"Kniet nieder... und weint!" - Humperdincks KÖNIGSKINDER

  • Angeregt durch einen kleinen Meinungsaustausch bei den "Wunschbesetzungen", eröffne ich mal einen eigenen Thread zu dieser Oper.


    Den Text verfasste die Dichterin Elsa Bernstein-Porges (eine Liszt-Enkelin und Nichte von Cosima Wagner, die später durch ein "gutes Wort" von Winifred Wagner das KZ Theresienstadt überleben sollte) unter dem Pseudonym Ernst Rosmer.


    Die erste Fassung von "Königskinder" (als Melodram) hatte 1897 in München Premiere. Die Uraufführung in der Fassung als Oper fand erst dreizehn Jahre später, am 28. Dezember 1910 in New York, statt (u.a. mit Geraldine Farrar und Hermann Jadlowker).


    death_goose.jpg
    (Uraufführung 1910. Hermann Jadlowker und Geraldine Farrar)


    Nach dem 2. Weltkrieg geriet das Werk zunehmends in Vergessenheit und findet erst in den letzten Jahren wieder den Weg auf die Opernbühne, in jüngster Zeit u. a. in Hagen, Cottbus und an der Bayerischen Staatsoper München.


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    (Annette Dasch und Robert Gambill in München)



    Es gibt bislang drei Einspielungen von "Königskinder":


    Die (allgemein als Referenzaufnahme gültige) Aufnahme der EMI mit Donath, Dallapozza, Prey und Schwarz unter Heinz Wallberg,



    dann eine (leicht gekürzte) Aufnahme des WDR von 1952 mit Peter Anders und Dietrich Fischer-Dieskau unter Richard Krauss



    und eine Einspielung aus dem Jahr 1996 mit Dagmar Schellenberger, Thomas Moser und Dietrich Henschel unter der Leitung von Fabio Luisi.


  • Immerhin, die Aufnahme mit Fabio Luisi besitze ich auch (wennglich damals beim Label "Calig" erschienen).


    Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich "die Königskinder" ewig nicht mehr gehört habe. Sobald ich mich durch meinen Schwung Neuerwerbungen gehört habe, hole ich das nach und teile dann meine Eindrücke mit...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Bei dieser Aufnahme ist für mich das eigentliche Highlight das tolle Dirigat von Luisi, der wirklich ein ausgesprochenes Gefühl für die Dynamik und Tempi des Werkes hat - da bleibt kein Detail der Partitur verborgen (wie das z. B., meiner bescheidenen Meinung nach ;), bei Wallberg der Fall ist). Dazu kommt der Spielmann von Dietrich Henschel, der fast aus der "Winterreise" zu kommen scheint.
    Moser und Schellenberger sind zwar stimmliche Glanzlichter (besonders Schellenberger weiss jede Regung der Gänsemagd zu gestalten), klingen aber für diese Partien dann doch zu "schwer" und zu alt.


    :hello:

  • Das ist eine jener Opern, denen ich vorbehaltlos zustimmen kann. Ich finde es geradezu genial, wie Humperdinck im ersten Akt einen Märchentonfall anstimmt, im zweiten Akt über eine intellektuell gefilterte Volkstümlichkeit die Naivität allmählich ablegt und im dritten Akt die Tragödie erreicht.


    Auch die Klangsprache selbst ist zukunftsweisend: Einerseits scheinen sich die (scheinbar) Konservativen wie Siegfried Wagner und Hans Pfitzner ("Rose vom Liebesgarten") anzukündigen, andererseits, vor allem im dritten Akt, auch der Schreker des "Schatzgräber".


    Insgesamt halte ich die "Königskinder" für eine der wenigen wirklich bedeutenden Opern der direkten Wagner-Nachfolge. Nicht verstehen kann ich, weshalb diese Oper fast völlig vergessen ist - zumal auch der Text keineswegs so simpel ist, wie er auf den ersten Blick scheint.

    ...

