Mozartdirigenten und ihr Stil

  • Hallo,


    Die idee zu diesem Thread kam mir, als Ulli im "Salzburger-Figaro-Thread" aus heiterem Himmel dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt "Mozartkompetenz" absprach, bzw sie anzweifelte. Ich hatte damit keine Zweifel, denn ich habe Harnoncourt immer als Spezialisten für alte Musik gesehen - nie jedoch als Mozartspezialisten - zumindest ist das, was er als Dirigent in dieser Hinsicht ablieferte für mich nicht überzeugend.- Sein Rang als Wissenschaftler bleib hingegen unangetastet. Was seimnem Mozart fehlt, ist jene gewisse Leichtigkeit und Luftigkeit, die man mit Mozart immer wieder verbindet - und das seit Jahrhunderten.


    Aber es soll hier gar nicht um Harnoncourt allein gehen - wiewohl er ine Schlüsselrolle spielen könnte - wird er doch DERZEIT von etlichen wirklich als Mozart-Spezialist anerkannt. Das Wort Spezialist verbietet sich IMO bei Harnoncourt von selbst, eigentlcin möcht er für alles Spezialist sein - und das geht dann wohl doch nicht...


    Ich möchte hier aber gerne über Dirigenten sprechen, die das Mozartbild der letzten 50 Jahre prägten - warum sie es prägten - wer ihre legitimen Nachfolger sind - oder sein könnten - und warum.


    Dabei könnte man eventuell noch erörtern - was den Geist von Mozarts Musik ausmacht - und warum einige heutzutage versuchen Mozarts Werk "umzudeuten"


    Gennannt werden können nicht nur weltberühmte Dirigenten - sondern auch solche, die in zweiter oder dritter Reihe stehen - wahrscheinlich unverdient, die aber in Sachen Mozart hervorragendes geleistet haben - oder wo man den Eindruck hat sie würden in Zukunft zu Spezialisten von Mozarts Musik avancieren....


    Hier ist aber auch Platz, zu klärten warum oft "große" Dirigenten an Mozarts Musik scheiterten....


    Ich glaube, daß es in diesem Thread zu großen Auffassungsunterschieden kommen könnte - und das ist gerade interessant.


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ein interessantes Unterfangen, denn ein Harnoncourt unterscheidet sich eindeutig von einem Böhm. Auch fällt es nicht schwer, signifikante Unterschiede zwischen einem Mackerras und einem Harnoncourt herauszuhören.


    Wie aber wollte man den Stil "großer, alter Mozartspezialisten, die inzwischen bei vielen Hörern als altmodisch betrachtet werden" präzise voneinander abgrenzen? Ich denke zum Beispiel an Josef Krips, Karl Böhm und Bruno Walter.


    Ich bin -als jemand, der Mozart nicht zu den "top drei seiner Lieblingskomponisten" zählt und folglich kaum als "profunder Kenner" gilt- sehr gespannt auf eine Antwort.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Salut,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die idee zu diesem Thread kam mir, als Ulli im "Salzburger-Figaro-Thread" aus heiterem Himmel dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt "Mozartkompetenz" absprach, bzw sie anzweifelte.


    Ich fühle mich geschmeichelt :untertauch:


    Ich hatte bei Harnoncourt immer das Gefühl, blind etwas Gutes kaufen zu können und bin dis dato auch nie enttäuscht worden. Wegen der Menge nur zwei Beispiele:



    Mozart Thamos, König von Ägypten



    Mozart Der Schauspieldirektor
    Salieri Prima la musica...


    und [leicht offtopic] meine Neuerwerbung:



    Haydn Orlando Paladino


    Mit diesen Einspielungen kann man sehr zufrieden sein. Gerade der Haydn wurde erst 2005 produziert und daher hat mich das Ergebnis des Salzburger Figaro erst recht verwirrt und veranlasst mich nun, sehr vorsichtig zu sein.


    Zitat

    Aber es soll hier gar nicht um Harnoncourt allein gehen


    Deswegen genug davon.


