wer war Paminas Vater?

  • habt ihr euch diese Frage auch schon gestellt?


    ich bin schon gespannt, was jetzt kommt :baeh01:



    wahrscheinlich war es der König der Nacht.......

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Pamina ist das Kind aus einer gescheiterten Beziehung mit Sarastro.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • sagst Du! :)


    ... niemals kommt der Königin der Nacht "mein Mann" über die Lippen, sie spricht zu Pamina nur von "deinem Vater".

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    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Für gescheiterte Beziehungen/Ehen ist es ja nicht ungewöhnlich, dass der vormalige Partner verbal so weit wie möglich auf Distanz gehalten wird. Dasselbe geschieht auch, wenn sich die Sprößlinge mal wieder daneben benommen haben ("Das ist ja mal wieder typisch für Deine Tochter/Deinen Sohn."). Insofern spricht das eher für die Vaterschaft Sarastros.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Salut,


    die Frage ist relativ einfach zu erklären:


    Die Geschichten, aus denen Schikaneder 'Die Zauberflöte' entwickelt hat, entstammen der Märchensammlung von Christoph Martin Wieland, der Ende der 1780er drei Bände, tituliert 'Dschinnistan' edierte. 'Die Zauberflöte' wurde aus mindestens drei dieser Märchen [Nadir und Nadine, Der Palast der Wahrheit, Lulu oder die Zauberflöte] zusammengeschrieben, wobei letztgenannte Story - unglaublich! - den geringsten Anteil an der Zauberflöte hat. Massgebend ist 'Nadir und Nadine' [lesen!]. Hier gibt es Astromonte [der Namensvorgänger des Sarastro] und seinen [bösen] Bruder Neraor. Nadir [Tamino] ist Astromontes Sohn, Nadine ist Tochter des Oberpriesters Sadik, beide werden als [Pflege-]Kinder von Sadik erzogen. In Sarastro vereinen sich Astromonte, Sadik und Neraor zu einer Person.


    Pamina alias Nadine ist unzweifelhaft die Tochter der Königin der Nacht. Paminens Vater ist während der Handlung der Zauberflöte bereits tot. Er war Vorgänger von Sarastro, welchem er die Macht vor seinem Tode übergab. Daher kümmert sich Sarastro auch liebevoll um die Tochter seines Vorgängers.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Ulli
    Das ist ein Grund warum ich diese Forum schätze. Man bekommt einen guten Schuss Wissen manchmal so nebenbei, ohne selbst mühsam Quellenstudium betreiben zu müssen.
    Das kann ich natürlich ausserdem prima beim nächsten Pausenplaudern verwenden, wenn ich in der Oper auf snobs treffe, die mich zB mit name dropping, was ja sehr beliebt ist, oder dem von Beikircher so köstlich parodierten "hab ich auf Cd besser" beindrucken wollen. ;)
    Bei Wagner kann ich ja erbarmungslos zurückschlagen, aber bei Mozart verlass ich mich dann auf von Ulli ua geschnorrte Kenntnisse.. ;)
    Und ganz nebenbei wieder ein kandidat für Ullis Lieblingsthread

    Zitat

    'Die Zauberlöte'


    Nachtrag:
    Das ist wohl diese Geschichte?
    "http://gutenberg.spiegel.de/wieland/dschinn/dschin1a.htm"

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Salut,


    die 'Zauberlöte' kann man auch in der Schreibweise mit 'f' als versteckte Stilblüte gelten lassen... :D


    Hier habe ich zur Oper 'Der Stein der Weisen', die ebenfalls großteils auf 'Nadir und Nadine' basiert, eine Zusammenstellung der Quellen und Vergleiche mit der 'Zauber[f]löte' angestellt:


    Die Zauberinsel oder: Der Stein der Weisen [z.T. Mozart]


    Das waren noch Zeiten...


    Liebe Grüße
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Der Vorgänger von Sarastro hinterließ ein Testament - alle Schätze die er besaß, hinterließ er Frau und Tochter - Bargeld, Wertpapiere, Schmuck und anderen irdischen Tand überließ er noch zu Lebzeiten Sarastro. In der Kommentierung seines letzten Willens entpuppt er sich als Chauvinist, die Frustration der Witwe ist allzu begreiflich.


