Bruckner für Einsteiger-welche Einspielungen sind empfehlenswert?

  • Das Tamino-Klassikforum ist brucknerlastig :yes: , das war in den letzten Tagen immer häufiger zu lesen.


    Nicht nur Herr Marthé hat das Ziel, die Musik Anton Bruckners in die Welt zu tragen, nein, auch Tamino hat sich das auf die Fahne geschrieben!


    Dieser Thread soll dazu dienen, dem unbefleckten Bruckner-Neuling eine Einstiegshilfe zu bieten, die ihn am Anfang nicht überfordert, aber dennoch die Bandbreite der 11 Symphonien zugänglich macht.


    Als Ergebnis dieser Diskussion soll am Ende eine "powerded by Tamino (and Schoeller Bank?) ultimative Bruckner Einstiegs-Compilation" stehen, die man sich auch leisten kann.


    Der Einfachheit halber sollten wir von den "gängigen" Fassungen ausgehen.


    So, jetzt ist die Diskussion eröffnet!


    PS: Auch wenn mein Avatar anderes suggeriert, ich bin selber ein "Einsteiger", und hoffe, aus diesem Thread einige Anregungen auch für mich selbst zu gewinnen.

  • Zwar kenne ich viele der von Holger genannten Aufnahmen nicht, aber ich würde GalloNero zunächst vielleicht, wenn Celi hier gewohnt extrem ist, eine alternative 4. empfehlen. Hier finde ich Klemperer besser als Wand. Insgesamt erscheint mir, was ich von Wand kenne, aber immer sehr solide und diese Aufnahmen werden keinen von Bruckner abschrecken. Die 8. allein aufgrund der schieren Länge etwas zurückzustellen ist vielleicht keine schlechte Idee. Ziemlich eingängig finde ich noch die 3. (die komischerweise dem Neuling nur selten empfohlen wird). Die 5. ist ein der 8. vergleichbarer Brocken, vielleicht ebenfalls etwas zurückstellen.
    8 mit Welser Möst habe ich schon für EUR 5 auf dem Wühltisch gesehen (wäre beinahe schwach geworden...)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Hallo Holger,


    natürlich ist alles Geschmackssache, deswegen erlaube ich mir, zu drei Vorschlägen meinen Geschmack zu äußern:


    Bei Wand würde ich immer die Aufnahmen mit dem Sinfonieorchester des NDR vorziehen, weil sowohl das Orchester als auch die Klangqualität besser ist als bei den älteren Aufnahmen mit dem WDR.


    Mrawinsky ist eine gute Entscheidung, wenn man Rubato und eine "raue Interpretation" schätzt. Ausgewogener und deswegen wohl empfehlenswerter für den "Brucknerneuling" wären wohl eher Giulini, Wand oder Jochum.


    Auch wenn ich ein Gielen-Fan bin, würde ich von der Einspielung der 3. Sinfonie abraten. Sie staubt förmlich, weil sie sehr "trocken" -sowohl von der Interpretation als auch vom Klangbild- aufgenommen wurde. Harnoncourt spielt ebenfalls die zweite Version von 1877 ein und liefert mehr Hörfreude.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Die Achte Symphonie habe ich mir als letzte von allen erarbeitet, meine Reihenfolge war, soweit ich es erinnere:


    7, 4, 3, 6, 5, 9, 2, 1, 8, und irgendwie dazwischen die zwei Symphonien, die nicht numeriert sind.


    Mit der Cellibidache 4 anzufangen (wenn es die Münchner AUfnahme ist) könnte ein falsches Bild der Symphonie ergeben (Tempi und Finalcoda!).


    Mein Vorschlag für den "Brucknerneuling" (ich zähle mich selbst auch noch dazu):


    7: Giulini/Wiener 1987
    4: Wand/WDR
    3:Gielen SWR
    6: Klemperer, NewPO
    5: Chailly, RCO 1993
    9: Mravinsky, Leningrad
    2: Barenboim, Berlin
    1: Abbado, Wiener
    8: Welser-Möst, GMJO


    die sind glaube ich alle Midprice, und das ist zum kennenlernen denke ich eine gute Compilation.


    Wenn man die einmal durch hat, kann man Solti, Thielemann, Karajan und die vielen anderen ausprobieren.


    Das ist jetzt kein Ranking, sondern meine Empfehlung für einen Einstieg (@Gallo).

