesen wären.


    Für das Hörspiel gilt ähnliches. Und die 1950er Jahre waren eine Blütezeit des Rundfunk-Hörspiels, nachdem die künstlerischen und technischen Gattung bereits in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren ausgelotet worden waren, bis hin zur vollständig abstrakten Klang-Collage ("Weekend", Daten kann ich nachliefern).


    In den Produktionen der 1950er Jahren kam es wiederholt zu Zusammenarbeit mit klasischen Komponisten. Bernd Alois Zimmermann fällt mir als prominentes Beispiel ein.


    Vierlleicht finden sich hier im Forum weitere Hörspiel-Freunde; dann wäre der Thread etwas fürs Literatur-Forum.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Draugur
    Hallo Knusperhexe,


    ein Freund von mir hat sich doch tatsächlich eine Einspielung des SCHWARZEN PETERS besorgt - unter anderem wegen des Gassenhauers "Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen", auch eingesungen von dem nicht unbekannten Rudolf Schock (der "Fröhliche Wanderer") mit den "Schaumburger Märchensängern". Das muss man gehört haben (gibt es auch auf CD).


    Von daher finde ich deinen Hinweis sehr interessant. Danke!


    Hallo Draugur,


    ja, ich kenne die Oper auch. Hat für mich aber einen etwas fiesen Beigeschmack: Die Librettistin der "Königskinder" war Jüdin und nur dem Eingreifen von Wolfram Humperdinck und des Wagnerclans ist es zu verdanken, dass das schon fertige Aufführungsverbot gestoppt wurde. Dennoch sollten die Königskinder nach und nach aus dem Spielplan verdrängt werden - angeblich ist so die handlungsmäßig sehr ähnliche Oper "Der schwarze Peter" entstanden. Eine wesentlich sanftere und eingängigere Königskinderversion, wobei ich dieses "Ach, ich hab' in meinem Herzen darinnen" auch mag :D


    LG,


    Knuspi

  • Zitat

    Original von Santoliquido
    Hallo zusammen,


    der Thread gehört eigentlich gar nicht ins Tritsch-Tratsch. An die kleine Polydor-Platten kann ich mich auch noch erinnern (bei mir zuhause damals aber schon umgeschnitten als Vinyl-Single, zumeist gab es die ja sowohl als auch).


    Hallo santoliquodo,


    hast eigentlich recht. eigentlich gehört's schon ins Opernforum.


    Was meinst Du mit "umgeschnitten"? Gibt es da mehrere Fassungen von? Ich habe Schellack und dann einige auf Vinyl. Karussell hat dann einige noch mal zusammengeschnitten auf LP.


    LG,


    Knuspi

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  • Hallo Knuspi,


    bis 1958 wurden in Deutschland Vinyl- und Schellack-Singles parallel hergestellt. Die neuen Plattenspieler, die sowohl als auch abspielen konnten, mussten sich erst einmal verbreiten. Eine andere Crux war, daß nicht jeder Plattenspieler Platten mit einem Durchmesser größer als 25 cm (das klassische Format der Schellack-Platten; die 30 cm Schellacks waren eher für den gefüllteren Geldbeutel) abspielte (man denke etwa an die ganzen Geräte, die oben in die Röhren-Radio eingebaut waren). Es wurden von ein und dem selben Ausgangsband unterschiedliche Matritzen hergestellt: eine für Vinyl und eine für Schellacks. Am Rande angemerkt: bei Jazz und Rock steckt in der Schellack-Rille zuweilen mehr Dampf als beim Vinyl.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Wer von Euch kennt denn die Schultze-Opern:


    "Schneewittchen"


    und


    "Das kalte Herz"


    und kann dazu etwas sagen?


    Von der zweiten gibt es einen arg teuren Mitschnitt. Zögere noch, mir den zu kaufen und bin gespannt auf evtl. Meinungen. Seine Oper "Der schwarze Peter" ist ganz nett. Macht irgendwie gute Laune, weil es so naiv runterkomponiert wurde und einen Mischmasch aus anspruchlosem Tüdelü, sentimentaler Filmmusik und richtig feinsinnig Schönem darstellt. Ab und an lege ich es mir in den Player und ertappe mich beim Takttappen und Mitsummen.

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  • Eigentlich kenne ich auch nur "der schwarze Peter". Ich kann mich erinnern, dass es dazu einem Film gibt, den ich in meiner Kindheit mehrmals mit Begeisterung gesehen habe. Einer der Mitwirkenden war der Schauspieler Theo Lingen.


    :hello:
    Jolanthe

  • Lieber Knuspi,


    irgendwie kommt mir das Thema bekannt vor. Hatten wir das nicht schon in einem anderen Thread? Da wurde Norbert Schultze (von den üblichen Verdächtigen) als Nazi diffamiert und seine Musik pauschal abgetan.


    Ich habe den folgenden WDR-Mitschnitt:



    (ursprünglich selbst mittels Tonbandgerät am Radio aufgenommen, später dann durch gekaufte CD ersetzt.)
    Der WDR bietet hier alles auf, was es damals an guten Sängern und Sprechern gab - wirklich zu empfehlen!


    +++++++++++++++++++++


    Am bekanntesten ist und bleibt aber sein "Schwarzer Peter" - beliebt in der - von EMI wieder aufgelegten - Fassung mit Hans-Joachim Kulenkampff:



    In meiner Jugend durfte die Vinyl-Ausgabe in keinem Haushalt fehlen!


    +++++++++++++++++++++


    Aber auch hiervon gibt es eine ungekürzte Gesamtaufnahme vom Westdeutschen Rundfunk:



    Die Besetzung ist ähnlich wie beim "Kalten Herz".


    Die anderen Märchen-Musiken des Norbert Schultze sind wohl vergessen, alsda wären:


    Struwwelpeter, 1937
    Max und Moritz, 1938
    Maria im Walde, 1940
    Peter der Dritte, 1964
    Prinzessin auf der Erbse
    Das tapfere Schneiderlein, 1980
    Schneekönigin, Märchen mit Musik
    Schneewittchen, 1981


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebe Jolanthe,
    lieber Harald,


    einen Film mit Theo Lingen? Den würde ich gerne sehen. Hast Du den auf Video?


    Wie ist denn das klate Herz? Lohnt sich die Anschaffung?


    LG,
    Knuspi

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Liebe Jolanthe,
    lieber Harald,


    einen Film mit Theo Lingen? Den würde ich gerne sehen. Hast Du den auf Video?


    Hallo Knuspi,
    leider nicht.


    So alle paar Jahre läuft er mal im TV, meistens in der Weihnachtszeit, aber vielleicht weiß Harald mehr?


    :hello:
    Jolanthe

  • Liebe Jolanthe,


    das habe ich noch an Infos aus dem Web gekitzelt:


    ZDF; 1966; Regie: Joachim Hess; Darsteller: Toni Blankenheim, Manfred Lichtenfeld, Claudio Nicolai, Harald Axtner, Doris Herbert und Theo Lingen.


    Habe dann auch noch mal das komplette Textbuch gelesen. Es hat wirklich sehr viele Versatzstücke der Humperdinck'schen "Königskinder".


    :hello:


    Knuspi

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