sagitt:
Nein, ein letztlich ganz anderes Werk. Es geht um unglückliche Liebe, nicht um bohrende Einsamkeit. Der Zyklys "Die schöne Müllerin" entstand sechs Jahre vor der Winterreise- der sog. Griechen-Müller auch hier der Dichter, wobei Schubert- das passt zu ihm- die ironischen Verse des Wilhlem Müller unvertont liess. Für Schubert war unerfüllte Liebe ein Drama, nicht romantisch gebrochen, wie es Heine dann so mustergültig tat und Schumann musikalisch umsetzte.
Nun will ich mich gleich in die Nesseln setzen, weil ich Wunderlich und Giesen nicht für die Referenzaufnahme der schönen Müllerin halte. Ich fange mit dem Pianisten an, zu dem Wunderlich in Treue stand, der aber überhaupt nicht das Niveau eines Gerald Moore oder Dalton Balwin erreicht. Nun also das heikle Thema: Fritz Wunderlich, mit seiner so schönen Tenorstimme. Als er diese Aufnahme bei der DG machte, war er schon vielbeschäftigter Opernsänger. Dies hindert nicht prinzipiell eine Karriere als Liedsänger, aber dieser muss viel schneller als ein Opernsänger umstellen, Mini-Phrasen gestalten, feinste Schattierungen singen können. Ich finde, Wunderlich singt diesen Zyklus mit der Stimme eines OPERNTENORS. Das aber ist unangemessen für die eher zarten Lieder im kammermusikalischen Ton.
Nun zu meinen Favoriten: Ich beschränke mich auf Tenöre. Ich halte diesen Zyklus -im Gegensatz zur Winterreise- für einen Tenorzyklus( auch wenn Fischer-Dieskau diese Lieder natürlich großartig singt).
Ich möchte drei wirklich lyrische Tenöre nennen. Meinen favorite tenor zuerst. Hans Peter Blochwitz machte 1988 eine Aufnahme mit Cord Garben ( der ordentlich begleitet, die Aufnahme ist längst gestrichen). Ich höre diese Stimme einfach gerne und was Blochwitz an lyrischen Farben entfalten, zeigt sich mustergültig in " Baches Wiegendlied". Ich war sehr dankbar, dass ein russischer Klavierprofessor für Liedbegleitung in einem Blindversuch eindeutig Blochwitz der Einspielung von Wunderlich vorzog.
An zweiten Stelle- gleichberechtigt- Peter Schreier und Josef Protschka. Schreier, begleitet von der Laute, eine sehr angenehme Farbe für diesen Zyklus, nimmt sich zurück und erzeugt dadurch herrliche lyrische Stimmung. Und Protschka, begleitet von Helmut Deutsch ( ein wirklich guter Klavierbegleiter) singt den Zyklus wunderbar zart. Damals sehr gelobt von der Kritik, heute längst vergessen.
Ich denke, genug Stoff für Diskussion...