  • Ha!
    Vor dieser Frage sollte man erstmal überlegen, mit welcher Sinfonie man am besten beginnt!


    Ich würde mit der 5. UND der 4. beginnen. Danach die 8.


    Mein Einstieg in die Welt der Sinfonien Anton Bruckners war diese CD:



    Eine sehr schöne Einspielung zum Top-Preis von unter 10 € (zwischen 7 und 8 Euronen). Da kann der Neugierige beherzt zugreifen!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Hallo Masetto,


    Also mit der 5. und der 8. beginnen, das ist wie in der ersten Fahrstunde in Köln auf den Ringen im Feierabendverkehr mit einem Kombi rückwärts einparken. :D


    Aber jedem das Seine...

  • Mein Einstieg in Bruckners Welt, im fast noch knabenhaften Alter, war die Vierte und die Neunte. Volltreffer! Dann gleich die Siebte und mich konnte nichts mehr von Bruckner abhalten. Mit der Dritten und Achten tat ich mir lange schwer.
    Die Vierte halte ich fuer die ideale Einstiegsdroge. Einfach einen kleinen Waldspaziergang machen mit der Vierten auf den Ohren - und schon ist der Grundstein zum Brucknerianertum gelegt!
    Spaeter natuerlich noch die maechtige Sechste (die vordergruendigen Eindruck macht) und natuerlich die grossartige Fuenfte.
    Ansonsten darf man sich als "Anfaenger" natuerlich auch gleich an die wundervolle (Adagio!!!!) Achte wagen. Ich wuensche Euch viel Erfolg damit (Geduld und Mehrfachhoeren wahrscheinlich erforderlich. Tristan-Fans haben wahrscheinlich einen vereinfachten Zugang zum Adagio)


    Die "Doppelnull", "Null", Eins und Zwei hab ich bis heute nicht konzentriert und vollstaendig gehoert.... :rolleyes:

  • Holger Grintz


    Gut, ich möchte relativierung. Bei mir entflammte die Begeisterung für Bruckner nach der 5. und der 4. Sinfonie auch wenn ich sofort wusste, dass ich noch lange Zeit brauchen werde, um diese Sinfonien voll zu erfassen. Trotzdem war ich sofort süchtig nach diesem Klangkosmos und wollte mehr. Ich griff zur 8. Sinfonie, ohne überlegt zu haben, welche als nächste kommen sollte, sondern einfach, weil sie dastand und ich mehr Bruckner wollte. Der erste Satz hatte mich sofort gefesselt. Der Brucknerkosmos, den es zu erforschen gilt ward mit einem Mal um ein sehr sehr vieles Größer angesichts der "Tiefen" dieser Sinfonie, in die es einzutauchen gilt. Jedesmal, wenn ich nun diesen Kollos höre, zieht er mich mehr in seinen Bann. An Bruckner beist man sich mit der Zeit sowiso schnell fest, insofern kann ein solcher Brocken, den es zu erforschen gilt, nicht abschrecken. Wie sagt der Bergsteiger? Grüß Gott!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Ich würde einen Einstieg über 7. Sinfonie empfehlen - es kommt schon nicht von ungefähr, dass Bruckner gerade mit diesem Wekr so großen Erfrolg hatte. Diese Sinfonie ist meines Erachtens noch eingängiger als die Vierte.Als Anschluss bieten sich dann Nr. 4 und 9 an.


    Sehr komplex und für den Einstieg nicht geeignet sind meines Erachtens Nr 5 und 8. Gerade die Achte ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Aber wenn man sie mal halbwegs verstanden hat, ist sie wohl auch das faszinierendste Werk Bruckners.


    Viele Grüße,
    Christian

  • MIt der 7. Sinfonie Bruckners tu ich mich immer noch schwer, vielleicht weil sie momentan im Schatten der 8. Sinfonie bei mir steht. Die 5. Sinfonie strahlt eh. Die vierte Sinfonie würde ich hingegen eingängiger als 7. bezeichnen.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

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  • Seltsam: Ich habe ebenfalls mit der 7. größere Probleme. Erster Satz und Finale scheinen mir weniger überzeugend als in den meisten anderen Bruckner-Symphonien, die 2. ausgenommen, die ich ebenfalls für ein etwas schwächeres Werk halte. Der Erfolg der 7. wurzelt meiner Meinung nach in den Mittelsätzen, die wirklich gigantisch sind.


