Musik der französischen Revolution

  • Vielleicht ein ungewöhnliches Thema, doch ist die Musik dieser Zeit interessanter als man auf den ersten Blick denken könnte.


    Um die Revolution in ihrerm ganzen Außmaß zu verstehen bedarf es wohl mehrere Jahre der intensiven Beschäftigung, so beschrnke ich mich auf eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:


    1774 kamen Louis XVI und Marie Antoinette auf den Thron Frankreichs ihnen zu Ehren hielt Robespierre noch eine flammende Rede.
    Damals waren die Staatsschulden schon unüberschaubar und der Unabhängigkeitskrieg den Frankreich mehr oder weniger für Amerika führte verschlimmerte die Sache noch.


    Louis XVI sah sich gezwungen die Notablen in Versailles einzuberufen, was jedoch ohne Ergebnis blieb da sich kaum jemand dazu bereit erklärte auf irgendetwas zu verzichten.
    Die Wirtschaft war längst am Boden, überall lagen die Felder brach, da es sich nicht mehr lohnte etwas anzubauen, Binnenzölle und überholte Gesetze taten ihr übriges.
    In Paris wurde die Opposition vom Herzog von Orlèans geführt, der die Radikalen mit den nötigen Rechnungen vom Hof versorgte.


    Der ständige Wechsel der Finanzminister und die Unentschlossenheit Louis XVI. führten jedenfalls zu immer größeren Unmut der Bevölkerung.
    1789 überschlugen sich dann die Ereignisse, in Versailles wurden die Generalstände die seit 1610 nichtmehr einberufen wurden unter größtem Pomp und der beibehaltung der Etikette eröffnet.
    Doch wie schon die Versammlung der Notablen verlief sich auch diese Versammlung ergebnislos im Sande.



    Eröffnung der Generalstände


    Louis XVI schloss die Versammlung, was natürlich mit Pfiffen und Ärger quittiert wurde. Der 3. Stand versammelte sich unter Mirabeau in dem Ballhaus von Versailles und schwor nicht eher auseinander zu gehen, bis man Frankreich eine neue Verfasung gegeben hatte.



    Der Ballhaus Schwur


    am 14. Juli stürmte eine vom Palais Royal kommende Gruppe die Bastille, was war passiert?
    Demoulins galt schnell als Scharfmacher, und die Schließung der Generalstände war ein hervorragender Aufhänger um Krawall zu machen.
    So versammelte sich am Palais Royal eine ganze Gruppe Menschen die dann von ihm aufgehetzt wurde.
    Vom Palais Royal (dem Sitz des Herzogs von Orlèans) maschierte man zum Invaliden Dom und erbeutete dort im Hôtel des Invaldies 2000 Gewehre und 3 Kanonen. Schnell schrie man "auf zur Bastille!"



    Der Sturm auf die Bastille


    diese alte Festung war das Symbol der Königsgewalt, ursprünglich eine Bastion für die Stadtmauer, aber Paris hatte längst expandiert, so dass diese Festung fast im Zentrum der Stadt lag.
    Hier wurden vor allem politische Häftlinge interniert - allerdings waren die Zellen eher luxeriös ausgestattet, da ja des öfteren Adlige hier eingesperrt wurden.
    Die Bastille selbst war nur von Invaliden und einigen Schweizer Gardisten besetzt, kaum 30 Mann.
    Die bewaffneten Pariser nahmen Aufstellung und eröffneten das Feuer - der Gouverneur der Bastille ließ das Feuer nicht erwiedern.
    Als dann eine der Kanonen explodierte wegen übermäßigen Pulvergebrauch schrie man "die Kanonen der Bastille feuern auf Paris" - da hatte man auf einmal vergessen, dass schon Louis XV die Kanonen gegen Atrappen austauschen ließ.


    Der Gouverneur schwenkte die weiße Fahne und ließ die Zugbrücke herunter, was folgte war ein Gemetzel ohne Gleichen.