    Ist der Vater jetzt als Prinzgemahl zu sehen oder war er der Herrscher der Nacht?


    ...und wenn er nicht gestorben wäre, könnte die "Zauberflöte" gar nicht stattfinden.....


    Wie schaut es mit anderen 'Ältern' in der Operngeschichte aus?


    Papageno macht es uns leicht, er bekennt auf die Frage nach seinen Eltern, daß er sie gar nicht kenne.


    Mir fällt spontan Germont ein. Dieser Vater setzt das Glück seiner Tochter über das seines Sohnes - diese Mmlle. Germont bestimmt die Geschichte dieser Oper ohne selbst auf der Bühne zu erscheinen. Ihretwegen verläßt Violetta Alfred. Ich kann mir gut vorstellen, wie dieser Vater litt unter den Vorwürfen der bigotten und sittlichen Tochter.


    ...und erst Salomes Eltern!

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    (Maria Callas)

  • Zitat

    Original von nala


    Ist der Vater jetzt als Prinzgemahl zu sehen oder war er der Herrscher der Nacht?


    Salut,


    weder - noch. Paminas Vater war der Herrscher des Sonnenreiches, dessen Nachfolger Sarastro wurde. Die Besitztümer aus seinem Alleinbesitz gingen auf dem Wege der natürlichen Erbfolge zu jeweils 50 v.H. auf Gattin und Tochter über, lediglich der siebenfache Sonnenkreis wurde als Vermächtnis an Sarastro übereignet. ad KdN: "Deine Pflicht ist, dich und deine Tochter der Führung weiser Männer zu überlassen."


    Das brachte die Wittwe so in Rage, dass sie - einst Sonnenkönigin [vgl. Thamos, König von Ägypten: "...des Lichtes Feindin: Die Nacht!"] - zur Königin der Nacht mutierte und eben wie kleine unartige Kinder gerade das Gegenteil von dem tat, was man ihr nahelegte: Eine Trotzreaktion.


    Würde 'Papamino' noch leben, so würden selbstverständlich weite Actionteile der Zauberflöte flachfallen...


    Lebet wohl, ich muß nun gehn,
    lebet wohl, auf Wiedersehn! [Der Garten ruft...]
    Ulli

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  • Hallo Nala,


    Paminas Vater muß ein guter Holzschnitzer gewesen sein.Gelang es ihm doch, aus dem Stamm einer 1000-jährigen Eiche jene Flöte zu schnitzen,welche so treffliche Töne hervorbringen und sogar noch zaubern kann.
    Ob er sich dazu Osmins (Gift und) Dolch bedient hat,ist mir nicht bekannt.Osmin selbst dürfte als Haremswächter nicht in Frage kommen,wenngleich seine Bass-Stimme auch noch andere Qualitäten vermuten läßt.
    Eines aber weiß ich gewiß: Ich wars nicht.Mit meinem sehr scharfen und neidlichen Schwert Nothung konnte ich zwar manche Schlacht schlagen,doch für die höheren Flötentöne war dieses Werkzeug ungeeignet.
    Somit darf weiter gerätselt werden. :) :) :)

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • ja, er schnitzte im Freien, bei "Blitz und Donner, Sturm und Braus" - kein Mensch würde heute unter solch erschwerten Bedingungen Flöten herstellen...

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  • "Zauberlöte" heißt das Stück dann, wenn die Königin das f nicht hat....

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    "Zauberlöte" heißt das Stück dann, wenn die Königin das f nicht hat....


    Bravo! Gut erkannt.


    :jubel:


    Ulli

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  • Zitat

    Original von Misha
    Pamina ist das Kind aus einer gescheiterten Beziehung mit Sarastro.


