Haydnkenner und Brucknerguru: Eugen Jochum

  • Liebe Forianer,



    Was Haitink und Kubelik für Mahler, Böhm für Mozart war, war Jochum am Gipfelpunkt seiner Karriere für die Interpetationen Bruckners.
    Gleichgültig ob man zu Augnahmen der DeutschenGrammophon griff, oder zu jenen der Konkurrenz, immer wieder stieß man auf einen Namen: Eugen Jochum.
    Jochum war lange Zeit Präsident der Internationalen Anton-Bruckner-Gesellschaft (Abteilung Deutschland) und der erste Dirigent, der Bruckners Sinfonien komplett für die Schallplatte einspielte.
    Wie immer in solchen Fällen wo ein Interpret quasi ein "Monopol" für sich beansprucht, erfolgte die Abrechnung erst nach seinem Tod, seine Aufnahmen, bzw sein Brucknerstil wurde als zu "weihevoll" bzw "regiös" oder "vernebelnd" abgetan.
    Wirder sind ein paar Jahre ins Land gegangen, und es schein, als würde langsam das Interesse an diesem Maestro langsam wieder erwachen, der mir persönlich immer wieder wie der deutsche Bruder Karl Böhms (dessen Bruckner auch legendär war) vorkommt.


    In der Tat gab es viele Gemeinsamkeiten, auch im Stammrepertoire:
    Richard Strauß, Mozart , und vor allem Haydn sind weitere Komponisten die man mit Jochum in Verbindung bringt, und natürlich die legendären Einspielungen von Orff s Carmina Burana und Catulli Carmina......


    Wer meint, Jochums Haydn sei dick und undurchsichtig, heute nicht mehr zeitgemäß, der beweist, daß er dessen Aufnahmen nie gehört hat. Jochums Haydn ist, trotz modernen Orchesters, spritzig feurig, interessant, mit dem zusätzlichen Vorteil einer gewissen Wärme, wo sie angebracht erscheint. Hier möchte ich auf die Londoner Aufnahmen für Deutsche Grammophon hinweisen, näheres in den demnächst erscheinenden Einzelthread zu Haydns Sinfonien.


    Genug der Einleitung, kommen wir zur Sache:
    Welchen Rang nimmt Jochum in Eurer Sammlung ein?
    Ist er für Euch ein "Kapellmeister", ein Dirigent ohne spezifischen Stil, ein "altmodischer "Dirigent, der Euch nicht mehr fesseln kann ? Oder kennt ihn jemand aus der jüngeren Generation vielleich gar nicht?
    Bzw. wer schätz und liebt ihn ? (ICHICHICH !!)


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    wie das Schicksal so spielt, erklang heute Morgen zum Frühstück Haydns Sinfonie Nr. 95 in c-moll in der von Alfred erwähnten Jochuminterpretation.



    Ich horche immer wieder auf, wenn Jochum das Orchester im Finale plötzlich förmlich explodieren lässt, die Streicher fideln um ihr Leben von Behäbigkeit keine Spur. Diesen extrem leidenschaftlichen Ausbrüchen steht an anderen Stellen eine geradezu liebenswürdige Einfalt gegenüber, mit dem für Hadyn so typischen humorigen Einschlägen. Das ist weder altbacken, noch behäbig - auf mich wirkt das durchaus modern.
    Ohne Alfreds Rat wäre ich wohl allerdings nie darauf gekommen, bei Hadyn zu Jochum zu greifen. Nachträgliche Recherchen bezeugten aber den hohen Stellenwert, der seinen Aufnahmen von der Kritik zugesprochen wird.


