Mit Staunen hört das Wunderwerk - Joseph Haydn: Die Schöpfung

  • Liebe Forianer,


    Die Schöpfung ist wohl einer der Höhepunkte in Haydns Schaffen, auch von jenen voll geschätzt, die sinst eher wenig mit Hayn anfangen können. Haydn selbst schätzte die "Schöpfung" weit höher ein, als die in der Folge komponierten "Jahreszeiten", ein Verdikt, das allgemein übernommen wurde, ohne je hinterfragt zu werden.



    Der Text ist von Gottfried van Swieten, nach einer englischen Vorlage
    (John Milton, aber auch schon weiterbearbeitet von einem gewissen Lidley) Manche Quellen nennen von Swieten lediglich als Übersetzer, aber das stimmt nicht, er änderte Textpassagen nach seinem Gutdünken um dramatische Effekte hervorzubringen und machte im Libretto sogar Haydn Vorschläge für gewisse Klangeffekte, an die sich dieser aber nur zum Teil hielt.


    Das Werk entstand 1795-98 und wurde in privatem Kreis unter persönlicher Leitung Haydns am 29. und 30. April 1798 im Palais Schwarzenberg in Wien uraufgeführt.
    Die offizielle Uraufführung war dann am 19. März 1799, und schon im März 1800 folgt eine weitere Aufführung in Budapest, eine weitere kurz danach in London.


    Uns interessieren hier jedoch im Besonderen die vorhandenen Einspielungen. Ich war sehr überrasche als ich feststellte, daß ich lediglich eine einzige Aufnahme dieses Werkes besitze, nämlich jene berühmte unter Karajan mit Fritz Wunderlich als Uriel.
    Als Wunderlich noch vor Beendigung des Aufnahmeprojektes starb, schien man bei Deutsche Grammophon zunächst nicht gewusst haben ob das Projet abzuschließen sei, denn es erschien erst 1969, einige Jahre nach Wunderlichs Tod mit Werner Krenn, der die nicht eingespielten Arien des Uriel ergänzte.


    Inzwischen ist viel Zeit vergangen, die HIP-Welle kam und flaute bereits wieder ab, so kann man sich die Frage stellen: Welche Aufnahmen dieses Oratoriums sind die Spitzenreiter in Eurer Gunst ?



    Beste Grüße
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    zwei Aufnahmen der Schöpfung habe ich zuhause, einmal "Arien & Chöre" mit Bernstein, und das vollständige Werk mit Gardiner.


    Zu den "Highlights": Als bekennender Lenny-Fan mußte ich natürlich diese CD haben, sicherlich auch von einem unterschwelligen lexikalischen Sammlertrieb motoviert. Die Gesamtaufnahme mochte ich (noch?) nicht haben, sind mir doch einige der Bernstein-Aufnahmen zu dick und schwerfällig (Schöpfung, Mozart Requiem, Haydn Messen), aber doch zum Teil sehr lieb und wichtig... Ein ambivalentes Verhältnis mit Liebe zu Lennys Musizieren auf der einen Seite und Vorliebe zu anderen, "aktuelleren" Interpretationen und Aufnahmen...


    Und damit komme ich zu meinem Favoriten, unangefochten meine Nr. 1, auch (und gerade) nach dem intensiven Vergleich mit Harnoncourts neuer Aufnahme (die ich getrost im Geschäft zurückgelassen habe) - John Eliot Gardiner, Monteverdi Choir, den "EBS" (English Baroque Soloists), und den Solisten McNair, Brown, Schade, Finley und Gilfry.


    Was für eine phantastische Darbietung! Diese Aufnahme ist einmal mehr eine Glanzleistung dieses Ensembles hervorragender Musiker und Sänger, ergänzt um Solisten, die ihre Arbeit zu meiner vollsten Zufriedenheit leisten - geschmacklich für den einen oder anderen ggf. streitbar wie immer, aber handwerklich über alle Zweifel erhaben.


