Brahms Klavierquintett op. 34

  • Sagitt meint:


    Wir- Freunde der Kammermusik- schaffen uns ein Forum, indem wir immer mehr Spitzenwerke der Kammermusik vorstellen. Heute soll es das Klavierquintett von Brahms sein, op. 34.
    Ich lernte das Quartett 1963 in London kennen, Leon Fleisher mit den Juilliards, war sofort in dieses Stück " verknallt" und hörte es erst einmal pausenlos. Es folgte dann auf Vinyl jede Fassung, die ich bekommen konnte,leider habe ich diese Aufnamen nicht mehr. Keine davon ist auf CD erschienen und die Vinyls habe ich vor zehn Jahren abgegeben, an einen Sammler.
    Brahms hat an diesem Werk immer wieder gearbeitet. Es gibt auch eine imposante Variante für zwei Klaviere op. 34 b.Es ist eines der Werke, bei denen Brahms größere Formen ausprobierte, bevor er sich an eine Sinfonie herantraute.


    Heute freue ich mich über zwei Aufnahmen besonders. Die eine ist vom Alban Berg Quartett mit der Leonskaja, die andere vom Nash-Ensemble.
    Beide Aufnahmen möchte ich nicht missen. Nash ist technisch die eindeutig bessere Version, bei der Interpretation möchte ich mich nicht entscheiden. Die berühmteren sind natürlich die Berg-Quartettler und die Leonskaja, aber Kammermusik von englischen Ensembles, darunter Nash ist auch wirklich vom Feinsten, differenziert, lebendig, transparent.


    Ich bin gespannt, welche Aufnahme hier " eintrudeln". Kammermusikfans, holt eure Schätze heraus !

  • Tag,


    wie schon gestern erwähnt, hier erneut genannt: André Previn, Klavier, zusammen mit dem Yale-Quartett (Broadus Earle, Syoko Aki, Walter Trampler, Aldo Parisot), deutsche Veröffentlichung EMI, amerikanische durch Vanguard, Aufnahme ca. 1985.


    Das Tempo ist moderat, wie Brahms es bei seiner Kammermusik selbst bevorzugt haben soll, der Klangcharakter ist stets sonor und zwischen Klavier und den Streichern gut balanciert. André Previn nuanciert die tragende Rhythmik in kammermusikalischem Geist. Der Primarius rutscht nicht vorlaut auf seinem Instrument egologisch herum ("hört ihr mich?"). Die einzige Instrumentalisten-Berühmtheit, Walter Trampler, Viola, trägt die so wichtigen Mittelstimmen mit.


    Zu diszipliniert sind auch beim op. 34 - wie immer noch auch beim op. 25 und op. 60 - die vornehmen Musiker des Ungarischen Streichquartett, mit Georges Solchany, Klavier, COLUMBIA. Opus 60, das wellige Klavierquartett, das ist die Domäne des englischen Pro Arte Piano Quartett, mit Lamar Crawson, Klavier, bezwingend, so sagt man am Treffendsten.


    MfG
    Albus

  • Morgen,


    Gelegenheit für einen Nachtrag.


    1. Die LP Yale-Quartett/Previn des op. 34 stammt von 1973, EMI 1 C063-02 377, ob auch auf CD wiederveröffentlicht ist mir nicht bekannt, ältere Kataloge enthalten diese LP nicht mehr (1989, 1991).
    2. Die LP The Pro Arte Piano Quartet des Klavierquartett in c-moll, op. 60 (mit Schumann, Klavierquartett Es-dur , op. 47) stammt von 1972, L'Oiseau-Lyre SOL 320, Mitglieder des Ensembles: Kenneth Sillitoe, Violine, Terence Weil, Cello, Cecil Aronowitz Viola, Lamar Crawson, Klavier. Das Werk entstand zu der Zeit als Brahms die Unerfüllbarkeit seiner Sehnsucht nach Clara Schumann begreifen lernte. Joseph Joachim, Freund und hervorragender Geiger, war von den ersten Formen des Quartettes sehr beeindruckt, er bedankte sich brieflich für die Freude und Ehre, die Brahms ihm bereitet bzw. erwiesen hatte, als er ihm die Noten überließ. Hat man eine Resonanz für Geist und Leidenschaft, dann wird man den Freunden beipflichten wollen. Was Brahms und Clara Schumann angeht, Clifford Curzon fragte vor Jahren in die Vergangneheit: "Haben sie nun oder nicht?" Wer weiß?


