Dieser Thread gehört dem KLAVIERQUINTETT!

  • Hallo, werte Kammermusikliebhaber!


    Die Kammermusikgattung, bei der mich Werke überproportional (also auch aufgrund des Klangs der Besetzung ganz ohne die Komposition an sich) begeistern, ist das Klavierquintett, also Klavier mit Streichquartett.
    Musik für Klavier solo und Musik für Streichquartett sind für mich DIE essenziellen Werkgattungen, und die Kombination von beiden finde ich wirklich faszinierend!


    Aber auch jenseits dieses Effekts habe ich den Eindruck, daß sich die Komponisten bei Klavierquintetten besondere Mühe gegeben haben, sie gehören eigentlich immer zu meinen Lieblingswerken der jeweiligen Komponisten.
    Sieht das jemand ähnlich wie ich?


    In diesem thread soll also auch über "das Klavierquintett an sich" gesprochen werden (ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der das interessant findet).
    Es gibt bereits viele threads, in denen Kompositionen für Klavierquintett behandelt wurden. Diskussionen über diese Werke sollten i.A. auch eher dort geführt werden und hier eher werkübergreifende Diskussionen sowie Vorstellungen von Klavierquintetten, die noch in keinem anderen thread untergebracht sind.


    Dazu gehört das Klavierquintett g-moll op. 57 von Schostakowitsch, zu dem ich mich hier schon geäußert habe, und über das ich hier auch später noch mehr schreiben möchte (vielleicht auch jemand anderes?).


    Dann sind da noch die beiden Klavierquintette d-moll op. 89 und c-moll op. 115 von Fauré, zu denen ich im allgemeinen Fauré-thread schon schrieb:


    Beide Klavierquintette von Gabriel Fauré (1906 and 1921) sind reife Meisterwerke. Sie sind kaum bekannt, noch deutlich weniger als seine beiden Klavierquartette.
    Als Fauré 1891 das erste Quintett skizzierte, dachte er zunächst an ein drittes Quartett. Von 1891 bis 1905 legte er das Allegro und das Andante beiseite, da sie ihn nicht zufrieden stellten. Das vollständige Klavierquintett d-moll op. 89 wurde im März 1906 in Brüssel uraufgeführt. Der Geiger Ysaye, dem das Werk gewidmet wurde, war tief bewegt, nannte es „absolute Musik im wahrsten Sinne des Wortes“.
    Beim Versuch, den Charakter des Werkes zu beschreiben, mag man folgender Äußerung zustimmen: „Trotz der ernsten Atmosphäre des ersten Satzes und dem Entzücken des Adagio atmet das ganze Werk Klarheit, ungetrübte Frische und unendlichen Reichtum.“


    Auch zu diesen beiden schönen Werken werde ich mich noch ausführlicher äußern.


    Nun die Liste mit bereits anderswo behandelten Werken (sollte ich etwas vergessen haben, bitte ergänzen!):
    Da sind die Meilensteine der Gattung von Schubert, Schumann, Brahms und Dvorak.
    Natürlich hat der "Vater" des Klavierquintetts, Boccherini, auch schon einen eigenen thread.
    Dann gibt es noch threads zu den Variationen von Czerny sowie den Klavierkonzert-Bearbeitungen von Mozart und Chopin.


    Diese Liste ist natürlich auch als Anregung zu verstehen, den ein oder anderen dieser threads "wachzuküssen".


    Viele Grüße,
    Pius.

  • ... und dann ist da zum Beispiel noch das wunderbare Klavierquintett von César Franck.


    Hallo Pius,


    vielleicht liegt die Faszination an diesem wie auch anderen Klavierquintetten darin, dass die Kräfteverhältnisse im Klavierquintett so ausgewogen sind? Das Klavier muss sich nicht gegen ein ganzen Orchester durchsetzen (wie im Klavierkonzert), und es fehlt auch das Repräsentative, Glanzvolle. Auf der anderen Seite hat das Klavier hier - anders als in der Cello- oder Violinsonate - ein Gegenüber, das wie das Klavier selbst Mehrstimmiges und Komplexes spielen kann und nicht "bloß" Melodien. Es gibt also mehr Ausdrucksmöglichkeiten als in der gewöhnlichen Sonate, aber keine Notwendigkeit zum "Protzen" wie im Klavierkonzert, man bleibt intimer, kammermusikalischer, gewissermaßen "unter Kennern". Und in Abgrenzung zum Streichquintett ist das Klangbild viel weniger monochrom - das Klavier bildet im Klavierquintett ein schönes, etwas fremd klingendes Gegengewicht zum Streichquartett, das mit ihm musiziert.


    Nur so eine Idee zur Charakterisierung des Klavierquintetts im Allgemeinen...


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • Hallo, Heinz!


    Deinen Ausführungen schließe ich mich an, das sehe ich genauso! :hello:


    Zitat

    und dann ist da zum Beispiel noch das wunderbare Klavierquintett von César Franck.