    Salut,


    das ist keinesfalls 'unrichtig':


    Der 'Derwisch' aus der Oper Der wohltätige Derwisch [der Stoff zu dieser Zauberoper Schikaneders wurde der selben Märchensammlung Wielands entlehnt] ist ein Zauberer mit sarastrohaften Zügen, der sich am Ende der Oper als Vater eines Acteurs der Oper [Sofrano] zu erkennen gibt. Auch der bereits oben erwähnte Astromonte bzw. dessen Bruder kann sich durch Zauberkraft in jedwede andere Person verwandeln - es ist daher durchaus möglich, dass sich Sarastro in einem fiktiven 2. Theil der Zauberflöte [nachdem Tamina und Pamino und die vielen Papaginis durch einen weiteren Angriff der nächtlichen Schönheit entführt wurden, um die Machtinsignien zu erpressen] letztlich doch als Vater Paminens zu erkennen gibt. Vielleicht war es ein Täuschungsmanöver Sarastros, um die sternflammende Königin auf ihre Würde hin zu testen? Es passte ins Bild - 'Zur Liebe will ich Dich nicht zwingen' kann sich ja ebenso gut auf die Vaterliebe beziehen.


    Das ist die Logik, die aus Wielands Märchensammlung zu entwickeln wäre: Der Tod von Paminens Vater kann eigentlich nur als 'Gag' aufgefasst werden - großere Zauberer sterben niemals, sie können es durch die ihnen eigene Zauberkraft verhindern. Nur in [seltenen] Ausnahmefällen werden sie durch eine noch größere Kraft [endgültig] vernichtet; und das auch nur, wenn sie ihre eigene Zauberkraft nicht in den Dienst des Guten gestellt haben.


    Liebe Grüße
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    Man kann - so man will - das Thema auch von einer ganz anderen Seite aufrollen:


    Sarastro und ide Königin der Nacht sind Antipoden -sie bedingen einander, das Helle und das Dunkle, das Gute und das Bösen, Ying und Yang. "Gut und Böse" sind jedoch nur relative Begriffe - eines braucht das andere. Hier würde sich auch der oft genannte "Bruch" in der Handlung erklären, wo Die "gute" Königin der Nacht sich plötzlich in die "böse" verwandelt, bzw Sarastro die entgegengesetzte "Verwandlung" in den Augen der Zuschauer, die ja parteiisch sind, durchmacht.


    Hier in diesem Spannungsfeld ist eine ander Kraft: Pamina.


    Interessant ist, daß ja letzlich sowohl die helle, als auch die dunkle Macht das selbe Ziel haben: Die Vermählung des (IMO charakterschwachen - aber immerhin gerüften) Tamino mit Pamina...


    Drüber könnte man stunden- wenn nicht tagelang reflektieren....


    Man sollte (aus meiner Sicht) nicht allzusehr an den Vorlagen kleben, die Schikaneder (er war ja nicht zimperlich) als Ideenbringer gedient haben mögen - bzw gedient haben.


    Oft aber hat man gerade bei ihm das Gefühl, daß er gar nicht so tief in die Materie eingedrungen wie wir das momentan tun.


    Ein paar modische Acessoires da - etwas Weihrauch dort, Triviales vermischt mit Erhabenem - bobei die Grenzen ziemlich diffus sind -fertig ist die Schikaneder-Oper.


    Erst die Patina der zeit hat seine Werke veredelt



    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Salut,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Sarastro und ide Königin der Nacht sind Antipoden -sie bedingen einander, das Helle und das Dunkle, das Gute und das Bösen, Ying und Yang. "Gut und Böse" sind jedoch nur relative Begriffe - eines braucht das andere.


    das ist richtig: ohne das 'Böse' kann das 'Gute' nicht erkannt werden bzw. spielt es keine so bedeutende Rolle, da es normal wäre - und umgekehrt.


    Zitat


    Hier würde sich auch der oft genannte "Bruch" in der Handlung erklären, wo Die "gute" Königin der Nacht sich plötzlich in die "böse" verwandelt, bzw Sarastro die entgegengesetzte "Verwandlung" in den Augen der Zuschauer, die ja parteiisch sind, durchmacht.