  • Schön, daß wir 2 auch einer Meinung sein können! :]


    Ich stimme Dir da vollkommen zu! :yes:


    Es wäre sicher interessant, einmal genauer auf das Libretto einzugehen. Da gehen die Meinungen, selbst bei den Befürwortern dieser Oper, ziemlich weit auseinander. Ich mag den Text irgendwie gerne (finde ihn sehr musikalisch), obwohl ich da auch immer zwiegespalten bin. Ich empfinde ihn eher sinnlich als sinnvoll. Es gibt aber auch immer wieder Stellen, die ich für total überflüssig halte, z. B. wenn die Gänsemagd im 1. Akt plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, singt: "Ich möcht eine Silberspindel" ?( (Wie? Was? Silberspindel? Wie kommt die jetzt darauf? ;))
    Es ist eben doch oft ein gewollt naiver, aber eher künstlicher Ton, nicht vergleichbar mit der tatsächlichen Naivität bei den Volksmärchen. Da klingt für mich eben doch oft der bourgeoise Künstler-Salon durch... Symbolhaftes um jeden Preis.


    Wer einen Blick ins Libretto werfen will:
    http://www.impresario.ch/libretto/libhumkoe.htm


    :hello:

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  • Ich gehöre sogar zu jenen, die das Libretto verteidigen.
    Wir müssen uns vor Augen halten, was wir da vor uns haben: Nämlich eine literarische Anomalie, ein Kunstmärchen.
    Kunstmärchen sind immer problematisch (wenn sie nicht so brillant satirisch sind wie die von Saltykow-Schtschedrin): Es ist eben keine Volksüberlieferung, sondern eine individuelle Kopfgeburt, in der eine Handlung mit Versatzstücken, soll heißen: typisierten Figuren, ausgedrückt wird.
    In der "Königskinderzeit" ist die Literatur voll von solchen Kunstmärchen, die eine vermittelnde Stellung zwischen romantischer Naivität und symbolistischer Raffinesse einnehmen. Es ist nahezu so, dass alles, was im Symbolismus nicht Lyrik ist, mehr oder weniger auf der Basis des Kunstmärchens steht. Ich nenne ein paar Autoren, die sich kunstmärchendichtend betätigt haben, um zu zeigen, dass das keine reine Flucht in die Pseudonaivität war,sondern ein literarisch ernst zu nehmendes Zeitphänomen: Gerhart Hauptmann, Maurice Maeterlink, Valeryj Brjussow, Leonid Andrejew, August Strindberg, Alexej Remisow, Oscar Wilde und und und


    Der Unterschied zur "Königskinder"-Autorin ist, daß die genannten eben Dichter waren und Elsa Agnes Bernstein-Porges war eben nur eine Librettistin und Kinderbuchautorin (die übrigens von den Nationalsozialisten in das KZ Theresienstadt verschleppt wurde, aber auf Intervention von Winifred Wagner eine Sonderbehandlung bekam und den Terror überlebte).
    Bernstein-Porges leistet meiner Meinung nach durchaus gute Arbeit: Das Szenarium bzw. die Handlung ist ansprechend, einzelne Sprachbilder haben wirklich Kraft ("Verdorben - gestorben"), die inkriminierte Silberspindel ist verstiegen, gefällt mir persönlich aber als Sprachbild. Das ist eben der Symbolismus - daß manchmal (scheinbar) sinnlose Sätze eingestreut werden, so, als kämen sie geradewegs aus dem Unterbewußtsein. Und der Schlußgesang des Spielmanns ist meiner Meinung nach wirklich eine Dichtung, die hinter entsprechende Stellen, etwa aus Hauptmanns "Hanneles Himmelfahrt" keineswegs zurückfällt.


    Was für mich diese "Königskinder" aber so unglaublich reizvoll macht, ist, daß sie eine solche Wirkung hatten: Schönberg entlehnt aus der Melodramfassung seine Sprecher-Deklamation bis in die Notierung hinein; Schreker komponiert im "Schatzgräber" den expressionistisch angehauchten Bruder der "Königskinder"; Siegfried Wagner lernt von Humperdinck seinen ganzen Stil (Papa Richard und Mama Cosima wußten schon, wem sie ihren Sohn zur musikalischen Ausbildung anvertrauten - jenem Komponisten nämlich, der würdig genug war, für einen Anlaßfall das letzte "Parsifal"-Zwischenspiel zu verlängern!); dazu kommt dann noch eine Masse heute völlig vergessener Komponisten wie Paul Graener, Julius Weismann, Erich Sehlbach etc. etc.