    Richtig, das hatte ich auch im Hinterkopf, als ich den thread eröffnete. Magst Du etwas dazu schreiben? Ich werde mich wohl erstmal an der Beschreibung des Schostakowitsch-Quintetts versuchen.


    Damit wären die bekanntesten Werke der Gattung alle genannt. Gibt es "Insider"-Tips?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salut,


    mir kommt das klassische "Quintett" - ausgenommen bei fünf unterschiedlichen Bläsern - insgesamt stets zu dick vor. Ich halte es für unausgewogen - genauso [als Gegenteil] das Trio: das "fehlt" irgendetwas [auch bei Mozart!]. Neinnein, Quartett: das ist optimal! Das passt einfach alles... sonst ist immer irgendwie eine Stimme zuviel oder zu wenig... :yes:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    mhm, deine Einschätzung überrascht mich ja jetzt nicht allzu sehr. Schließlich ist das Klavierquintett keine klassische, sondern eine romantische Gattung (mir fällt jetzt jedenfalls auf Anhieb kein Klavierquintett vor Schumanns ein). "Insgesamt stets zu dick" - es sind einfach andere Vorstellungen vom "idealen" Komponieren als während der Klassik. Ich jedenfalls mag den breiigen, brahmsischen Klang der meisten Klavierquintette. Apropos Brahms - ein so schönes Streichquartett wie das Klavier- und das Klarinettenquintett hat der blonde Hans jedenfalls nicht hingekriegt!


    Es wäre vielleicht interessant, die Diskussion in die Richtung zu erweitern, warum das Klavierquintett vornehmlich eine Gattung der Romantik und des frühen XX. Jhdts. zu sein scheint (Schostakowitsch halte ich für eine Ausnahme!), während das Streichquartett wirklich von Haydn bis Rihm reicht, mithin alle Zeiten überspannt. Vielleicht hast Du recht und es ist wirklich optimal, weil einfach alles passt und keine Stimme zu viel oder zu wenig darin enthalten ist?


    Freundliche Grüße


    Heinz

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  • Zitat

    Original von heinz.gelking


    Es wäre vielleicht interessant, die Diskussion in die Richtung zu erweitern, warum das Klavierquintett vornehmlich eine Gattung der Romantik und des frühen XX. Jhdts. zu sein scheint (Schostakowitsch halte ich für eine Ausnahme!), während das Streichquartett wirklich von Haydn bis Rihm reicht, mithin alle Zeiten überspannt. Vielleicht hast Du recht und es ist wirklich optimal, weil einfach alles passt und keine Stimme zu viel oder zu wenig darin enthalten ist?


    Salut,


    mir geht's tatsächlich beim Komponieren so: Beim Trio würde man gerne mal die Violine zweistimmig spielen lassen [aber nicht so pseudo, wie bei Bach's Fugen für Solo-Violine], beim Quintett denke ich immer: hm, jetzt müßte die 2. Bratsche auch mal... :rolleyes: oder streichen wir sie gleich weg und machen ein Quintett ohne 2. Bratsche? :pfeif: [Vom 2. Cello alternativ ganz zu schweigen, das wird noch breiiger]. Beim Quartett ergibt sich alles schlüssig von selbst, ohne Denken zu müssen.


    Ja, und den "Brei" mag ich überhaupt nicht - Ausnahme ist das Clarinettenquintett von Brahms und Mozarts Klavierquintett KV 452, da aber sind's vier unterschiedliche Bläser...


    In der Kammermusik ist mir das Heraushören einzelner Instrumente besonders wichtig, daher: Weg mit allem unnützen Zierrat!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Heinz!


    Zitat

    Schließlich ist das Klavierquintett keine klassische, sondern eine romantische Gattung (mir fällt jetzt jedenfalls auf Anhieb kein Klavierquintett vor Schumanns ein).


    Siehe in meinen Eröffnungsbeitrag!
    Es gibt die zwölf sehr schönen Klavierquintette von Boccherini und auch drei von Mozart (nach den Klavierkonzerten KV 413,414,415), sowie das populärste überhaupt, A-dur D 667 von Schubert (allerdings mit Kontrabaß statt zweiter Violine).
    Zudem gibt es Klavierquintette von Ries, Hummel und Dussek.
    Also gibt es auch genug "echte Klassiker" in dieser Gattung.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius



    Es gibt die zwölf sehr schönen Klavierquintette von Boccherini und auch drei von Mozart (nach den Klavierkonzerten KV 413,414,415),


    Salut,


    den Mozart würde ich da nicht mitrechnen, denn prinzipeill sind die Konzerte nur so gedacht, dass sie auch ohne Bläser gespielt werden können. Wenn das so, ist wie Du sagst, könnte man auch etliche Klavierkonzerte von Rosetti, Schroeter und Kozeluch dazuzählen: Da sind nämlich die "blasenden Instrumente" teils auch völlig überflüssig, wenn man so will. Von einer Streichquartettfassung von KV 413-415 [Du hast 449 vergessen!] ist eigentlich nirgendwo die Rede, wenn Sie auch durchaus ihren Reiz haben.