    Dennoch würde ich "Einsteigern" zur IV. in der Letztfassung raten, deren Scherzo kleine Schwächen hat, die aber in ihrer Gesamtheit überwältigend ist. Mein eigener Bruckner-Einstieg war übrigens die e-Moll-Messe, die mich in ihrer kühnen Kargheit faszinierte. Folgerichtig kamen dann die Symphonien I. und IX. Aber diesen Einstieg würde ich eher nicht als "allgemeingültig" empfehlen.

    ...

  • Entgegen der verbreiteten Meinung finde ich die 4. Sinfonie nicht besonders eingängig (außer dem Anfang) und ich mag sie auch nicht sehr. Ich weiß leider nicht mehr genau, welche Bruckner-Sinfonie ich als erstes komplett und ernsthaft hörte (ich weiß nur noch, dass ich mit ca. 15 mit eienm Freund versuchte, die 4. zu hören, es erschien uns Klangbrei und wir waren außerstande es von Wagner zu unteschieden :O). Ich meine, ich hätte mir die 5. als erste selbst gekauft (ca. 1989/90 Wand/WDR noch bei EMI erschienen?), aber da hatte ich schon andere gehört. 0, 00 und 1 kenne ich zu schlecht, dazu kann ich nichts sagen.
    Auch habe ich, da kein Brucknerianer von vielen Sinfonien nur ca. zwei Aufnahmen (oder selbst wenn noch ein paar mehr im Regel stehen, nur zwei öfters gehört), die Interpretenempfehlungen daher nicht allzu ernst nehmen. Es sind immer nur die gängigsten Fassungen gemeint.


    Einstieg:
    7 (Giulini u. als Alternative eine flottere wie Gielen oder Rosbaud)
    3 (Schuricht, falls erhältlich oder Wand)


    dann ist es eigentlich egal. Ich finde die (3sätzige) 9. eine ziemlich direkt eingängiges Stück, sie hat mich damals vom ersten Hören an gefesselt.
    Es wäre ja übertreiben zu behaupten, Bruckners Sinfoenin würde sich extrem voneinander unterscheiden, daher sehe ich eine "Kennenlernreihenfolge" hier weniger kritisch als etwa bei Mahler (oder Schostakowitsch).


    9 (Schuricht, Giulini)
    6 (Klemperer)
    4 (Klemperer, finde ich hier mal deutlich besser als meine alte Wand/WDR, auch klanglich)
    2 (? ich habe Skrowaczewski)


    rein umfangsmäßig der Gipfel, wirklich schwierig zugänglich finde ich aber (immer noch) nur das Finale der 8. Das der 5. ist eigentlich, wenn man eine ordentliche Beschreibung hat wenigstens von der Großform recht klar und das reicht zu Orientierung.


    5 (Gielen)
    8 (Giulini, Boulez, hier fehlt mir selbst noch eine etwas schnellere und leidenschaftlichere...)


    edit (weil ich Edwins posting jetzt sehe): Ich will den Brucknerianern ungern widersprechen, aber der Beginn der 7. bzw. das ganze Hauptthema ist eine der großartigsten Stellen, die Bruckner gelungen sind (und der endlich mal nicht so klingt wie 2/3 seiner Sinfonien) und das Finale halte ich für einen Geniestreich (wären doch ein paar andere seiner Finali annähernd von dieser Kürze und Konzentration) Dagegen finde ich, dass 3. u. 4. Satz der 4. massiv abfallen. Das Scherzo finde ich schlicht widerwärtig, plakativ, platt das Finale endlos, uferlos, laut, brutal und nervend. Bruckner at his worst (aber vielleicht ist das gerade, was den echten Fans gefällt ;))


    viele Grüße


    JR

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  • Hallo Bruckner-Freunde,


    ein schönes Thema - ich hatte längst vor, Euch zu fragen, welche Einspielung der Sinfonien Ihr empfehlen würdet, bzw. welche der Sinfonien zum Erst-Einstieg besonders geeignet ist.


    Denn ich bin einer der von Holger im Eistieg erwähnten absoluten "Bruckner-Neulinge" - meine umfangreiche CD-Sammlung enthält bisher lediglich eine Aufnahme des Te Deums (hatte bisher noch keine Motivation, dieses Geschenk anzuhören) und der 3 Messen in der Aufnahme mit dem Bayr. RSO & Chor unter der Leitung von Eugen Jochum (ich habe die Aufnahme einmal gehört - sie hat zunächst keinen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen)...