    Ich werde den Verdacht nicht los, daß an der ganzen Fehleinschätzung Humperdincks als liebenswürdiger aber weitgehend unerheblicher Märchenopernkomponist sein Name schuld ist: Engelbert Humperdinck - das klingt so betulich, so liebenswürdig umständlich wie von Jean Paul erfunden. So jemandem traut man "Hänsel und Gretel" zu (auch diese Oper gründlich mißverstehend), aber niemals ein Werk wie "Königskinder"!

    ...

  • Zitat

    (die übrigens von den Nationalsozialisten in das KZ Theresienstadt verschleppt wurde, aber auf Intervention von Winifred Wagner eine Sonderbehandlung bekam und den Terror überlebte)


    Darauf hab ich eingangs auch schon hingewiesen, da ich es doch für recht wissenswert halte.


    Wie gesagt: ich bin auch ein Freund und Verteidiger des Textes, trotz meines etwas zwiespältigen Verhältnis zu einigen Stellen (Das geht mir aber z.B. mit Hofmannsthal oder Oscar Wilde ähnlich - die ich aber auch sehr liebe). Wenn Du "Verdorben! Gestorben" ansprichst kommt mir sofort dieser einfache, aber tief berührende Satz "Kniet nieder - und weint!" in denn Sinn. Das drückt für mich schon die wesentliche Essenz des Stückes in einem Satz aus (und ist auch ein guter Rat fürs Publikum).


    Die Fehleinschätzung Humperdincks liegt sicherlich auch an dem Umstand, das er heute wirklich nur als "Ein-Werk-Komponist" bekannt ist. Hinzukommt, daß dieses eine Werk dann auch fest in der deutschen Weihnachtstradition verankert ist und von den Opernhäusern doch oft in antiquierten - aber kassenfüllenden - Inszenierungen regelmäßig zur Adventszeit ausge :kotz: wird.
    In diesem Sinne ist "Königskinder" sicherlich schlecht zu verwerten. Und wer will sich gerade heute schon anschauen wie die Individualität an der Eingeschränktheit der Gesellschaft zu Grunde geht?? Nötig wäre es allerdings...

  • Zitat

    Darauf hab ich eingangs auch schon hingewiesen, da ich es doch für recht wissenswert halte.

    Sorry, glatt überlesen... :O



    Zitat

    und von den Opernhäusern doch oft in antiquierten - aber kassenfüllenden - Inszenierungen regelmäßig zur Adventszeit ausge :kotz: wird.

    Mir immer schon unbegreiflich - was hat "Hänsel und Gretel" mit Weihnachten zu tun? Die Knusperhex' ist doch nicht Santa Claus; und das mir sympathischere Christkind schon gar nicht...!

    ...

  • Nun, ich gebe ja zu, daß auch ich an Weihnachten gern meinen "Hänsel" höre, aber es ist doch wesentlich mehr als ein "Tanten-zwingen-ihre-lieben-Kleinen-an-Weihnachten-in-die-Oper"-Schmankerl. ;)

  • Hallo,


    mich freut es sehr, daß eine meiner absoluten Lieblingsopern hier bei einigen auf geößere Zustummung stößt.