    Außerdem funktioniert es zumindest bei KV 414 [385p] nicht, wenn man das Ersatzrondo KV 386 dabei haben will...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Pius,


    bei mir drängt sich in letzter Zeit auch das Klavierquintett als Lieblingsgattung hinter dem Klavierkonzert auf. Grund dafür sind die reichen Erfahrungen, die ich mit den Quintetten von Brahms, Dvorák und in den letzten Monaten vor allem mit Schumann gemacht habe.


    Meine Top 3 zur Zeit:
    1. Schumann Es-Dur
    2. Dvorák A-Dur op. 81
    3. Brahms f-Moll


    Sehr schön ist auch das erste Klavierquintett A-Dur von Dvorák. Eine frühe Komposition, aber schon mit viel Leben und Freude erfüllt. Ganz ausgezeichnet interpretiert übrigens von Richter und den Borodins.


    Heute habe ich dann zum ersten Mal Faurés erstes Quintett gehört, ich hatte das in einer 3er CD-Box mit Werken Faurés und noch gar nicht richtig wahrgenommen. So richtig bin ich aber noch nicht hintergestiegen, das kommt bestimmt demnächst.


    Ansonsten interessiert mich natürlich auch das 2. Quintett Faurés und das von César Franck und die Quintette von Elgar, Vaughan Williams, Vierne, Martinu, Bruch, Schostakowitsch und und und... :rolleyes:


    Eines habe ich noch vergessen: Nicolai Medtner hat auch ein sehr schönes Klavierquintett geschrieben. Vielleicht schreibe ich später mal etwas dazu, wenn ich mich näher damit befasse.



    Gruß, Peter.

  • Das Klavierquintett von Elgar, sein einziges, habe ich gerade noch einmal herausgekramt und gehört. Es hat drei Sätze, von denen der erste durch seine Abgehacktheit und Uneinheitlichkeit (nicht negativ gemeint, sondern Stilmittel) auffällt. Der zweite Satz (Adagio) wirkt auf mich ziemlich schön, mein romantisches Gefühl wird dabei angesprochen (wird da gelegentlich Wagner zitiert: Lohengrin und Rienzi?). Der Aufbau ist rasant, bezüglich der Struktur habe ich ein befriedigendes Gefühl. Verhältnismäßig wenig Material (oder kommt es mir nur so vor?) wird auf angenehme Weise ausgedehnt, so dass nicht der Eindruck von Überstrapaziertheit entsteht. Ich habe von Elgar kaum einen Satz gehört, der mir so gefallen hat, wie dieses Adagio; mein Eindruck des letzten Satzes ist leider gegenteilig.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Hallo,


    ich hab mich auch schon immer gewundert, warum es in dieser Gattung so viele absolut herausragende Werke mit geradezu hypnotischer Wirkung auf mich gibt. Obwohl viele Komponisten gerade mal ein einziges solches geschrieben haben.


    Bei meinen drei Favorits gibt es keine Reihenfolge:
    Brahms f-Moll op. 34
    Dvorak A-Dur op. 81
    Franck f-Moll

    (Das Franck Quintett scheint mir noch nicht genügend gewürdigt und bekannt zu sein. Für mich ist es sein bestes Werk nach der Sinfonie.)


    Bisher nicht erwähnt, fügt sich das Klavierquintett von Louis Vierne sehr ansprechend in die Tradition ein.


    Was Aufnahmen betrifft, habe ich nur eine Empfehlung zu
    Franck - Werner Bärtschi, Amati Quartett - allein schon klanglich eine der besten Kammermusikaufnahmen, die ich kenne.


    Bei Brahms und Dvorak habe ich das Problem, daß bei den meisten Aufnahmen die Wiederholung der Exposition im 1. Satz fehlt, was ich schlicht als Betrug ansehe und nicht unterstützen kann.
    Vielleicht könnt ihr von euren Lieblingsaufnahmen die Spielzeiten dazuschreiben, daran kann man relativ gut ablesen, ob die Wiederholung gespielt wird oder nicht.



    Das Klavierquintett von Brahms gibt es auch als "Sonate für zwei Klaviere" (op. 34b), eine Zwischenstufe in der für Brahms ziemlich mühsamen Entstehungsgeschichte des Quintetts. Beim Vergleich der beiden Versionen ist interessant zu sehen, daß nicht einfach das zweite Klavier durch ein Streichquartett ersetzt ist, sondern die Instrumentation häufig ganz unterschiedliche Wege geht (obwohl an der Komposition sonst nichts geändert ist). Die Sonate für zwei Klaviere erhält auf diese Weise einen vollgültigen Wert als eigenständiges Stück und ist durchaus hörenswert.


