non più andrai...-die ätschbätsch-arie

  • Ich muss bei den ersten Takten von non piu andrai immer an "ätschbätsch" oder bäbäbä denken, dass man sagt/macht, wenn man wen auslachen will. Und ausgelacht wird hier ja wer... Figaro ist die Genugtuung meiner Meinung nach richtig anhörbar.


    Ich weiss nicht, ob mich die Melodie der Arie schon so beeinflusst hat, dass ich es mir nur einbilde, aber ist nicht der Intervall exakt derselbe, wenn man eben bäbä-bä sagt? Ist das letzte bä nicht wie das "-drai" um den selben Intervall tiefer?


    Ich kann mir wirklich sehr gut vorstellen, dass Mozart so etwas im Kopf hatte...


    Ist das abwegig oder eh Allgemeinwissen?

  • Salut und nachträglich herzlich Willkommen!


    Bereits Antonio Salieri ließ über Lorenzo da Ponte in dessen Autobiographie ausrichten, diese Arie allein sei mehr wert als eine ganze Oper! Dieses Urteil der sonst so negativ im Rampenlicht stehenden Widersachertorte will schon etwas heißen!


    Um bei Deiner Stilistik zu bleiben: Der Song von Amadeus wahr wohl soetwas wie der Supermegahit der [17]80er Jahre... jedenfalls zitierte Mozart ihn selbst etwas später im Don Giovanni nochmals, was sicherlich helle Begeisterung auslöste und er pfriemelte den Schlager auch kurz vor seinem Tode nochmals um als Kontretanz [Nr. 1 der fünf Kontretänze aus KV 609].


    Da gibt es dann auch die bekannte Stelle in Milos Formans Film "Amadeus" [einer unserer Urthreads], in der Salieri Herrn Mozart einen supertollen Marsch komponiert hat. Mozart spielt ihn dann nach einmaligem flüchtigen Blick auf das Autograph [und, was man nicht sieht: einem ausgiebigen :kotz: in den nächsten Blumenkübel der Requisite*] auswendig vor, was allgemeines Erstaunen auslöst [das Auswendigspielen, nicht das andere]. Und dann bemerkt er zur sichtlichen Freude des Anton: "Hier stimmt etwas nicht! :D Hier! Nicht?" und hämmert bodenlos frech auf dem fies gestimmten Hammerflügel, der bereits auf dem Sperrmüll stehen sollte, herum. [Auch das mit dem Sperrmüllflügel ist authorisiert! Allerdings in einem anderen Zusammenhang]. Tja und dann verbessert Mozart Salieris wichtige Komposition in Sekundenschnelle [das hätte man besser machen können :evil: ] derart, dass es gar nicht mehr nach Salieri klingt, sondern - so ein Zufall - nach


    Non più andrai farfallone amoroso...


    Jedenfalls hat die Arie schon zu so manchem Unsinn inspiriert...


    :baeh01:


    Ulli


    * nicht alles, was man in diesem Film nicht sieht, ist deswegen gelogen

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von UlliUm bei Deiner Stilistik zu bleiben: Der Song von Amadeus wahr wohl soetwas wie der Supermegahit der [17]80er Jahre... [/SIZE]


    hallo ulli,


    dacht ich mir doch, dass ich von dir eine Antwort bekomme :D


    Das nur nebenbei: wo bitte liest du bei mir so eine Stilistik heraus? Ich schrieb nie von einem Song noch von einem Hit... ?(?(


    Und die Frage war durchaus ernst gemeint!


    lg

  • Zitat

    Original von die winterreisende


    hallo ulli,


    Das nur nebenbei: wo bitte liest du bei mir so eine Stilistik heraus? Ich schrieb nie von einem Song noch von einem Hit... ?(?(


    Salut,


    Du hast die jugendliche Ätschbätsch-Sprache verwendet ;)


    Zitat

    Und die Frage war durchaus ernst gemeint!


    Ich habe ja auch durchaus ernst geantwortet.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Leider fällt mir auf Anhieb keine weitere ätschbätsch-Arie ein, dafür aber etwas in einem anderen Bereich in der klassischen Musik, den jeder kennt:
    In den Bildern einer Ausstellung gibt es doch den Teil mit den spielenden Kindern, bei dem man genau das hören kann - näänää näänää nänänänänänääää :baeh01:
    Da wurde aber einer richtig veralbert bei den Kleinen :D
    Wenn man endlich eine Fassung des Werks für Opernensemble herausbringt (es gibt doch mittlerweile so viele Fassungen :pfeif: ), dann wäre das ne klassische ätschbätsch-Arie :hahahaha:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

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  • :D :D :D


    Vielleicht geht dieser Begriff ja in die Musik-wissenschafts-schreibung ein... Schüler hätten sicher ihre Freude, über eine Ätschbätsch-Arie zu referieren... Aber solche Details wie du sie auch für die Bilder einer Ausstellung schreibst, wären vielleicht tatsächlich nicht schlecht zur Auflockerung des Unterrichts.


    Ulli,


    alles klar!


    Sobald ich wieder etwas mehr Geld zur Verfügung habe, leiste ich mir die gesammelten Briefe des werten Amadè, dann kann ich ja nachlesen, ob er nicht wo eine kleine Randbemerkung hinterlassen hat, mit der ich es untermauern könnt...

