Die (Musik)-Welt in 200 Jahren

  • Hallo liebe Taminos,


    was mir in letzter Zeit häufig durch den Kopf geht ist Folgendes:


    Welche Rolle wird die Musik in 200 Jahren spielen? Ich denke, dass dann keine Kriege mehr geführt werden, Maschinen als Arbeitskräfte ausreichen (ein paar Lehrer ausgenommen), und der Wohlstadt sich auf
    hohem Niveau befindet und gleichmäßig verteilt ist.


    Meines Erachtens werden sich dann die Menschen zwangsläufig den Künsten widmen,
    da ja sonst kaum weitere Beschäftigungsmöglichkeiten bleiben. Natürlich am Meisten der
    Schönsten aller Künste: der Musik.


    Eure Meinung?

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Optimist,


    Das Öl ist alle; Steinkohle wurden etwas eher in Übermaß benützt weil Radioaktive Vergiftigung weltweit herrschte (idiote Fanatiker!). Dadurch änderte das Klima so sehr, das große Teile der Erde fast wie eine Wüste wurden.


    Die wenige Menschen die es noch gab, mußten täglich mit der Sonne leben und die wenige Äcker sorgfältig pflegen. Denn es gab ja eine furchtbare Insektenfraß.
    Nur die Schamane wußten etwas von Buchstäbe. Sie hüteten die wenige gerette Bücher, aber verstanden ja nichts davon.
    Und sie waren diejenigen, die sich mit Musik beschäftigten: während ihre Geistertänze.


    LG, Paul

  • Na, da wird sich nicht viel ändern. Viel hat sich ja in den letzten 100 Jahren auch nicht geändert. Das mit dem Wohlstand auf hohem Niveau und der totalen Vergiftung kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor, dass sich die Menschen mit KUNST beschäftigen werden, ist natürlich völlig ausgeschlossen ...

  • Salut,


    SMOBs in Aussicht gestellte Zukunft ist sehr verlockend - ich könnte mir unter diesen Voraussetzungen durchaus vorstellen, auch in 200 Jahren zu leben!


    Allerdings glaube ich nicht daran, dass Lehrer noch notwendig sind [was ein Glück]. :stumm:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo SMOB,


    irgendwie kommt mir deine Vorstellung der Zukunft bekannt vor. Nur dass diese Prognose (oder Wunschvorstellung?) vor längerer Zeit für das Heute herausgegeben wurde. Leider ist nichts draus geworden und ich fürchte, auch in 200 Jahren bleibt das ein schöner Traum.


    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Hmm ... ich bin da sehr pessimistisch.


    Wie Paul schon schrieb: Das Öl ist alle, die Kohle auch, das letzte Holz geht gerade zur Neige.
    Die unsinnigste Verwendung von Erdöl überhaupt ist das Verbrennen!
    Ohne Öl werden wir Kunststoffe und somit viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr herstellen können.


    CD's und Schallplatten aus den früheren Jahrhunderten sind längst requiriert worden in der Hoffnung, durch Recycling das Ölzeitalter noch irgendwie verlängern zu können.
    Die Nahrung ist knapp geworden. Mittlerweile 15 Milliarden Menschen auf unserem Planeten haben fast alles Eßbare verspeist und jeden Quadratmeter Wald gerodet um Nahrung anzubauen.


    Jede Art der melodischen Aneinanderreihung von Tönen wurde in Europa bei Strafe der Steinigung schon vor 150 Jahren verboten - schließlich steht im Koran nichts über Musik und Vergnügen jeder Art ist ohnehin eine Verderbtheit Satans!


    Es soll noch irgendwo im Untergrund Anhänger eines alten Kultes geben, die heimlich Gesängen irgendwelcher altertümlichen Gestalten mit Namen wie "Michael Jackson", "Elvis Presley" und "The Beatles" lauschen.