    Es gibt keinen 'Bruch' in der Zauberflöte. Die KdN ist von Beginn an dem Bösen zuzuordnen: Jedoch täuscht sie Tamino [und Papageno sowie das Publikum], um Tamino für ihre Zwecke zu missbrauchen: Der Plan ist, Tamino solle die Tochter zurückbringen; seinen Lohn würde er niemals erhalten! Wenn die KdN an der Macht ist, ist das Ziel erreicht - dazu kommt es jedoch nicht, da Sarastro - stets weise und gut, brüderlich - standfest bleibt und damit die Intrigen der KdN durchläuft. Ihn 'errettet' das Licht, das sein Reich darstellt und vernichtet die KdN somit [vorläufig] - wie [echte] Vampire, die vor dem Tageslicht fliehen.


    Zitat


    Interessant ist, daß ja letzlich sowohl die helle, als auch die dunkle Macht das selbe Ziel haben: Die Vermählung des (IMO charakterschwachen - aber immerhin gerüften) Tamino mit Pamina...


    Niemals war es je der Gedanke der KdN, Tamino ihre Tochter auszuhändigen, s.o. Sie kann nicht von ihr lassen und sie daher weder in Sarastros noch in Taminos Nähe ertragen.


    Zitat


    Man sollte (aus meiner Sicht) nicht allzusehr an den Vorlagen kleben, die Schikaneder (er war ja nicht zimperlich) als Ideenbringer gedient haben mögen - bzw gedient haben.


    Doch, das sollte man unbedingt, um die Zauberflöte wirklich zu verstehen. Für Phantasie ist dort eigentlich kein Platz.


    Zitat


    Oft aber hat man gerade bei ihm das Gefühl, daß er gar nicht so tief in die Materie eingedrungen wie wir das momentan tun.


    Wer die Quellen und Libretti Schikaneders kennt, wird seine Tiefgründigkeit erkennen - auch das ist eine der [versteckten] Aussagen der Zauberflöte. Die Zauberflöte hat es nicht nötig, veredelt zu werden - man sollte sie einfach nehmen, wie sie ist.


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut Ulli


    Zitat

    Doch, das sollte man unbedingt, um die Zauberflöte wirklich zu verstehen. Für Phantasie ist dort eigentlich kein Platz.


    Phantasie ist einer der Grundpfeiler des Theaters und muss immer ihren Platz haben können.


    Es mag wichtig und interessant sein, sich ausführlich über die Hintergründe der Entstehung eines Werkes zu informieren, nicht zuletzt weil es das Verständnis für unklare Stellen fördert - oder manche Details überhaupt erst klar macht. Am Abend der Aufführung zählt aber nur das, was explizit im Stück drin steht, und wenn das nicht ausreicht um es zu verstehen, ist es ein schlechtes Stück (deshalb müssen Hörer und Seher von Wagner-"Opern" auch immer so viele Erzählungen über sich ergehen lassen, weil sonst der Sinn der Werke nur über Abhandlungen im Programmheft vermittelbar wäre ;) ).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    nicht ganz: Das damalige Publikum kannte die anderen Zauberopern Schikaneders [Stein der Weisen, Derwisch, Das Labyrinth, der Spiegel von Arkadien] und wusste also mit dem Stoff umzugehen bzw. welche Bezüge zu den vorangehenden und nachfolgenden Opern bestanden - eine Art 'Serie'. Das ist heute so nicht mehr möglich, da die genannten Opern nicht aufgeführt werden. Die Zauberflöte war damals nur eine unter vielen Zauberopern. Was die 'Phantasie' betrifft, so lasse ich mich da lieber auf jene von Herrn Schikaneder ein, in die man so richtig wunderbar eintauchen kann...


    Liebe Grüße
    Ulli

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  • Ich würde die Frage, ob Sarastro Paminas Vater ist, sofort verneinen.