    ICh denke, Mozartspezialisten kann es erst seit vielleicht 10 bis 15 Jahren überhaupt geben, da erst seit dieser Zeit fast alle möglichen und notwendigen Quellen überhaupt zugänglich sind. Manchmal sind es klitzekleine Puzzleteile, die ein ganzes Mozartbild verändern können.


    Einen wirklichen Mozartspezialisten könnte ich jetzt nicht benennen, jedenfalls keinen, der mich absolut überzeugt [ich hab halt immer was zu meckern :D ]. Ich bin ja auch keiner...


    Prägend für mich war in jedem Fall Östman [wenn auch teils mit übertriebenen Tempi], so hat er doch stets den Kern des Werkes authentisch herausgebracht, besonders beim Don Giovanni und Figaro.


    Natürlich schätze ich auch Böhm [Zauberflöte] und Jochum [Entführung] sehr. Wirklich auszusetzen gibt es daran eigentlich nichts: Die Besetzungen sind zumeist Topqualität, die Orchester ohnehin und die musikalische Sprache ist eben ein Kind der Zeit, das kann man mögen, muß es aber nicht. Ich mag es [noch immer].


    Marriner, Levine und Davies halte ich für "gute Kapellmeister" - das ist keineswegs eine Abwertung, sondern ich schätze ihre Neutralität sehr: Da wird nicht allzuviel heruminterpretiert. Das halte ich für überflüssig bei Mozart - seine Musik steht auf eigenen Füßen! Auf jeden Fall bekommt man eine [teils über-]durchschnittliche Qualität geboten, auch bzw. vor allem bei den Solo-Interpreten.


    Boskowski, Klee und Hager haben schon wieder einen Hauch mehr Feinheit in ihren Darbietungen, die ebenfalls sehr zu schätzen sind.


    Gut gefallen mir auch die Einspielungen unter Peter Schreiers Leitung, vielleicht aber liegt es auch an den Werken selbst [z.B. Die Maurerfreude KV 471]. Seine Finta Semplice hingegen ist mir zu leblos - wie das Werk auch.


    Sicher gibt es noch jede Menge "Mozart-Interpreten", die mir ad hoc nicht einfallen wollen, aber es gibt ja auch noch jede Menge Taminos... :D


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich würde sofort Josef Krips nennen. Von ihm habe ich auf LP einen Anzahl Mozart-Symphonien. Grandios. :jubel:


    Die meisten Mozart-Aufnahmen von ihm sind n.m.E bei Philips und Decca gemacht. Er war, wenn man es so sagen will, spezialisiert in "Wiener Klassik".


    LG, Paul

  • Ich werde heute versuchen über meinen Schatten zu springen uind auch mit Joseph Krips zu beginnen.



    Seine Aufnahmen der späten Mozart-Sinfonien für Philips (Wie viele er tatsächlich gemacht hatte weiß ich nicht) lernte ich auf Vinyl-Langspielplatte in den mittleren siebzigern kennen - und ich muß sagen sie begeisterten mich sofort



    (Ich besitze von diesen Aufnahmen nur eine einzige Überspielung auf CD aus der Steinzeit der Compact-Disc. Diese klang IMO deutlich flacher, als ich dies von LP in Erinnerung hatte.


    Krips' Mozart - in bezug auf die Sinfonien - zeichnete sich durch einen straffen, männlich herben Mozart-Stil aus (Ich empfand ihn in meiner Jugend ein wenig streng) - näher zu Beethoven gerückt als ich es gewohnt war - dennoch niemals schwer oder zu wuchtig. Auch von
    Schrille oder aggressivem Klang keine Spur.


    In Bezug auf die Opern ist uns ebenfalls ein Beispiel vie Tonträger überliefert. Die Aufnahme seines "Don Giovanni" aus dem Jahre 1955 in Stereo (!) mit Siepi, della Casa, Danco, Güden, Coreno, Dermota und als Orchester die Wiener Philharmoniker hat Referenzcharakter.



