Seelen-Quartett

  • Salut!


    Erster Satz


    Der fängt ganz unscheinbar an und entwickelt sich zur unerträglichen Leichtigkeit des Seins. Genauso, wie es mir geht. Erst diese Seufzer in Bratsche und 2. Violine... und dann kann ziemlich bald der Kopf ersteinmal freigeblasen werden. Das höre ich jetzt jeden morgen im Auto. Aber danach geht es mir noch nicht gut.


    Zweiter Satz


    Nach der "Heile-Heile-Gänschen"-Methode werde ich hier liebkost und getröstet. Manchmal dringt mein Schmerz durch, in der abwärtsgehenden Chromatik [Viola und Cello]. Am liebsten gleich das ganze nochmal, so gut tut es. Besser noch: immer! Allein, nach zwei derartigen Seelenstürmen fehlt mir das Tränenwasser. Probieren wir es mit einem


    Menuett


    Aber das will nicht richtig zünden. Schön ennoch, dass hier - ganz ähnlich wie in Mozarts F-Dur-Quartett KV 590 das Violoncello schöne tiefe Achtel spielt. Das klingt so unendlich...


    Der letzte Versuch


    Ja! Genauso klingt es! Auch als letzte Ermahnung! Der Satz beginnt mit eigentlich typischen Schlußakkorden. Und dann geht es gleich militärisch weiter: Die Zitate aus Haydns Militärsinfonie sind fast bedrohlich! Aber dann geht's mir richtig gut! Diese Knappheit - je öfter ich das höre, desto bewußter ist mir, wie kurz und prägnant dieser Satz eigentlich ist.


    Wenn ich dann noch, kurz bevor ich letztmalig nach links abbiege,


    observater
    MEDIA INTELLIGENCE


    :rolleyes:


    lese - ist der Tag so einigermassen gerettet. :beatnik:


    Worum handelt es sich?


    ?(


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut Pius,


    ja, so ähnlich. Du solltest es eigentlich kennen und der obsi erst recht... Da wir, wie wir mehrfach feststellten, oftmals gleiche Eindrücke und Geschmäcker haben, solltest Du es relativ leicht herausbekommen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Die Kinderlied-Melodie höre ich zwar nicht (in einem der großartigsten langsamen Sätze für Streichquartett überhaupt), aber eine Vermutung meinerseits wäre Haydns op.76,5 ??? (paßt m.E. gut im Kopfsatz und Finale)


    (für ein echtes Rätsel ist die Beschreibung aber zu vage oder zu persönlich...)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hey, ich bin baff... 8o


    :jubel: :jubel: :jubel:


    op. 76 V = Hob. III:79 in D-Dur!


    Ich meinte keine Kinderliedmelodie [wo steht das?]... es wirkt auf mich so. Du hast ganz Recht: Es ist äußerst persönlich beschrieben! Und es war auch nur ein unechtes Rätsel. Ich glaube, der letzte satz ist da besonders "verräterisch"...


    Mit der Großartigkeit des langsamen Satzes schließe ich mich Dir absolut an!


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Das habe ich offenbar mißverstanden. Denn man kann "Heile, heile Gänschen" auf so eine Kinderliedmelodie singen ;)


    Zitat


    Du hast ganz Recht: Es ist äußerst persönlich beschrieben! Und es war auch nur ein unechtes Rätsel. Ich glaube, der letzte satz ist da besonders "verräterisch"...


    Das objektive Element war der "Tusch"-Beginn dieses Satzes und die Rhythmus-Ähnlichkeit zur Militärsinfonie, in der Tat.
    Was mich aber eigentlich draufgebracht hat, war Dein Kommentar zum ersten Satz (und ich vermutete natürlich op. 76 wg. des neulichen Postings zum Quintenq.). Den konnte ich sofort nachvollziehen und dieser seltsame Satz, der so schlicht beginnt, dann kurz wie ein Variationssatz aussschaut, bevor dann die Leichtigkeit des Seins, so eine Auflösung in Bewegung, folgt, hat mich auch fasziniert seit ich ihn zum ersten Mal hörte (ein ziemlich unsaubere, aber engagierte Live-Aufn. des Lindsay-Q., vor 10 Jahren in den USA gekauft). Was der alte Haydn in diesen beiden letzten Stücken aus op. 76 (das Es-Dur-Werk ist noch abgefahrener) macht, läßt Mozart und selbst den jungen Beethoven mitunter wie formalistische konservative Knochen aussehen... :D


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Das habe ich offenbar mißverstanden. Denn man kann "Heile, heile Gänschen" auf so eine Kinderliedmelodie singen ;)


    Das Lied kenne ich natürlich auch - ich meinte eher aus der Erinnerung dessen Wirkung, deswegen schrieb ich ja auch "Methode"...


    Zitat

    Das objektive Element war der "Tusch"-Beginn dieses Satzes und die Rhythmus-Ähnlichkeit zur Militärsinfonie, in der Tat.


    Es ist eigentlich nicht nur der Rhythmus, sondern wirklich das Thema, wobei der Rhythmus natürlich dazugehört.


    Zitat


    Was mich aber eigentlich draufgebracht hat, war Dein Kommentar zum ersten Satz (und ich vermutete natürlich op. 76 wg. des neulichen Postings zum Quintenq.). Den konnte ich sofort nachvollziehen und dieser seltsame Satz, der so schlicht beginnt, dann kurz wie ein Variationssatz aussschaut, bevor dann die Leichtigkeit des Seins, so eine Auflösung in Bewegung, folgt, hat mich auch fasziniert seit ich ihn zum ersten Mal hörte (ein ziemlich unsaubere, aber engagierte Live-Aufn. des Lindsay-Q., vor 10 Jahren in den USA gekauft).