    Die Monarchie war mit dem Marsch der Marktfrauen auf Versailles entgültig gestürzt. Auch wieder vom Palais Royal ging diese Aktion aus.
    Versailles wurde gestürmt und unter den Marktfrauen waren auch einige bewaffnete Männer, sie metzelten die Schweizer Gardisten nieder und versuchten die Königin und den König zu ermorden.
    Lavayette schaffte es die Eindringlinge zu besänftigen und den König und seine Familie auf friedliche Weise nach Paris zu bringen.


    Orlèans vermerkte nur, dass man die Bezahlung aussetzen solle, da der Auftrag nicht erfüllt wurde, der Tropf sei ja noch am Leben....


    Die Königsfamilie wurde in den Tuillerien interniert und der verbliebene Adel folgte ihnen.
    Doch in Paris regierte mitlerweile das Chaos, und Gewalt war alltäglich.
    Louis XVI entschloss sich zu einem folgenschweren Schritt, er erklärte Österreich den Krieg und floh mit seiner Familie. Er hoffte dass die Fremdmächte die alte Ordnung mit Gewalt wieder herstellen würden.
    In Varennes wurde er jedoch erkannt und zurück gebracht.


    Frankreich befand sich nun im Kriegszustand - die Schlacht on Valmy brachte die Entscheidung. Die Revolutions Armee trat den vereinigten Armeen der Preussen und Österreicher unter dem Kommando des Herzogs von Braunschweig entgegen und errang einen Sieg.


    Goethe, der ebenfalls dabei war notierte in seinem Bericht:
    "Dieser Tag ist der Beginn eines neuen Zeitalters und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen!"


    Die Tuillerien wurden von der zornigen Menge gestürmt und ein furchtbares Gemetzel angerichtet, Louis XVI floh mit seiner Familie in den Nationalkonvent.
    Wenig später wurde er wegen Hochverrats angeglakt und mit einer Stimme Mehrheit zum Tode verurteilt. (Der Herzog von Orlèans stimmte ebenfalls für seinen Tod)



    Hinrichtung Louis XVI


    Am 21. Januar 1793 wurde der König von Frankreich guillotiniert.
    Es begann die Zeit des "Terreur" die Schreckensherrschaft.




    Robespierre und Danton


    Innerhalb eines Jahres starben gut eine Million Menschen durch Säuberrungsaktionen, Krieg und Hinrichtungen.
    Robespierre stieg zum Diktator auf und schickte jeden politischen Gegener, jeden Kritiker aufs Schafott. Selbst seinen ehemaligen Freund Danton und viele der führenden Revolutionäre verloren ihre Köpfe.
    Paris versank buchstäblich im Blut, an einem Tag wurden manchmal bis zu 60 Personen öffentlich enthauptet.
    Irgendwann beschwerten sich die Anwohner über den Gestank und die Sauerei und man richtete weitere Hinrichtungsplätze ein um den Place de la Revolution (Place de la Concorde) zu entlaßten....
    Auch erkannte man wohl die Absichten Orlèans und so verlor auch er seinen Kopf.
    Irgendwann wurde es den Parisern zuviel und Robespierre wurde selbst auf die Guillotine gezerrt.


    Es folgte die Zeit des Direktoriums, die Revolution finanzierte sich nur noch durch Raubzüge durch die angrenzenden Länder. Denn die Wirtschaft war praktisch nicht mehr vorhanden. Der Krieg war die einzige Möglichkeit um an Geld und Lebensmittel zu kommen.
    Ein junger General wurde so zum Volkshelden: Napoleon Bonarparte.
    Durch einen Staatstreich wurde er zum Konsul, der Rest ist bekannt.