    Krips hatte große Verdienste um den Wideraufbau des Wiener Mozart-Ensambles der Wiener Staatsoper nach dem Krieg, und war nur geringfügig weniger populär als Karl Böhm


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    In Bezug auf die Opern ist uns ebenfalls ein Beispiel vie Tonträger überliefert. Die Aufnahme seines "Don Giovanni" aus dem Jahre 1955 in Stereo (!) mit Siepi, della Casa, Danco, Güden, Coreno, Dermota und als Orchester die Wiener Philharmoniker hat Referenzcharakter.


    nicht nur eine Oper, auch Die Entführung aus dem Serail ist unter Leitung von Josef Krips zu haben - der rühmliche Observator schenkte sie mir einst zu Wien:



    Wolfgang Amadeus Mozart [1797-1848]
    DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL


    Konstanze: Wilma Lipp
    Blonde: Emmy Loose
    Belmonte: Walter Ludwig
    Pedrillo: Peter Klein
    Osmin: Enree Koréh
    Bassa Selim: Heinz Woester


    Wiener Staatsopernchor
    Wiener Philarmonier
    JOSEF KRIPS



    Diverse Schreibfehler sind im Original exakt so auf der Rückseite der Doppel-CD abgedruckt [vgl. hier]. Die Einspielung stammt von 1950, was man der Aufnahme deutlich anhört. Genauere Angaben sind leider nicht enthalten.


    Wenn man sich aber in das schlechte Klangbild eingehört hat, ist man gleich daheim. =) Allerdings muß ich gestehen, dass die Eingewöhnung an die Klangtechnik doch einiges an Überwindung kostet... Dieselbe Einspielung wird auch vom Label Pavilion bei amazon.de angeboten und es gibt wohl noch eine völlig andere Einspielung mit Rothenberger, Gedda, Popp et. al.


    ...[ama]B000005GOR[/ama]


    Diese kenne ich allerdings nicht.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    ich möchte nach Josef Krips, von dem mich jetzt doch die Aufnahmen von Symphonien (nicht nur Mozart!) zu interessieren beginnen, den von mir als Mozart-Dirigenten besonders geschätzten Ferenc Fricsay nennen.



    Die relativ späte Aufnahme der g-moll-Symphonie ist irritierend bedächtig, dabei durchaus sehr überzeugend, großartig finde ich seine Aufnahme der Jupitersymphonie, eine der dynamischsten, die ich kenne.



    Unter den Opernaufnahmen ist mein Favorit nicht die sehr bekannte Zauberflöte., sonderndie Entführung aus dem Serail. Ich kenne keine Aufnahme dieser Oper, die so ausgewogen besetzt ist (dazu muss ich anmerken, dass mir Josef Greindls Stimme und seine Art zu singen sehr zusagt) und so aufregend und bewegt dirigiert ist. Lediglich eine gewisse 50er-Asthetik der z.T. von Schauspielern gesprochenen Dialogen stößt mir manchmal ein wenig auf.



    Eine tolle Aufnahme!


    Gruß,
    Dieter

  • Hallo Mozartianer!


    Vielleicht darf ich trotzdem noch einmal auf Harnoncourt zu sprechen kommen- trotz der Tatsache, daß ihm ein eigener thread gewidmet ist.


    Denn ich möchte Bezug nehmen auf eine Aufnahme der "Jupiter"-Symphonie unter Harnoncourt mit dem Royal Concertgebouw Orchestra aus dem Jahre 1982.
    Bin ich bei den späten Haydn-Sinfonien unter Harnoncourt recht zufrieden, so befremdet mich die Mozart-Einspielung förmlich. Schon der erste Satz - die Tempi IMO gedehnt, das erste Thema unglaublich schleppend dirgiert.


    Ulli: Soll das so sein? :(


    Harnoncourt tätigte ja einmal die Aussage, er sei nicht auf der Suche nach Schönheit in der Musik, sondern nach Wahrheit. Je mehr Aufnahmen ich höre, v.a. von Haydn -und Mozartwerken, desto mehr kommt mir der Verdacht, daß Schönheit und Wahrheit für Harnoncourt gar zwei Antipoden sind. Was meinem Verständnis von Mozartscher Musik total zuwider läuft. Denn in Mozarts (und natürlich auch in Haydns) Musik finden wir doch genügend Beispiele von Humor, Leichtigkeit, Eleganz und dennoch Wahrheit - wie man das auch immer definieren mag (ist Schönheit nicht auch etwas Wahres?)