    Gruß, Khampan

  • Hallo Khampan,


    Zitat

    Das Klavierquintett von Brahms gibt es auch als "Sonate für zwei Klaviere" (op. 34b), eine Zwischenstufe in der für Brahms ziemlich mühsamen Entstehungsgeschichte des Quintetts. Beim Vergleich der beiden Versionen ist interessant zu sehen, daß nicht einfach das zweite Klavier durch ein Streichquartett ersetzt ist, sondern die Instrumentation häufig ganz unterschiedliche Wege geht (obwohl an der Komposition sonst nichts geändert ist). Die Sonate für zwei Klaviere erhält auf diese Weise einen vollgültigen Wert als eigenständiges Stück und ist durchaus hörenswert.


    Das kann ich nur bestätigen. Ich hörte diese Version erstmals vorgestern in einer Aufnahme mit Martha Argerich und Lilya Zilberstein. Die Sonate für 2 Klaviere hat mir sehr gut gefallen. Klar hat man immer die Klavierquintettfassung im Ohr, trotzdem ist es gar nicht so schwer, sich auf den neuen Klang einzulassen, ich sehe das als durchaus gleichwertige Fassung an. Zumindestens habe ich die Streicherstimmen nicht vermisst oder herbeigesehnt.


    Auf alle Fälle hast du mich auf das Franck-Quintett sehr neugierig gemacht! :hello:



    Gruß, Peter.

  • Hallo!


    Dmitri Schostakowitsch komponierte 1940 sein (einziges) Klavierquintett in g-moll op. 57. Die Uraufführung mit dem Beethoven-Quartett und dem Komponisten selbst am Klavier fand noch im selben Jahr statt. Für dieses Werk erhielt Schostakowitsch den Stalin-Preis. Was man von diesem Preis halten soll, weiß ich nicht, jedenfalls würde ich dieses Werk mit Auszeichnungen übersäen...


    Erhaben schreitend und klangmächtig beginnt das Werk mit dem Prelude (Lento). Dieser erste Satz ist so etwas wie ein prächtiges Portal für die grandiose Musik, die in der Folge erklingt.


    Da ist erstmal die Fuge (Adagio), Musik die wirklich "tief" ist und einen intensiven Ruhepol darstellt. Glinka wünschte sich einst eine "Ehe des russischen Volkslieds mit dem westlichen Kontrapunkt". Hier ist sie vollbracht.


    Nach dem leisen Verklingen der Fuge wird man wieder voll ins Leben zurückgerufen durch das Scherzo (Allegretto), einen mitreißenden Satz mit einem ebenso naiv-humorvollen wie boshaft-ironischen Charme. Einfach Klasse, wie Schostakowitsch aus recht "primitiven" Bausteinen einen solchen Satz zusammenzimmert!


    Ruhigere Töne schlägt dann wieder das folgende Intermezzo (Lento) an. Diesem schließt sich attacca das Finale an.


    Das Finale (Allegretto) ist ungeheuer einfallsreich und vergleichsweise heiter-gelöst. Er folgt in etwa der Sonatenform und erinnert an die "gute, alte Zeit" der Klassik. Der zusätzlich einsetzende Bolero-Rhythmus gibt dem Satz noch das gewisse etwas.


    Kennenlernen sollte man das Quintett unbedingt, auch wenn man Schostakowitsch sonst nicht mag (ich hätte solch ein Werk auch nie von ihm erwartet). Am besten in der Aufnahme mit Elisabeth Leonskaja und dem Borodin Quartet.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo, Khampan und Peter!


    Na, da bin ich ja beruhigt, daß ich nicht der einzige Klavierquintett-Begeisterte hier bin! :yes:


    Zitat

    Original von Khampan
    Bei meinen drei Favorits gibt es keine Reihenfolge:
    Brahms f-Moll op. 34
    Dvorak A-Dur op. 81
    Franck f-Moll

    (Das Franck Quintett scheint mir noch nicht genügend gewürdigt und bekannt zu sein. Für mich ist es sein bestes Werk nach der Sinfonie.)


    Kennst Du das d-moll-Quintett von Faure schon?
    Ich werde bald noch mal ausführlicher Werbung für dieses wunderbare Werk machen.


    Zitat

    Original von petemonova
    Heute habe ich dann zum ersten Mal Faurés erstes Quintett gehört, ich hatte das in einer 3er CD-Box mit Werken Faurés und noch gar nicht richtig wahrgenommen. So richtig bin ich aber noch nicht hintergestiegen, das kommt bestimmt demnächst.


    Bestimmt! :yes:


    Zitat

    Das Klavierquintett von Brahms gibt es auch als "Sonate für zwei Klaviere" (op. 34b), eine Zwischenstufe in der für Brahms ziemlich mühsamen Entstehungsgeschichte des Quintetts. Beim Vergleich der beiden Versionen ist interessant zu sehen, daß nicht einfach das zweite Klavier durch ein Streichquartett ersetzt ist, sondern die Instrumentation häufig ganz unterschiedliche Wege geht (obwohl an der Komposition sonst nichts geändert ist). Die Sonate für zwei Klaviere erhält auf diese Weise einen vollgültigen Wert als eigenständiges Stück und ist durchaus hörenswert.