    Das ist eine wirklich erstaunlich parallele Auffassung! Ich bin hellauf begeistert! Von dem Lindsay kenne ich nur das f-moll-Quartett [op.???] - Du hast mir die Frage einstmals beantwortet: Es ist jenes mit Mozarts Kyrie-Fugen-Thema im Finale. Leider ist diese Aufnahme beim versehentlichen Festplattenlöschen draufgegangen... das bedauere ich sehr. Ich fand die Lindsays hier ausgesprochen gut!


    Zitat

    Was der alte Haydn in diesen beiden letzten Stücken aus op. 76 (das Es-Dur-Werk ist noch abgefahrener) macht, läßt Mozart und selbst den jungen Beethoven mitunter wie formalistische konservative Knochen aussehen... :D


    Das unterschreibe ich blind. Obwohl: KV 590, Sätze I, III und IV würde ich durchaus da mit einreihen wollen. Zum Es-Dur, welches als "unterschätztestes" gilt, kommt später auch mal noch was. Ich muß aufpassen, denn die op. 73 & 74 Box ist bereits unterwegs... :rolleyes:


    Findest Du den Titel "Seelen-Quartett" passend?


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Es ist eigentlich nicht nur der Rhythmus, sondern wirklich das Thema, wobei der Rhythmus natürlich dazugehört.


    Es ist aber das 2. Thema in der Sinfonie? ("Radetzky-Marsch-Thema" in meiner Nomenklatur)


    Zitat

    Das ist eine wirklich erstaunlich parallele Auffassung! Ich bin hellauf begeistert!
    Von dem Lindsay kenne ich nur das f-moll-Quartett [op.???] - Du hast mir die Frage einstmals beantwortet: Es ist jenes mit Mozarts Kyrie-Fugen-Thema im Finale. Leider ist diese Aufnahme beim versehentlichen Festplattenlöschen draufgegangen... das bedauere ich sehr. Ich fand die Lindsays hier ausgesprochen gut!


    op. 20, 5 f-moll. Ich weiß nicht, ob es die CD noch gibt (ASV Quicksilver, ein wie gesagt teils etwas rauhe, aber mit vollen Einsatz gespielte Live-Aufnahme, mit op. 64,5 "Lerche" und dem fast unbekannten Einzelwerk op. 42. Das war wohl meine erste CD mit Haydn-Quartetten überhaupt, seitdem ist 76,5 eines meiner Favoriten)


    Zitat


    , denn die op. 73 & 74 Box ist bereits unterwegs... :rolleyes:


    Diese Box ist (mit einer wohl etwas älteren mit op. 64, ich glaube es gibt hiervon eine Neueinspielung) meine einzige Aufnahme mit dem Festetics Q.; hier würde ich Diskussionsanstöße begrüßen, da dies eine Sammlung ist, die ich mit Ausnahme von 74,3 "Reiter" sträflich vernachlässigt habe (bzw. anscheinend recht sperrig fand, anders kann ich mir die Vernachlässigung; ich würde außer dem 74, 3 g-moll wohl kein Quartett beim Hören erkennen, nicht erklären)


    Zitat


    Findest Du den Titel "Seelen-Quartett" passend?


    Hhmm. Mir war gar nicht bewußt, dass das ein Titel für das Stück sein sollte. ;) Da kann ich wenig sagen; ich kann zwar verstehen, dass Du eine "Seelenverwandtschaft" fühlst, aber nicht warum das Stück allgemein so heißen sollte. Denn das ist ja eher ein persönliche Sache.
    Das etwas befremdliche für uns heute an diesem Quartett ist vielleicht die doch recht "diesseitige" Robustheit, etwa des Finales und vielleicht auch des ersten Satzes in Verbindung mit diesem völlig entrückten largo.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Es ist aber das 2. Thema in der Sinfonie? ("Radetzky-Marsch-Thema" in meiner Nomenklatur)


    Ja, genau! :yes: Die Ähnlichkeit ist frappierend [ich mag dieses Wort so]!


    Zitat

    op. 20, 5 f-moll. Ich weiß nicht, ob es die CD noch gibt (ASV Quicksilver, ein wie gesagt teils etwas rauhe, aber mit vollen Einsatz gespielte Live-Aufnahme, mit op. 64,5 "Lerche" und dem fast unbekannten Einzelwerk op. 42. Das war wohl meine erste CD mit Haydn-Quartetten überhaupt, seitdem ist 76,5 eines meiner Favoriten)


    Ich hoffe, eines Tages auch die festetics-Edition davon zu haben.


    Zitat

    Diese Box ist (mit einer wohl etwas älteren mit op. 64, ich glaube es gibt hiervon eine Neueinspielung) meine einzige Aufnahme mit dem Festetics Q.; hier würde ich Diskussionsanstöße begrüßen, da dies eine Sammlung ist, die ich mit Ausnahme von 74,3 "Reiter" sträflich vernachlässigt habe (bzw. anscheinend recht sperrig fand, anders kann ich mir die Vernachlässigung; ich würde außer dem 74, 3 g-moll wohl kein Quartett beim Hören erkennen, nicht erklären)


    Ich werde mich bemühen, wenn nur nicht immer die Zeit weglaufen würde... aber: noch ist sie ja nicht da, die Box!


    Schönen Tag,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Was das Seelen-Quartett ist, den das inaktive Mitglied Ulli als Rätsel vorgestellt und Johannes Roehl aufgelöst hat, kann man hier hörend verfolgen.


    Joseph Haydn Streichquartett op. 76, Nr. 5 = Hob. III:79 in D-Dur


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928