Grande Sonate Pathetique. So ist Beethovens achte Klaviersonate überschrieben- und anders als in vergleichbaren Fällen stammt der Beiname in diesem Fall vom Komponisten selbst. Unter den 32 Klaviersonaten Beethovens ist die "Pathetique" beim Publikum sicherlich eine der beliebtesten und die Melodie des Adagio cantabile dürfte- ähnlich wie der Kopfsatz der Mondscheinsonate, oder das C-Dur Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier - zu den Melodien gehören, die unzählige Male bearbeitet und arrangiert wurden; von mehr oder weniger großen Meistern ihres Faches. Zu den letzteren gehört sicher Billy Joel der die Melodie in "This Night" verwendete.
Beethoven schrieb die Sonate zwischen 1798 und 1799 und widmete sie einem seiner Gönner dem Fürsten Carl von Lichnowsky. Was könnte Beethoven mit dem Epiteton "Pathetique" im Sinn gehabt haben? Der Begriff pathetisch oder sein Pedant Pathos sind- zumindest im Deutschen- nicht mehr unbedingt positiv besetzt. Was aber ist an op. 13 pathetisch? Im damaligen Sprachgebrauch war eine Komposition dann pathetisch, wenn sie "in einem erhabenen u. deshalb harmoniereichen, kräftigen Style, ohne alle Süßigkeit und bloße Annehmlichkeit gehalten ist", so Gustav Schilling 1837 in seiner "Encyclopedie der gesammten musikalischen Wissenschaften".
Auch der Tonart c-moll wurde damals ein spezifischer Charakter zugeschrieben: "klagend" (Rousseau), "traurig" (Mattheson), aber auch als "wütend" und "rasend" (Quantz). So verstanden bedeutet pathetisch nichts anderes als leidenschaftlich- und leidenschaftlich im Sinne von emotional geht es in der Sonate op. 13 definitv zu. Ob man in der Sonate einen Spiegel von Beethovens persönlicher Lebensituation (die beginnende Taubheit) sehen möchte, ist Spekulation.
Inwieweit die Tonart c-moll für Beethoven eine besondere Bedeutung besaß, auch darüber läßt sich spekulieren, jedenfalls verwendete Beethoven diese Tonart noch einige Male. Darunter die fünfte Symphonie, das dritte Klavierkonzert oder auch die letzte Klaviersonate op.111.
Charles Rosen schreibt (2002) dazu:
"Beethoven in C minor has come to symbolize his artistic character. In every case, it reveals Beethoven as Hero. C minor does not show Beethoven at his most subtle, but it does give him to us in his most extrovert form, where he seems to be most impatient of any compromise".
Zurück zu op. 13:
Die Sonate ist dreisätzig:
Grave - Allegro di molto e con brio:
Der Kopfsatz beginnt mit einer langsamen Einleitung: Ein wuchtiger Akkord eröffnet das Stück. Erst nach dieser Introduktion folgt das eigentliche erste Thema. Der ganze Satz ist düster und temporeich, regelrecht gehetzt und endet wie er begonnen hat mit einem wuchtigen Akkord- dazu passt die Bezeichnung: di molto e con brio.
Adagio cantabile
Das berühmte Hauptthema (sicher eine der schönsten Melodien Beethovens) wird dreimal wiederholt unterbrochen durch zwei kurze Episoden, die die idyllische Stimmung ein wenig trüben. Uneingeschränkte Heiterkeit gibt es auch hier nicht.
Rondo. Allegro
Das Thema des abschließenden Rondos erinnert an das zweite Thema des ersten Satzes. Formal handelt es sich um ein Rondo mit der Form ABACABA. In seiner Stimmung schließt das Rondo wieder an den Kopfsatz an. Düster und wild.
Aufnahmen:
Einspielungen der "Pathetique" gibt es wie Sand am Meer. Und aus der Fülle eine Aufnahme besonders herauszuheben fällt nicht ganz leicht. Trotzdem werde ich später einige Aufnahmen nennen, aber jetzt seid erst mal Ihr gefragt: Welche Aufnahmen schätzt Ihr besonders?
Oder vielleicht hängt Euch die "Pathetique" auch zum Halse heraus?
Herzliche Grüße,
Christian