    Ich kannte und schätze Ihn in der Tat in erster Linie als Brucknerdirigenten, besitze den Gesamtschuber der DGG. Den Vorwurf der allzu "religiösen" Interpretation habe ich nie nachvollziehen können, zumal er mir sachlich inakzeptabel scheint: Bruckners Kunst ist auf dem Boden einer tiefen Religiösität gediehen (mir fiele sonst nur noch Bach ein bei dem ein ähnlicher Einfluss vorliegt, auch wenn er sich ganz anders manifestiert). Ähnlich erstaunlich wäre, einem Beethoveninterpreten klassische Strenge vorzuwerfen. Folglich muss Bruckners "Romantik" auf einer ganz anderen Ebene verstanden werden, als z.b. die Richard Wagners, auch wenn beide des öfteren "feierliches" Blech verwenden. ;)


    Trotzdem fällt mir auf, dass ich außer Bruckner und Haydn nun keine weiteren Empfehlungen Jochums zu nennen wüßte, obwohl es sie sicher gibt. Aber dafür ist ja dieser Thread gedacht, den Horizont zu erweitern.


    Gruß
    Anti

  • Antracis schrieb:


    Zitat

    Trotzdem fällt mir auf, dass ich außer Bruckner und Haydn nun keine weiteren Empfehlungen Jochums zu nennen wüßte, obwohl es sie sicher gibt. Aber dafür ist ja dieser Thread gedacht, den Horizont zu erweitern.



    O ich wüsste eine ganze Menge von Einspielungen Jochums, die man empfehlen könne, will mich aber derzeit nur auf eine beschränken.
    Dorcy Duck hat sie seinerzeit hier im Forum empfohlen, ich hatte sie übersehen.


    Gustav MAHLER:
    DAS LIED VON DER ERDE


    Nan Merriman Ernst Haefliger
    ConcertgebouwOrkest Amsterdam
    Eugen Jochum



    Die Erstveröffentlichung stammt aus dem Jahre 1963


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    eine der besten Aufnahmen - wenn nicht die beste - von Carl Orffs "Carmina Burana" [1968], kann man nur ans Herz legen:



    P.S.: Eine der wenigen von Carl Orff autorisierten Aufnahmen.


    Gruß
    Felipe

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Welchen Rang nimmt Jochum in Eurer Sammlung ein?
    Ist er für Euch ein "Kapellmeister", ein Dirigent ohne spezifischen Stil, ein "altmodischer "Dirigent, der Euch nicht mehr fesseln kann ? Oder kennt ihn jemand aus der jüngeren Generation vielleich gar nicht?
    Bzw. wer schätz und liebt ihn ? (ICHICHICH !!)


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred


    Lieber Alfred,


    mit Eugen Jochum fing meine Begeisterung für Bruckner an, meine ersten Bruckneraufnahmen überhaupt, die 8 und die 9 bei der DG. Irgendwie ist er mir dann aus dem Blick geraten (Asche auf mein Haupt X( X( X(), die Aufnahmen habe ich seit Jahren nicht mehr gehört. Ich weiß zwar was Jochum für ein Repertoire eingespielt hat, aber sonst nicht viel. Insofern könnte man sagen: Ich kenne ihn nicht mehr. Was für eine Aufnahme würdest für eine Wiederannäherung empfehlen? Zeit wäre es. Vielleicht Ma Vlast?


    Herzliche Grüße, :hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Alfred ,
    ein erwiesener Kenner der Klassischen Musik hat mich vor ca. 6 jahren erneut auf die Referenzinterpretationen Bruckners durch Eugen Jochum hingewiesen .
    Dem ist nichts hinzuzufügen .
    ich habe Jochum ca. 1980 noch selbst einige Male erleben können . Ich glaube nicht , dass Herr Thielemann mit seienr 5ten trotz fast 200 zum zeil,grotesk devoten Beiträgen , die wie bestellt klingen , an andeer , Dir bekannter Stelle die Bedeutung eines Maestro Jochum erreichen kann . Und welches das bessere Orchester war / geblieben ist : Wer hören kann , der höre .
    Ein abschliessender hinweis : ich habe Jochum auch als einen grandiosen Interpreten er 1. Symphonie von Brahms mit den Bamberger-Symphonikern in Erinnerung ( der Konzertmeister damals war früher einer der besten Geiger der Leningrader Philharmoniker : ich habe solch eine geigenton wahrscheinlich nie wieder gehört ! ).
    Auch als Dirgent von Klavierkonzerten war Eugen Jochum faszinierend . Er dirgierte in Bonn das 5. KK von Beeethoven , bei dem für den für auslandsreisen "plötzlich gesperrten" Emil Gilels Alexis Weissenberg eingesprungen ist . Es gibt auf LP / CD / MC keine bessere Interpretation . Kein hohles Pathos , keine "Emeperor"-Effeke . Handwerlich perfekt , mit feinstem Sinn für fff bis ppp .
    Keine Frage : Eugen Jochum gehört in eine der Hauptalleen der Dirigierkunst !
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hinweisen möchte ich auf zwei kürzlich wiederveröffenlichte Jochum-Aufnahmen:



    Vermutlich hab ich ja die falschen Aufnahmen mit Böhm gehört, aber das hier klingt ungefähr so, wie ich mir vorstelle, dass Böhms klingen sollten, wenn ich nachvollziehen wollte, was jemand an ihnen findet. Wie auch immer eine sehr hörenswerte traditionelle Interpretation.
    (#39 ist ebenfalls enthalten; Qualität ist mono, aber transparent, warm und dynamisch)



    Besonders dieser Freischütz steht IMO zu Unrecht im Schatten anderer Einspielungen (wobei ich zugeben muß, Keilberth/Grümmer oder Furtwängler-Mitschnitten nicht zu kennen). Gegenüber Carlos Kleiber bevorzuge ich sowohl den frühen Stereoklang gegenüber dem hörbaren Multimiking der 70er als auch sind die männlichen Hauptrollen sehr viel besser besetzt. Jochums Dirigat ist excellent, wenn auch vielleicht nicht so außergewöhnlich wie Kleiber an einigen Stellen. Einziger Wermutstropfen ist, dass Seefried hier offenbar ihren Höhepunkt überschritten hatte. Ich hoffe (aber da ist DG einigermaßen zuverlässig), man hat nicht durch remastering verschlimbessert (ich habe eine andere ältere Auflage mit noch häßlicherem Cover).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Vorspiel und Karfreitagszauber (orchestral)
    Das hat eine 'Substanz' wie bei sonst keinem. Das geht über die Intention Wagners hinaus und entkleidet die Musik ihrer Polemik, wie sie sich in Nietzsches Verdikt wiederfindet. Sie wird sozusagen 'katholisch'.


    Die frühen Bruckner-Aufnahmen mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg und dem BRSO (5.!) schätze ich mehr als die späteren aus Berlin und Dresden. Von diskografischem Wert auch die 5. aus Ottobeuren mit dem Concertgebouw.


    Aus 1978 gibt es einen Rundfunk-Mitschnitt aus dem Kulturpalast Dresden mit dem 2. Klavierkonzert und der 4. von Brahms. Wunderbar.


    Freundliche Grüße aus Bonn

  • Hallo JR


    Zitat

    Gegenüber Carlos Kleiber bevorzuge ich sowohl den frühen Stereoklang gegenüber dem hörbaren Multimiking der 70er als auch...


    Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass meiner Erinnerung nach die LPs klanglich ganz vorzüglich waren, während zumindest die CD-Erstausgabe in der Reihe "Originals" neu abgemischt war und in Tests generell als klanglich schlechter beurteilt wurde - ein schönes Beispiel für Verschlimmbesserung.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass meiner Erinnerung nach die LPs klanglich ganz vorzüglich waren, während zumindest die CD-Erstausgabe in der Reihe "Originals" neu abgemischt war und in Tests generell als klanglich schlechter beurteilt wurde - ein schönes Beispiel für Verschlimmbesserung.


    Ich habe von Kleibers Freischütz die CD-Version, die es schon vor der Originals -Reihe gab; die klingt nicht direkt schlecht (kein Vergleich zum Horrorbeispiel für Multimiking: Kleibers 7. von Beethoven), aber IMO unnatürlicher als die 10 oder 15 Jahre ältere Jochum-Aufnahme. Man würde ja hoffen, dass die Originals-version (mit dem schräg liegenden Cover) besser wäre!
    Aber hier sind verschiedene Kräfte am Werk (ich muß gestehen, nicht viel Ahnung zu haben, und solange mir der Klang insgesamt gut genug ist, gehe ich Einzelheiten auch nicht nach): Zum einen müssen Bänder für LPs ja speziell zwischengemastert werden (wegen der Entzerrung u.ä., die Details wißt ihr sicher alle besser) und dann kann es sein, dass das analoge Abspielen gewisse Härten mildert.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

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  • An alle, die am günstigen Erwerb der von Jochum mit der Staatskapelle Dresden eingespielten Bruckner-Symphonien sind: Ab heute gibt es sie im Drogeriemarkt Rossmann für sagenhafte 14,99 Euro zu kaufen.



