• Einen schönen Nikolaustag allen zusammen,


    sagt mal, wie geht Euch das: Verbindet Ihr auch bestimmte Farben beim Hören diverser Komponisten? Bevor jetzt jemand denkt, ich sei psychodelisch abgetaucht, nein, ich mein's wirklich ernst:


    Im Freundeskreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass so etwas viel häufiger der Fall ist, als man meint.



    Verdi z.B. ist bei mir samtrot
    Mozart - gelb bis orange
    Wagner - dunkelblau bis schwarz
    Humperdinck - grün
    Straus - weiß


    Natürlich ist das häufig auch stückbezogen, aber eine gewisse Grundfarbe schillert für mich da immer mit durch.


    Freundliche Grüße,


    Knusperhexe

  • Hallo Knusperhexe,


    ich habe das Spiel mal mit den Symphonien Bruckners durchgezogen... diese Assoziationen kommen bei mir auch häufig.


    1. k. A.
    2. grün
    3. k. A.
    4. hellrot - orange
    5. dunkelrot, um nicht zu sagen blutrot...
    6. königsblau
    7. weiß wie die Wolken am Himmel
    8. schwarz wie die finsterste Nacht
    9. dunkelgrün


    Einige werden uns jetzt wahrscheinlich für bekloppt halten :D


    P. S. Das ist hier vielleicht nicht im richtigen Forum, oder wolltest du explizit was zu Opern hören?

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • "Bekloppt"??


    I wo - mir persönlich geht es mit diesem Farbempfinden beim Musikhören zwar nicht so (obwohl ich den Gedanken faszinierend finde), aber ich habe schon mehrfach vor allem über praktizierende (Berufs-) Musiker gelesen, die mit bestimmten Tonarten Farben verbinden.
    Die Pianistin Hélène Grimaud fällt mir da beispielsweise ein (hoffentlich verwechsle ich sie jetzt nicht mit einer anderen Dame...)


    Ich glaube, für dieses Phänomen "Farben empfinden beim Musik spielen / hören" gab es auch ein - wie üblich - sehr beeindruckendes Fremdwort :]


    Leider habe ich dieses grade nicht parat....


    Immerhin finde ich es eine interessante "Spielart" der meist auf Tonarten bezogenen Farbempfindungen, dass Ihr dieses Phänomen bei Euch auch bei verschiedenen Komponisten/ Symphonien feststellen könnt...

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo Draugur,


    interessant. Ich kenne mich halt mehr aus bei Opern, aber im Konzert - klar, da habe ich das auch. Und glaub' mir, wir befinden uns in guter Gesellschaft. Habe im Internet geforscht, ganz vielen Sängern geht es auch so. :yes:


    LG,


    Knusperhexe


  • Synästhesie bzw. Synästhetiker. Bei einem echter Synästhetiker (ich kenne persönlich keinen) sind das aber keine bloßen Assoziationen, sonder er nimmt tatsächlich Farben (oder Farbmuster und -kombinationen) gleichzeitig mit dem Musikhören wahr. Wobei er keinerlei Einfluß darauf hat, das also nicht abstellen kann. Optisch-akustische Synästhesien dürften die häufigsten und besterforschten sein, aber es gibt vermutlich auch welche mti anderen Sinnen.


    Ich frage mich daher, ob die geschilderten Eindrücke wirkliche Synästhesien oder eher lse Assoziationen sind.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von MarcCologne


    Ich glaube, für dieses Phänomen "Farben empfinden beim Musik spielen / hören" gab es auch ein - wie üblich - sehr beeindruckendes Fremdwort :]


    Ich schätze, du meinst "Synästhesie", wobei aber auch andere Sinnesempfindungen mit eingeschlossen sind.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Salut,


    Zitat

    Original von Knusperhexe
    Mozart - gelb bis orange


    Zitat

    Original von Draugur
    2. grün


    im Prinzip habt ihr beide Recht :D


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Bei einem echter Synästhetiker (ich kenne persönlich keinen) sind das aber keine bloßen Assoziationen, sonder er nimmt tatsächlich Farben (oder Farbmuster und -kombinationen) gleichzeitig mit dem Musikhören wahr. Wobei er keinerlei Einfluß darauf hat, das also nicht abstellen kann. Optisch-akustische Synästhesien dürften die häufigsten und besterforschten sein, aber es gibt vermutlich auch welche mti anderen Sinnen.


    Ich kenne persöhnlich eine, nämlich meine Freundin. Allerdings nicht musikalisch, sondern bei Ihr ist es die Kombination Zahl->Farbe, die ist sehr eindeutig festgelegt in Ihrer Empfindung. Interessant ist, dass Synästhetiker meist denken, dass es allen so geht wie Ihnen. Man redet ja selten über so etwas. ;)
    Es kam zufällig raus, als ich das "Phänomen" im Studium thematisierte und Ihr das daheim erzählte und Sie ganz erstaunt war, dass bei mir die Zahlen recht farblos sind. :D


    Gruß
    Sascha

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  • Er könnte auch schwarze Zahlen haben - denn weiß und schwarz gelten ja nach JWvG nicht als Farben... so kann man also getrost mit weißer Weste schwarz gebrannte CDs auf dem Schwarzmarkt verhökern ohne von der Farbpolizei verfolgt zu werden.