    Ich hatte das Glück, gegen Ende meiner Schulzeit - vor über 25 Jahren - die Königskinder in einer sehr packenden und werkgerechten Inszenierung im Aachener Stadttheater erleben zu können. Damals war ich völlig hingerissen und habe bestimmt acht oder neun Vorstellungen besucht.
    Warum diese melodisch ungemein inspirierte und handwerklich meisterhaft gearbeitete Oper so selten auf der Bühne realisiert wird, ist mir bis heute ein Rätsel.
    Ich besitze die Aufnahmen unter Wallberg (damals direkt nach der Aachener Aufführung gekauft) und unter Kraus. Bei Wallberg gefällt mir das Dirigat und das Orchester nur mäßig gut (aber dafür finde ich Helen Donath als Gänsemagd fantastisch) die Kraus-Aufnahme (mit teilweise sehr guten Sängern) ist halt arg historisch und besonders in Hinsicht auf den Bläserklang gewöhnungsbedürftig.
    Aber bei der Oper gilt für mich viel stärker als bei anderen Gattungen, daß die Konserve das Live-Erlebnis nur sehr bedingt ersetzen kann.
    Ich warte also sehnsüchtig auf eine Neuinszenierung der Königskinder an einem Theater in meiner Nähe....


    Viele Grüße


    Bernd

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  • Nachdem ich die Aufnahme mit Fabio Luisi mal wieder nach langer Zeit gehört habe, kann ich mich den vielen positiven Meinungen nur anschließen.


    Edwin hat die Vielschichtigkeit bzw. der vielen Facetten der Musik imo sehr gut beschrieben. Die "Königskinder" erschließen sich musikalisch sicherlich nicht so schnell wie "Hänsel und Gretel", aber man hört sich imo auch nicht so schnell "satt" daran.


    Demnächst wird wohl die Wallberg-Aufnahme "dran glauben" müssen... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo


    Ich habe mir heute, wie man im entsprechenden Thread nachlesen konnte, heute die Wallberg-Aufnahme gekauft, da "Hänsel und Gretel" (ich besaß sie noch nicht) nicht in der von mir gewünschten Aufnahme vorhanden war.


    Sicher ist diese Oper nicht im Zentrum meiner Hauptinteressen (Bel Canto, Große Französische Oper, Deutsche Spieloper und Mozart plus Zeitgenossen) angesiedelt.


    Dennoch - ich war mehr als beeindruckt
    Man muß sich (was ich nur selten tue, Oper genügt mir zumeist akustisch) das Ganze auf einer Opernbühne vorstellen .


    Sehr wirkungsvoll auch der Kontrast zwischen "wagnerischem Bombast" und volksliedhaftem Ton. Einige Musiknummern sind zudem Kabinettstücke subtilen Humors (Die Suche nach dem Hahnenei) trotz des tragischen Ausgangs dieser Oper. Ich halte dieses Märchen übrigens für Kinder ungeeignet - auch Erwachsene mögen Märchen.


    Ich finde an der Wallberg-Aufnahme nichts gröberes auszusetzen - kenne allerding die Luisi-Aufnahme nicht.


    Immerhin habe ich - Laller sei Dank :D - nun auch dieses Werk im Schrank stehen. Und genau das würde ich jedem Opernfreund raten, der dieses Genre schätzt.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred: Immerhin habe ich - Laller sei Dank :D - nun auch dieses Werk im Schrank stehen. Und genau das würde ich jedem Opernfreund raten, der dieses Genre schätzt.

    Ich freue mich, daß meine Lieblings-Oper hier doch auf einige Zustimmung stösst und sich andere Forums-Mitglieder bzw. -Admins eine Aufnahme zulegen bzw. mal wieder aus dem CD-Regal hervorkramen. :]



    Zitat

    Original von Alfred: Ich halte dieses Märchen übrigens für Kinder ungeeignet - auch Erwachsene mögen Märchen.

    Natürlich ist diese Oper für Kinder ungeeignet:
    1. ob ihrer Länge (knapp 3 Std.)
    2. wegen des - selbst für Erwachsene - recht komplizierten Inhaltes (der selbst von Opernführern oder Humperdinck-Spezialisten oft falsch wiedergegeben wird)
    3. wegen der Musik, die vom Hörer über drei Stunden volle Aufmerksamkeit erfordert und nicht auf jeden eingänglich wirkt.