    Erstes Indiz für die Nicht-Vaterschaft Sarastros ist der Dialog zwischen Mutter und Tochter im 2.Akt:


    ***
    KÖNIGINN
    Mit deines Vaters Tod ging meine Macht zu Grabe.


    PAMINA
    Mein Vater -


    KÖNIGINN
    Übergab freywillig den siebenfachen Sonnenkreis den Eingeweihten; diesen mächtigen Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust. - Als ich ihn darüber beredete, so sprach er mit gefalteter Stirne: Weib! meine letzte Stunde ist da - alle Schätze, so ich allein besass, sind dein und deiner Tochter. - Der alles verzehrende Sonnenkreis, fiel ich hastig ihm in die Rede, - ist den Geweihten bestimmt, antwortete er: - Sarastro wird ihn so männlich verwalten, wie ich bisher. - Und nun kein Wort weiter; forsche nicht nach Wesen, die dem weiblichen Geiste unbegreiflich sind. - Deine Pflicht ist, dich und deine Tochter, der Führung weiser Männer zu überlassen.


    ***
    Das zweite Indiz sehe bzw. höre ich in den doch sehr erotischen Gefühlen Sarastros Pamina gegenüber.


    ***
    SARASTRO
    Steh auf, erheitre dich, o Liebe!
    Denn ohne erst in dich zu dringen
    Weis ich von deinem Herzen mehr:
    Du liebest einen andern sehr.
    Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,
    Doch geh ich dir die Freyheit nicht.


    ***
    Besonders die betonte Wiederholung von "einen andern sehr" lässt doch mehr als vermuten, welche Gefühle noch in Sarastros Herzen wohnen.

  • Salut,


    Indizien sind keine Beweise. Gerade der erstgenannte Dialog [KdN/Pamina] könnte vor dem hintergrund geschehen, dass bei nicht wissen, wer Sarastro wirklich ist. Der zweyte Dialog [Sarastro/Pamina] ist natürlich durchaus zweydeutig bzw. missverständlich. Das 'einen andern' muss sich nicht zwangsläufig auf Sarastro/Tamino beziehen:

    Denn ohne erst in dich zu dringen
    Weis ich von deinem Herzen mehr:


    Sarastro durchschaut Pamina - das können verständnisvolle Väter recht gut.


    Du liebest einen andern sehr.


    Mit 'einen andern' kann auch nur jemand gemeint sein.


    Zur Liebe will ich dich nicht zwingen


    Braucht er auch nicht.


    Cordialement
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Ach! Indizien sind keine Beweise...?! ;)


    Ich habe hier auch bewusst nur von Indizien gesprochen und nicht von Beweisen. Die finde ich in solchen Erörterungen immer schwer anzubringen und es klingt dann gleich auch immer so, als ob man ein Wahreits-Recht in anspruch nehmen wolle. Es ging mir auch lediglich darum, nur meine ganz subjektive Empfindung zu dieser Frage in den Raum zu stellen.

  • Sagitt meint:


    ist also das Bild von Shaffer/Forman in Amadeus falsch,Schikaneder als begabter hALLODRI, dem der Effekt über alles geht ?
    Wo lese ich denn etwas über seine Tiedfgründigkeit ?
    Bisher hatte ich ihn für ein Theater-Urgestein gehalten und inswoweit Alfreds Verdacht zugestimmt. Das Publikum, von dem er ja lebte, war offen für Klamauk( wie wir es in Amadeus sehen) oder für tiesinniige Abspielungen zugänglich ?


    Das sind so Fragen, die mich in diesem Zusammenhang interessieren ?

  • Hallo


    Ich finde die Sichtweise von "Der-wonnige-Laller" höchst interessant.


    Aus meiner Sicht sind die zitierten Texte so gut wie eindeutig.
    Aber auch wenn nicht - gut beobachtet - ich hätte das nicht bemerkt.
    Somit ist völlig klar daß dieser Typus von Thread, den ich noch nicht lange "erfunden" habe sehr zum Befassen mit den Werken und ihren Charaktären beiträgt - welch ein Gewinn für alle die mitmachen...