    Die Musik dieser Zeit ist natürlich sehr von den politischen Umständen geprägt. Es gibt viele Freiheits und Revolutionshymnen.
    Heute ist eigentlich nur noch "le Chant guerre de l'Armée du Rhin" - auch als Marseillaise bezeichnet, bekannt.


    verwiesen sei auch noch auf spezielle Threads zu Komponisten die in dieser Epoche in Frankreich tätig waren:


    Mozart und seine Zeitgenossen - Jean Francois Gossec 1734-1829 - Symphoniker des 18. Jahrhunderts


    Mozart und seine Zeitgenossen - Grétry - der Molière der Musik


    Mozart und seine Zeitgenossen - Etienne Nicolas Méhul (1763-1817)


    Marie Antoinettes Musikdirektor: Chevalier de Saint Georges


    Plaisir d'Amour, oder der letzter Oberhofmeister der Musik in Versailles: Martini


    Dramma giocoso adé: Luigi Cherubini - MEDEA




    Die wichtigsten CD's die es gibt sind wohl diese hier:



    La Marseillaise - Musique de la Revolution Francaise
    Choeurs et Orchestre du Capitole de Toulouse / Plasson


    Neben der Marseillaise von Joseph Rouget de Lisle sind noch weitere Revolutionshymnen von Gossec, Mehul und Paisiello zu hören.
    Absolut zu empfehlen und historisch äußerst interessant.


    Dann die schon im Gossec Thread angesprochene Einspielung:



    Gossec: Le Triomphe de la Republique
    Coro della Radio Svizzera / Coro Calicantus
    I Barocchisti / Fasolo


    dieses Divertissement verherrlicht den Sieg von Valmy


    und eine Einspielung vom Concerto Köln




    La Brise de la Bastille
    Werke von Davaux / Gossec / Martin / Dittersdorf
    Concerto Köln


    hierbei handelt es sich um Symphonien der Epoche, am interessantesten ist wohl die Sinfonia concertante von Davaux, da er einige der populären Revolutionshymnen verarbeitete.



    und ebenfalls noch zu erwähnen, die Krönungsmesse für Napoleon:



    Paisiello / Le Sueur: Messe de Sacrée de Napoleon I.
    St. Petersburg State Academic Capella Symphony Orchestra

  • Da hat man bei der franz. Revolution in nuce das typische Muster für spätere Zeiten:


    - eine Obrigkeit, die ihre Macht nicht mehr wirksam verteidigen kann oder will
    - die Action geht vom städtischen Pöbel aus, der in den Geschichtsbüchern später als Volk verkauft wird
    - ausgenutzt und aufgeheizt wird das ganze von den üblichen Scharfmachern, erstaunlich oft gescheiterte Juristen (viele Anwälte), jedenfalls kaum oder nie Personen "aus dem Volk", für die angeblich die Revolution gemacht wird
    - zunächst herrscht Idealismus, dann radikalisiert sich die Entwicklung und artet in eine sadistische Blutorgie aus
    - dann kommen die wildesten Revolutionäre vor das Revolutionstribunal und steigen aufs Schafott
    - am Ende siegt der Kleinbürger, das graue Mittelmaß, der Bourgeois.


    Als wesentliches Ergebnis bleiben neben der neuen Obrigkeit (natürlich nicht aus dem "unterdrückten" Volk) neue Straßennamen und Behördenbezeichnungen...

  • ...[ama]B0006HB8GM[/ama]


    Salut,


    ich konnte jetzt nach diesem interessanten Thread an dieser CD auch nicht vorübergehen... 8)


    Ich kann Matthias nur zustimmen: Diese Aufnahmen sind von musikgeschichtlicher Bedeutung [!] und dienen dem Verständnis dessen, was in dieser Zeit bzw. später komponiert wurde. Man muss die enthaltene Musik nicht wirklich mögen - aber der Grundtenor ist doch erkennbar: Vieles erinnert an Beethoven, obwohl von ihm kein einziges Werk enthalten ist. Ich fand die Werke sehr gemischt, von Paisiellos Marche funébre [komponiert aus Anlass des Todes von einem gewissen Général Hoche], den ich umwerfend fand bis hin zur Marseillaise, komponiert von J. Rouget de Lisle - eigentlich ein lächerliches Werk! Ich konnte mir das Schmunzeln mehrfach nicht verkneifen [obwohl die Sache ja ernst war].