    Einen schönen Montagmorgen wünscht Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo,


    In einem anderen Thread wurde zu recht auf die Bedeutung Eugen Jochums als Bruckner-Interpret hingewiesen - dann auch angeschnitten, daß Jochums Stil gelegentlich als veraltet angesehen wird - und auch daran erinnert, daß Jochums Verhältnis zu Bruckner - ein ähnliches war - wie jenes von Karl Böhm zu Mozart.


    Genau an dieser Stelle möchte ich anknüpfen - denn die Ähnlichkeit der beiden Dirigenten ist in der Tat frappant. Nicht nur, daß Karl Böhm (ist das schon vergessen ???) auch ein ganz hervorragender Bruckner- Dirigent war - war auch Jochum seinerseits ein ausgezeichneter Anwalt Mozarts - ich erinnere nur an seine "Enführung aus dem Serail" mit Fritz Wunderlich als Belmonte.....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    ja, die Jochum-Aufnahme der Entführung habe ich auch. Sie gilt als eine der besten Einspielungen. Als Schwachpunkt der Aufnahme wird meistens Erika Köths Leistung als Konstanze gesehen, manchmal auch Böhmes etwas zu komödiantische Darstellung des Osmin (das empfinde ich allerdings nicht so).



    Aber Wunderlichs Belmonte ist ein absoluter Glanzpunkt, ebenso glänzen die Nebenrollen mit Friedrich Lenz und Lotte Schädle nicht durch die großen Namen, aber durch eine hervorragende Leistung. Erwähnenswert ist auch Ralf Boysen als Bassa Selim. Das Orchester unter Jochums Leitung liefert eine lebendige und mitreißende Musik und ein wunderbares Zusammenspiel zwischen Orchester und Solisten.


    Auch hier kann man Parallelen zu Böhms 'Zauberflöte' mit Wunderlich sehen, die zu den ganz großen Aufnahmen zählt, aber eben auch Schwachpunkte aufweist.


    Jochums 'Entführung' ist für mich eine der schönsten Einspielungen dieses Singspiels.


    Mit freundlichen Grüßen aus dem hohen Norden, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Hallo,


    In einem anderen Thread wurde zu recht auf die Bedeutung Eugen Jochums als Bruckner-Interpret hingewiesen - dann auch angeschnitten, daß Jochums Stil gelegentlich als veraltet angesehen wird - und auch daran erinnert, daß Jochums Verhältnis zu Bruckner - ein ähnliches war - wie jenes von Karl Böhm zu Mozart.


    Hallo Alfred,


    damit jeder versteht, was gemeint ist, zitiere ich mich selbst einmal in den wesentlichen Passagen:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Andrew
    An alle, die am günstigen Erwerb der von Jochum mit der Staatskapelle Dresden eingespielten Bruckner-Symphonien sind: Ab heute gibt es sie im Drogeriemarkt Rossmann für sagenhafte 14,99 Euro zu kaufen.



    Einen schönen Montagmorgen wünscht Andrew


    Hab ich die Tage auch 'irgendwo' gesehen. Complete bedeutete in dieser Ausgabe, daß nach meiner Erinnerung auch noch die 'Nullte' mit dem RSO Saarbrücken und Stanislav Skrowaczewski eingefügt war...

  • Zitat

    [i]...
    Und, nebenbei, mit seiner (momentan wohl nicht erhältlichen) Live-Aufnahme der 5. aus Ottobeuren 1964 hat Jochum ein Monument erschaffen...