    Zwischenbemerkung: LPs nenne ich, weil es Sammler und Interessenten gibt, die eine Präferenz für Schallplatten haben, die Schallplattenbörsen verdienen aus deren begreiflicher Sicht immer wieder erneute Aufmerksamkeit. Wer dort die Gelegenheit hat, eine der genannten Platten zu erwerben, der wird diese Hinweise in der Erinnerung haben.


    Brahms hat einen weiteren Höhepunkt der Kammermusik geschaffen: das Trio für Violine, Horn und Klavier in Es-dur, op. 40. Auf dieses gewissermaßen einzigartige Werk im Ton eines Zwischenreiches, des Reiches zwischen Geist und Natur, weise ich doch auch noch hin. Das Horn macht die weiche Atmosphäre, Violine und Klavier verschmelzen mit der wesentlich vom Horn gestifteten Aura. Brahms erfand hier eine Möglichkeit, das Numinose Klang werden zu lassen. Also:
    3. LP Trio für Horn, Violine und Klavier in Es-dur, op. 40, mit Ashkenazy, Perlman, Tuckwell, Decca SXL 6408 (1969), dazu von Cesar Franck, Violinsonate A-dur, Ashkenazy, Perlman. Die LP ist mustergültig, es lohnt sich, danach zu suchen (aus künstlerischen Gründen und auch wegen der herausragend guten Klangqualität der Decca SXL-Serie).


    Wir hatten hier sehr viel Brahms, erwähnt werden sollten aber doch noch die beiden Streichquartette op. 51 Nr. 1 und Nr. 2, Fine Arts Quartet, die LP verdient jede Aufmerksamkeit.


    Genug der Ölgemälde des Johannes Brahms.


    MfG
    Albus

  • Sagitt meint:


    Das Horntrio gewiss, ein weitere Perle der Kammermusik. Der zweite und vierte Satz sind noch der rumpelend-ungestüme Brahms, die Leidenschaft der frühen Klaviersonaten op. 1,2 und 5 ist noch vorhanden. Ob er mit der Schuman was hatte, ist angesichts dieser Musik nicht spannend, vielmehr welche Werke immer mit der Abkühlung dieses Verhältnisses in Beziehung gesetzt werden, normalerweise sind es ja die Händelvariationen op. 24.


    Nun zu zwei sehr guten Aufnahmen, wobei ich eine weitere nicht unterschlage will, die ich auf Platte hatte, mit dem wunderbaren und spezill großartigen Brahmsspieler Rudolf Serkin. Er hatte das Klavierquintett und das Horntrio eingespielt, aber ich weiß die Mitwirkenden nicht mehr. Meine Empfehlungen: Das Nash-Ensemble, eines dieser hervorragenden Kammermusikensembles aus den 80ziger Jahren und das Trio Neunnecker, Horn, Frank-Peter Zimmermann Violine und Wolfgang Sawallisch. Beide Aufnahmen sind großartig und geben Zeugnis von einem damals noch irgendwie romantischen Brahms.

  • Hallo,



    Manchmal macht man etwas mit Hintergedanken, die Einrichtung der Abteilung Kammermusik war so eine Sache. (Hintergedanken müsen icht immer schlechter Natur sein)
    Da ich Kammermusik erst seit relativ kurzer Zeit ernsthaft konsumiere habe ich mir erhofft hier Anregungen zu bekommen, allerdings habe ich der Sparte Kammermusik im Forum keine allzugroßen Chancen eingeräumt.
    Umso überraschter bin ich, daß dieser Bereich hier blüht und gedeiht.
    Und so wurde ich hier beispielsweise auf Brahm´s Klavierquintett op 34 aufmerksam gemacht.
    Ich habe folgende CD erworben:



    Johannes Brahms: Klavierquintett op 34
    Maurizio Pollini - Quartetto Italiano


    Eine Bewertung kann ich mangels Referenzen nicht abgeben, noch steht (wie schön) das Kennenlernen der Komposition im Vordergrund....