    Die vermutete Vaterschaft Sarastros taucht ja - wenn ich nicht irre - erstmals in einem Aufsatz von Harnoncourt auf - eine Hypothese - wenngleich eine sehr interessante. Mit den Texten konfrontiert die "der -Wonnige-Laller" hier in den Blickpunkt gestellt hat, sehe ich diese These zumindest in Frage gestellt.
    Man sollte auf einer Annahme nicht beharren - nur weil sie längere Zeit so schlüssig erschien - auch wen vile Indizien dagegen sprechen....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut sagitt,


    die Zauberflöte ist also Klamauk?


    Emanuel Schikaneder war berühmt für sein Theater - für die 'Maschinen-Oper'. Damit sind die [damals] hochmoderne Bühnentechnik und/oder -effekte gemeint, kurz: die Inszenierung. Sch. war wie M. Freimaurer - das ist tiefgründig genug, oder?


    Grüße
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli


    ich muss doch noch etwas hinzufügen: =)


    Ich glaube kaum, daß Sarastro mit "einen andern" irgendjemanden meint. Sein Argument, warum er Pamina "der stolzen Mutter entriß" ist ja gerade die Tatsache, daß Pamina Tamino bestimmt sei. Er weiss also schon, von wem er da redet.

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  • Hallo Ulli,


    ich hatte eine Frage gestellt.Ob Schikaneder dem Bild entspricht, was Foreman von ihm entwirft ? Allein die Mitgliedschaft in einer Organisation lässt nicht zwingend den Rückschluss auf einen Charakter zu. Im Beruf war der finanziell verantwortlicher Leiter eines Theaters.
    Diese Gedanken bezogen sich auf Alfreds Bemerkung,ob denn Schikaneder so tief in einen Stoff eingedrungen sei. Und mir würde es einleuchten, wenn dies aus den oben skizzierten Gründen nicht der Fall wäre.
    Daraus den Schluss zu ziehen, ich würde die Zauberflöte für " Klamauk" halten, wäre sicher unrichtig. Denn ,so sehr wir über den Librettisten streiten,kein Wort verlören wir darüber, wenn es nicht die Musik gäbe.
    Und Mozart, wie ich meine öfters, legt seine Sicht über das Libretto.
    Diese Zauberflöte ist sicher kein Klamauk.
    Einen guten Sonntag- bei Winterskälte wohl indoor-
    wünscht
    Sagitt

  • Salut sagitt und der-wonnige-Laller,


    ich habe nicht "irgendjemand" geschrieben - sondern nur "jemand". Natürlich weiß Sarastro sicher, welche die Person in Paminens Herz ist.


    Zitat

    Original von sagitt


    ich hatte eine Frage gestellt.Ob Schikaneder dem Bild entspricht, was Foreman von ihm entwirft ?


    Sicher nur teilweise - auch Mozart wird in 'Amadeus' eigentlich nur einseitig beleuchtet - als lebender Klamauk [und dennoch schätze ich den Film überaus]. Über Schikaneder selbst ist nur wenig bekannt [mir jedenfalls], so dass eine Charakterisierung mithin schwer fallen würde. Auf Deine Frage antworte ich mit: Nein, da nur einseitg dargestellt.


    Seine Biographie


    Zitat


    Allein die Mitgliedschaft in einer Organisation lässt nicht zwingend den Rückschluss auf einen Charakter zu.


    Die Freimaurer waren eine Aufklärergemeinschaft, die Freiheit, Toleranz, Brüderlichkeit, Gleichheit, Humanität als 'Glaubensgrundsätze' [das Freimaurertum ist keine Religion!] hatten. Das lässt sehr wohl Rückschlüsse auf Mozart und Schikaneder zu. Man wird ja aus innerer Überzeugung Mitglied einer FM-Loge - das ist kein Club, dem man zwangsbeigetreten wird.


    Zitat


    Denn ,so sehr wir über den Librettisten streiten,kein Wort verlören wir darüber, wenn es nicht die Musik gäbe.