    Ich persönlich halte aber auch H&G nicht für eine "Kinderoper", wenn es auch weitaus mehr für Kinder geeignet ist, da die Handlung des Märchens (obwohl in der Dramatisierung stark verändert) doch recht bekannt und nachvollziehbar ist. Man sollte nicht den Fehler machen, und in Humperdinck nur den netten Märchenonkel sehen. Auch H&G ist IMO ein recht durchdachtes und hintergründiges - und gar nicht so naives - Stück, an dem auch jeder Erwachsene etwas für sich finden kann. Man schaue (besser: höre) sich einmal an, wie geschickt und bewusst Humpi dort allein die volksliedhaften Zitate anwendet und einer Durchführungstechnik unterwirft. Dazu kommt seine meisterhafte Orchestrierung. Nicht ohne Grund ist Humperdincks Musik bei seinen Kollegen (z.B. Strauss oder Mahler) auf große Zustimmung gestoßen.


    "Königskinder" scheint aber doch ein Spezial-Fall zu sein. Obwohl ich immer wieder von Musikern, die an einer Aufführung dieses Werks beteiligt waren (seien es Orchestermitglieder, Dirigenten oder Sänger), höre, daß sie zutiefst überrascht und berührt waren und hoffen, dieses Stück bald wieder aufführen zu dürfen, scheint das Publikum oft anderer Meinung zu sein. Liegt es daran, daß die meisten mit der Erwartung auf ein zweites H&G in diese Oper gehen? Oder spiegelt "Königskinder" doch etwas wieder, in dem sich die heutige Gesellschafft mitsamt ihrer Hohlheit und Uniformiertheit zu stark reflektiert sieht? Oder sind die Inszenierungen einfach schlecht? Und wie könnte man diesem Stück gerecht werden? Nur mit einem hübschen Wald und zwölf lebenden Gänsen sicher nicht.

  • Hallo,


    daß die Königskinder so selten aufgeführt werden, liegt meines Erachtens kaum an der fehlenden Publikumsakzeptanz. Jeden, der einigermaßen Zugang zur Oper der deutschen Spätromantik hat, beeindruckt dieses Meisterwerk musikalisch enorm.
    Das Problem hängt wohl eher mit dem gegenwärtigen Kulturbetrieb zusammen. Werke wie die Königskinder (oder Pfitzners Rose vom Liebesgarten oder Wolf-Ferraris Himmelskleid) sind für diejenigen, die an den Schalthebeln sitzen, nicht attraktiv, ihre Komponisten gelten als antiquiert und rückständig.


    Zur Frage der Inszenierung: Was genau spricht gegen einen "schönen Wald"? Warum reicht es nicht, diese Oper in etwa so zu zeigen, wie sie von ihren Schöpfern gdacht war? In der Aufführung, die ich damals gesehen habe, wurde, wie gesagt, auf alle modernen Regietheatermätzchen verzichtet, ohne daß das Stück seine Wirkung aufs Publikum verfehlt hätte. Man mußte sich frühzeitig um Karten kümmern, die Vorstellungen waren fast alle ausverkauft.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Was genau spricht gegen einen "schönen Wald"?


    Die Erfordernisse des Regietheaters...
    Ich kenne eine Inszenierung von Schrekers "Gezeichneten", in der das Eiland "Elysium" ein WC war; man spritzte sich mit Drogen voll. Irgendwie scheint's zu passen - und dennoch ist es Quatsch.

    ...

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  • Tut mir leid, wenn ich das Forum hier mißbrauche.


    Ein Stammkunde sucht eine Einspielung der Königskinder, die wohl vor nicht allzu langer Zeit im Opernglas besprochen wurde. Leider weiß er nur noch, daß die Einspielung auf dem Label "Accord" erschienen ist. Nachforschungen meinerseits führten ins Leere, auch ein Anruf bei Universal führte zu nichts. Gibt es hier jemanden, der mir weiterhelfen kann?


    Nochmals Entschuldigung,


    :hello: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...