    Man höre als Bsp. die Nr. 5 ("Mit Staunen..."), 11 ("Stimmt an die Saiten") und 13-14 ("In vollem Glanze..."/ "Die Himmel erzählen...").
    Ist das nicht wunderbar? Und dieser Chor...!!! Ich werde mich bei diesem Sängerbund immer wiederholen - bei allen anderen weltklasse Chören hat dieser für mich eine Ausnahmestellung.


    Dazu gesellt sich bei Aufnahmen auch immer das Handwerk der Tonübertragung. Auch hier haben die Jungs um Rainer Maillard wieder mal sehr gute Arbeit geleistet, denn diese Produktion von 1995 ist klar, rund, ausgewogen, angenehm, präsent (auch die mir wichtige Pauke ist knackig...).


    Lange Rede, kurzer Sinn: neben dem Archiv aus Herzenssache (Bernstein) habe ich eine eindeutige Referenz, ohne Stimmgiganten, ewigen Überdirigenten oder Anspruch an (historische)"Jahrhundertaufnahme": J.E. Gardinder und der Monteverdi Choir.


    "Mit Staunen hört das Wunderwerk!" - viel Spaß allen Interessierten und weiterhin viel Freude allen, die diese CD bereits besitzen.


    Freundliche Sonntagsgrüße von


    Antaeus

  • Hallo Alfred,


    in aller gebotenen Kürze - großartige Musik, großartig dargeboten von:
    J.E. Gardiner , den schon mein Vorredner gewürdigt hat, und Igor Markevitch mit den Berliner Philharmonikern: nie war das Chaos so deutlich gezeichnet; moderner, entschlackter Haydn (1958 ) mit einer berückenden Irmgard Seefried.


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • peet schrieb:


    Zitat

    ch höre immer wieder gerne die Aufnahme mit Eipperle, Patzak, Hann unter Clemens Krauss (Wien 1943): Meine Referenz.


    Ja, aber ist diese Aufzeichnung nicht eher etwas für eingefleischte Schellack-Masochisten ??? :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • In der Tat hatte ich früher LPs mit dieser Aufnahme. Und soweit ich sie verstehe, ist sie live entstanden, somit eine Radioaufnahme, kein Schellack. Sie wurde 1991 digital remastered. Die Qualität ist für mich sehr zufriedenstellend. Die Lebendigkeit dieser "naiven" Interpretation ist für mich non plus ultra.


    Gruß

  • Meine "stilbildende" Aufnahme noch auf Schallplatten ist ein Live-Mitschnitt aus dem Jahr 1982 (habe ich zu meinem 15. Geburtstag bekommen...) anlässlich Haydns 250. Geburtstag. Dirigiert hat der "Wagnerianer" Gustav Kuhn, etwas zu sehr im Fahrwasser der damals gerade Mode werdenden Originalklang-Bewegung und wenig eigenständig. Das collegium aureum klingt bemüht, der Arnold Schönberg Chor befand sich noch nicht ganz auf dem Höhenflug, den er später unter Harnoncourt antrat. Die Solisten sind ganz ok, nicht mehr, nicht weniger (Arleen Auger, Peter Schreier, Walter Berry).


    Was mich schon früh faszinierte, ist die einerseits kindlich-naive Herangehensweise Haydns an eine Beschreibung des Kosmos, andererseits nicht mehr ausschließlich aus der Sicht des Bibeltextes, diesen nur als Skelett benutzend, vielmehr unter dem Einfluss der Aufklärung stehend ("Mit Würd' und Schönheit angetan"...). Auch der Einfluss der damals einen ungeheuren Aufschwung nehmenden Naturwissenschaften ist nicht zu überhören (Goethe, Humboldt...).


    Zur Bernstein-Aufnahme: Diese gibt es Mid-Price bei DG als Gesamt-Aufnahme; immerhin ein Live-Mitschnitt mit wunderbaren Sängern (Lucia Popp, Thomas Moser, Kurt Moll).



