Hallo Musikfreunde,
verzeiht mir zu Anfang die naiv-rhetorische Fragestellung, aber ich möchte gleich meinen Unmut über die Entwicklung äußern, dass nach meinen Beobachtungen zunehmend und schleichend quantifiziert wird und der Endverbraucher verleitet wird, Abstriche zu machen und das Geld locker zu halten, während mein Arbeitgeber nie auf die Idee käme, mich für Arbeit zu bezahlen, die ich nicht leiste.
Zwei Beispiele: In meinem Beitrag zu den "Unverzichtbaren" hatte ich eigentlich vor, die vom Borodin Quartett eingespielte CD mit Schostakowitschs Streichquartetten 5 und 15, wie ich sie vor 10 Jahren gekauft habe, vorzustellen. Gerade diese beiden Quartette auf einer einzigen CD - für mich eine Unverzichtbare. Beim Suchen des CD-Covers zum Zweck der Abbildung im Forum bemerkte ich, dass einzelne CDs gar nicht mehr angeboten werden. Das heißt: Wenn ich z.B. das 15. Streichquartett Schostakowitschs kaufen möchte und kein anderes von diesem Komponisten, dann muss ich gleich 5 CDs kaufen, um 4 CDs davon wegzuschmeißen oder im Keller zu deponieren? Lese ich das Geld täglich auf der Straße auf? (Ich schlug bei den Unverzichtbaren also den gesamten Zyklus vor, was inhaltlich stimmig ist, da DSCH mehrere ausgezeichnete Quartette geschrieben hat. Vom Prinzip her ärgere ich mich im Nachhinein über meinen Vorschlag, da ich mich zwingen ließ, den Gesamtzyklus vorzustellen.
Meine "Neuentdeckung" in diesem Jahr: das Streichquartett Mendelssohns op. 80! Ich kenne es schon lange, aber von Jahr zu Jahr schätze ich es mehr. Also möchte ich nun gerne weitere Einspielungen kaufen, die Partitur habe ich vor zwei Wochen bereits erworben. Aber nein, was sehe ich? Von den meisten Quartettformationen kann ich entweder gleich alle Streichquartette Mendelssohns in drei oder gar vier CDs kaufen - oder gar keins. Da ich mich für die anderen Quartette nicht interessiere- also gar keins.
Das heißt: Ich werde versuchen, mir einige Einspielungen in Bibliotheken zu leihen; dabei kaufe und sammle ich CDs eigentlich sehr gerne; habe in den letzten 20 Jahren schon Unsummen Geld für Schallplatten und CDs ausgegeben oder (zu Weihnachten) schenken lassen, und dies noch nie bereut. Aber: Veräppeln lasse ich mich nicht; schon aus Prinzip kaufe ich nichts mehr ungewollt. Alleine dieses Jahr hätte ich ohne diese "Boxenstrategie" mit Sicherheit einige Hunderter mehr für CDs ausgegeben; naja, dafür bleibt jetzt Geld für einen Heimtrainer.
Geht es Euch auch so, oder beobachte ich die Verkaufsstrategien falsch? Was haltet Ihr davon?
Schöne Grüße,
Uwe