    Im Chor haben wir dieses Jahr die kleine Motette "Locus iste" gesungen, die ich sehr schön fand (demnach könnte ein erstes fruchtbares Bruckner-Samenkorn bei mir gesät worden sein :] ) und in 2007 steht für uns die f-moll-Messe an, auf die ich schon sehr gespannt bin, da erfahrungsgemäß die intensive Beschäftigung in den Proben mit den Noten den Zugang zu Werken, mit denen ich zuvor nicht allzuviel anfangen konnte, sehr fördert.


    Und da Bruckner nun einmal hauptsächlich für seine Symphonien berühmt und bekannt ist (und ich bis dato keine einzige kenne, bzw. jemals gehört habe!), wird es in diesem Punkt allmählich höchste Zeit für mich, wie ich finde. :yes:


    Ich habe schon einmal mit der recht preisgünstigen Box von NAXOS geliebäugelt:



    Sie enthält die Symphonien Nr. 0-9 + Symphonie in f Nr. 00 "Studiensymphonie" (meine Assoziationen zu dieser Nummerierung behalte ich besser für mich :D ); sowie die 2. Fassung "Volksfest" des Finales der Symphonie Nr. 4


    Es spielen das Scottish National Orchestra, das New Zealand SO und das Ireland SO, Dirigent ist jeweils Georg Tintner


    Für die 11 CDs sind 49 Euro nicht zu teuer, wie ich finde, und es scheint ja alles enthalten zu sein, was Herr Bruckner jemals zum Thema "Symphonie" komponiert hat ?(


    Normalerweise wäre der Preis nicht das Hauptkriterium für mein Interesse, aber laut aktuellem NAXOS-Katalog hat kaum eine andere CD-Erscheinung dieses Labels mehr internationale Preise abgeräumt, als eben dieser Zyklus (die Ehrungen und Preise sind im Katalog fein säuberlich aufgelistet) - also scheint diese Anschaffung nicht nur preislich sondern auch künstlerisch ein Gewinn zu sein?!?!
    Irritiert hat mich jetzt aber, dass bisher keiner von Euch diesen Zyklus gelistet hat?
    Täuschen die ganzen Preise über mangelnde Qualität hinweg oder woran liegt es? Sollte man Bruckner idealerweise von österreichischen/ deutschen Orchestern/ Dirigenten eingespielt hören, statt von zugegebenermaßen etwas exotisch angesiedelten Orchestern aus dem Norden der britischen Inseln bzw. vom anderen Ende der Welt?


    Was würdet Ihr mir raten?

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo Marc,


    Tintner ist imo absolut in Ordnung. Er wählte idR langsamere, gemessenere Tempi, gab der Musik Zeit sich zu entfalten, aber er verschleppte nichts. Zudem bot er die 3. und 8. Sinfonie in der selten aufgenommenen Erstversion.


    Hätte er bessere Orchester zur Verfügung gehabt, könnte man den Zyklus uneingeschränkt empfehlen, so bleibt der Hinweis, daß die Orchester in den wichtigen Blechbläserpassagen stellenweise sehr undifferenziert klingen und die Orchester allgemein zu wenig Brillianz an den Tag legen.


    "Bruckner gut und günstig" gibt's bei Stanilslaw Skrowaczewski und dem RSO Saarbrücken (Oehms Classics oder Arte Nova). Skrowaczewski läßt einen sehr warmherzigen Bruckner spielen, was manchmal zu Lasten der Dynamik geht.


    Zu Deiner letzten Frage

    Zitat

    Sollte man Bruckner idealerweise von österreichischen/ deutschen Orchestern/ Dirigenten eingespielt hören, statt von zugegebenermaßen etwas exotisch angesiedelten Orchestern aus dem Norden der britischen Inseln bzw. vom anderen Ende der Welt?


