Salut,
das Thema Vibrato kommt ja in vielen Besprechungen sehr oft vor und artet dann entweder als Offtopic aus, oder wird im Keim erstickt. Dieser Thread soll also dem Vibrato gewidmet sein. PRO und CONTRA, wenn es denn sein muß.
Kurzer Anriß:
Das Vibrato war bereits im 17. Jahrhundert als Verzierungselement bekannt. Man deutete dies durch z.B. Schweller <> an, wenn es ausdrücklich gewünscht war. Auch bei Tönen, die über längere Zeit gehalten wurden, wurde das Vibrato angewendet. Ein 'Dauervibrato', wie es heute in modernen Orchestern und bei nicht HIP-orientierten Solisten üblich zu hören ist, gab es offenbar noch nicht so ausgeprägt, aber insbesondere die Franzosen haben dies vorwärtsgetrieben, so daß heute eher die Umkehrsituation herrscht und beispielsweise Bartók ausdrücklich ein non vibrato verlangen musste, um sein akustisches Ziel für eine bestimmte Stelle im Werk zu erreichen.
Am Rande: Eine Art Vibrato gab es auch zu Johann Sebastian Bachs Zeiten am Cembalo - jeweils durch unterschiedlichen Druck auf die Taste konnte der Ton mehr oder weniger Schwingen. Soweit mir bekannt ist, hat Bach diesen Effekt gewollt durch punktierte Bindebögen verlangt.
Das Vibrato unterscheidet sich natürlich sehr deutlich von einem Triller [ Salisburgensis] und man kennt heute eigentlich zwei Arten davon: eines über 2 und eines über 3 Töne. Bei letztgenanntem wird ein Ton X von jeweils einem höheren und einem tieferen Ton "umgeben", beim 2tönigen wird nur der untere Ton "mitvibiriert". Diese Tonabstufungen sind aber keinesfalls ganze oder halbe Töne unseres Tonsystems, sondern kaum merkbare Differenzen zum eigentlichen Ton, die Violine klingt bei geschicktem Einsatz des Vibrato singender, als ohne [meine Meinung]. Auch Carl Ditters von Dittersdorf, ein zu seiner Zeit äußerst geschätzter und gefragter Violinvirtuose, beschreibt in seiner Autobiografie andere Virtuosen mit "singendem Spiel" [aus der Erinnerung zitiert]. Das Vibrato wird durch minimale Zitterbewegung der linken Hand bzw. auch nur des entsprechenden Fingers auf der jeweiligen Saite erzeugt. Der erzeugte Ton wirkt dann durch das Mitschwingen weiterer Töne voller und runder, nicht so kratzig und leer. Fidelnde Taminos mögen mich gerne korrigieren und/oder ergänzen. Ein ausgezeichnetes Vibrato war auch lange Zeit für hochrangige Violinvirtuosen ein [berechtigtes] Aushängeschild: Eigentlich gehört das Vibrato zum allgemeinen Violinstudium dazu, doch könnte man ihm auch ein eigenes widmen.
Ich persönlich mag sowohl ausgezeichnetes Vibrato, wie auch stellenweises non Vibrato.
Ulli