    Höre gerade die Vorstellung des Chaos und muss sagen, dass man Bernstein unrecht tut, wenn man ihn ins romantisch-schwerfällige Eck stellt. Es ist alles sehr fein und genau musiziert, klingt leicht, aber nicht oberflächlich und erfasst den Charakter der Musik sehr genau. Eine Alternative zur Harnoncourt-Aufnahme, wobei ich allerdings nur die ältere Einspielung kenne: Typischer Harnoncourt - genau gehört, er weiß genau, was in jedem Moment warum so zu machen ist, das sinnliche Moment fehlt vielleicht etwas, aber das wird aufgewogen durch das intellektuelle (und damit doch wieder sinnlich-aufregende) Vergnügen, das man beim Anhören empfindet.


    Viel besser noch war aber Graf de la Fontaines Live-Aufführung letztes Jahr im Musikverein. Wie ich schon in meinen anderen Beiträgen zu seinen Interpretationen geschrieben habe, gewann N.H. in den letzten Jahren mE eine spirituelle, fast ans Mystische gehende Dimension, die seine Musik abseits von allen stilistischen Fragen zu einem tiefen Erlebnis werden lässt. Dieses Konzert öffnete mir einen neuen Blick auf die Schöpfung - nicht mehr bloße Naturschilderung und kindlich-naive Freude über das Wunder der Schöpfung, sondern tiefes Wissen um die letzten Fragen: Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir, was ist der Sinn des Lebens...


    Unerreicht zudem Michael Schade. Stimmlich nur von Wunderlich übertroffen, der intelligent und wirklich berührende Vortrag sucht aber seinesgleichen...


    Darauf basierend die Einspielung, die ich mir aber (noch) nicht gekauft habe, da noch high-price:



    Ein Wort noch zur Aufnahme mit Clemens Krauss: Nicht bloß Schellack-Masochismus, gibt es die Aufnahme doch auf CD:



    Krauss geht sehr "modern" und auch für heutige Hörer überzeugend an die Sache heran, auch die Sänger, allen voran Trude Eipperle und Peter Patzak sind sehr gut. Was das ganze aber erheblich beeinträchtigt, ist der wie eine Karikatur klingende Chor. Beim Anhören schaudert es mich auch ein wenig, entstand die Aufnahme doch 1942 mitten im Krieg. Eine innere Distanz wie bei manchen Furtwängler-Aufnahmen (Bruckners 8. und 9. Symphonie aus dem Jahr 1944...) wird nie spürbar, es ist alles sehr positiv und bejahend, Durchhalte-Musik (oder geht das zu weit...?)


    Gardiners Aufnahme kenne ich leider nicht... Habt mir aber den Mund ganz wässrig gemacht...


    Liebe Grüße aus Wien!

  • Hallo Orpheus,


    Zitat

    Original von Orpheus
    Viel besser noch war aber Graf de la Fontaines Live-Aufführung letztes Jahr im Musikverein. Wie ich schon in meinen anderen Beiträgen zu seinen Interpretationen geschrieben habe, gewann N.H. in den letzten Jahren mE eine spirituelle, fast ans Mystische gehende Dimension, die seine Musik abseits von allen stilistischen Fragen zu einem tiefen Erlebnis werden lässt.


    Da stimmt ich Dir - was Harnoncourts Entwicklung angeht - zu, stelle aber auch fest, dass dies nicht erst in den letzten Jahren der Fall ist, sondern schon in seiner Züricher "Clemenza di Tito"-Einspielung deutlich zu Tage tritt.


    Zitat

    Dieses Konzert öffnete mir einen neuen Blick auf die Schöpfung - nicht mehr bloße Naturschilderung und kindlich-naive Freude über das Wunder der Schöpfung, sondern tiefes Wissen um die letzten Fragen: Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir, was ist der Sinn des Lebens...


