Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk

  • Hallo!


    Kann jemnad etwas zu der folgenden DVD sagen:



    Schostakowitsch, Dimitri (1906-1975)
    Lady Macbeth von Mtsensk
    Mitschnitt aus dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona.
    Secunde, Ventris, Vas, Kotcherga, Clark,
    Gran Teatre de Liceu Barcelona Orchestra,
    Alexander Anissimov
    Sound: DSS 5.1 / DTS 5.1
    Bild: WS (NTSC)
    Spielzeit: 187 Minuten
    Sub: D, E, F, I, Sp
    2 DVDs
    EMI


    Herzlichen Dank!


    Gruß
    Karsten


    P.S. Wieso hat Schostakowitschs "Lady" eigentlich noch keinen eigenen Opern-Thread?

  • Hallo Karsten,

    Zitat

    Wieso hat Schostakowitschs "Lady" eigentlich noch keinen eigenen Opern-Thread?


    Ich bin noch nicht dazugekommen. Es fehlen auch noch ein paar Symphonien. Wenn einer von uns mag - bitte keine Rücksicht auf mich nehmen und flott an die Schostakowitsch-Tasten!


    Zur Aufnahme: Die Inszenierung ist werkgerecht und o.k., wenngleich nicht so spannend oder tiefschürfend, wie sie sein könnte oder sollte.
    Kotcherga singt gut, allen anderen hätte ein Sprachtraining gut getan. Secunde schlägt sich wacker, ist mir aber einfach zu brav. Ventris - zu wenig russisch, zu belcantistisch. Aber insgesamt keineswegs schwach.


    Für mich etwas problematisch: Dem Orchester fehlt es an scharfen Konturen, die ungeheure Bandbreite des Ausdrucks wird etwas eingeebnet. Da es aber im Moment keine russische Aufnahme des Werkes gibt (weder auf DVD noch auf CD), fährt man mit dieser nicht übel.


    Wenn es nur um die Musik geht, wäre natürlich Rostropowitsch auf EMI vorzuziehen.


    :hello:

    ...

  • Hallo!


    Herzlichen Dank für die Einschätzung der Aufnahme. Leider ist es ja an Aufnahmen dieser Oper generell nicht so bestellt, wie sie es verdient hätte.


    Zitat

    Für mich etwas problematisch: Dem Orchester fehlt es an scharfen Konturen, die ungeheure Bandbreite des Ausdrucks wird etwas eingeebnet. Da es aber im Moment keine russische Aufnahme des Werkes gibt (weder auf DVD noch auf CD), fährt man mit dieser nicht übel.
    Wenn es nur um die Musik geht, wäre natürlich Rostropowitsch auf EMI vorzuziehen.


    Rostropowitschs Aufnahme habe ich, aber seit ich die Oper nun einige Male in Mannheim live erlebt habe, habe ich den Eindruck dass auch auf dieser Aufnahme das Orchester bei weitem nicht so "aggressiv" "rüberkommt", wie es bei der damaligen Aufnahmetechnik hätte sein können. Aber man musste damals wohl froh sein, (und sollte es heute immer noch sein), dass diese Aufnahme gemacht wurde :)


    Gruß
    Karsten

  • Du hast völlig recht! Rostro tut sein bestes, aber die Londoner lassen einfach nicht die Sau 'raus, wie das in den Zwischenspielen notwendig wäre.
    Von der Zweitfassung gab es eine grandiose Aufnahme des Stanislawskij-Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheaters Moskau unter Gennadij Prowatorow, die bei den vergleichbare Stellen wirklich zeigt, welche Bandbreite die Musik hat. Auf CD nie herausgekommen - vielleicht erbarmt sich die neue Melodija einmal der Einspielung.