    Es muß nicht sein. Ich halte Bernard Haitink (Niederländer) und Riccardo Chailly (Italiener) u.a. für sehr gute Bruckner-Dirigenten. Beide haben ihre Zyklen mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam eingespielt, das -ich betone ausdrücklich ;) - nach meiner Meinung die Kollegen aus Wien und Berlin in Sachen Bruckner (und Mahler) weit hinter sich läßt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Marc, gib mir mal ein Signal, wann die f-Moll Messe und wo aufgeführt wird :D


    Gegen den Tintner-Naxos Zyklus ist in der Tat wenig zu sagen, Norbert hat es auf den Punkt gebracht. Allerdings sind knapp 50 EURO auch Geld. Bei Bruckner halte ich von Gesamteinspielungen (Asnahme: Roz) wenig, weil es kaum ein Orchester oder ein Dirigent fertigbringt, die ganze Banbreite zu schaffen.


    Die Skro-Box ist meines Erachtens ganz schön teuer (um die 80 EURO?), oder täusche ich mich da?


    Im Saturn in Köln gibt es fast alle von mir oben genannten CDs, einiges davon ist unterstes Preisniveau.


    Ich kann Dir auch gerne mal etwas zusammenstellen, und Dir ausleihen, ist ja nur um die Ecke :D

  • Ich würde, obwohl ich von Tintner nix kenne, zum Einstieg nicht eine Riesenbox eines Dirigenten empfehlen. Wie der Beitrag von GalloNero zeigt, komt nicht jeder mit jeder Interpretation zurecht, egal wie ein anderer sie lobt. Lieber mit zwei oder drei Einzel-CDs beginnen, dann weitersehen.
    Ich habe bei Bruckner und Mahler immer noch keine Gesamtaufnahme, dafür einzelne Sinfonien teils 4-5mal.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,
    Dein Widerspruch reizt zum Widerspruch: Der Anfang des 1. Satzes/VII. ganz bestimmt, nur nachher tut sich nicht mehr so wahnsinnig viel, was mich begeistern würde. Und das Finale ist IMO nicht ausbalanciert. Die Schlußsteigerung ist zu kurz angesetzt. Dadurch wirkt dieses Finale auf mich kurzatmig und sogar etwas orientierungslos.
    Das Finale der IV. hingegen hat eines der grandiosesten Hauptthemen, die Bruckner je geschrieben hat, und der Satz wird dichter und dichter. Ich habe einer Freundin, die ob all der Brutalität des Klanges auch etwas ratlos war, gesagt: "Da darfst Du nicht an gotische Dome denken, sondern an roh behauene Monolithen."
    Gerade diese rohe Kraft macht den Satz für mich unwiderstehlich: Klanggewalt in des Wortes voller Bedeutung!
    :hello:



    Ad Tintner
    Na ja...
    Lassen wir die Kirche bitte im Dorf: Das ist ein guter Dirigent, der Bruckner versteht und auch kluge Ideen hat. Aber seine Orchester sind mit dieser Musik überfordert. Und auch Tintners Interpretationen erreichen nie die Tiefenschau eines Wand oder eines Roschdestwenskij. Auch Skrowaczewski ist mit seinem weicheren und weitbogig aufgebauten Interpretationen Tintner weit überlegen.
    Tintner ist eher der Überraschungseffekt, daß ein Billig-Label mit einem weitgehend unbekannten Dirigenten und Noname-Orchestern eine so gute Gesamteinspielung vorlegen kann. Aber einen Vergleich mit den von mir zuerst genannten oder mit Chailly oder Haitink hält Tintner nicht aus.

    ...

  • Hi


    Zitat

    Sollte man Bruckner idealerweise von österreichischen/ deutschen Orchestern/ Dirigenten eingespielt hören, statt von zugegebenermaßen etwas exotisch angesiedelten Orchestern aus dem Norden der britischen Inseln bzw. vom anderen Ende der Welt?


    Nun arbeitete Georg Tintner die meiste Zeit seines Lebens in Australien, ist aber gebürtiger Österreicher, der (ich glaube ca. 1938 ) auswanderte. Also auch von dieser Seite gar nicht so unpassend, immerhin war er Schüler von Felix Weingartner!


    Der Skrowaczewsky-Zyklus ist jetzt aber bei Öhms nicht mehr annähernd so günstig wie seinerzeit bei Arte Nova (zumindest was ich bisher gesehen habe).
    Tintner liegt immer mehr auf der langsamen Seite, aber er hat eine unnachahmliche Art, die Musik sich selbst entfalten zu lassen, während man (oder ich) bei Celibidache die Langsamkeit als bewusst eingesetztes Stilmittel immer erkennt.