    Ich habe eine CD-Aufnahme mit dem Klavierduo Uriarte-Mrongovius, und mir gefällt diese Fassung ebenfalls sehr gut.


    Zu Schumanns Klavierquintett gibt es übrigens auch eine Fassung für zwei Klaviere, die von seiner Frau Clara angefertigt wurde. Die müßte ich irgendwo auf Kassette haben.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Zu Schumanns Klavierquintett gibt es übrigens auch eine Fassung für zwei Klaviere, die von seiner Frau Clara angefertigt wurde. Die müßte ich irgendwo auf Kassette haben.


    Ei das ist mir neu. Scheint noch niemand auf die Idee gekommen zu sein, die beiden Klavierduo-Versionen von Brahms und Schumann auf einer CD zu bringen. Wir sollten vielleicht mal den Labèques einen diskreten Tip geben.


    Gruß, Khampan

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  • Hallo!


    Als Fauré 1891 sein erstes Klavierquintett skizzierte, dachte er zunächst an ein drittes Klavierquartett. Von 1891 bis 1905 legte er das Allegro und das Andante beiseite, da sie ihn nicht zufrieden stellten. Das vollständige Klavierquintett d-moll op. 89 wurde im März 1906 in Brüssel uraufgeführt. Der Geiger Ysaye, dem das Werk gewidmet wurde, war tief bewegt: "Großartiger und erhabener als die Quartette und in noch höherem Maße jeder Effekthascherei abhold, absolute Musik im wahrsten Sinne des Wortes.“
    Fauré hingegen zweifelte an seinem Werk (nicht nur an diesem, u.a. durch einen starken Tinnitus war sein Selbstvertrauen als Komponist erschüttert). Z.B. befürchtete er, das Werk sei schwer zugänglich aufgrund der polyphonen Strukturen der Sätze.


    Dieser Einwand trifft auf mich jedenfalls nicht zu, ich hatte sofort Zugang zu diesem Werk, und die erste Begeisterung ist nicht gewichen. Ich halte Faurés d-moll-Quintett für ein hervorragendes Werk, leider viel zu unbekannt.
    Die Düsternis, die man mit d-moll assoziiert, findet man kaum. Ich erlebe die Musik als klar, frisch, rein, tief.
    Es handelt sich um sehr "introvertierte" Musik, man muß sich schon Zeit nehmen und genau hinhören, um den Zauber dieser Komposition zu spüren. Ansonsten kann man den Eindruck gewinnen, das Werk plätschert vor sich dahin (was es eigentlich auch tut, aber mit einer Unzahl an Farben, Feinheiten und schönen Momenten).


    Der erste Satz, molto moderato, beginnt mit einem "Klavierteppich", auf dem sich dann die Streicher aufbreiten. Ich finde das wunderschön und assoziiere das mit den wunderbaren impressionistischen Bildern von Monet - das paßt IMO wunderbar zusammen. Es "passiert" wie gesagt nicht viel in diesem Satz, auf die Details kommt es an. Das gilt noch mehr für den zweiten Satz, adagio.
    Im dritten Satz, allegro moderato, wird Fauré etwas substanzieller. Das lässige Zitat des Freudenthemas aus Beethovens Neunter, das durch den Satz wandert, die greifbareren Themengebilde, machen den Satz "greifbarer" als die ersten beiden. Wunderschön und voller subtiler Klangfarben sind alle drei.


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Hallo Pius,


    zumindest Hummel ist anders besetzt, soweit ich weiß, nämlich wie das Forellenquintett von Schubert (ohne Violine 2, mit Kontrabass). Hat einer der drei - Ries, Hummel, Dussek - schon mit Klavier + Streichquartett gearbeitet? Ich mein's nicht päpstlich, aber die Forellenquintett-Besetzung ist ebenso wie irgendwelche Bläser-mit-Klavier-Quintette oder Klavierkonzert-Sparversionen eine ziemlich andere Baustelle...


    @all


    ... und wie sieht es mit Boccherini aus? Der hat m.W. ja schon mit Streichquartetten in der Haydn-Besetzung operiert. War das auch bei seinen Klavierquintetten so? Oder ist das wie später bei Schubert (ForellenQ)?


    Leider ist die Literatur etwas schwammig und spricht im Falle Schumann vom "quasi" ersten Werk für Klavier + StrQ. Ich glaube, die haben alle angst, Schumann einfach mal eine Erfindung zuzubilligen...


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • Hallo!


    Entgegen der Mehrheitsmeinung gefällt mir Faurés zweites Klavierquintett c-moll op. 115 weniger als das erste.
    Fauré-Spezialisten werten das Werk als "Opus summum seiner Kammermusik" - also ich weiß nicht...
    Bei der Uraufführung 1921 in Paris war das Werk ein Riesenerfolg, das Publikum gab standing ovations. Fauré, inzwischen 76jährig und ertaubt, versteckte sich aber im Saal und wirkte eher unbeteiligt.
    Bevor er am selben Abend schlafenging, sagte er aber:
    Natürlich, solch ein Abend ist eine Freude. Was einem dabei wütend werden läßt, ist, daß man seinen eigenen Standard hochhalten muß - man hat mit sich selbst schrittzuhalten - und man muß versuchen, besser zu werden.