    Wenn ich jetzt noch ein paar Einspielungen Harnoncourts zu Ohr bekomme, die meinen Verdacht erhärten, dann findet sich ein hier ein Stil wieder, dem ich nicht viel abgewinnen kann und auf den ich - unverblümt gesagt - getrost verzichten kann.


    :hello:
    Wulf.

  • Salut,


    Zitat

    Original von Wulf
    Schon der erste Satz - die Tempi IMO gedehnt, das erste Thema unglaublich schleppend dirgiert.


    Ulli: Soll das so sein? :(


    ich kenne diese Aufnahme nicht. Aber "schleppend" ist natürlich relativ - gegen Östman ist alles schleppend und gegen Harnoncourt alles Speedy-Gonzales :stumm:


    Zitat

    Denn in Mozarts (und natürlich auch in Haydns) Musik finden wir doch genügend Beispiele von Humor, Leichtigkeit, Eleganz und dennoch Wahrheit - wie man das auch immer definieren mag (ist Schönheit nicht auch etwas Wahres?)


    Interessanter Weise ist sein neuester [?] Haydn [vgl. oben] tatsächlich sehr witzig und leicht gestaltet und genauso sicher ist es, dass Mozarts spätere Musik sehr wenig witzig bzw. humorvoll ist [von Ausnahmen immer abgesehen, aber in Bezug auf die letzten Sinfonien bestimmt]. Allerdings bedeutet dies ja nicht, dass Werke, die zwar keine Witzigkeit und keinen Humor haben, zwingend schleppend wirken müssen - als ob man eine Kiste voller Steine hinter sich herschleift.


    Du kannst aber gerne den Thamos unter Harnoncourts Leitung testen - der ist durchaus ausgewogen [allerdings auch schon älter], die Musik ist sehr edel, aber nicht träge. Mir gefällt's ziemlich gut!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Unter den Opernaufnahmen ist mein Favorit nicht die sehr bekannte Zauberflöte., sonderndie Entführung aus dem Serail. Ich kenne keine Aufnahme dieser Oper, die so ausgewogen besetzt ist (dazu muss ich anmerken, dass mir Josef Greindls Stimme und seine Art zu singen sehr zusagt) und so aufregend und bewegt dirigiert ist. Lediglich eine gewisse 50er-Asthetik der z.T. von Schauspielern gesprochenen Dialogen stößt mir manchmal ein wenig auf.


    Gerade diese Oper (1954) ist benützt bei den Aufnahmen der Entführung des Salzburger Marionettentheaters. Selten habe ich so gelacht als bei Osmin, verklangt von Greindl (was konnte dieser Mann mit seiner Stimme genau die Stimmung ausdrücken) und von einer fabelhaften Marionette dargestellt.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Wulf
    Hallo Mozartianer!


    Vielleicht darf ich trotzdem noch einmal auf Harnoncourt zu sprechen kommen- trotz der Tatsache, daß ihm ein eigener thread gewidmet ist.


    Abgesehen davon scheint mir außer Frage zu stehen, dass Harnoncourt, egal ob man ihn mag oder nicht der profilierteste Mozartdirigent seiner Generation, überhaupt der jetzt lebenden Dirigenten, ist. (Wer sonst? Levine, Pinnock und Mackerras haben zwar alle Sinfonien aufgenommen (mit anscheinend recht schnell verklingender kritischer Resonanz), aber nicht viel an Opern, Muti und Gardiner hauptsächlich Opern) Kein anderer hat in diesem Umfang Mozart dirigiert und eingespielt, allein mengenmäßig, vom Einfluß oder Provokationsfaktor mal abgesehen.