  • Was möchtest du nun wissen?
    Bei Eingabe von Humperdinck, Königskinder und Accord in Google kam ich nach vier Sekunden auf dieses Ergebnis:


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Melot1967


    Was möchtest du nun wissen?
    Bei Eingabe von Humperdinck, Königskinder und Accord in Google kam ich nach vier Sekunden auf dieses Ergebnis:



    Über die bin ich auch gestolpert. Bin allerdings davon ausgegangen, daß Hänssler bzw. Profil nichts mit Accord zu tun hat, da das Label wohl immer noch bei Universal gelistet ist... Sorry für die Umstände. Ich werde die CD mal vorschlagen. Danke.


    PS: 4 Sekunden? Langsame Verbindung? :pfeif:

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    PS: 4 Sekunden? Langsame Verbindung?


    Was hat die Geschwindigkeit der Verbindung damit zu tun, wie lange Google für das Suchen braucht? 8-)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Übrigens,


    die fraglichen Königskinder kamen ursprünglich auf CALIG heraus. Vielleicht hat sich der gute nur verhört oder nicht richtig erinnert.


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Suchbegriff an Server übertragen -> Suchen (dauert dann bei jedem gleich lange) -> Treffer an Rechner übertragen.
    Kann auch sein, daß ich das falsch verstanden habe, aber 2 von den 3 Punkten hängen doch an der Übertragungsgeschwindigkeit, oder? ?(



    Edit: Danke, danke, danke. Das hilft mir weiter! Schönen Abend noch!


    :hello: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Übrigens,


    die fraglichen Königskinder kamen ursprünglich auf CALIG heraus. Vielleicht hat sich der gute nur verhört oder nicht richtig erinnert.


    Hallo Theophilus,


    Ich habe Der Waffenschmied auf CD in zwei Versionen. Auf LP hatte ich die EMI-Version mit Prey. Als ich versuchte meine LPs zu ersetzen durch CDs, gab es nur eine CALIG-Aufnahme.


    Immer schaute ich aufs Internet, und plötzlich entdeckte ich bei Amazon eine gebrauchte Prey-Version. Sofort bestellt. Der (deutsche) Händler schickte mich eine ganz neue Version des Waffenschmiedes:



    Es zeigte sich, daß dies meine CALIG-Version ist. Nur anderes Cover und anderes Label.


    Der Händler schickte mich, als ich mich beschwerdete, mit viel Mühe die gefragte Preyversion. Er konnte sie zuerst nicht finden. ?( :rolleyes:


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    CALIG war ein Label, das sich auf Wiederveröffentlichungen spezialisiert hatte (am bekanntesten wohl die Ausgabe der Rundfunkmitschnitte von Meistersinger und Parsifal unter Kubelik). CALIG scheint aber seit einigen wenigen Jahren vom Erdboden verschwunden zu sein, und die Aufnahmen tauchen bei anderen Labels auf (z.B. Audite oder Hänssler).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Hans Sachs
    Suchbegriff an Server übertragen -> Suchen (dauert dann bei jedem gleich lange) -> Treffer an Rechner übertragen.
    Kann auch sein, daß ich das falsch verstanden habe, aber 2 von den 3 Punkten hängen doch an der Übertragungsgeschwindigkeit, oder? ?(


    :hello:Jürgen


    1. Suchbegriff an Server übertragen: würde auch gemorst keine nennenswerte Zeit beanspruchen.


    2. Suchen: Google muss seine Serverplantagen nach Artikeln mit dem Suchbegriff durchforsten.


    3. Die Antwort: Google sendet die ersten 10 Treffer, das sind vielleicht 1000 bis 1500 Zeichen und ein paar Mini-Graphiken. Selbst ein normales Analogmodem schafft etwa 6000 Zeichen/s...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Endlich gibt es auch den Live-Mitschnitt der konzertanten Aufführung aus Montpellier im Juli letzten Jahres auf CD.



    Königssohn: Jonas Kaufmann
    Gänsemagd: Ofelia Sala
    Spielmann: Detlef Roth
    Hexe: Nora Gubisch
    ML: Armin Jordan

  • Und so gut die Montpellier-Aufnahme ist: Leider ist es wieder die Opernfassung! Es sollte sich wirklich einmal jemand trauen und das Melodram einspielen, das Schönbergs Sprechgesang bis in die Notierung hinein vorwegnimmt und mir zumindest im Klavierauszug einen geradezu aufregenden Eindruck macht.