    Ich habe die Einspielung, und gestehe, dass sich mir das, was sich im Konzert gewiss vermittelt hat, über die Einspielung nicht vermitteln mag. Mir scheint es ein wenig so, dass Harnoncourt die Schöpfung sozusagen aus der Perspektive des "Paradise lost" liest, was ich an sich gar nicht übel finde. Die Solisten (Röschmann, Schade, Gerhaher) sind hervorragend (Schade ist allerdings in der Gardiner-Einspielung noch besser), und es gibt eine Fülle bemerkenswerter Details, gerade was die Klangfarben im Orchester angeht. Aber dann gibt es immer wieder auch Momente, die sich mir nicht erschliessen: Da sind teilweise überlange Generalpausen nach den Rezitativenden, ehe das Orchester anfängt (besonders deutlich etwa in Raphaels "Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser"), und bisweilen scheint mir der Chor etwas schwerfällig ("Stimmt an die Saiten!"). Sicher, eine interessante Sicht mit bemerkenswerten Stellen, aber IMO nicht eine von Harnoncourts besten Aufnahmen.


    Zitat

    Gardiners Aufnahme kenne ich leider nicht... Habt mir aber den Mund ganz wässrig gemacht...


    ....zu Recht! 8)


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Zu meiner eigenen Einschätzung vom 11.12. letzten Jahres will ich, wie schon angekündigt, noch anmerken, dass sich die Gesamtbeurteilung der Harnoncourt'schen Aufnahme bei mir beim Wiederhören itzt etwas geändert hat: Mir erscheint sie als Alternative zu den gängigen Sichtweisen durchaus eine erwägenswerte Sache zu sein, gerade wegen der Perspektive aus der Sicht von "Paradise Lost": Hier wird als Subtext unter dem Jubel auch Wehmut hörbar darüber, dass Gottes Schöpfung so, wie beschrieben, nicht erhalten wurde und vielleicht durch den Menschen auch nicht erhaltbar war.


    Also: die Aufnahme hat mit erneuter Auseinandersetzung für mich durchaus dazugewonnen. Was ich immer erfreulich finde.


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Ich hätte ja im "was hört ihr gerade"-Thread posten können, aber der Thread war es mir wert, ausgegraben zu werden. Bisher habe ich die Haydn-Oratorien immer konsequent links liegen lassen, aber nun am Wochenende doch die Schöpfung aufmerksam gehört. Übrigens in einer Aufnahme, die bisher wohl noch nicht erwähnt wurde. Karajan mit den Wiener Philharmonikern, Wiener Singverein, Janowitz, Wunderlich, Prey, Borg. Ein Mitschnitt von den Salzburger Festspeilen 1965.


    @Alfred:
    in wieweit hat diese Aufnahem hiermit etwas zu tun?

    Zitat

    Alfred schrieb:
    Ich war sehr überrasche als ich feststellte, daß ich lediglich eine einzige Aufnahme dieses Werkes besitze, nämlich jene berühmte unter Karajan mit Fritz Wunderlich als Uriel.


    Ich muß sagen, Haydns Werk hat mir so gut gefallen, daß ich es mir a) in nächster Zeit bestimmt noch mehrmals anhören werde, und b) ich wohl noch eine weitere Aufnahme brauche.


    Habe mir heute zum Vergleich einige wenige Ausschnitte der Aufnahme mit Harnoncourt angehört. Ich gebe zu, ich war etwas voreingenommen, aber dann positiv überrascht.
    Ich werde wohl Harnoncourt mit auf den Wunschzettel setzen.
    Kleines Kuriosum am Rande: in "Und Gott schuf große Walfische" singt Gerhaher statt "Bewohner der Luft, vermehret euch und singt auf jedem Aste!" den Text "..und singt auf jedem Wasser". War er wohl schon bei den Flutenbewohnern.


    Viele Grüße und Gute Nacht!
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Hallo Leute!!


    Meine Lieblingsaufnahme von der Schöpfung ist die mit ua Peter Schreier (Den ich für den besten geistlichen Sänger überhaupt halte) und Theo Adam unter Helmut Koch.


    Es wirkt alles irgendwie stimmig und ausgespielt, keine Ausreisser seie es im positiven oder negativen Sinne. Aber wunderschön, vor allem die Chöre.