    Außerdem kann man bei Tintner auch mit Einzel-CDs einsteigen, ohne allzu schwere Pönale, wenn man schließlich sogar alles haben will.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • die 1. ist gar nicht so schlecht zum beginnen (nicht so ein brocken und doch ganz der toni...)
    dann 3., 4. (jeweils die letztfassungen)
    und zum test die 9. (ohne finale)
    wenn das klappt, dann natürlich alle (und alle fassungen)!


    :hello: aus dem kecken beserl-land

  • Hallo Theophilus,
    wenn wir einmal die Frage beiseite lassen, ob Tintner nun ein guter oder ein mittelklassiger Dirigent ist: Findest Du, daß angesichts der Orchesterleistungen der Zyklus wirklich den Kauf lohnt?
    Es gibt allerdings eine Facette, die ihn lohnend macht: Wenn ich mich recht erinnere, ist es Tintner, der alle von Bruckner getilgten Sätze zusätzlich aufgenommen hat, also auch IV. Scherzo/Erstfassung und IV. Finale/Erstfassung.
    :hello:

    ...

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  • Hallo Brucknerianer und alle die es (wie ich) werden wollen!


    Dem einen oder anderen wird vielleicht aufgefallen sein, dass hier immer wieder mein Name fällt und Bezug auf irgendwelche Beiträge genommen wird, für die ich verantwortlich zu machen sei. Das liegt daran, das ich im im Dirigententhread mit folgenden Beitrag einige hilfsbereite Taministen so sehr vom Thema ablenkte, dass wir auf Anraten von Holger und mit Norberts Hilfe mit den vielen wertvollen Hilfestellungen in diesen Thread umgezogen sind. Wenn ich mich ausnahmsweise mal selber zitieren darf:



    Ich habe die mir zur Verfügung stehenden Aufnahmen nun mehrfach durchgehört, weil ich gar nicht genug kriegen kann (momentan läuft die 9te :wacky: ). Ich bleibe dabei: 7 war ein perfekter Einstieg. Giulini trifft voll und ganz meinen Geschmak und Karajan nervt immer noch. Das kann aber auch daran liegen, dass ich diese Karajan-Einspielung schon sehr lange habe und zweimal vergeblich versucht habe damit den Zugang zu finden. Das erste mal Anfang 2005 mit einer nörgelnden Frau auf dem Sofa, die mich ständig fragte, wie man sich so etwas antun könne. Das zweite mal auf dem Mountainbike. Irgendwie zweimal nicht unbedingt der Richtige Weg. Und da kann nun der gute alte Herbert von K. wirklich nichts dafür.


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo GalloNero,


    wie schon anderswo gesagt, die 8. Sinfonie ist eine harte Nuss, ich habe lange gebraucht, bis ich sie halbwegs nachvollziehen konnte. Meine erste Einspielung war übrigens die von Guilini (DG) - nachdem mir dessen 7. mit den Wienern ebenso gut wie dir gefallen hat. Aber der Funke wollte lange nicht überspringen. Weiter gekommen bin ich eigentlich erst, als ich über die Sinfonie und ihre Besonderheiten (vor allem im vierten Satz, aber auch über das leise Ende des ersten Satzes, das erst in der zweiten Fassung hinzukam) einiges gelesen habe. So habe ich mir das Werk nach und nach erschlossen, ohne behaupten zu wollen, dass dieser Prozess schon beendet wäre. Auch hier im Forum stehen im Thread zu Bruckner 8
    viele hilfreiche Hinweise, die vielleicht weiterhelfen. Meine Lieblingsaufnahme ist zur Zeit die von Celibidache, da sind die meisten Stimmen herauszuhören, aber der letzte Satz dauert auch über 30 Min (!).


    bg,
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Christian B. ()

  • Hallo GalloNero!

    Zitat

    Und da kann nun der gute alte Herbert von K. wirklich nichts dafür.


    Ich hatte keine nörgelnde Frau auf dem Sofa und fahre weder mit noch ohne Bruckner mit dem Mountainbike.
    Aber auch mich nervt Karajans Bruckner.
    Conclusio: Es muß also doch an Karajan liegen...! :untertauch:
    :hello:

    ...