    Zitat


    Denn ich möchte Bezug nehmen auf eine Aufnahme der "Jupiter"-Symphonie unter Harnoncourt mit dem Royal Concertgebouw Orchestra aus dem Jahre 1982.
    Bin ich bei den späten Haydn-Sinfonien unter Harnoncourt recht zufrieden, so befremdet mich die Mozart-Einspielung förmlich. Schon der erste Satz - die Tempi IMO gedehnt, das erste Thema unglaublich schleppend dirgiert.


    Ich halte seine Lesarten der Mozartsinfonien für wesentlich interessanter als die etwa der Londoner. Wie ich unpassenderweise im Figaro-thread erwähnte, hat Harnoncourt bzgl. der Jupiter eine etwas eigenartige Theorie; ich finde das tempo auch zu langsam (Klemperer ist indes auch nicht schneller, "Glockenton" hat in diesem thread eine Verteidigung angedeutet). Vielleicht nicht weniger kontrovers, aber aus meiner Sicht überzeugender sind seine Interpretationen von 25, 35,36, 39 und 40 (die für mich zu den spannendste Darstellungen dieser Musik gehören die ich kenne.


    Zitat


    Harnoncourt tätigte ja einmal die Aussage, er sei nicht auf der Suche nach Schönheit in der Musik, sondern nach Wahrheit. Je mehr Aufnahmen ich höre, v.a. von Haydn -und Mozartwerken, desto mehr kommt mir der Verdacht, daß Schönheit und Wahrheit für Harnoncourt gar zwei Antipoden sind. Was meinem Verständnis von Mozartscher Musik total zuwider läuft. Denn in Mozarts (und natürlich auch in Haydns) Musik finden wir doch genügend Beispiele von Humor, Leichtigkeit, Eleganz und dennoch Wahrheit - wie man das auch immer definieren mag (ist Schönheit nicht auch etwas Wahres?)


    'Beauty is truth, truth beauty,—that is all
    Ye know on earth, and all ye need to know.' (Keats)


    :D [philosophy]Kategorienfehler![/philosophy]


    Wenn man Eleganz und Leichtigkeit sucht, ist man bei Mozart unter Harnoncourt fehl am Platze, das ist sicher richtig. Eleganz ist indes auch nicht dasselbe wie Schönheit. Dafür findet man aber Ausdruck, Gewicht, Emotionen und Kontraste wie sonst selten oder nie. (Humor höre ich ehrlich gesagt in Mozarts Sinfonien im Gegensatz zu Haydn überhaupt eher selten; es ist m.E. keine sehr humorvolle Musik).
    Ob und wie man das alles und auch noch Humor und Leichtigkeit haben kann, weiß ich nicht. (vielleicht in einigen Sternstunden dirigiert von E. Kleiber oder Fricsay, meiner Hörerfahrung nach bei Böhm und Krips (Sinfonien) nicht) Gewisse Dinge sind schlicht unvereinbar.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Die relativ späte Aufnahme der g-moll-Symphonie ist irritierend bedächtig, dabei durchaus sehr überzeugend, großartig finde ich seine Aufnahme der Jupitersymphonie, eine der dynamischsten, die ich kenne.




    Ich glaube auf dieser CD ist die "falsche", die späte Aufnahme der Jupiter. Die inzwischen auch wieder erhältlichen Mono-aufnahmen der Haffner und Jupiter gehören zu meinen favorisierten Interpretationen dieser Stücke.
    Außer der DG-Aufnahme gibt es (sehr preiswert bei Walhall u.ä. erhältlich) eine durchaus ordentlich klingende Funkproduktion (RIAS) der "Entführung" (mit Dermota als Belmonte)



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Abgesehen davon scheint mir außer Frage zu stehen, dass Harnoncourt, egal ob man ihn mag oder nicht der profilierteste Mozartdirigent seiner Generation, überhaupt der jetzt lebenden Dirigenten, ist. (Wer sonst? Levine, Pinnock und Mackerras haben zwar alle Sinfonien aufgenommen (mit anscheinend recht schnell verklingender kritischer Resonanz), aber nicht viel an Opern, Muti und Gardiner hauptsächlich Opern)


    Mag ja sein, dass er der profilierteste ist, dennoch interessiert mich Mozart nur auf alten Instrumenten (oder Nachbauten), und da schweigt sich Harnoncourt bei den späten Symphonien doch offenbar aus.