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Sagitt schrieb:


    Zitat

    Nun zu zwei sehr guten Aufnahmen, wobei ich eine weitere nicht unterschlage will, die ich auf Platte hatte, mit dem wunderbaren und spezill großartigen Brahmsspieler Rudolf Serkin. Er hatte das Klavierquintett und das Horntrio eingespielt, aber ich weiß die Mitwirkenden nicht mehr.


    Zumindestens in Sachen Klavierquintett kann ich dir weiterhelfen:



    Ich habe mir diese CD vor ein paar Wochen gekauft, die Aufnahme ist zwar in Mono, der Klang aber an sich nicht schlecht.


    Begleitet wird Serkin vom Busch Quartet (Adolf Busch & Gösta Andreasson, Violine; Karl Doktor, Viola; Hermann Busch, Cello).



    Gruß, Peter.

  • Zum Horntrio habe ich eine Aufnahme mit Serkin gefunden.


    Dort spielt er mit Denis Brain (Horn) und jemandem aus dem Busch Quartet, wahrscheinlich mit Adolf Busch.


    Eingespielt bei Pearl, gekoppelt mit Brahms' Klarinettenquintett op. 115.



    Gruß, Peter.

  • Für mich ist dieses Klavierquintett das schönste und emotional aufwühlendste Kammermusikwerk, welches ich bislang kennenlernte. Hinweisen möchte ich auf die Einspielung mit Arthur Rubinstein. Ich kaufte sie seinerzeit aufgrund einer Empfehlung in einem Klassik-Führer und nachdem ich in einige Alternativen hineingehört hatte (wobei ich mich aber zu einem wirklichen endgültigen Urteil nicht in der Lage sehe).
    Brahms widmete diese Komposition ja der von ihm geliebten Clara Schumann (ich hoffe, ich verwechsele hier gerade nichts), und genau diese Zerrissenheit einer unglücklich-glücklichen Leidenschaft finde ich bei Rubinstein und dem Guarneri-Quartet wieder: Drängend und doch zart, streng und kühl-zurückhaltend, dann wieder zärtlich-umschmeichelnd. Vertonte Emotionen in ihrer reinsten Form, anders kann ich es nicht umschreiben.


    Gruß, Cosima



  • Zitat

    Original von Cosima
    Für mich ist dieses Klavierquintett das schönste und emotional aufwühlendste Kammermusikwerk, welches ich bislang kennenlernte. Hinweisen möchte ich auf die Einspielung mit Arthur Rubinstein.


    Eine gute Wahl, die Zusammenarbeit von Rubinstein/Guarneri ist legendär, ein Traum, auch in Schumann und Dvorak. Nachhaltige Kaufempfehlung.

    Gruß,
    Gerrit

  • hallo, ich kenne einige der hier vorgestellten aufnahmen und schätze sie sehr. die m.e. jedoch großartigste aufnahme ist jedoch die mit levin und dem kreuzberger streichquartett. welch eine leidenschaft ...leider gibt es diese aufnahme nicht (mehr) auf cd. oder doch? hinweise höchst willkommen...

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Sagitt meint:


    Danke für die Anregung. Ich habe mir diese alte Aufnahme (1938 ) besorgt und bin darüber erfreut. Erst einmal, wie gut sie noch ist und zweitens, wie kongenial die Buschs mit dem Schwiegersohn Serkin spielen.Mit wahrem Feuer Adolf Busch, der Primarius. Serkin ein ebenbürtiger Partner.
    Allein, diese Aufnahme meinte ich nicht. Es war eine neuere, damals bei CBS erschienen. Ich hatte sie nur als Vinyl- und die sind Vergangenheit.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Danke für die Anregung. Ich habe mir diese alte Aufnahme (1938 ) besorgt und bin darüber erfreut. Erst einmal, wie gut sie noch ist und zweitens, wie kongenial die Buschs mit dem Schwiegersohn Serkin spielen.Mit wahrem Feuer Adolf Busch, der Primarius. Serkin ein ebenbürtiger Partner.
    Allein, diese Aufnahme meinte ich nicht. Es war eine neuere, damals bei CBS erschienen. Ich hatte sie nur als Vinyl- und die sind Vergangenheit.


    Hallo sagitt,


    dann meinst du garantiert die Aufnahme von 1960 mit dem Budapest String Quartet. Kürzlich neu erschienen bei Sony.