    Ganz früher hat es wohl auch mal Menschen gegeben, die, so die Sage, Klänge von Leuten mit so komischen Namen wie "Bach", "Beethoven", "Mozart" gehört haben ... aber das ist schon lange Legende.


    Die letzten dieser Menschen wurden verbrannt, weil sie verdächtigt wurden mit der Sekte der "Christen" zu sympathisieren.
    Die Werke jener "Bach", "Beethoven", "Mozart" und anderer Ungläubiger sind längst verklungen, ihre aufgeschriebenen Töne vergessen und verweht ...



    Mit pessimistischen Grüßen (und in der Befürchtung tatsächlich Realist zu sein):


    Euer Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Egal ob positiv oder negativ; jemand hat mal gesagt, dass nichts zeitgebundener ist als die Vorstellung, die sich Menschen (auch Forscher und phantasiebegabte Schriftsteller) von der Zukunft machen. Ich glaube, dass das richtig ist. Lest mal Science Fiction bis ca. 1930, nach diesen Autoren müßten wir längst jeder ein eigenes Fluggerät haben...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Zusammen


    Immer diese Schwarzseher... Diese Filmchen mit der schlimmen, kaputten Welt gibt es doch zu Hauf - Waterworld und wie heißt der Quatsch mit Tina Turner - irgendwas mit Donner ...? Warum sollte das passieren? Die Natur sitzt eh am längeren Hebel, die ist schneller wieder da, als das ganze menschliche Gezappel, das da in und auf ihr rumtrampelt.


    Ich glaube, daß die klassische Musik die Zeit nach wie vor unbeschadet überstehen wird. Wer sollte ihr etwas anhaben? Die, die sie nicht mögen, gibt es heute wie auch in Zukunft. Interessiert uns das heute? Nö.


    Die Eintagsfliegen, deren Fans heute reihenweise in Ohnmacht fallen, werden sicher auf der Strecke bleiben, davon spricht in 100 Jahren (teilweise schon in 2 Jahren) keiner mehr.


    Aber die Klassik wird immer ihren Platz auf dieser Welt haben und bewundert und gepflegt werden. Da bin ich mir sicher. :yes:


    Viele Grüße - Mimi

    che gelida manina....

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Egal ob positiv oder negativ; jemand hat mal gesagt, dass nichts zeitgebundener ist als die Vorstellung, die sich Menschen (auch Forscher und phantasiebegabte Schriftsteller) von der Zukunft machen. Ich glaube, dass das richtig ist. Lest mal Science Fiction bis ca. 1930, nach diesen Autoren müßten wir längst jeder ein eigenes Fluggerät haben...


    viele Grüße


    JR


    Eine verdammt gute und richtige Aussage meiner Meinung nach. Schauen wir uns doch mal um. 1984 haben wir überstanden. Orwell hat geirrt. Obwohl eigentlich nur mit der Jahreszahl - 16 Jahre später kamen manche Menschen auf die Idee sich in einen Container sperren und freiwillig beobachten zu lassen - tagein, tagaus. Der Traum jedes Despoten. Ein Volk, das sich selbst verarscht.
    Pardon.
    Die Musik wird schon erhalten bleiben.
    In 250 Jahren wird es dann nochmal besonders schlimm. Wenn wir dachten, der Kommerz, der Medienrummel und die Ausschlachtung des Herrn Mozart sei dieses Jahr schon kaum zu ertragen, seien wir gespannt auf 2256.
    Bin gespannt, was ihr dann sagt...

  • 2206:


    Der dritte Weiltkrieg ist lange vorbei, die menschliche Rasse ist dank Atomschlag und Geburtenkontrolle genau unter Kontrolle.


    Roboter sind verboten-sie sind Resourcenfresser (Strom = fast unerschwinglich, da nur aus Wasserkraft hergestellt)- an Stelle derer rackert die Unterschicht 80-100 Stunden in der Woche - die Lebenserwartung dieser Kreaturen ist ziemlich genau 30 Jahre. Das ist ideal, weil keine Pensionen mehr anfallen. Beiträge brauchen auch keine eingezahlt werden - woher denn auch. bei dem Hungerlohn, den die Konzerne bezahlen.
    Daher gibt es auch nicht den einst so verhassten Konsumzwang.