    [/quote]


    Kann ich nur unterstreichen, diese Aufnahme gehört zu den Monumenten der Bruckner-Diskografie. Die für damalige Verhältnisse reich ausgestattete Schallplattenkassette und der Anlaß (aus dem Gedächtnis: die 1100-Jahr-Feier Ottobeurens?) tun das ihre hinzu.

  • Geehrte Forianer/innen,
    dankenswerterweise habe ich vor nicht allzulanger Zeit die Bruckner 5 wo gefunden und gekauft - ich weiss nicht mehr wo. Wahrscheinlich ein liegengebliebenes und vergessenes Reststück- Glück gehabt!


    Ach ja: Glück gehabt:
    Ich habe, wie so oft in Spanien, eine Aufnahme der Cäcilienmesse von Joseph Haydn erwerben können: Maria Stader - Marga Höffgen - Richard Holm - Josef Greindl; Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Eugen Jochum; wahrscheinlich von 1959 aber schon Stereo. :jubel:
    Aus der Serie 'Double', wahrscheinlich auch von der hier schon aaO benannten DGG France herausgegeben.
    Eher rhetorische Frage: Warum werden diese Aufnahmen nicht mehr im deutschsprachigen Raum herausgegeben? Ist die Nachfrage hier so gering (ich las neulich irgendwo etwas von etwas mehr als 7% verkaufter CDs im Klassikbereich (einschließlich Riö, Lotti, Botschelli und Konsorten?). Dann muss doch die Nachfrage in Spanien und Frankreich größer sein!? Fragen über Fragen...
    Liebe Grüße
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Hallo hemmi


    Die Hayn Aufnahme der Cäcilienmesse hab ich auch. Ich hab sie schon vor Jahren bei EMI in Wien gehkauft - im Abverkauf., es war ein ganzer Stoß davon da. Die wenigsten Leuite wissen heute noch, welch guter Dirigent Jochum war.


    Vielleicht ist es in Spanien etwas, was die noch nicht kannten - oder was schwer zu bekommen war, ähnlich wie sich bei uns die Melodia- Aufnahmen verkaufen....


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo,


    über eine (weitere) grandiose aufnahme mit jochum habe ich im forum noch nichts gelesen:
    beethoven klavierkonzert nr. 1 mit maurizio pollini und den wiener philharmonikern.


    das ist ein live-mitschnitt eines (legendären) konzerts im musikverein, erschienen bei dg (weis aber nicht, ob es jetzt noch verfügbar ist).


    für mich eine der besten aufnahmen überhaupt, perfektes zusammenspiel von pianist und orchester, und jochum läßt die phillis "tanzen", da kann sich z.b. harnoncourt 'ne scheibe abschneiden...


    kennt die aufnahme sonst noch jemand?


    greetings, uhlmann

  • Hallo Alfred,
    danke für den Hinweis, der mir wieder einigermaßen Mut macht.


    Ich wollte übrigens mit meinem Beitrag nicht sagen, in Spanien ist alles besser. Ich wundere mich manchmal nur wirklich, welche Schätze ich dort schon geborgen habe, die ich hier in Deutschland ewig nicht mehr gesehen habe oder noch nie - in bin Wien bin ich nicht so oft - leider. Aber die Sehnsucht bleibt.


    Liebe Grüße
    Bernd Hemmersbach (hemmi)


    PS Einen Schatz habe ich aber schon in Wien gefunden, das war ein Video von der 'Ariadne auf Naxos' aber die ältere Aufnahme unter Karl Böhm mit der Gundel Janowitz :jubel:. Ich bin sicher, Du verstehst schon was ich meine.

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  • @ hemmi


    Du darfst nicht annehmen, daß in Wien die Auswahl besser oder größer ist, als in Deutschland - sie ist lediglich ANDERS - weil auf Wiener Geschmack zurechtgeschnitten.......



    uhlmann


    Zitat

    Beethoven Klavierkonzert Nr. 1 mit Maurizio Pollini und den Wiener Philharmonikern.


    Ja ich habe die Aufnahme.