    Ich habe mir die CD gekauft und bin sehr angetan davon.
    Hier wird mit Lust und Leidenschaft musiziert, manche Stellen wirken sehr expressiv und ausdrucksstark. Klanglich ist die Aufnahme gut bis sehr gut.
    Auch das Horntrio ist fantastisch gelungen. Serkin spielt hier mit Myron Bloom und Michael Tree.
    Ich denke, diese Aufnahme sollte man als Kammermusikfreund unbedingt besitzen.



    Gruß, Peter.

  • Sagitt schreibt: Danke für den Hinweis. Genau ,das ist die Aufnahme. Obwohl die Konkurrenz gerade bei op. 34 deutlich härter geworden ist,we il es einige sehr gute Aufnahme davon gibt, gehört auch für mich diese Aufnahme von Serkin zu den Spitzenaufnahmen dieses grandiosen Werkes und ich werde mir diese CD besorgen.

  • Hallo,


    auch ich möchte Cosimas Empfehlung unterstreichen!


    Rubeinstein und das Guarneri Quartet spielen ganz große klasse!
    (Natürlich auch den Dvorák :yes: )
    Ich merke es jetzt gerade - die CD läuft gerade und per Zufall habe ich dann diesen Thread gefunden.
    So angetan wie eben, war ich noch nie vom ersten Satz - so mitgerissen.
    Es läuft der zweite Satz und mir sind eben die Worte von Cosima eingefallen: diese Zerrissenheit . Genau das empfinde ich im zweiten Satz - es wirkt verstört, voller Verzweiflung. Ich hatte selbst dabei eben etwas Herzschmerz...Und dennoch kommt wieder etwas Aufbäumendes in der Musik.


    Also, auch von mir eine absolut Kaufempfehlung für diese CD!!!


    Gruß, Maik



    PS: Jetzt genieße ich noch den Rest des Quintetts...

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo,


    obwohl ich rubinstein-fan bin, habe ich gerade seine aufnahme des klavierquintetts noch nicht. indes habe ich das werk als schüler mit der aufnahme pollini/quartetto italiano kennengelernt. Alfred hatte die aufnahme oben erwähnt. ich kenne einige gute aufnahmen des werkes, aber der topscorer bleibt für mich obige DG-aufnahme. die kombination pollinischen sturm und drangs und der herbheit des quartetts ist ein phänomen !



    gruß, siamak

    Siamak

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  • Zitat

    Original von AcomA
    obwohl ich rubinstein-fan bin, habe ich gerade seine aufnahme des klavierquintetts noch nicht. indes habe ich das werk als schüler mit der aufnahme pollini/quartetto italiano kennengelernt. Alfred hatte die aufnahme oben erwähnt. ich kenne einige gute aufnahmen des werkes, aber der topscorer bleibt für mich obige DG-aufnahme. die kombination pollinischen sturm und drangs und der herbheit des quartetts ist ein phänomen !




    Mir ging es ähnlich; ich weiß noch wie ich die Aufnahme zuerst aus dem Radio mitgeschnitten, später dann irgendwann gekauft habe. Ich habe zwar noch zwei oder drei andere Aufnahmen (Rubinstein fehlt leider noch), aber diese war einfach das Urerlebnis.
    Die Feurigkeit und Intensität finde ich insofern erstaunlich, als dass Pollini ja als eher kühl gilt
    (z.B. die späten Beethovensonaten gefallen mir zwar sehr gut, aber sie sind nicht sehr leidenschaftlich) und ich die bei Philips erschienen Streichquartette mit dem Qaurteto Italiano für ziemlich langweilig halte...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sagitt meint:


    Die neue Aufnahme mit Steier und den Leipzigern liess mal wieder dieses Stück vergleichend hören. Vor allem andern. Wenn ich nach einer gewissen Zeit dieses Quintett mal wieder höre, verstehe ich überhaupt nicht, dass man Brahms nicht auf Höchste schätzt. Das ist so intensive,leidenschaftlichen Musik


    Vergleichend hörte ich:


    Rubinstein mit dem Guarneri-Quartett
    Leonskaja mit dem Berg-Quartett
    Nash-Ensemble
    gaia scienza
    Steier mit dem Leizpziger Quartett


    Die einzigen, die nichts anderes anbieten, sind Steier unc Co.
    Bei Rubinstein gibt es Schumann op. 44 dazu
    Bei Leonskaja die Dumka aus dem Dvorak-Quartett
    Bei Nash das Horntrio
    Bei Gaia scienza das Quartett op. 60.


