Das ist ja eine völlig andere Cosi - Karl Böhm vs. Rene Jacobs

  • Liebe Forianer,


    Der Titel ist ein überraschter Ausruf von "Masetto", der heute das erste mal eine Version von Mozarts "Cosi fan tutte" unter Karl Böhm gehört hat, das er bislang nur in der Interpretation von Rene Jacobs kannte.


    Der Ausruf hätte von mir sein können - allerdings war bei mir die Reihenfolge umgekehrt. - Das bedeutet natürlich Prägung. Zumeist wird jene Aufnahme, mit der man ein Werk kennengelernt hat zur großen Liebe - alles weitere ist blassen (zumindest subjektiv)


    Da ich davon ausgehe, daß viele Taminoianer eine der Böhm-Fassungen - aber auch jene von Jacobs besitzen , bzw kennen - ermuntere ich Euch hiemit in diesem Thread Eure subjektiven Eindrücke dieser beiden doch so unterschiedlichen Werkauffassungen niederzuschreiben.


    Der Thread wird sich sicherlich relativ langsam entwickeln, weil ja nicht allzuviele die beiden Aufnahmen besitzen - aber dennoch halte ich die Frage für interessant....


    LG


    aus Wien


    Alfred





    Freundliche Grüße aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Das bedeutet natürlich Prägung. Zumeist wird jene Aufnahme, mit der man ein Werk kennengelernt hat zur großen Liebe


    Mir gehts da nicht immer so. Im Falle Böhm - Jacobs zum Beispiel. Da gebe ich derzeit der Jacobs-Aufnahme den Vorzug. Auch beim Figaro. Wie gesagt: derzeit. Das wird sich irgendwann auch wieder umkehren. Aber an der Figaro- und Cosi-Aufnahme von Jacobs kann ich mich momentan kaum satt hören. Das ist jedesmal (!) spannend, unglaublich theatralisch (was ja bei Studio-Einspielungen nicht immer selbstverständlich ist) und mit großer Freude an der Sache gemacht. Ich bin ja gespannt, ob es bald auch mal Don Giovanni und Zauberflöte von Jacobs geben wird. Ich würde es mir wünschen. Aber Mozart von Böhm vs. Jacobs ist ja ungefähr so, wie Wagner von Karajan vs. Solti ;)

  • Und das Schöne dabei ist, man muss sich nicht einmal entscheiden. Man kann diese Woche die eine Geliebte haben und nächste Woche die andere. Vollkommen ohne Probleme und keinerlei Furcht vor Komplikationen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo


    Vielleicht ist das für viele unvorstellbar - aber auch ich halte die Jacobs Aufnahme für das Beste was die Letzten Jahre auf dem Gebiet der Mozart-Oper aufgenommen wurde.


    Dennoch es ist eine sehr spezifische - eigenwilloige - subjektive Lesart, die sich Jacobs da zu eigen gemacht hat.


    Die Jacobs Aufnahme hat es in gewisser Hinsicht natürlich leicht zu punkten:


    Zum einen weil es schon jahrelang keinen ernstzunehmenden Nachfolger für Karl Böhm auf dem Gebiet der Mozartinterpretation gibt/gab.


    Zum anderen weil sie einige Facetten zum Leuchten bringt, die bei Böhm leicht unterbelichtet wirken - da meine ich etwa die Bosheit, die Schärfe, dias Grelle, und das hintergründig Böse....



    Und wie sagte Theophilius vorhin schon so richtig:


    Und das Schöne dabei ist, man muss sich nicht einmal entscheiden



    Freundliche Grüße aus Wien



    Alffred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Theophilus
    Und das Schöne dabei ist, man muss sich nicht einmal entscheiden. Man kann diese Woche die eine Geliebte haben und nächste Woche die andere. Vollkommen ohne Probleme und keinerlei Furcht vor Komplikationen...


    :hello:


    Da ist man sozusagen als eine Art diskographischer Don Giovanni unterwegs ("Volle sucht er für den Winter (traditionelle Interpretation), für den Sommer schlanke Kinder (HIP)"). Das gibt je nach Größe der Sammlung einen hübschen "Leporello"... :D

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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