    Die enthaltenen Werke Méhuls klangen beinahe wie Marsch-Musik des 3. Reiches, an zweitbester Stelle hingegen sei noch die "Invocation 1791" von Gossec genannt.


    Die Inbrunst, mit der all diese Werke [aufgesetzt oder ernsthaft?] dargeboten werden, wirkt wahrhaft lächerlich. Was aber an der hervorragenden Ausführung nichts ändert. Man sollte das anhören!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    nein, weniger - zwar spielt die Instrumentation natürlich eine große Rolle [vgl. Mahler], aber was "kitschig" und mithin "lächerlich" wirkt, ist die Inbrunst selbst - die kann ja kaum ernst gemeint sein. Die Lächerlichkeit beziehe ich ja nicht ausschliesslich auf die von Berlioz instrumentierte Marseillaise - zudem kam die "echte" Kitschmusik ja erst nach Berlioz Tod auf, aber vielleicht ist es doch ein Vorgeschmack darauf. Jedenfalls der Einsatz des Knabenchores erinnert mich jetzt doch stark an Gustav Mahler... aber das Stück ist natürlich sehr effektvoll!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich denke mal viele dieser Revolutionslieder wurden wärend der Revolution einfach nur gesungen - also ohne Orchester - ich glaube da verlieren diese ganzen Lieder ihren Kitsch und ihre Lächerlichkeit - im Gegenteil ich glaube dass sie da sogar beängstigend wirken können.


    Die Innbrunst rührt wohl daher da diese CD zur 200 Jahrfeier herauskam.
    Ich glaube das die das ernst gemeint haben - toternst.


    zum Vergleich höre man sich mal diese CD an:



    das ist natürlich ein übles Tondokument, was uns vielleicht nur einen Lacher nach dem anderen beschert, aber diese Lieder sind genauso ernst gemeint - und ertrinken dadurch in ihrer eigenen Lächerlichkeit.
    Und wenn man den Ernst dahinter sieht, dann wird es einem sehr schnell schlecht....


    "Mit Walter Ulbricht kämpft sichs gut..."
    "Stalin Freund, Genosse..."
    usw.... :kotz: :kotz: :kotz:


    Ich habe nochmal geforscht und eine weitere CD gefunden:



    Chants militaires et Patriotiques
    Choeur de l'Armee Francaise



    bei Gelegenheit lege ich mir diese Cd mal zu.

  • Zitat

    im Gegenteil ich glaube dass sie da sogar beängstigend wirken können.


    Recte dixisti!


    Man vergleiche die Laute, die Affen von sich geben, wenn sie Angst haben - es klingt wie Lachen. So ein Mischgefühl war es bei mir auch - wie gesagt, klangen einige Teile wie Marschmusik des 3. Reiches, zugleich wirkten sie kitschig.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat von Lullist

    Ich glaube, dass die das ernst gemeint haben - toternst.


    Darauf kannst Du in Frankreich Gift nehmen. Das offizielle Bild von der glorreiche Revolution des Jahres 1789 ist dort Staatsreligion und unantastbar. Die Gemetzel, insbesondere in der Bretagne und in der Vendee, werden unter den Teppich gekehrt. Allenfalls wird auf die Auswüchse in Paris eingegangen. Schau Dir zB den Film "La Marseillaise" von Jean Renoir an, der 1939 zu Jubiläumsfeier gedreht worden ist. Eine derartige Geschichtsklitterung erwartet man sonst nur in Diktaturen, aber nicht in einem demokratischen Land.


    Die Lieder, gesungen von fanatisierten Menschenmassen, das hat was Beängstigendes....


    Vive le Roi!!!

  • Hallo Robert,


    Du scheinst diesbezüglich m. E. zu stark zu vereinfachen.


    Selbst der (verstorbene) Altmeister der Revolutionsgeschichtsschreibung und bis zu seinem Tode bekennender Kommunist, Albert Soboul, hat sich in seinen Werken ausführlich mit Ausschreitungen, Plünderungen und Ermordungen während der Revolutionswirren im gesamten Staatsgebiet beschäftigt. In dem Werk, das ich von ihm besitze, der deutschen Ausgabe seines im Jahre 1962 erschienenen Werkes "Précis de l' histoire de la révolution francaise" beschäftigt er sich fast 600 Seiten lang mit den unterschiedlichsten Aspekten der Revolution.