    Klanglich am schlechtesten: Rubinstein und Leonskaja. Am besten durchzuhören Nash bei crd. Sehr gut klanglich Gaia bei Edition Winter. Der Klang bei Steier von MGD etwas kompakt.


    Die Interpretation:
    Rubinstein mit den Guarneri, eher verhalten,gerade im Kontrast zu den anderen Aufnahmen wird das deutlich
    Leonskaja mit den Berg ähnlich wie Rubinstein
    Nash- sehr sehr durchhörbar- die Fassung, die am ehesten Kammermusik suggeriert
    Gaia Scienza- sehr leidenschaftlich. Der Flügel viel älter als derjenige von Steier,klingt aber voller
    Steier macht mit den Leipzigern ordentlich Dampf. Man hört hier am ehesten das Verlangen von Brahms nach der grossen Form.
    P.S.


    Die beiden Varianten von Serkin ( mit den Busch-brothers und den Budapestern habe ich aus dem Vergleich ausgelassen)


    Eine Lieblingsvariante habe ich nicht. Gottseidank darf ich nicht nur eine behalten.

  • Hallo!


    Ich tue mir schwer, zu entscheiden, welche meiner Aufnahmen ich am besten finde, es ist stets die gerade gehörte. Das Werk reißt mich einfach immer mit.


    Hinweisen möchte ich auf Brahms' op. 34b, eine Eigentranskription des Quintetts für zwei Klaviere. Auch dies sehr mitreißend. Ich besitze eine CD-Aufnahme mit dem Klavierduo Uriarte-Mrongovius beim exotischen Label Calig (gibts wohl nicht mehr, konnte auch keine Abbildung finden).


    Viele Grüße,
    Pius.

  • vielleicht noch ein Hinweis auf eine bisher nicht genannte Aufnahme, die des Hagen-Quartetts mit Oleg Maisenberg (Lockenhaus-Edition Vol. 6, Philips, einst für 5 DM vom Grabbeltisch).
    Die jungen Leute betonten 1982 das Feurige und Wilde des Werkes, allerdings ohne jede Überhetzung. Ein geglücktes Dokument (ausgezeichnetes, recht direktes, trockenes und natürliches Klangbild) einer geglückten "live"-Darbietung, jeder Takt ist Musik.


    Gruß


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Sagitt meint:


    Ich möchte mal Meinungen zu Gould hören, der das Quintett mit den Montrealern eingespielt hat ? Ich bin hin-und hergerissen. Das mächtige dieser Interpretation mag ich, aber das Zerhackte (Scherzo und teilweise auch Finale) nun wieder gar nicht.Gould hat es verstanden, die Tempi zwischen Andante und Scherzo-Allegro umzukehren, das Andante schneller, das Scherzo. Bekomt dem Stück nicht so gut,oder ist es wieder nur eine Hörgewohnheit?
    Andere Meinungen ?

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  • Salut,


    der Pius hat mir eben ins Ohr geflüstert - und gemeint, ich solle es hier für Dich posten: Er ist von Gould in dieser Hinsicht alles andere als angetan - aber [wenn ich mich recht erinnere] bezog er es doch auf Schumann und nicht auf Brahms. Besser wäre wohl in diesem Falle, er schriebe selbst..



    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das Schumann-Quartett mit Gould/Juilliard ist ausgezeichnet; von den (zugegeben) wenigen Aufnahmen, die ich gehört habe, die beste.
    Edit: Gerade nochmal gehört: Es ist eine fantastische Aufnahme eines der besten Kammermusikwerke der Romantik :jubel: :jubel: :jubel:


    (Würden doch die 3 Streichquartette mit den Juilliards wiederveröffentlicht!)