    Während es sonst die Regel ist, daß die frühen Kammermusikwerke Faurés viersätzig und die späten dreisätzig sind, handelt es sich hier die einzige Ausnahme:
    1. Allegro moderato
    2. Allegro vivo
    3. Andante moderato
    4. Allegro molto


    Wie gesagt, für mich ist das Werk kein opus summum. Der erste und zweite Satz ziehen eher an mir vorbei (wobei ich ihnen beim letzten Hören mehr abgewinnen konnte als bisher), dabei sind sie eigentlich formal recht interessant. Der erste ist ein Sonatenhauptsatz mit zwei Durchführungen, der zweite ein Scherzo mit zwei Theman, die sich zum Ende hin immer schneller abwechseln.
    Den dritten Satz mag ich mehr, solche stillen, tiefempundenen Sätze liegen mir. Auch das Finale finde ich klanglich sehr schön; es ist rondohaft mit einem zweiten Thema, daß plötzlich einsetzt und zum Ende hin bis zur Schlußsteigerung immer mehr dominiert.


    (Quellen: Reclams Kammermusikführer, booklet der Brilliant-Box)


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo, Heinz!


    Zitat

    Original von heinz.gelking
    zumindest Hummel ist anders besetzt, soweit ich weiß, nämlich wie das Forellenquintett von Schubert (ohne Violine 2, mit Kontrabass). Hat einer der drei - Ries, Hummel, Dussek - schon mit Klavier + Streichquartett gearbeitet?


    Darüber konnte ich leider nichts herausfinden.


    Zitat

    Ich mein's nicht päpstlich, aber die Forellenquintett-Besetzung ist ebenso wie irgendwelche Bläser-mit-Klavier-Quintette oder Klavierkonzert-Sparversionen eine ziemlich andere Baustelle...


    Also, da ist dann doch ein Unterschied! Ein Streichinstrument gegen das andere auszutauschen ist doch etwas anderes als alle vier durch Bläser zu ersetzen! Für mich gehört Schubert hier dazu!


    Zitat

    ... und wie sieht es mit Boccherini aus? Der hat m.W. ja schon mit Streichquartetten in der Haydn-Besetzung operiert. War das auch bei seinen Klavierquintetten so?


    Ja, bei allen zwölfen! Klavier mit Streichquartett - und sehr schön!


    Zitat

    Ich glaube, die haben alle angst, Schumann einfach mal eine Erfindung zuzubilligen...


    Nein, daran liegt es sicher nicht, jedenfalls nicht bei mir.


    Übrigens scheint nicht mal Boccherini der Erfinder des Klavierquintetts zu sein. Es gibt aus dem Jahre 1776 sechs Quintette für Streichquartett und Cembalo (oder Orgel) von Antonio Soler. Damit scheint es losgegangen zu sein...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius



    Darüber konnte ich leider nichts herausfinden.


    Salut,


    das MGG spricht zu


    Hummel,


    dass es eine Bearbeitung des Septetts op. 74 [original: Pfte., Fl., Ob., Hr., Va., Vc., Kb.] als Quintett in der Besetzung Pfte., V., Va., Vc. und Kb. gibt. Von wem die Bearbeitung, steht dort nicht. Ein anderes Klavierquintett habe ich nicht gefunden.


    zu Ries und Dussek keine [Besetzungs-]Angaben neben op. 74 für Ries und f-moll op. 41 für Dussek.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Salut,


    der Elbaner spricht:



    Pius
    Moderator [vorrübergehend a.D.]



    Als unterthänigster diner grüßt:
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salü,


    mir war so nach es-moll heute... :rolleyes: - daher folgende Empfehlung, ich denke, auch in Pius' Namen:



    Nepomuk Fortepiano Quintett
    Werke von Hummel, Dussek und Onslow:


    Johann Nepomuk Hummel [1778-1837]
    Quintett in es-moll op. 87


    Johann Ladislaus Dussek [1760-1812] 'le beau Dussek'
    Quintett f-moll op. 41


    George Onslow [1784-1853]
    Quintett g-moll op. 76


    Don Basilio sollte lieber die Finger davon lassen... :D - aber den Kammermusikfreunden sei diese brilliante Edition sehr ans Herz gelegt!


    Das NFQ ist wie folgt besetzt:


    Riko Fukuda, diverse Fortepiani*
    Franc Polman, Violine von Hendrik Jacobs, Amsterdam 1701
    Elisabeth Smalt, Viola von Andrea Postacchini, Fermo c1830
    Jan Insinger, Violoncello aus der Werkstatt Joseph Panormos, London c1820
    Pieter Smithuijsen, Kontrabass anonymer ungarischer Herkunft, spätes 18. JH


    *Für den Hummel wurde eine brillantklingende Kopie nach Graf [Wien, 1824], für Dussek ein Fortepiano von Kirckman [London, 1798] und für Onslow ein Instrument aus dem Hause Erard [Paris, 1837] verwendet. Die unterschiedlichen Klangfarben passen hervorragend zu den ausgewählten Werken!