    Da Soboul langjähriger Lehrstuhlinhaber an der Sorbonne war und dort das Institut d'Histoire de la Révolution francaise leitete, kann man, wenn man die französichen Gegebenheiten was die Besetzung von "national wichtigen" Lehrstühlen anbelangt kennt, davon ausgehen, dass das, was er publizierte und lehrte das Verbindliche bezüglich der Revolutionsgeschichtsschreibung war.


    Ein (nicht zum Thema gehörendes anderes) Beispiel fällt mir außerdem ein. Die Forschung an französischen Lehrstühlen bezüglich Kolonialgeschichte und deren kritischer Aufarbeitung stellt das, was es in Deutschland diesbezüglich gibt, um Längen in den Schatten.


    Grundsätzlich sehe auch ich, dass man in Frankreich eher als in Deutschland bereit ist, sich unkritischer der eigenen Vergangenheit zu stellen, jedoch denke ich, dass allzu große Vereinfachungen auch nicht der Weisheit letzter Schluss sind.


    Ein wunderschönes Wochenende wünscht


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • <Du scheinst diesbezüglich m. E. zu stark zu vereinfachen.
    Natürlich, das geht in einem Forum nicht anders Ich kann schließlich keine 600 Seiten posten. Ich leugen auch nicht die Erwähnung der Greueltaten (nur die Umfang der Beschäftigung mit ihnen). Ich meine auch, keiner der offiziellen Repräsentanten zieht die Schlußfolgerung, wonach die Greuel und Massaker kein Betriebsunfall der franz Revolution sind, sondern zwingender und notwendiger Teil.


    <Selbst der (verstorbene) Altmeister der Revolutionsgeschichtsschreibung <und bis zu seinem Tode bekennender Kommunist, Albert Soboul, hat sich
    Ich halte mich lieber an Francois Furet und Jules Michelet, wenn es um die Geschichte der franz. Revolution geht.


    <Da Soboul langjähriger Lehrstuhlinhaber an der Sorbonne war und dort das <Institut d'Histoire de la Révolution francaise leitete, kann man, wenn man <die französichen Gegebenheiten was die Besetzung von "national <wichtigen" Lehrstühlen anbelangt kennt, davon ausgehen, dass das, was <er publizierte und lehrte das Verbindliche bezüglich der <Revolutionsgeschichtsschreibung war.
    Nein, die Schlußfolgerung ist nicht zwingend, es kann auch lediglich bedeuten, daß er bzw. die ihn unterstützenden Gruppierungen genügend Einfluß besassen, um ihn auf den Posten zu hieven und zu halten.



    <Die Forschung an französischen Lehrstühlen bezüglich Kolonialgeschichte <und deren kritischer Aufarbeitung stellt das, was es in Deutschland <diesbezüglich gibt, um Längen in den Schatten.
    Sie haben ja auch ein paar hundert Jahre mehr Kolonialgeschichte als die Deutschen, die sie "kritisch aufarbeiten" müssen. Und wenn es um die Vergangenheit allgemein geht, so haben die Franzosen noch etliche dunkle Flecken, die der vollständigen Aufarbeitung harren, zB. ihre Rolle 1940-44 unter deutsche Besatzung, die Behandlung ihrer eigenen Kolonialsoldaten nach der Aufgabe Franz.-Nordafrikas, ganz zu schweigen von ihrer Tätigkeit als Besatzungsmacht in D nach 1918 und nach 1945. Und dann könnten sie auch noch ihre Rolle als aggressive imperialistische Macht in Europa zwischen 1650 und 1850 "aufarbeiten".


    Ich denke nicht, daß uns die Franzosen in der Disziplin "kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte" auch nur annähernd nahekommen. Seit 1945 beschäftigen sich mit und leben von der "kritischen Aufarbeitung" der deutschen Geschichte ganze Divisionen von Historikern, Politologen, Soziologen und selbsternannten Experten.