    Insofern hat dann aber der hier noch kaum genannte Gardiner wohl durchaus Aussichten, als wichtigster Originalklang-Mozartdirigent angesehen zu werden, nicht? Er hat die späten Symphonien eingespielt, Opern, das Requiem, sämtliche Klavierkonzerte, das muss doch reichen!


    Dass der Originalklang-Mozart in diesem Thread so lange unbeachtet bleibt (Harnoncourt mit modernen Instrumenten zählt nicht!) wundert mich schon etwas.
    :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Mag ja sein, dass er der profilierteste ist, dennoch interessiert mich Mozart nur auf alten Instrumenten, und da schweigt sich Harnoncourt bei den späten Symphonien doch offenbar aus.


    Er hat (das müßten Wiener und Grazer bestätigen können) auch einige der späten mit dem Concentus aufgeführt. Die Concertgebouw-Aufnahmen sind, das sollte man nicht vergessen, 20-25 Jahre alt; warum es nicht ein paar Neueinspielungen mit dem Concentus gegeben hat, weiß ich auch nicht. Die geistliche Musik ist ja auch komplett auf alten Instrumenten.


    Zitat


    Insofern hat dann aber der hier noch kaum genannte Gardiner wohl durchaus Aussichten, als wichtigster Originalklang-Mozartdirigent angesehen zu werden, nicht? Er hat die späten Symphonien eingespielt, Opern, das Requiem, sämtliche Klavierkonzerte, das muss doch reichen!


    Dass der Originalklang-Mozart in diesem Thread so lange unbeachtet bleibt (Harnoncourt mit modernen Instrumenten zählt nicht!) wundert mich schon etwas.
    :rolleyes:


    Mich nicht. Aber rein mengenmäßig hat Gardiner hier sicher Vorteile gegenüber Hogwood, Brüggen, Östman, Norrington


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich möchte hier aber gerne über Dirigenten sprechen, die das Mozartbild der letzten 50 Jahre prägten - warum sie es prägten - wer ihre legitimen Nachfolger sind - oder sein könnten - und warum.


    Für mich ist es womöglich die wichtigste Erfahrung, die Mozarts Orchestermusik im Laufe des 20. Jahrhunderts gemacht hat, dass sich die Szene der Musiker, die auf alten Instrumenten und Nachbauten spielen, auch der Musik des späten 18. Jahrhunderts angenommen haben.


    Ich weiß nicht, wer der erste war, auch nicht wessen Vorzüge gegenüber wem gerühmt werden können, jedenfalls ist Gardiner ein Dirigent, der Mozartsche Orchestermusik auf mustergültige Weise mit alten Instrumenten auf die Bühne und auf die CD bringt.


    Man bedenke, dass die Kategorie "Instrumentation" im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einer der zentralen Aspekte des Komponierens wurde. Während im Barock häufig Streicher und Oboe parallel geführt werden, sind nun viel subtilere Vorgangsweisen üblich: da spielen die Streicher erst allein, dann tritt die Traversflöte hinzu, nicht die Oboe. Die Flöte mischt sich hervorragend mit den Streichern und macht den Klang etwas stärker, färbt ihn ein wenig um, ohne aber einen Knick im musikalischen Verlauf zu erzeugen. Dieser schöne Effekt wird durch die moderne Flöte aus Metall zunichte, da sie zu laut ist, farblich gar nicht passt und sich mit den Streichern nicht mischt.


    Die Qualitäten Mozarts als Instrumentator (ebenso wie die Qualitäten Wagenseils und Haydns in diesem Fach) werden erst auf dem richtigen Instrumentarium richtig erlebbar.


    Das ist die Begründung, weshalb ich Gardiner als wichtigen Mozartdirigenten ansprechen möchte, er bringt diese farblichen Aspekte hervorragend zur Geltung. Ich kann zwar nicht beurteilen, ob womöglich manche seiner Kollegen es genausogut oder besser machen, Dirigenten wie Harnoncourt aber, die späte Mozartsymphonien nur auf modernen Instrumenten einspielen, scheinen nicht ausreichend sensibilisiert zu sein, was das betrifft.