  • Was meines Erachtens auch gegen den Kauf einer Box spricht, ist, das ein Bruckner-Neuling von der Masse der Symphonien in Anzahl und Umfang erschlagen wird und das gar nicht verarbeiten kann. Und wer kann sich davon abhalten, nicht doch mal kurz querzuhören? Mir ging das gerade mit den Atterberg Symphonien so. Ich habe sie zu schnell hintereinander weg gehört und hatte letztlich nicht viel davon. Dann landet so eine Box schnell in der Ecke, auch wenn sie es gar nicht verdient hat.


    Zu den Symphonien selbst kann ich ebenfalls die 4. und 7. als Einstieg empfehlen. Auch wenn der ein oder andere eine andere Meinung vertritt, scheint mir das doch so eine Art Tamino-Schnittmengen-Meinung zu sein.


    Auch ich rate zum Einstieg von 5 und 8 ab. Auch ich liebe die 8. mehr als jede andere Symphonie (Celi nannte Sie die Krone der Symphonik), aber die hat Jahre bei mir im Regal gestanden, bis ich damit etwas anfangen konnte. Und auch ich habe sie sicherlich noch nicht begriffen.


    Ich könnte mir zu Deiner Frage, GalloNero, also auch vorstellen, dass es in Deinem Bruckner-Frühstadium (wie sehr sich das nach einer Krankheit anhört) tatsächlich nicht, oder um Edwin zu besänftigen, nicht nur an Karajan, sondern vielleicht auch an der 8. selbst liegt. Die kommt vielleicht noch zu früh. Aber das Adagio: irgendwann wirst Du es nicht mehr missen wollen. Ich hatte mal eine Phase, da ging ohne täglichen Konsum des Adagios aus der 8. nichts mehr.


    Wa die 9. angeht, ist Giuline auch mein derzeitiger Favorit.


    Zu 8. empfehle ich übrigens Wand. Berlin oder NDR, wobei ich bei NDR nur die frühere Aufnahme aus dem Lübecker Dom kenne. Die stand jahrelang im Schrank und hat mir fast den kompletten Zugang zu Bruckner versperrt. Und als ich mich dann annäherte, hat sie den Rausch ausgelöst. In solch einem Stadium befindest Du Dich scheinbar gerade. Weiter so!


    Viele Grüße
    Christian

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Dein Widerspruch reizt zum Widerspruch: Der Anfang des 1. Satzes/VII. ganz bestimmt, nur nachher tut sich nicht mehr so wahnsinnig viel, was mich begeistern würde. Und das Finale ist IMO nicht ausbalanciert. Die Schlußsteigerung ist zu kurz angesetzt. Dadurch wirkt dieses Finale auf mich kurzatmig und sogar etwas orientierungslos.
    Das Finale der IV. hingegen hat eines der grandiosesten Hauptthemen, die Bruckner je geschrieben hat, und der Satz wird dichter und dichter. Ich habe einer Freundin, die ob all der Brutalität des Klanges auch etwas ratlos war, gesagt: "Da darfst Du nicht an gotische Dome denken, sondern an roh behauene Monolithen."
    Gerade diese rohe Kraft macht den Satz für mich unwiderstehlich: Klanggewalt in des Wortes voller Bedeutung!


    Da spricht der Brucknerianer, der die Perspektive des Nicht-Brucknerianers oder Neulings nicht mehr nachvollziehen kann. Für den Nicht-Brucknerianer ist bei Bruckner tendenziell ALLES zu lang, zu langatmig, zu repetitiv, redundant und unmelodiös. Die 7. ist in dieser Hinsicht eine der wenigen Ausnahmen, das Finale ist mein Favorit unter allen Bruckner-Finali, weil es kurz und übersichtlich ist, aber dennoch einen angemessenen Abschluß bildet. Gewiß gibt es Leute, die sofort von dieser Klanggewalt fasziniert sind, das halte ich aber für eher selten. Es ist ähnlich wie mit Hinkelsteinen, man muß sie halt mögen. Es ging hier ja um Empfehlungen für Einsteiger, nicht um eine allgemeine Bewertung der Sinfonien.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Kleine Anekdote: Mein erstes Brucknererlebnis war die alte naxos-Einspielung der Vierten mit Neuhold.
    Die CD hatte ich aus der Bibliothek geliehen und auf dem Boden liegend konsumiert... Mir hats mit durchschlagendem Erfolg gefallen.