    Leider gibt es darüber auch trauriges zu berichten - und wahrscheinlich ist sie deshalb relativ schnell vom Markt verschwunden:


    Eigentlich war geplant, die Aufnahme mit Karl Böhm am Pult einzuspielen - Als Teil einer Gesamtaufnahme der Beethoven Klavierkonzerte. Böhm verstarb jedoch noch vor Fertigstellung der Aufnahme - von ihm existieren lediglich die Konzerte Nr 3, 4, und 5 -
    1 und 2 wurden soweit ich mich erinnere von Jochum "nachgeliefert"
    Dazu kam, daß die Böhm-Aufnahmen noch analog aufgezeichnet wurden, jene mit Jochum jedoch digital. Keine guten Grundvoraussetzungen für den Verkauf einer "Kassette" mit GA.


    Dennoch - die Aufnahme ist wunderbar - sie war jahrelang meine Referenz.


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe Eugen Jochum live mit Bruckners 6. und 8. Sinfonie erlebt und somit einen Kapellmeister, der wußte, wie es geht, der keine Mätzchen brauchte um zu zeigen, wer er ist. Dirigenten seines Schlages fehleh heute.....lang ists her.


    Gruß Guido :hello:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Liebe Freunde des Bruckner-Dirigenten Jochum!


    Ist es richtig, dass Jochum die Sinfonien zwei Mal komplett eingespielt hat, einmal mit der Staatskapelle Dresden und einmal mit den Berliner Philharmonikern?


    Hat also diese EMI-Box

    denselben Inhalt wie die Brilliant-Box?


    Und: In welchem qualitativen Verhältnis stehen die Gesamtaufnahmen zueinander? Anders gefragt: Bekomme ich beim Kauf der Brilliant-Box besten Jochum-Bruckner oder sollte ich die paar Euro mehr ausgeben und zur DGG-Box greifen?


    fragt Thomas

  • Im Zweifel beide!


    Ich habe nur die Brilliantbox, würde aber im Falle größeren Geldaufkommens sicherlich auch die andere Box kaufen :D


    Die Brilliantbox kann man blind kaufen!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Hallo Thomas,


    ja Brilliant = EMI
    Habe noch die EMI-Box, bei der kannst Du nichts falsch machen. Als Brilliant-Ausgabe ist sie ja noch einmal billiger geworden...
    Zu den Nuancen kann ich jetzt leider weniger Auskunft geben, da die Suchfunktion immer noch inaktiv ist. Kann mich allerdings erinnern, dass die DGG-Aufnahme ihre Fans hatte, wegen Bläser o.ä. - muss man nachlesen, wenn der Virus-Schutz-Spuk wieder rum ist. Habe (auch aus Kostengründen) momentan eben nur die Dresdner und bin zufrieden :yes:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Danke euch beiden,


    bei der von mir vor der Fragestellung durchgeführten Suche habe ich leider nichts Gescheites gefunden. Merkwürdigerweise existiert kein Thread über Bruckner-Gesamtaufnahmen. Zwar findet man vor allem im Thread Bruckner-Dirigenten - gestern und heute einiges, nur leider nicht die Antwort auf meine Frage. Offenbar besitzen fast alle Taminoaner die Staatskapelle-Aufnahme.


    Thomas

  • Lieber Thomas,


    eine umfangreiche Bruckner-Diskographie mit allerhand Detailangaben findet sich unter "www.abruckner.com.


    Dort gibt es auch Details zu Jochums Einspielungen, von denen ich nur die Brilliant-Box kenne.


    Bei Brilliant bekommt man den besonderen Klang der Staatskapelle Dresden - Hörner mit Vibrato und sehr füllige Streicher, aufgenommen in halliger Kirchenakustik.


    Jochum arbeitet gerne und ein bisschen à la Furtwängler mit Tempomodifikationen und lässt es im Blech gerne ganz gewaltig krachen. Das klingt in Dresden nicht schlecht, da relativ warm.


    Allerdings hatte ich bisher nicht das dringende Bedürfnis, mir auch noch die andere Box zu kaufen...


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    Und: In welchem qualitativen Verhältnis stehen die Gesamtaufnahmen zueinander? Anders gefragt: Bekomme ich beim Kauf der Brilliant-Box besten Jochum-Bruckner oder sollte ich die paar Euro mehr ausgeben und zur DGG-Box greifen?


    fragt Thomas


    Hallo Thomas,


    beide Gesamtaufnahmen geben sich interpretatorisch nicht viel.