    Es ist überhaupt ein Jammer mit der "Lady": Rostro hat nicht das Orchester dafür, Chung hat nicht die richtige Katja und obendrein glaubt der Maestro, er dirigiert einen Puccini-Nachfolger, so behübscht dirigiert er das. Die deutsche Produktion bei ANTES ist tüchtig, aber weit entfernt davon, eine Modellaufnahme zu sein - gute Ensembleleistung, aber eben nicht mehr. Und die "Katerina"-Zweitfassung bei Gala ist wohl das Achselzucken nicht wert. Aber momentan leider die einzige Möglichkeit, an die "Katerina"-Fassung heranzukommen.
    :hello:

    ...

  • Hier ist meine ultimative Lady Macbeth:



    Ich hatte das Glück, eine Aufführung dieser Produktion live zu sehen, das war noch beeindruckender als auf dieser DVD. Was Jansons und das Orchester da anstellen, ist unglaublich. Alles Grelle, Grobe, Grausige, Sentimentale in der Partitur wird durch das grossartige Orchester und das grandiose Dirigat Jansons so deutlich klar, besser interpretiert kann ich's mir nicht vorstellen. Jansons geht dermassen in sowohl der Musik als auch im Bühnengeschehen auf - treibt an, lacht und leidet mit, das ist schon sensationell.
    Die Interpreten gehen über ihre Grenzen, die tapfere Carole Wilson, vor allem aber Eva-Maria Westbroek. Die beeindruckendste Stelle ist die ziemlich gegen Ende: sie schreit verzweifelt und: unhörbar - an ihrer Stelle schreit das Orchester, da hat das ganze Opernhaus den Atem angehalten!
    Christopher Ventris hat die Rolle des Serge ja schon öfter gespielt, auch auf der oben beschriebenen Aufnahme. Kusej macht hier aus ihm einen nachvollziehbar-schmierigen liebestollen Naturmenschen ohne grosse Gewissensnöte.
    Alles in allem: ein äußerst drastischer-naturalistischer Regieansatz, manchmal wünscht man sich weniger Deutlichkeit, aber eine zutiefst berührende Darstellung dessen, was Menschen anderen Menschen antun können.


    Die DVD enthält noch eine sehenswerte Dokumentation und ist für Leute, die eine geniale Interpretation mögen und vor starkem Tobak nicht zurückschrecken, genau richtig!

    Beste Grüße!

  • Ich finde die DVD von der Amsterdamer Inszenierung der Lady Macbeth so ziemlich perfekt. Sowohl, was Musik (Orchesterleistung und Gesang) betrifft, wie auch die sehr ausdrucksvollen schauspielerischen Leistungen, sowie die Kameraführung. Zudem ist die DVD gut ausgestattet.


    Ich habe seit vielen Jahren die Rostropovich-CD. Ich muss sagen, dass ich von ihr nicht sehr angetan war, so dass ich sie selten hörte und sie bei mir in Vergessenheit geriet. Erst durch die DVD (die auch schon auf Arte lief) wurde mir die Kraft der Musik richtig deutlich. Ich finde die Musik von Jansons viel transparenter und deutlicher, bei der Musik von Rostropovich sind mir an manchen Stellen die Tempi zu schnell. Zudem ist es natürlich hilfreich und vergnüglicher zu der Musik auch die Bilder zu haben. Die Aufnahmequalität von 1978 hält natürlich auch nicht ganz mit.


    Ich kann aber sagen, seitdem ich die Musik durch Jansons' Interpretation erst "verstanden" habe, kann ich jetzt auch die Musik bei Rostropovich deutlich mehr genießen und sehe nun auch die Stärken der Aufnahme.


    Nebenbei: diese Amsterdamer Inszenierung wird es im Januar 2009 in Paris geben.

  • 22. Januar 1934:
    Die Oper
    Lady Macbeth von Mzensk
    von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch
    wird mit überwältigendem Erfolg am Malij-Theater in Leningrad uraufgeführt,
    mit Sokolowa • Modestow • Balaschow • Zaretzky • Adrianowa,
    Dirig. Samosud.
    Text von Arkadij Preiss und dem Komponisten nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolaj Leskow (1865), die auf einem wahren Geschehen beruht.
    Bis zum 28. Januar 1936 feiert die Oper einen Erfolg nach dem anderen.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)