    Moral von der Geschicht: Achte auf den Interpreten nicht.



    Oder ist Neuhold ein ganz spezieller Geheimtip mit vielen Liebhabern? Ich kann ja keine Vergleiche anstellen, da ich die CD nicht besitze.

  • Diese Aufnahme gibt es für 0,99$ bei eClassical.


    "http://www.eclassical.com/eclassic/eclassical?&song_id=3364&x=24&page=more%5finfo&q=bruckner&y=5"



    ich habe sie gerade mal "aufgelegt", ich finde die Aufnahme bis jetzt wirklich gut, auch von der Klangqualität!


    Ich denke, das könnte ein Kandidat für die preiswerte Einsteiger-Box sein :D

  • Zitat

    Original von Christian H.
    Zu 8. empfehle ich übrigens Wand. Berlin oder NDR, wobei ich bei NDR nur die frühere Aufnahme aus dem Lübecker Dom kenne. Die stand jahrelang im Schrank und hat mir fast den kompletten Zugang zu Bruckner versperrt. Und als ich mich dann annäherte, hat sie den Rausch ausgelöst. In solch einem Stadium befindest Du Dich scheinbar gerade. Weiter so!


    Viele Grüße
    Christian


    Hallo Christian,


    Wands Aufnahme aus dem Lübecker Dom (aus 1987) verfügt -bedingt durch die akustischen Gegebenheiten im Dom- über einen immensen Nachhall. Er stört mich bei der 8. Sinfonie nicht, eher im Gegenteil, denn durch den Nachhall wird imo der weihevolle, fast sakrale Charakter der Sinfonie noch betont.


    Bei der 9., die im Lübecker Dom ein Jahr vor oder nach der 8. aufgenommen wurde, ist für mich der Nachhall immens störend, weil durch ihn die rhythmischen Strukturen des Scherzos vollkommen verwischt werden.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ein herzliches Dankeschön an alle, die hier mit sooooo wertvollen Tips aufwarten! :jubel: :jubel: :jubel:


    Man weiß ja kaum was man als nächstes angehen soll. Ein Name fällt aber, so meine ich, etwas öfter als andere.


    Günter Wand!!!


    Habe gerade in einer freien Online-Enzyklopädie über Ihn und sein Leben nachgelesen. Von seiner Herangehensweise und Einstellung her sage ich: "mein Mann - Wand ist der nächster!" - jetzt muss er mir nur noch gefallen. :D


    Von einer Box werde ich auf jeden Fall Abstand nehmen. Ich möchte mir das Stück für Stück erarbeiten und dabei verschiedene Dirigenten und Orchester kennen lernen, damit ich spätestens Weihnachten wieder im Dirigententhread mitmischen kann.


    Und je öfter Ihr versuchten werdet mir die 8te auszureden, desto früher werde ich sie vermutlich wieder angehen :beatnik:


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zitat

    Original von GalloNero
    Ein herzliches Dankeschön an alle, die hier mit sooooo wertvollen Tips aufwarten! :jubel: :jubel: :jubel:


    Man weiß ja kaum was man als nächstes angehen soll. Ein Name fällt aber, so meine ich, etwas öfter als andere.


    Günter Wand!!!


    Der Name fällt absolut zurecht.


    Wand nahm sich nie wichtiger als die Komponisten, die er dirigierte. Er ging "den Noten genau auf die Spur, ohne je zu vergessen, was -als das Entscheidende- hinter den Noten steht." (Wolf Eberhard von Lewinski über Wand).


    Wands Stil war durch große Sorgfalt geprägt, die sich durch intensive Probenarbeit manifestierte. Er vermied die Extreme und lieferte so einen "objektivierten Bruckner" ab. Nicht nur seine Bruckner-Aufnahmen haben zahlreiche Klassikpreise ergattert.


    Es gibt übrigens ganz aktuell bei "unseren beiden Partnern" einige Bruckner-Aufnahmen zum Sonderpreis.


    Mein persönlicher Tip: Wenn Du die Wahl hast zwischen Aufnahmen mit dem Sinfonieorchester des NDRs und den Berliner Philharmonikern, dann nimm die erstgenannten, denn mit den Berliner Philharmonikern erscheint mir Wand stellenweise ein wenig zu "altersmilde". Mit dem NDR-Sinfonikern entwickelte Wand mehr "Zug", mehr Spannung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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