    Mfg Joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilioMeine Lieblingsaufnahme von der Schöpfung ist die mit ua Peter Schreier (Den ich für den besten geistlichen Sänger überhaupt halte) und Theo Adam unter Helmut Koch.


    Es wirkt alles irgendwie stimmig und ausgespielt, keine Ausreisser seie es im positiven oder negativen Sinne. Aber wunderschön, vor allem die Chöre.


    Dem kann ich nur zustimmen, eine Glanzleistung!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Gar nicht schlecht ist die alte Aufnahme aus dem Jahr 1958 mit den B erliner Philharmoniker unter der Leitung von Igor Markevitch mit Irmgard Seefried sowie R.Holm und K.Borg ,kennt jemand eine besonders gute neuere Aufnahme?

  • Hallo,


    ich durfte heute von dieser Aufnahme einige Auschnitte hören:



    Royal Philharmonic Orchestra, Antal Dorati
    Unter anderem mit Moll, Popp, Hollweg...
    Brighton Festival Chorus



    Besonders begeistert war ich nicht...
    Zunächst fand ich die Orchesterbstzung recht schwach...jedenfalls kam vom Orchester viel zu wenig Power rüber.
    Auch der Chor hat mich enttäuscht...Singtechnisch gibt es weitaus besseres...Zum Beispiel der Einsatz im 2.Ausschnitt Nun schwanden vor dem heiligen Strahle. Der muss gegantisch, kraftvoll und ausdrucksstark sein! Nichts dergleichen war zu hören...eher ruhig und ängstlich kam das...
    Aber auch die Solisten überzeugten mich nicht...es kam mir so vor, als sangen sie total gequollen (mir fällt kein besseres Wort ein, aber vielleicht geht auch noch aufgebläht oder so)...das wirkte sich auf Sprache aber auch die Töne aus, die nicht immer sehr sauber waren...



    Da ist die Aufnahme unter Koch einfach fantastisch :D :jubel:


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Salut, Maik


    Antal Dotáti ist 1988 gestroben, er war damals 82jährig. Zu seiner Zeit war er einer der größten [der größte?] Haydn-Dirigenten aller Zeiten, weshalb ihn Elisabeth II. auch zum Ritter schlug [dies sicherlich nur in executiver Funktion, denn aus Überzeugung]. Er hat Haydns sämtliche Sinfonien mit der damals noch existenten Philharmonia Hungarica eingespielt und blieb seinem Stil dabei treu. Sicher sind manche Aufnahmen aus heutiger Sicht nicht gerade umwerfend, dennoch einmalig. Unter anderem leitete er auch das Stockholmer Philharmonische Orchester, sicherlich eines der Besten in Europa. Als Ungar setzte er sich übrigens sehr in nicht zu verachtender Weise für das Werk seiner Landmänner [Bela Bartók und Zoltan Kodály] ein.


    Die von Dir vorgestellte Aufnahme dürfte aus den Jahren 1975-1979 stammen. In dieser Zeit war er Chef des RPhO. Seine Qualitäten wurden auch durch die Verwendung von Stars wie Lucia Popp [auch Ungarin, soweit ich weiß], Werner Hollweg und Kurt Moll unterstützt. Was für Größen...


    Ich kenne weder den Chor bewusst, noch diese Aufnahme - aber spontan würde mein Griff genau diese Aufnahme als Favorit herauspicken. Möglicher Weise ist auch die Aufnahmequalität der 70er an dem "verquollenen" Hörerlebnis schuld.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    ich möchte ja auch diese Größen nicht in den Dreck ziehen oder irgendwie schlecht machen, aber das war so mein Höreindruck...
    Vielleicht lag es auch daran, dass ich die Ausschnitte jeweils nur einmal gehört hab (es war ja im Unterricht und keiner außer der Lehrer und mir hatten Interesse - es war also ein 2-Mann-Unterricht).
    Ich werde ihn am besten mal fragen, ob er mir die Aufnahme mal ausleiht und dann werde ich mich intensiver damit beschäftigen!