    Hummels Werk steht unter den Sternen von Beethovens es-moll-Klavierquartett und Mozarts Klavierkonzert d-moll KV 466 [besonders die Schlußwendung des ersten Satzes!]. Dennoch ist natürlich das Werk sehr individuell und hat mit Mozart eigentlich weniger zu tun, als mit Beethoven. Auffallend - und hübsch - die polonaisenartigen Wendungen in beinahe allen Sätzen.


    Ich muß zu meiner Schande gestehen, dass mir der Onslow von allen präsentierten Werken am besten gefällt, besonders der erste Satz, gleich gefolgt vom pikanten Scherzo. Das ist aber auch das am wenigsten kammermusikalisch wirkende Stück dieser CD... zugleich ein Minuspunkt für die Besetzung "Klavierquintett". :P


    Die Aufnahmetechnik begeistert mich: Sehr transparent und "nah", kein störender Hall, tolle Tiefen, kräftige und volle Klänge, die Instrumente sind alle deutlich einzeln heraushörbar!


    Wirklich schön! :yes: :yes: :yes:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Die ganz große Begeisterung für Klavierquintette ist inzwischen bei mir verflogen, dennoch sammle ich weiter. Inzwischen sind aber unter Neuerwerbungen die Stücke, die mir eher wenig sagen (so wie die von Elgar, Enescu, Farrenc, Martinu, Widor) immer häufiger. Aber andere Neuentdeckungen wie die Klavierquintette von Berwald, Hummel, Onslow, Soler oder auch von vom Ulli oben übermittelten Bruch bestätigen meine Klavierquintett-Sammlertätigkeit.


    Inzwischen habe ich 41 von den Dingern auf CD:


    Berwald (3)
    Boccherini (12)
    Brahms
    Bruch
    Dussek*
    Dvorak (2)
    Elgar
    Enescu
    Farrenc (2)
    Faure (2)
    Franck
    Hummel*
    Limmer*
    Martinu (2)
    Mozart/Lichtenthal
    Onslow*
    Ries*
    Schubert*
    Schumann
    Shostakowitsch
    Soler** (3)
    Widor


    * Klavier, Streichtrio, Kontrabaß
    ** Cembalo, Streichquartett


    Nicht Boccherini, sondern Soler ist der Begründer dieser Gattung. Zu ihm äußere ich mich hier demnächst nochmal ausführlicher.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    morgen mittag wird im Radio (SWR 2) ein Klavierquintett der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929) kennzulernen sein. Bin gespannt.


    Khampan

  • Hallo, Khampan!


    Zitat

    Original von Khampan
    morgen mittag wird im Radio (SWR 2) ein Klavierquintett der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929) kennzulernen sein. Bin gespannt.


    Und, wie wars?
    Ich habe ja mit Louise Farrenc auch eine Komponistin dabei. Ich sehe aber, daß ich sie falsch einsortiert habe. An ihre beiden Quintette gehört auch ein Sternchen, d.h. sie gehört auch zur Kontrabaß-Fraktion.
    Zudem muß ich Berwald ein Werk wieder abziehen. Nach nochmaligem Hören halte ich die beiden Sätze für Klavierquintett A-dur nicht für ein eigenständiges Werk. Es sind also insgesamt 40 bisher, aber es gibt ja noch so viele...


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • hmm, wie es war...?
    nicht viel Substanz, aber auch nicht gerade so daß man sagen kann, das war jetzt ein bißchen so wie Grieg oder Schumann. Also schon eigenes gewollt (Frau Andrée war sogar eine ziemlich aufmüpfige Schwedin, die für ihre Berufswahl erfolgreich gekämpft hat), aber nicht wirklich meisterhaft hingekriegt. Weder thematisch noch klanglich überzeugendes bei mir hängengeblieben.


    Da fällt mir auf:
    Du kennst anscheinend noch gar nicht
    Ludwig Thuille: Klavierquintett Es-Dur op. 20


    Das ist ziemlich gut.


    Gruß,
    Khampan


    P.S. du solltest mal dein Postfach säubern, damit man dir wieder eine PN schicken kann.

  • Hallo, Khampan!


    Danke für Deine Eindrücke.


    Zitat


    Da fällt mir auf:
    Du kennst anscheinend noch gar nicht
    Ludwig Thuille: Klavierquintett Es-Dur op. 20


    Das ist ziemlich gut.


    Der Name Thuille ist mir in dem Zusammenhang schon untergekommen. Ich werde mal drauf achten, ob mir das Stück mal auf einer CD begegnet. Hast bzw. kennst Du eine?
    Aber, wie gesagt, es gibt noch reichlich viele Klavierquintette, von denen ich weiß und die ich noch nicht kenne.