    Nun, das trifft sicher auf viele [die meisten?] Librettisten zu. Warum stehen sie eigentlich immer im Schatten der Musik? Ohne die Libretti - egal ob gut oder schlecht - gäbe es die Musik auch nicht. Ich könnte vorstellen, dass die Zauberflöte auch ohne Musik ein reizendes Theaterstück abgeben würde. Schikaneder war sicher kein Litterat im heutigen Sinne wie z.B. Goethe, Schiller - dennoch hat er bereits zu Lebzeiten Werbeslogans getextet, die einem Goethe nicht gelungen sind. Und: Goethe hat seine Arbeit am zweiten Teil der Zauberflöte aufgeben müssen. Das ist jedenfalls interessant. Vulpius - Goethes Schwager - wusste es immer besser, indem er die Zauberflöte u.a. Schikanederopern litterarisch überarbeitete; ganz hübsch mitunter, vielfach aber auch völlig daneben.


    * * *


    Nun aber ist das Rätsel gelöst:


    Paminas Vater ist Emanuel Schikaneder, der sie jedenfalls unter Beimischung von Charakteren diverser anderer [älterer] Personen wesentlich schöpfte. Sicherlich hat Mozart seinen Anteil daran, indem er ihr das musikalische Leben einhauchte.


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli!


    ich habe nicht "irgendjemand" geschrieben - sondern nur "jemand". Natürlich weiß Sarastro sicher, welche die Person in Paminens Herz ist.


    Stimmt! Hast Du nicht... ;) Dafür hast Du mich auf einen neuen Gedanken gebracht: Wenn Sarastro weiss, daß Tamino und Pamina von den Göttern füreinander bestimmt sind und er auch weiss, wer in Paminas Herz ist - und jetzt gehe ich mal davon aus, daß es nicht Sarastro und auch nicht Tamino ist (es hat mich eh immer gestört, daß sich das Mädel in einen Prinzen verliebt haben soll, von dem sie bislang nur 5 Minuten erzählt bekommen hat) - dann bliebe ja eigentlich nur noch eine Person übrig: Papageno. Schließlich haben Pamina und Papageno ja, kaum das sie sich begegnet sind, schon ein Liebesduett miteinander - etwas was es zwischen Pamina und Tamino so in der ganzen Oper nicht gibt.


    Ich weiss, es ist jetzt nicht mehr am eigentlichen Thema, aber vielleicht ja mal einen eigenen Thread wert: Pamina und Papageno - das eigentliche Liebespaar der Zauberflöte?


    Gruß!


    Der wonnige Laller

  • Salut,


    nette Idee - ich glaube nicht daran. Zum Zeitpunkt des Duettes "Wenn Männer, welche Liebe fühlen" kennt Pamina ihren Prinzen ja noch nicht, nur vom Hörensagen. Der Text ist sehr allgemeingültig gehalten, wenn auch Papageno in Szene 14 [davor also] von "dich in unsere Arme zu nehmen" spricht - damit ist lediglich die Befreiung Paminens durch Papageno und Tamino gemeint. Papageno offenbart ja der Prinzessin sehr deutlich, wer sie innig liebt: "Sein Entschluß war so schnell, als seine Liebe zu dir." - Papageno distanziert sich also - hofft natürlich insgeheim, dass auch er etwas von dem Kuchen abbekommt und Pamina weiß: "Geduld, Freund! Der Himmel wird auch für dich sorgen; er wird dir eine Freundin schicken, ehe du dir's vermutest. - -".


    Im Duett singen sie beispielsweise "Wir wollen uns der Liebe freun" und nicht "Wir wollen uns unserer Liebe freun" - hier wird ein kleines Bündnis besiegelt - unter Gleichgesinnten, aber ohne gegenseitige Absichten.


    Cordialement
    Ulli

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  • Ausserdem:


    eine der ergreifendsten Stellen der Oper, als Pamina singt: Tamino mein, bevor sie gemeinsam die Prüfungen bestehen. Eine pure Gänsehautstelle ( wenn der Tenor ausreichend lyrisch singt).
    Das zeigt doch eine innige Verbindung der beiden,mindestens musikalisch.


    Paminas Vater spielt dramaturgisch eine äusserst untergeordnete Rolle. Man reflektiert auf ihn mehrfach.
    Ich finde die Ausführungen dazu durchaus befriedigend.


    Sagitt

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