Hallo, liebe Forianer!
Krimis zu lesen, ist, so habe ich es erlebt, eine Angelegenheit, die manche kultivierten Mitmenschen am liebsten leugnen würden. Es scheint "unter Niveau" zu sein. Ich teile diese Einschätzung nicht.
Angefangen hat meine Freude an entsprechender Literatur mit Raymond Chandler. Sprachwitz, Milieu-Schilderung und eine humanistische Grundausrichtung (man denke nur daran, dass er seinem Marlowe im letzten Buch eigens ein Happyend schrieb - das ihm selbst verwehrt blieb) nahmen mich für ihn ein.
Ein weiterer Eckpfeiler ist Georges Simenons Kommissar Maigret. Ein extrem verknappter, schmuckloser Stil, der zugleich Platz lässt, eigene Bilder zu bauen und doch eine genaue Innendarstellung der handelnden Personen liefert.
Dann die Skandinavier. Angefangen mit Sjöwall/Wahlöö über Mankell, Nesser, Edwardson bis hin zu Arne Dahl schätze ich diese Autoren, auch wenn mir deren Fälle manches mal ein wenig gewollt blutrünstg scheinen. Philipp Kerr hat mit dem "Wittgenstein-Programm" einen für mein Empfinden großartigen Krimi voller Anspielungen auf Wittgenstein und TS Eliot geschaffen (leider ein Einzelfall bei ihm).
Interessant auf jeden Fall auch deutsche Autoren. Ulrich Ritzel möchte ich da nennen oder Jan Seghers, auch Bernhard Schlink; letzteren bezogen auf die Romane um den Privatdetektiv Selb, dort ist er meines Erachtens seinem Thema des Nationalsozialismus souveräner begegnet als bei seinen nachfolgenden enstprechenden Bemühungen wie dem "Vorleser".
So viel zu mir. Wie sieht es bei Euch aus? Mögt ihr Krimis (warum nicht)? Welches sind eure Favoriten? Habt ihr Tipps?
Gruß, l.