    Zitat


    P.S. du solltest mal dein Postfach säubern, damit man dir wieder eine PN schicken kann.


    :rolleyes: ja, das ist immer so nervig...am Wochenende, versprochen

  • Es war einmal im Jahre 1776 inmitten Kastilliens, da ereignete sich eine ganz besondere Geburt, nämlich die der Gattung Klavierquintett.
    Es war niemand anderes als der Kapellmeister in El Escorial und Cembalolehrer des spanischen Prinzen, Padre Antonio Soler, der mit seinen sechs Quintetten für Cembalo (alternativ: Orgel) und Streichquartett diese Gattung begründete.
    Das erste der Quintette ist überschrieben mit:


    Obra primera


    Quinteto primera con violinos, viola, violoncello y organo o clave obligado.


    Para la Real camara del Serenissimo Señor Infante Don Gabriel


    Compuesta i dedicada a su Alteza Real por el Fray Antonio Soler. Ano 1776.


    Es ist nicht sicher, aber möglich, daß Soler Boccherinis Streichquartette kannte (Boccherini lebte im nahen Madrid in den 1770ern) und so zu dieser Besetzung angeregt wurde. Soler war im Gegensatz zu Boccherini noch mehr in den Traditionen des Barock verhaftet, daher ist dieser „Schritt in die Moderne“ (Komposition für Streichquartett) durchaus überraschend. Umgekehrt ist es ebenfalls nicht sicher, aber möglich, daß Boccherini Solers Klavierquintette als grobe Vorbilder kannte, als er seine eigenen zwölfe zwischen 1797 und 1799 komponierte.


    Ich habe folgende CD mit dreien der sechs Soler-Quintette:



    Chicago Baroque Ensemble; David Schrader, Cembalo


    Diese CD höre ich sehr gerne, denn die Werke gefallen mir (fast so gut wie die von Boccherini), die Kombination Cembalo/Streichquartett hat einen interessanten Klang (das hier eingesetzte Cembalo klingt wunderschön). Diese Interpretation hat sicher nicht viel Konkurrenz, aber auch ohne diesen Fakt möchte ich sie als tadellos, sehr gelungen und empehlenswert anpreisen.
    Leider griff ich mir nur die eine der beiden CDs damals in Strasbourg (sie lagen beide im Regal). Da pro CD Höchstpreis verlangt wurde, war ich eben vorsichtig. Daß ich mir Vol.1 mit den Quintetten 1-3 anschaffe, ist sicher nur eine Frage der Zeit.
    Über den Charakter der Werke schreibt der Reclam Kammermusikführer sehr treffend:


    [quote]Es sind groß angelegte, drei- bis fünfsätzige Werke ohne normierte Satzfolge in einem sehr differenzierten, teils polyphonen Satz, in dem das Tasteninstrument streckenweise auch virtuos-solistisch heraustritt; die Tonfälle sind galant.[quote]


    Die Werke erschienen übrigens lange nicht im Druck, sondern die Noten sind aus fünf Notizbüchern Solers überliefert, die in einem Archiv in Escorial entdeckt wurden.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo!


    Das Klavierquintett g-moll von Sibelius hat mich positiv überrascht, was aber auch nötig war, nachdem ich tatsächlich Hochpreis für diese CD gezahlt hatte:



    Für Sibelius-Fans und Klavierquintett-Fans ist das Werk fast schon ein Muß. Freilich, es ist ein Frühwerk (1890), aber Sibelius war da immerhin schon 25.
    Das Werk ist ideenreich, besticht durch schöne Klangfarben (bei der Besetzung...) und erstaunliche Melodienfülle.
    Am besten ist der erste Satz, ein toller, ernster, strenger g-moll-Sonatensatz.
    :jubel:


    Die Satzfolge lautet insgesamt:
    1. Grave-Allegro
    2. Intermezzo. Moderato
    3. Andante
    4. Scherzo. Vivacissimo
    5. Moderato-Vivace


    Schade, daß es das nur zu solch horrenden Preisen gibt... :wacky:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius


    Entgegen der Mehrheitsmeinung gefällt mir Faurés zweites Klavierquintett c-moll op. 115 weniger als das erste.


    Hallo, Pius!


    Ich höre beide Werke aufgrund ihrer schwärmerischen Intensität, Eleganz, des bereits impressionistischen Flairs und der flirrenden Virtuosität des Klavierparts sehr gerne. Deiner obigen Meinung und Deiner Begründung möchte ich aber unbedingt zustimmen. Auch ich verstehe nicht recht, dass offensichtlich eine anders gerichtete Wertungstradition herrscht. :yes:


    Vielleicht können wir uns auch auf die folgende Referenzeinspielung einigen; da wären wir dann aber auf gleicher Linie mit beispielsweise dem Reclam-CD-Führer von Michael Wersin:



    Viele Grüße, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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