    Der Brahms ist nicht uninteressant, obwohl gewiß nicht ideal und nicht annähernd so gut wie der Schumann. Vom Tempo her ist nur das andante außergewöhnlich schnell, die anderen drei Sätze ganz normal. Warum Gould das andante so zügig spielt, weiß ich nicht; der ohnehin etwas serenadenhafte Ton (in gewissem Sinne ist der Satz zu "leicht" für den Rest des Werks) wird damit noch verstärkt, er wirkt eher wie ein kleines Intermezzo.
    Besonders "mächtig" empfinde ich die Interpretation eigentlich nicht, eher nüchtern mit Defiziten auf der romantisch-dramatischen Seite.


    Die live-Aufnahme der Hagens klingt sehr verlockend! Leider offenbar längst vergriffen...



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Wie ich oben schon schrieb, ist das Klavierquintett von Brahms ein Werk, daß mich bei jedem Hören und in jeder Aufnahme begeistert, daher war ein Vergleich meiner Aufnahmen auch weniger erhellend als erhofft. Dennoch: Eine Aufnahme, die eher zufällig in meine Sammlung gelangte, gefiel mir dann doch am besten:



    Alfredo Perl, Klavier; Michaela Paetsch Neftel und Rahel Cunz, Violine; Hartmut Rohde, Viola; Guido Schiefen, Cello.
    Das Tempo und die Emotionalität dieser Aufnahme beeindrucken mich sehr.
    Dabei ist die Konkurrenz in meinem CD-Regal keine geringe: Die von Sagitt sehr gelobte Aufnahme mit dem Nash-Ensemble liegt mir irgendwie nicht so ganz, kann es aber nicht in Worte fassen, warum nicht. Gut ist sie sicher schon. Ebenso die mehrfach erwähnte von Rubinstein mit dem Guarneri-Quartet. Eher meinem persönlichen Geschmack entspricht die Aufnahme mit Eschenbach und dem Amadeus Quartet. Aber die Präferenzunterschiede sind insgesamt gering. Ich kann jede der genannten Aufnahmen guten Gewissens empfehlen. Auch die Leonskaja-Aufnahme mit dem ABQ, die ich mal im Radio gehört hatte. Ich konnte sie nicht heranziehen beim Vergleichhören, dennoch glaube ich mich zu erinnern, daß ich zumindest den ersten Satz nie besser gehört hatte als in dieser.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius:
    Hinweisen möchte ich auf Brahms' op. 34b, eine Eigentranskription des Quintetts für zwei Klaviere. Auch dies sehr mitreißend. Ich besitze eine CD-Aufnahme mit dem Klavierduo Uriarte-Mrongovius beim exotischen Label Calig (gibts wohl nicht mehr, konnte auch keine Abbildung finden).


    Zur hier angesprochenen Fassung für zwei Klaviere möchte ich noch kurz etwas zur Entstehungsgeschichte beitragen: Brahms, der oft eigentlich nicht genau wusste, für welche Besetzung er eigentlich schreiben wollte (siehe 1. Klavierkonzert), hatte zunächst ein Streichquintett geschrieben, das er aber wegen mangelndem Klangreiz unbefriedigt zur Seite legte. Auch Verbesserungsvorschläge von Joseph Joachim führten nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Daraufhin arbeitete Brahms das Quintett zu einer Sonate für 2 Klaviere um und führte das Werk im April 1864 gemeinsam mit Tausig in einem öffentlichen Konzert auf. Als auch hier der Erfolg ausblieb, versuchten Hermann Levi und auch Clara Schumann, Brahms zu überzeugen, das Werk noch einmal umzuarbeiten. Brahms willigte entgegen seiner Gewohnheiten ein und arbeitete noch einmal an dem Werk. Das Endprodukt ist die heute bekannte Fassung für Klavierquintett.


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Zitat

    Original von Gerald
    Als auch hier der Erfolg ausblieb, versuchten Hermann Levi und auch Clara Schumann, Brahms zu überzeugen, das Werk noch einmal umzuarbeiten.


    Clara Schumann sah das Themenmaterial übrigens als einer Symphonie würdig an, aber Brahms blieb dann doch lieber bei einer kammermusikalischen Form.



    Gruß,
    Spradow.

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  • Das Klavierquintett f-Moll op. 34 von Johannes Brahms, fast 45 Minuten lang (aber für mich keine Minute zu lang!), 1865 veröffentlicht – ist das herrliche Kammermusik! Brahms ist hier (und nicht nur hier) für mich der legitime Erbe von Beethoven und Schubert. Ich habe dieses Werk Mitte der 80er Jahre mit zwei Aufnahmen kennen gelernt, damals noch auf LP.