    Jochum hat "seinen Bruckner" geliebt und das merkt man den Aufnahmen auch an. Auch wenn Jochums "weihevoller" Bruckner heute gerne als "antiquiert" verschrien wird, handelt es sich bei beiden Einspielungen imo um wichtige Beiträge zur Bruckner-Geschichte.


    Die DGG-Einspielungen wurden zwischen 1958 und 1967 aufgenommen, die der EMI, wenn ich mich recht entsinne, Anfang der 80er.


    Ich mochte mich nie recht mit dem bereits erwähnten halligen Klangbild der EMI-Aufnahme anfreunden, deswegen besitze ich sie nicht mehr. Jochum präsentiert sich hier etwas "altersmilder" als in den früheren Aufnahmen, was sich ibs. an den etwas langsameren Tempi festmachen läßt.


    Die Tonqualität der DGG-Aufnahmen ist -gemessen am Alter- sehr gut. Lediglich die 5. Sinfonie, die 1958 aufgenommen wurde, klingt etwas dünn und weist eine Eigenheit auf, die vor 50 Jahren noch üblich war: Im Schlußchoral des Finales läßt Jochum elf zusätzliche Bläser spielen (die sogenannten "elf Apostel"), was einen imo theatralischen und unnatürlichen Effekt bewirkt.


    Highlights der DGG-Einspielungen sind imo die 3., 4. und 9. Sinfonien. Zum Beispiel hat kein anderer mir bekannter Dirigent das Scherzo der 9. Sinfonie rasanter eingespielt als Jochum. Mit 9'44'' erhält dieser Satz einen ganz anderen Charakter als bei Bruno Walter z.B., der sich für das Scherzo über 11 Min. Zeit ließ.


    Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiter helfen. Falls nicht: Bitte einfach nachfragen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe gehört, die Brilliantbox würde inzwischen für rund 15 € zum Verkauf angeboten werden.


    Diese 15 € ist allein die Aufnahme der neunten in dieser Box wert :jubel:
    Ich habe hier im Tamino schonmal irgendwo geschrieben, dass die Neunte hier recht forsch genommen wird, was aber in der vorliegenden Aufnahme sehr gut gelingt.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • In ganz früheren Zeiten-also vor gut vier Jahrzehnten- als ich mehr auf die -so empfundenen- "easy Bruckners" stand-also B4,7,(B9 war wie B8 immer ein Sonderfall und B6 kannte ich nur mit Keilberth (Teldec)-hatte ich veritable Probleme mit der 5ten ( wie auch der 7ten Mahler).Diese Probleme liessen sich auch durch Schallplatten hören nicht lösen und damals -ich war um die 2o Jahre- kam ich mit der B5 einfach nicht weiter.
    Ich weiß nicht mehr wann es genau war, aber an einem Abend war wieder einmal Eugen Jochum der Gastdirigent und es stand nur ein Werk auf dem Programm! Die 5te. Es war elektrisierend- der ganze Abend- nach dem Konzert aber war der Groschen endlich gefallen und die 5te ist heute noch eine meiner Lieblingssinfonien von Bruckner ( neben B2i (Linz-Carragan),3 i,4 i und ii, 6,7,8 i und iii,9 und Te Deum)geworden. Seine Art zu dirigieren vermittelte das Gefühl, daß da auf der Bühne nichts schief gehen konnte. :angel: Ich habe so ziemlich alles von Jochum und freue mich jedes Mal, wenn ich ihn hören kann bzw sehen darf( im Fernsehen).Es wäre schön, wenn ausser der B7 bei EMI noch andere DVDs mit ihm erscheinen würden. B9(RSO Berlin) hat man ja mitgeschnitten, es gibt noch eine Altus B8 mit den Bambergern in Japan und eine B7 mit dem Concertgebouw Amsterdam. Über eine B 5 würde ich mich auf DVD sehr freuen. Hat das jemand?? mfG Didi

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