    :baeh01:

  • Salut,


    da hab ich jetzt aber was gefunden:


    Krips wollte etwas von Mozart spielen, und mir gingen allmählich die Entschuldigungen aus - schließlich, man erzählt einem Wiener ja nicht, daß Mozart mittelmäßig ist.
    [Glenn Gould in einem Gespräch mit Bruno Monsaingeon]


    8o

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Na ja, so wie Gould ihn teilweise spielte (z.B. einfachmal die Tempi ändern, weil man ja selbst auch schlauer ist als das Wolferl :kotz: ) ist Mozart wirklich höchstens mittelmäßig :baeh01:


    Krips Mozart hingegen ist :jubel:

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von observator
    du solltest aber den rest der erinnerung nicht unterschlagen! wie begeistert nämlich dann der glenn von josefs mozart war...


    Sorry, hab ich nicht unterschlagen: Ich hatte nur dieses [offensichtliche Fragment-]Zitat in einem Buch gefunden. Der Übeltäter ist Dr. Köppen... ***schieb***


    :rolleyes:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich weiß nicht, ob Gould besonders von Krips Mozartdirigat begeistert war. Er war wohl jedenfalls von Krips insgesamt angetan und hätte wohl Interesse gehabt, mit ihm Klavierkonzerte aufzunehmen. Da dann wohl aber ein Mozart-Konzert das Naheliegende gewesen wäre, ist da nix draus geworden. Die zitierte Stelle gehört übrigens noch zu den harmloseren Äußerungen Goulds über WAM. Allerdings kommt Beethoven nur unwesentlich besser weg, Komponisten wie Schubert, Schumann, Chopin eher noch schlechter...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Ich hab das eigentlich eher auf Krips - nicht auf Mozart - bezogen.


    :beatnik:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Die zitierte Stelle gehört übrigens noch zu den harmloseren Äußerungen Goulds über WAM. Allerdings kommt Beethoven nur unwesentlich besser weg, Komponisten wie Schubert, Schumann, Chopin eher noch schlechter...


    Hallo Johannes,


    wenn Du wüsstest, was mir die markierten Herren gestern Nacht im Traume über Gould erzählt haben... :D
    [selbst Mozerts Geist hat noch eine sehr derbe Ausdrucksweise :hahahaha: ]


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi


    [selbst Mozerts Geist hat noch eine sehr derbe Ausdrucksweise :hahahaha: ]


    Dein dritter Finger hinkt wieder...


    Konzert oder Mozart - oder ist das die Synthese?


    Ich persönlich würde jetzt antworten: "Schau, er geht: " - aber ich kann mir ja schlecht selbst schreiben.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Ja, das passiert zu oft - hab schon dauernd von Mozert zum Wolferl ausgebessert, jetzt is er doch mal ins Freie durchgeflutscht.
    Sei froh: vielleicht ist Mozert ja auch ein guter Komponist (wie Mozart und Trazmo) und hinterlässt uns einige Schätze :D


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Wenn ich an einen Mozartdirigenten denke, dann an Karajan - seltsamerweise wurde er hier bisher kein einziges Mal erwähnt.


    In erster Linie denke ich dann an folgende Aufnahmen:


    Ich finde Karajans Stil schlichtweg toll!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von musicophil
    Ich bedauere es, Majestät. Sie haben sehr schlechte Berater. :yes:
    Das darf ein Mozartliebhaber sagen, oder...


    LG, Paul


    :D Ich dachte, zumindest die beiden 50er-Aufnahmen werden auch von Karajan-Kritikern gelobt?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    :D Ich dachte, zumindest die beiden 50er-Aufnahmen werden auch von Karajan-Kritikern gelobt?


    Unglücklicherweise stammt meine Karajan-Requiem-Aufnahme nicht aus den 50er-Jahren (die Eloquence-Aufnahme :kotz: ) :no: :motz: ;(


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

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