    Maurizio Pollini und das Quartetto Italiano nahmen es im Jänner 1979 im Münchner Herkulessaal auf (nun verfügbar und angehört von CD DGG 474 839-2, in diesem Thread schon mehrfach gelobt). Ich erlaube mir den Beipacktext von Tully Potter in der Übersetzung von Reinhard Lüthje aus dieser CD-Edition „The Originals“ zu zitieren, weil er kurz und prägnant die Qualität dieser Einspielung beschreibt: „Klassische Klarheit und poetischer Ausdruck“. Es ist ein zupackender, strenger Brahms, die Aufnahme bietet aber auch mehr „Geheimnis“ als andere Interpretationen. Und gerade die „geheimnisvollen“ Passagen genau in der Mitte und eine Minute vor Schluss des ersten Satzes etwa machen die Aufnahme (wie ich finde) besonders hörenswert. Großartig, wie poetisch im zweiten Satz zuerst Pollini und gegen Ende das Quartett die Melodie zu „singen“ bzw. zu „deklamieren“ vermögen. Das Scherzo bleibt streng im rhythmischen Duktus und gewinnt daraus Kraft und Poesie. Geradezu sphärisch und sich schließlich fast apokalyptisch entladend ersteht die Einleitung des anmutigen Finalsatzes. Da ist wieder dieses „Geheimnis“ großer Interpretationskunst. Eine großartige Aufnahme dieses Werks!


    André Previn und das Musikvereins-Quartett (Küchl-Quartett) wählten in ihrer Einspielung aus den frühen 80ern (LP Philips 412 608-1) einen Interpretationsansatz, der den Einfluss der swingenden Jazzmusik auf Interpretationen aus dem Bereich der E-Musik nicht nur nicht leugnet, sondern geradezu auskostet. Speziell das Scherzo aus diesem Werk (oder etwa auch die bekannte „Boogie-Passage“ aus Beethovens letzter Klaviersonate) legt einen derartigen Ansatz nahe, und noch heute in Erinnerung ist mir der mit Jazzfeeling inspirierte Beginn des Scherzos mit Previn und dem die Punktierungen wesentlich schärfer als das Quartetto Italiano akzentuierenden Wiener Quartett.



    Leon Fleisher und das Emerson String Quartet spielten das Werk im Jänner 2006 in der New Yorker American Academy of Arts and Letters ein, im Umfeld einer Aufnahme auch der drei Streichquartette von Brahms durch das Emerson String Quartet (2 CDs DGG 477 6458 ). Das ganze Werk ist hier geprägt von einer weichen, musikantischen Tendenz zur Harmonisierung, zur Versöhnung. Nicht das Schroffe wird gesucht, sondern das Ausgleichende. Vor allem der erste und zweite Satz sind wie ich finde geheimnisvoller, vielschichtiger denkbar als nur so rhapsodisch dahinplätschernd wie in dieser Aufnahme. Richtig los geht es erst mit dem Scherzo, denn da swingen sie los wie Previn und das Küchl-Quartett. Auch die langsame Einleitung zum Finale gestalten sie mit großartiger Intensität, und die Anmut dieses Finalsatzes wird schön durchgehalten.


    Gespannt bin ich auf die Aufnahme mit Oleg Maisenberg und dem Hagen Quartett.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander


  • Exzellente Balance aller fünf Instrumente (obgleich konterkarierende Momente von Seiten der Klangtechnik zu bemerken sind), subtiler Nachvollzug der schwierigen agogischen Vorschriften in den Ecksätzen, Notentreue bei gleichzeitiger Leidenschaft zeichnen die Einspielung des Leipziger Streichquartetts mit Andreas Staier aus. Trotz des Nuancierungsreichtums, trotz des teilweise feurigen Spiels wirkt das Werk sehr geschlossen.












    Eigenwilliger, mitunter fast improvisatorisch wirkend, geht das Quatuor Ebéne zusammen mit Akiko Yamamoto das Werk an. Wie die Sachsen schlagen auch die Musiker aus der Ile-de-France die Funken aus dem dritten und vierten Satz. Eine interessante Ergänzung zur Kombination LSQ/Staier