    :D


    Hat sie das dann bei Buchstaben auch? Jedenfalls in der Buchstabensuppe sind sie ja recht bunt.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Naja, rote Zahlen habe ich natürlich auch, nur ist es weniger so, dass ich Sie als rot empfinde, sondern das tut mehr meine Bank. Vielleicht sollte ich denen mal einreden, dass es sich um rein synästhetische Eindrücke handelt und ich eigentlich im Plus bin. :D



    Ob es bei Buchstaben auch so ist, weiß ich jetzt aus dem Kopf gar nicht müßte ich mal fragen heut abend. Jedenfalls ist es so, dass z.B. Zahlenkombinationen wie 456 keine Mischfarbe ergeben, sondern eine Zahl mit Ihrer Farbe dominiert.
    Habe aber auch mal im Fernsehen einen Bericht über eine Synästhetikerin gesehen, die die farbigen Zahlen darüberhinaus noch in dreidimensionaler Darstellung vor Ihrem geistigen Auge hatte und das war auch bei jeder Zahl anders. Wenn man lange genug Privatfernsehen schaut, findet man bestimmt auch noch einen Bericht über jemanden, der sich dafür verbürgt, dass Zahlen riechen, z.B 4711 nach Veilchen. :D


    Gruß
    Sascha

  • Passend dazu hier das wunderbare Vokale-Gedicht von Arthur Rimbaud:


    Voyelles
    A noir, E blanc, I rouge, U vert, O bleu: voyelles,
    Je dirai quelque jour vos naissances latentes:
    A, noir corset velu des mouches éclatantes
    Qui bombinent autour des puanteurs cruelles,


    Golfes d'ombre; E, candeurs des vapeurs et des tentes,
    Lances des glaciers fiers, rois blancs, frissons d'ombelles;
    I, pourpres, sang craché, rire des lèvres belles
    Dans la colère ou les ivresses pénitentes;


    U, cycles, vibrements divins des mers virides,
    Paix des pâtis semés d'animaux, paix des rides
    Que l'alchimie imprime aux grands fronts studieux;


    O, suprême Clairon plein des strideurs étranges,
    Silences traversés des Mondes et des Anges:
    – O l'Omega, rayon violet de Ses Yeux!




    Hier die kongeniale Übersetzung von Stefan George:


    Vokale
    A schwarz E weiß I rot U grün O blau – vokale
    Einst werd ich euren dunklen ursprung offenbaren:
    A: schwarzer samtiger panzer dichter mückenscharen
    Die über grausem stanke schwirren • schattentale.


    E: helligkeit von dämpfen und gespannten leinen •
    Speer stolzer gletscher • blanker fürsten • wehn von dolden.
    I: purpurn ausgespienes blut • gelach der Holden
    Im zorn und in der trunkenheit der peinen.


    U: räder • grünlicher gewässer göttlich kreisen •
    Ruh herdenübersäter weiden • ruh der Weisen
    Auf deren stirne schwarzkunst drückt das mal.


    O: seltsames gezisch erhabener posaunen •
    Einöden durch die erd- und himmelsgeister raunen.
    Omega – ihrer augen veilchenblauer strahl.


    Stefan George

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Synästhesie strebten ja vor allem die Romantiker an, denn das Aufheben formaler Grenzen (z.B. zwischen Dichtungsgattungen, aber auch zwischen verschiedenen Wahrnehmungsebenen) war eine ihrer Hauptforderungen. Mir fällt jetzt nicht ein, von wem das Motto "Farben hören und Töne sehen!" stammt.
    Mir geht es eher bei symphonischer Musik so, dass in meinem Inneren Bilder entstehen, die von bestimmten Farben dominiert werden, wobei ich die aber noch nie einem bestimmten Komponisten zuordnen konnte. Mendelsssohn ist also nicht immer "grün", um ein Beispiel zu bringen. Bei Opern bin ich vollkommen mit den realen Bildern beschäftigt.
    Ein interessantes Thema! :)
    lg Severina

  • Zitat

    Original von severina
    Mir fällt jetzt nicht ein, von wem das Motto "Farben hören und Töne sehen!" stammt.
    Ein interessantes Thema! :)
    lg Severina


    Also, Walt Disney hat das für seinen Konzertfilm Fantasia als Slogan verwendet. Da gingen die Meinungen ja auch sehr auseinander, besonders bei der Farbwahl für "Toccata und Fuge."


    Oben schieb jemand was über farbige Zahlen. Vereinzelt kenne ich das, mehr aber noch bei Wörtern. Echt witzig!

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  • Interessantes Thema!
    Assoziiere auch immer Farben mit Werken - nur sind die oft auch unbewusst durch die CD-Covers etc. beeinflusst ?(
    Kaum denkt man drüber nach erkennt man, dass die Referenzeinspielung in der Aufmachung optisch in die Richtung ging; bei Opern kann das auch übers Bühnenbild einer Inszenierung kommen...


    :hello:
    Stefan


    PS: Mein Mozart ist übrigens blau, Beethoven rot (aber nicht alle seine Werke, die gibt es in unterschiedlichsten Farben), Haydn eher orange/braun/ocker, Verdi gelb bis rot, Schostakowitsch blau/schwarz, Wagner nur schwarz (mit Schuß grün), Bruckner dunkel-orange, Schubert dunkelbraun, Strauss dunkelgrün, Weber ebenfalls, Mendelssohn blau/grün und Karus weiß.
    Hoffentlich haben wir keinen Psychologen hier im Forum :rolleyes::D

    Viva la libertà!