    :hello:

    ...

  • Arme Königskinder - eine derart romantische Dichtung vor dem Goldgrund einer durchgehend feinsinnigen Partitur hat es schwer im heutigen Regietheater. Immer seltener turtelt das Titelpaar auf deutschen Opernbühnen. Der letztjährige Münchener Versuch, sie fest im Repertoire zu etablieren, scheiterte an unüberwindbarer Kluft zwischen Regie und Komposition: Die Königskinder versanken nach abgelaufener Spielzeit wieder tief hinab auf den Meeresgrund der verkannten Meisterwerke. Dass sie ein solches wirklich sind, davon können sich nicht nur Partiturleser überzeugen. Auch die neue CD-Einspielung ist dazu bestens geeignet. Es ist - neben einigen Schellackschnipseln - die 4. Aufnahme.
    3 Gesamtaufnahmen
    Die 1. aus den 50er Jahren trumpft auf mit einem hoch motivierten Fischer-Dieskau als Spielmann und der stimmgewaltigen Hexe von Ilse Imme-Sabisch. Das Kölner Rundfunkorchester entfaltet unter Richard Kraus herrlichen Wohlklang. Da tut’s nichts zur Sache, dass der Ton an einen alten Kinofilm erinnert. Irgendwie mag man das sogar und fasst sich verwundert an die Ohren, weil einem auf einmal klar wird, wie gerne sich die frühen Filmkomponisten bei Humperdinck bedient haben. Alles ist ganz stimmungsvoll, ganz zauberhaft – wenn nicht die Hauptdarsteller fehlbesetzt wären. Peter Anders als Königssohn klingt schon arg gelangweilt und man mag kaum glauben, dass diese Partie an der Bayerischen Staatsoper zu seinen Paraderollen gehörte. Käthe Möller-Siepermann ist als Gänsemagd wenigstens durchgehend feinfühlig, doch vom Timbre her wenig königlich und irgendwie verkniffen. Schade!
    Wallberg
    Die 2. Aufnahme aus den 70er Jahren ist durchgehend prominent besetzt. Ein enormer Kraftakt, der das Zeug zur Kultaufnahme hätte, wenn – ja, wenn nicht Heinz Wallbergs Dirigat absolut kontraproduktiv wäre. Im Stechschritt hetzt er das Münchener Rundfunkorchester durch die Märchenwelt und es bleibt ein Wunder der Sangeskunst, dass es dem Ensemble dennoch gelingt, echten Zauber zu entfalten. Helen Donath ist die Märchenprinzessin, die einem Walt Disney im Kinopanorama alle Ehre machen würde. Sie lebt, liebt und leidet, dass man ihr die Königskrone bedingungslos auf den Scheitel setzen möchte. Mit kleinen Abstrichen gilt das auch für Adolf Dallapozza als Königssohn. Prey als Spielmann, die Schwarz als Hexe, Unger und Wewel, Brigitte Lindner – klingt wie das Bayreuther „Who is who“ der 70er. Wie hätte dieses Ensemble unter Fabio Luisi geklungen? Der taucht in der folgenden Einspielung voll ein in die Humperdinck’schen Klangwelten. Derart feinfühlig, dass man im Vergleich zur Wallberg-Aufnahme meint, eine völlig andere Oper zu hören. Luisi liebt die Partitur bis in die kleinste Note. Er lichtet auf und nimmt den Beckmessern den Wind aus den Segeln, die den Komponisten bis zum Erbrechen immer in die Wagnerschublade legen. Allein die Szenen unter dem Lindenbaum sind den Kaufpreis wert. Das Ensemble ist durchgehend gut, verfügt aber leider nicht über die nötige Glaubwürdigkeit. Thomas Moser und Dagmar Schellenberger bieten als Königskinder höchste Sangeskunst, klingen aber zu gesetzt. Derjenige, der neben Luisi, die Aufnahme unentbehrlich macht, das ist Dietrich Henschel. Er ist der Spielmann der Spielmänner. Perfekt.
    Jordan
    Die jüngste Aufnahme ist ein Konzertmitschnitt aus Montpellier. Armin Jordan geht die Sache wie Luisi an. Auch bei ihm hört man die Celesta, die bei Wallberg gnadenlos untergeht. Er lässt sich wie Luisi viel Zeit, lässt den Wald raunen und rauschen, das Sonnenlicht durch das Stadttor funkeln und das Abendrot flammen. Die Sängerriege wird beherrscht von Jonas Kaufmann. Er ist der strahlende Märchenprinz. Unglaublich, welch samtigen Töne er seiner Rolle entlockt. An ihn kommt keiner der vorangegangenen Königssöhne heran, auch wenn er im Liebestod einmal bei der Höhe patzt. Als Gänsemagd steht ihm Ofelia Sala zur Seite. Weniger Disney wie die Donath. Ein bisschen wie Audrey Hepburn, die schließlich Holllywoods Märchenprinzessin par excellence war. Ein bisschen, wie Elisabeth Schwarzkopf, die Primadonna Karajans – und schwupps: Irgendwie nimmt man der Sala die verkannte Königstochter voll ab. An ihrem Bittgesang kann sich nur noch Annette Dasch in der letzten Münchener Produktion messen. Wunderschön - doch leider ist der Münchener Premierenmitschnitt nicht im Handel erhältlich. Nora Gubisch ist die Hexe aus dem Bilderbuch. Herrlich böse, erinnert sie an die Leistung der Imme–Sabisch aus der Ersteinspielung. Der Rest des Ensembles hadert ein wenig mit der deutschen Sprache, schlägt sich aber wacker. Insgesamt: Eine herrliche Einspielung, die einen tief eintauchen lässt in die Humperdinck’schen Klangwelten und die optische Krücke des Theaters vergessen macht. Wie schrieb noch eine Rezensentin der verkrampften Münchener Königskinder-Inszenierung aus dem Jahre 2005: „Die Romantik hat schon so manches überlebt. Sie wird auch das überleben.“ Bis dahin pflanzen wir uns eigene Humperdinckwälder – mit Imme-Sabisch, Kaufmann, Henschel, Donath und Luisi. „Tapfer, wer nimmer der Furcht empfunden, tapferer, wer die Furcht überwu