    Nichts für ungut, aber wir gleiten allmählich ins OT... :hello:

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  • "Vieles erinnert an Beethoven, obwohl von ihm kein einziges Werk enthalten ist"


    Die Revolutionsmusik nimmt Beethoven eher vorweg, obwohl dieser auch ohne deren Kenntnis seinen Stil schon früh ankündigte, z. B. in der Kantate auf den Tod Josephs II. (1790).


    "Die enthaltenen Werke Méhuls klangen beinahe wie Marsch-Musik des 3. Reiches, an zweitbester Stelle hingegen sei noch die "Invocation 1791" von Gossec genannt".


    Wenn man sonst die falsche Musik hört, kommen vielleicht solche gedanklichen Abwege auf. Das Chant du Depart entstand 1794 auf dem Höhepunkt der Jakobinerherrschaft, als der Sieg über die Armeen des Obskurantismus (Österreich + Preußen) noch nicht sicher war. Die darin besungene republikanische Aufopferung mag uns eigenartig erscheinen, aber der Grundsatz "Frei leben oder sterben" hat nichts von seiner Bedeutung verloren. Die Französische Revolution ist die Grundlage der sozialen Demokratie und der Trennung von Politik und Religion in Europa.


    "Die Inbrunst, mit der all diese Werke [aufgesetzt oder ernsthaft?] dargeboten werden, wirkt wahrhaft lächerlich."


    Diese Musik bewirkt, mit entsprechender innerer Überzeugung vorgetragen, das ihr angemessene Pathos beim Vortrag. Sie gehört zum größten, was der menschliche Geist jemals geschaffen hat.


    Mit jakobinischen Grüßen

  • Zitat von Eulogius

    Wenn man sonst die falsche Musik hört, kommen vielleicht solche gedanklichen Abwege auf.


    Salut,


    das glaube ich eher nicht. Was bitte soll falsche Musik sein? Ich könnte die Unterstellung herauslesen, dass sich einige Forianer überwiegend mit Marschmusik des 3. Reiches beschäftigen - ich tue es aber nicht. Hier ging es lediglich um einen rein musikalischen Vergleich und natürlich keine Wertung in dem Sinne, wobei auch die Absicht des Komponisten und jene der ausführenden identisch ist, ohne dabei die entsprechende Politik in den Vordergrund ziehen zu wollen.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich bin sehr froh darüber auf diesen Thread gestoßen zu sein. Ich interessiere mich schon seit geraumer Zeit für die Musik der französischen Revolution, allerdings hatte ich bisher keine Ahnung wie ich danach suchen sollte um mir mal eine solche CD zu kaufen! Habe mir direkt die 1. vorgeschlagene CD bei Amazon für rund 9€ bestellt und bin jetzt mal gespannt, nach den Hörbeispielen zu urteilen, ist es ziemlich genau das was ich erwartet habe! Da ich mich auch Geschichtlich schon viel mit der Französischen Revolution auseinander gesetzte habe, war es nun auch mal langsam an der Zeit, mich ihrer Musik zu widmen! Danke für den Thread ! :thumbsup:

  • Giordanos wohl erfolgreichste Oper Andrea Cheniér ist ja aktuell auf der Seebühne in Bregenz zu erleben. Hier geht es um den französischen Dichter, Andrea Cheníér, der 1794 auf der Guillotine sein Ende fand. Die Opernhandlung entspricht nicht unbedingt exakt den geschichtlichen Tatsachen, aber das Stück spielt eindeutig zur Zeit der Französischen Revolution. Eine Oper mit hinreißender Musik, als Bravourstück sei beispielsweise „Den Blick hatt´ ich einst erhoben“ genannt.

  • Das ist dann aber "Musik über die französische Revolution" und nicht "Musik der französischen Revolution".

    Wie man sieht, sind Moderatoren kluge Leute, natürlich ist dieser Hinweis von kurzstueckmeister richtig!