    Gut hats wer gut ausschaut- oder musikalisch ist.
    Die Verwertbarkeit der ersten Gruppe ist nicht Thema dieses Threads - jene der zweiten jedoch schon.


    Diese Leute werden privilegiert sein, man wird ihnen beibringen, wie die alten Instrumente zu spielen sind, die noch überall auf Speichern herumlagen. Dann werden sie Musik für die Reichen und Schönen machen, für die Besitzer der Wasserquellen und der unverstrahlten Grundstücke, wo Getreide und Gemüse angebaut werden (Für die Reichen, versteht sich, die Armen bekommen chemische Nahrung)


    Ein Musiker, der noch Mozart kenn, der hats dann gut. Er wird einen EIGENEN Raum in der Größe von 6 Quadratmetern zugewiesen bekommen, mit elektrischem Strom, der 3-4 Stunden am Tag eingeschaltet ist, damit der Musiker auch in der Nacht üben kann.
    Mozarts Zauberflöte wird aber immer noch ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Tonkonserven - das war einmal.........


    LG
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo,


    zumindest könnte man in 200 Jahren mal nach Halberstadt pilgern. John Cages Organ2 ist dann noch nicht einmal zu einem Drittel rum....
    :hello:


    Gruß
    B.

  • Hallo Taminoaner,


    das sind ja schlimme Zukunftsprognosen, die hier abgegeben wurden.


    Ich denke das in 200Jahren alles entsprechend moderner aussehen wird, was wir heute auch haben - Häuser, Autos, Fabriken.
    Das keiner mehr arbeitet, wie SMOB schreibt ist unmöglich: Wer soll die Maschinen herstellen ? Wer soll die Nahrung bereitstellen ? Wer soll alles in Geschäften verkaufen ? Wer lehrt unsere Kinder - ohne Lehrer geht es nie ! Wer behandelt uns bei Krankheiten ?


    Nein, ich glaube in 200 Jahren wird sich nicht so viel geändert haben. Die Änderung durch die technische Entwicklung war seit unserem Jahrhundert schnell, aber ich glaube an eine Sättigung - irgendwann geht nicht mehr ! Das hat auch mit Umwelt und ganz simpel mit der Physik zu tun.

    Zur MUSIK:
    Die großen Komponisten Beethoven, Mozart, Brahms, Schostakowitsch, Bruckner, um nur einige zu nennen, werden nach wie vor ihren Bestand haben und aufgeführt und gehört werden.
    :yes: Ich sage es Euch: Diese Musik wird immer ihren Bestand haben !


    8) Es wird neue Komponisten geben, die gute Musik schreiben und man wird sich auf eine Tonsprache besinnen, die der Mensch fassen kann. Geräuschmusiker und Experimentatoren, die es in der Vergangenheit gab, die es heute gibt, werden in Zukunft genau wie in 200Jahren, genau so wenig Erfolg mit ihrem Käse haben wie bisher.

    Die Musikanlagen könnten eine Entwicklung genommen haben, von der man heute noch keine Vorstellung hat. Vielleicht ganz neue Schallwandler und als Musikkonserve Speichermodule - aus praktischen Gründen in CD-Hüllen-Größe (aber platter), damit man etwas zum anfassen hat - auch mit Bocklet.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von SMOB
    Welche Rolle wird die Musik in 200 Jahren spielen? Meines Erachtens werden sich dann die Menschen zwangsläufig den Künsten widmen,
    da ja sonst kaum weitere Beschäftigungsmöglichkeiten bleiben. Natürlich am Meisten der Schönsten aller Künste: der Musik.