  • Zitat von Der-wonnige-Laller

    Schön, daß wir 2 auch einer Meinung sein können! :]


    Es gibt aber auch immer wieder Stellen, die ich für total überflüssig halte, z. B. wenn die Gänsemagd im 1. Akt plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, singt: "Ich möcht eine Silberspindel" ?( (Wie? Was? Silberspindel? Wie kommt die jetzt darauf? ;))


    Hallo Laller,


    die Spindel ist ein Märchensymbol, wenn ein Mädchen sich danach sehnt, einen Hausstand zu gründen. Ich gebe Dir allerdings recht, dass es etwas arg deplaziert wirkt, da die Rolle ansonsten sehr direkt und eher kindlich naiv angelegt ist. Aber so war's halt im Jugendstil, immer arg verwurschtelt. Nichtsdestotrotz, liebe auch ich das Textbuch, vielleicht auch gerade wegen derartiger Auswüchse.


    CU,
    Knusperhexe

  • Zitat von Bernd Schulz

    Hallo,


    mich freut es sehr, daß eine meiner absoluten Lieblingsopern hier bei einigen auf größere Zustimmung stößt.


    Ich hatte das Glück, gegen Ende meiner Schulzeit - vor über 25 Jahren - die Königskinder in einer sehr packenden und werkgerechten Inszenierung im Aachener Stadttheater erleben zu können. Damals war ich völlig hingerissen und habe bestimmt acht oder neun Vorstellungen besucht.


    Hallo Bernd,


    magst Du mal die Aufführung beschreiben? Kenn nur ein paar Fotos und das Programmheft aus Aachen - habe ich mir schicken lassen. Aber wie war z.B. das Stadtbild? Wie war die Sache mit den Gänsen gelöst?


    LG,


    Knusperhexe

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