  • Salut,


    diese Schlußarie des ersten Aktes ist schon echte Schadenfreude von Figaro über Cherubino, welcher zuvor vom Grafen zum Offizier gemacht wurde. Damit glaubt sich Figaro nun in Sicherheit vor dem schönen Jüngling - seine diebische Freude wird natürlich in der Musik absolut umgesetzt! Es macht richtig Spaß, zu hören, was Figaro singt:


    Anstelle von lockigem Haar, niedlichem Hütchen und sonstigem Firlefanz wird ihn künftig ein ekliger Bart und stramme Kleidung zieren, Gewehr auf der Schulter, Säbel an der Seite. Vor allem Märsche durch Schlamm, über Berge, durch Täler in Kälte und Hitze werden den Konkurrenten quälen!


    Richtig schön spitz das Ende Cherubino, alla vittoria, alla gloria militar! - Auf Cherubino zum Siege! :evil: Zur Soldatenehre!


    Diese Doppeldeutigkeit ist wunderbar!


    Das Geätsche [auch eine Neuschöpfung!] kommt aber meines Erachtens eher durch den gleich zu Beginn der Arie unterschwellig auftretenden Marschrhythmus zum Vorschein, der sich immer mehr aufbaut, zunächst quasselt Figaro dazwischen [und zwar während die Musik unbeirrt weiterläuft!] und endlich wird er zu einem realen Marsch - dann ist der Akt zuende.


    Der Szene geht ja Figaros Se vuol ballare zu Beginn des Aktes voraus, wo er bereits darauf hinweist: Di qua pungendo, di là scherzando, tutte le macchine rovesciero [Mal stichelnd, mal scherzend werde ich alles Geschehen durcheinanderwirbeln].


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Leider fällt mir auf Anhieb keine weitere ätschbätsch-Arie ein, ...


    :hello:
    Stefan


    Hallo liebe Spötter, :D


    so aus dem Stegreif fallen mir da schon einige Szenen ein, die in diese Richtung gehen, z.B. gleich am Anfang des Freischütz, als der Sieger des Wettschießens den glücklosen Max verspottet, sekundiert vom Chor, der dazu im Staccato hämisch lacht "hehehe".


    Eine fiese Spottszene gibt es auch im Maskenball, als der getreue Renato auf die Verschwörer trifft und zu seiner größten Betroffenheit erkennen muß, dass es sich bei der verschleierten Dame, die ihm sein Chef und Freund Riccardo anvertraut hat, um die eigene Gattin handelt. Entsprechend tief trifft dann auch der beißende Spott der Verschwörer. Kein Wunder, dass der Bass Kurt Rydl mal erklärt hat, dass er diese Figuren hasse wie die Pest, besondere Sympathieträger sind das ja wirklich nicht.


    Eine weitere böse Szene gibt es am Anfang von Rigoletto, als der alte Graf Monterone auftaucht und die verlorene Ehre seiner Tochter einklagt, die der Herzog auf dem Gewissen hat. Rigoletto verspottet ihn daraufhin derart herzlos, dass der Alte beide verflucht, womit das Unglück ja bekanntlich den Anfang nahm. Auch die Szene vorher, in der Rigoletto seinen Herrn auffordert, den Grafen Ceprano zu verbannen oder gar köpfen zu lassen, um an seine Gattin zu gelangen, ist nicht ohne und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er am ganzen Hofe keinen Freund hat.


    Noch eine Szene, in der Figaro abermals der Spötter ist, diesmal im Barbier von Rossini. Ich denke da an die Stelle, als der alte Bartolo angesichts der Unverfrorenheit des als Soldat verkleideten Almaviva wie zu Stein erstarrt und Figaro das rhythmisch lachend kommentiert: "ha ha da ridere sto per crepar..."


    Es gäbe da sicherlich noch mehr, aber ich will nicht den Thread sprengen. :pfeif:


    Zu "Non più andrai..." möchte ich noch anmerken, dass der Originaltext rein vom Klangbild her um einiges bissiger und hämischer klingt als die deutsche Übersetzung: "Nun vergiss, leises Fleh'n, süßes Kosen,... ein Adonis, ein kleiner Narziss...".
    "Adoncino" und "Narcisetto" klingen da um einiges schärfer und die Verkleinerungsformen haben da wohl durchaus gewollt auch einen leicht negativen und abwertenden Beigeschmack.
    Und Ulli hat es ja bereits angedeutet, dass Figaro sich in seiner ersten Arie durchaus auch militant gibt, da ist es dann der Graf, "Signor Contino", über den er sich via Verkleinerungsform lustig macht.


    Liebe Grüße
    Kurt :hello:

  • Zitat

    Original von Kurt Fischer


    "Adoncino" und "Narcisetto" klingen da um einiges schärfer und die Verkleinerungsformen haben da wohl durchaus gewollt auch einen leicht negativen und abwertenden Beigeschmack.


    Salut,


    nicht zu vergessen den farfallone - den Schmetterling. Insofern ist die von Dir angegebene Übersetzung eh' Mist [ist nicht persönlich gemeint]. Aber das Mordswort Schmetterling bringt man da eh' nur als "Falter" oder so unter... und Falter sind ja meist häßlich...


    :baeh01:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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