    Wenn es dann eine neue Erkenntnis gibt, werde ich sie dir und allen anderen hier mitteilen ;)


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Salut, Maik,


    ich habe Deine "Interpretation" auch nicht als "In-den-Dreck-Ziehen" aufgefasst; ich hatte mir [fast] gedacht, dass Du die Aufnahme ausschnittsweise im Unterricht gehört hast und vergaß den Vorshlag, die Aufnahme einmal insgesamt anzuhören. Der Gesamteindruck ist nämlich wichtig. Wie gesagt, kenne ich die Aufnahme nicht und kann deswegen wenig dazu sagen. Dazu kommt natürlich noch die "Geschmacksfrage", die hier im Forum immer hinreichend diskutiert wird, was aber wenig Sinn macht. Bestenfalls hat Dein Lehrer heute Perlen vor die Säue geworfen... [Dich natürlich ausgeschlossen]. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass Doráti eine Größe seiner Zeit war [Du warst gerade mal ein Jahr alt, als er starb?].


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das ist richtig, dass ich gerade einmal 1 Jahr war, als Dorati starb.


    Übrigens war es ein Wunsch-Thema von mir, auch mal die Schöpfung zu behandeln.
    Denn wir waren beim Thema geistliche Musik, aber nur die moderne (aber auch nicht klassische moderne).
    Ich wollte oder dachte mir, dass wir auch bei diesem Thema die Klassik nicht vernachlässigen sollten und überlegte mir ein bekanntes Werk, was ich meinem Lehrer vorschlage und dies war die Schöpfung.


    Dann bereiteten mein Lehrer und ich uns auf das Thema vor.
    Ich durfte 2 meiner Lieblingsausschnitte vorspielen lassen (aber von seiner Aufnahme) und sollte dann nochwas dazu sagen.
    Ein dritten Ausschnitt hat er ausgewählt (wir haben zuerst seinen und dann meine behandelt).


    Also war es wenn dann auch ein wenig meine Schuld, dass er diese Perlen vor die Säue warf, um bei deinen Worten zu bleiben...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Meinen Gruß den Herren Basilio, Felipe und Maik!


    ich kann nur in Euren Chor der Koch-,Schreier-,Adam- Verehrer einstimmen. Das ist eine tolle und unerhört vitale Aufnahme mit grandiosen Einzelleistungen.


    Kennt jemand die Sony- Aufnahme unter Bruno Weil? Ich hab nur mal den Eingangschor gehört, das"... und es ward...LICHT" klang satt und überzeugend!
    Aber ich hab mir diese Aufnahme bisher nicht zugelegt, da der gute Helmut Koch für mich keine Wünsche offen läßt!


    Übrigens - bei aller Freude an der" Schöpfung": die " Jahreszeiten" erschließen sich mir bisher kaum. Dieses Werk wirkt seltsam bemüht, steifleinen und - ja haut mich nur- seltsam langweilig :stumm:! Vielleicht liegts an den Aufnahmen ?( - habt Ihr einen Tip für mich?


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo Oolong!!


    Mir ging es mit den Jahreszeiten ähnlich. Es konnte mir keine Aufhanme ein "Wow, Super" entlocken. Aber als ich eine Aufnahme von Dorati hörte war ich glücklich und zufrieden. (Genaueres bei den Jahreszeiten, weis jetz gar nicht obs einen Thread gibt :stumm:


    Probier eine von ihm, da wirst du sicher zufrieden sein!!!


    Mfg Joschi


    PS: In einer Walter Berry Collection von EMI gibts "Schon eilet früh der Ackersmann" aus den Jahreszeiten. Weltklasse!!!

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  • Hallo,


    ich habe kein Problem mit den "Jahreszeiten", besonders liegt mir der Chor "Komm, holder Lenz" am Herzen.
    Aber das gehört nicht hierher, denn es gibt tatsächlich einen Thread zum Thema, und das wäre genau hier.



    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    gestern noch über Tamino-Schätze gepostet und heute durch Zufall wieder einmal fündig geworden.