    Träume weiter! Das waren schon die Argumente vor 100 Jahren, als es um die Einführung der 48 Stunden - Woche ging. Schon damals würden - so die Sozialutopisten - die Arbeiter sich in der Freizeit weiterbilden, musizieren, lesen usw.usf. Ist es so gekommen? Natürlich nicht!


    In 200 Jahren herrscht lebenslanger Wehrdienst für alle. Es gibt keine Modediktate mehr, da alles Uniform trägt. Man kann jeden fremden Menschen anhand der Uniform, Dienstgradabzeichen usw. sofort einordnen, Unsicherheiten in der Etikette gehören der Vergangenheit an. Genfood, Fastfood usw. sind vergessen, alle essen Erbsensuppe und EPA, die Marine ißt Labskaus, die österreichischen Gebirgsjäger Kaiserschmarrn. Kriege gehören ebenfalls der Vergangenheit an, da die schönen Uniformen und Fahnen viel zu schade sind, um im Krieg schmutzig gemacht zu werden.


    Freizeit ist nahezu vollständig gestrichen, es gibt keine Schlager und Volksmusik, keinen Rock und Pop mehr, nur noch Marschmusik. Die einzige zugelassene Freizeitbeschäftigung für die Wehrbürger ist das Tamino Klassikforum, zu dem man jedoch nur nach bestandener Prüfung zugelassen wird. Die Prüfung wird abgenommen durch Obersten Militärmusikinspizienten Alfred Schmidt. Zugelassen wird nur, wer die 500 bedeutendsten und 5000 weniger bedeutende Komponisten der Musikgeschichte namentlich aufzählen, sämtliche Libretti aller da Ponte-Opern Mozarts auswendig hersagen, und plausibel erklären kann, was sich Cage wirklich bei 4'33 gedacht hat.

  • Zitat

    Freizeit ist nahezu vollständig gestrichen, es gibt keine Schlager und Volksmusik, keinen Rock und Pop mehr, nur noch Marschmusik. Die einzige zugelassene Freizeitbeschäftigung für die Wehrbürger ist das Tamino Klassikforum, zu dem man jedoch nur nach bestandener Prüfung zugelassen wird. Die Prüfung wird abgenommen durch Obersten Militärmusikinspizienten Alfred Schmidt. Zugelassen wird nur, wer die 500 bedeutendsten und 5000 weniger bedeutende Komponisten der Musikgeschichte namentlich aufzählen, sämtliche Libretti aller da Ponte-Opern Mozarts auswendig hersagen, und plausibel erklären kann, was sich Cage wirklich bei 4'33 gedacht hat.


    :D:jubel: Du Scherzkeks.


    Aber insgesamt bleibt festzuhalten, dass meinequasisozialistischen Illusionen und
    Träumereien für die meisten Mitglieder dieses Forums nicht realistisch erscheinen.
    Es war auch ehrlicherweise Wunschdenken meinerseits :]. So richtig kann ich
    auch nicht dran glauben; dafür sind wie doch zu egoistisch.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Ich empfinde es nicht richtig, in diesem Thread düsterste Weltuntergangsszenarien zu skizzieren, gleichwohl gesellschaftliche Strukturen aufs engste mit der Musik verknüpft sind, aber ein Mozart und ein Bach und wie sie alle heißen, werden wohl überdauern :yes:
    Es ist einfach wichtig, dass diese Musik gepflegt, gefördert und gespielt wird.


    Interessant ist die Frage, wie sich die zeitgenössische Musik in 200 Jahren anhört. Die heute schon klassische Kombination von Gitarre, Bass, Schlagzeug und Tasteninstrument wird (hoffentlich) in 200 Jahren einen noch größeren Klassikstatus haben (ich rede hier nicht von Tokyo-Hotel). Die Spreu wird sich diesbezüglich vom Weizen trennen. Bands die heute nur in Kennerkreisen bekannt sind (King Crimson, Yes, Zappa), werden vielleicht sogar einen gewissen Status erlangen. Sgt Pepper die Kammermusik des 23. Jahrhunderts? :P

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

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