    @antaeus24,
    Zitat:
    habe ich eine eindeutige Referenz, ohne Stimmgiganten, ewigen Überdirigenten oder Anspruch an (historische)"Jahrhundertaufnahme": J.E. Gardinder und der Monteverdi Choir.
    --------------------------------------------------------------------
    In dieser Aufnahme erweist sich Gardiner wieder einmal mehr als ein unermütlicher Arbeiter im Ausfeilen
    und der Interpretation "Grosser Werke".
    Die Brillianz des Monteverdi Choirs aufgrund einer großartigen Stimmbildung und ihres Gesangs-Studiums
    - hier handelt es sich hier um grossartige Sänger -, die auch solistisch von Gardiner ungemein gefördert werden für eine angehende Gesangskarriere.


    Die Baroque Soloists überzeugen immer wieder durch ihre überragende Intonation und barocke Wiedergabe, so daß aus diesem Grunde schon von einer großartigen Referenz-Wiedergabe - der Schöpfung von Haydn - gesprochen werden kann.
    Sie wurde zu Recht in 1997 als die CD des Monats gekürt.




    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Skandal! Ich seh grad, daß hier Karajans Studio-Einspielung nicht genannt wurde. Ich besitze die Schöpfung nur in den Aufnahmen von Karajan (DG Originals) und Bernstein (Sony[!]). Eigentlich klar, daß unter diesen Umständen Karajans Aufnahme bei mir beliebter ist, denn Bernstein New Yorker Aufnahme sollte nicht der Rede wert sein.
    Dummerweise starb Wunderlich zwischen den Aufnahmesitzungen, so daß es eine Vielzahl an Solisten in dieser Produktion gibt. Dennoch finde ich das alles homogen und auch Karajans Dirigat halte ich für die Schöpfung für angemessen.


    NACHTRAG: ICH BIN EIN ESEL *IAHHH* , selbstverständlich hatte Alfred Karajan im Eröffnungsthread erwähnt....




    Und dann gibts da noch zwei weitere Karajanschöpfungen: eine ganz neu veröffentlichte Live-Aufnahme der Schöpfung aus Salzburg - diesmal singt Wunderlich alles, was für ihn vorgesehen war, und eine Digitalaufnahme aus Wien. Was ist von diesen beiden Aufnahmen zu halten?



    Stimmt an die Saiten! Gruß, Markus

  • Ich muß eingestehen, daß mir ein weiterer Fehler unterlaufen ist. Ich hatte vergessen, daß ich auch im Besitz bin der DG-Aufnahme von James Levine, welche schon alleine wegen der wunderbaren Kathleen Battle besitzenswert erscheint. Joachim Kardinal Kaiser lobte diese Aufnahme auch sehr.



    Berliner Philharmoniker, 1987, Studio (!) (Daß Karajan sowas erlaubt hat... :D 8o :evil: )

  • Ich bin eben auf diese Aufnahme gestoßen:



    Bonney, Blochwitz, Rootering, Bär, Wiens
    RSO Stuttgart, Marriner



    Kennt sie vielleicht jemand?
    Oder weiß jemand, wie Marriner Haydn dirigiert oder wie die Solisten sonst sind? (Okay, dass mit dem Dirigenten hat nichts zu bedeuten, wie man bei Dorati gesehen...gehört hat...apropos, ab morgen kann ich meinen Lehrer wieder nach der CD fragen! :D)


    Da die CD nicht sonderlich teuer ist, interessiert mich, was ihr dazu zu sagen habt. Denn sie ist auf den "Weihnachtswunschzettel" gerutscht ;)


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Salut Maik,


    alle Solisten sind spitzenmässig, besonders hervorzuheben Bonney, Bär, Blochwitz und Wiens.


    Lass sie Dir mal schön schenken!


    Schönen Sonntag,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    kann mir jmd. sagen ob dies die berühmte 1943er Aufnahme von Clemens Krauss ist?


    Schon mal vielen Dank.

    Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.
    - Albert Einstein (1879-1955)

  • Die Aufnahme von C. Krauss ist wirklich außerordentlich gut, trotz des hohen Alters!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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