Leonard Warren

  • Leonard Warren ist mein absoluter Lieblingssänger.
    Er war der größte Verdibariton seiner Epoche.Herrliches
    Timbre,perfekte Technik und in jeder Rolle den
    dazu passenden Ausdruck.Es gab zur gleichen Zeit
    viele erstklassige Baritone ( T.Gobbi,G.Bechi,G.Taddei,R. Panerai,
    N.Herlea,E.Bastianini u.s.w.) aber der Perfektion kam
    Leonard Warren am nächsten.


    Herbert Henn.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    ich kenne Warren als Macbeth und als Don Carlo (Forza del Destino).


    Zweifelsfrei war er ein ganz hervorragender Bariton, aber weswegen er beispielsweise maßstabsetzender sein sollte als Bastianini oder Robert Merrill, erschließt sich mir nicht ganz. Villeicht kannst Du Deine Meinung ein wenig präzisieren?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    es ist letztlich eine Geschmacksache,welche Stimme man
    als die großartigste empfindet. Nun gibt es einige Kriterien,
    die man zugrunde legen kann.Ein wesentliches ist zum
    Beispiel,daß die Stimme durch ihr spezifisches Timbre
    unverwechselbar ist(wie auch beim Schauspieler).
    Neben L.Warren waren an der Met noch einige andere
    Baritone engagiert (R Merrill,G.Valdengo,F.Guarrera,
    F.Valentino und J.Brownlee).Alle diese Sänger hatten
    ziemlich ähnliche Stimmen.L.Warren hatte außer seinem
    außergewöhnlichen Timbre eine einmalige Technik,er konnte
    in jeder Tonhöhe die Dynamik verändern,vom Piano zum
    Forte,und umgekehrt.Die Töne wurden immer auf der
    Atemsäule gebildet,während zum Beispiel E.Bastianini
    die hohen Töne mit erheblichem Druck erzeugte,(er kam
    aus dem Bassfach).Auf jeden Fall mußten für die Nachfolge
    Warren's einige Sänger herhalten,aber sein Niveau und seine
    Beliebtheit wurden an der Met nie mehr erreicht.


    Gruß, Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert Henn ()

  • Hallo Herbert,


    okay, jetzt bin ich schon mehr überzeugt ;) . Daß die Stimmen von Merril und Warren relativ ähnlich klingen, ist mir auchschon aufgefallen. Aber da ich beide sehr schätze, ist das nicht weiter tragisch. ;)


    Gibt es, neben den mir schon bekannten Aufnahmen, welche, die man (bzw. ich) unbedingt besitzen sollte?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    ich wollte nicht sagen,daß die Stimmen von Warren und Merrill
    ähnlich klingen,im Gegenteil.Man kann das sehr gut in der
    Bajazzo- Gesamtaufnahme hören,wo beide mitwirken.
    (Außerdem: de los Angeles und Björling). Alleine der Prolog
    ist schon das Geld wert.Dann ist auch der Rigoletto eine
    Aufnahme für die"Einsame Insel".(J.Peerce,E.Berger).
    Außerdem sind Der Troubadour und Aida (beide auch mit
    Björling) sehr zu empfehlen,auch eine Arien CD von Preiser,
    (Lebendige Vergangenheit)aber eigentlich ist alles zu empfehlen,
    wo Warren mitsingt.Ich besitze alle Live-Mitschnitte von der Met
    mit Warren.


    Grüße,Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert Henn ()

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  • Hallo Herbert,


    jetzt wo Du es schreibst: Die Aida-Aufnahme besitze ich auch-allerdings als Querschnitt.


    Aber nachdem ich sie gerade im CD-Spieler habe und feststelle, wie sensationell gut die Sänger sind, muß wohl die Gesamtaufnahme gekauft werden!


    Leonard Warren hat als Amonasro zwar nicht "so viel zu tun", aber Frau Milanov und Herr Björling alleine rechtfertigen schon den Kauf. Dann noch Boris Christoff, den ich sehr schätze :jubel: ...


    Danke für den Tip, Herbert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe mich an anderer Stelle über Warren ausgelassen und kann eigentlich wiederholen: Als MACBETH unerreicht; da stimmt alles...
    ebenso hervorragend als JAGO (im Gegensatz zu dem langweiligen Gobbi und Fi-Di), endlich mal ein echter Fiesling und TONIO: :jubel:


    Gruss Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Gobbi ist aber absolut kein langweiliger Jago
    ... sagt ein erklärter Warren-Fan.


    Eine Aufnahme, die mir regelmäßig Gänsehaut verursacht, möchte ich noch hinzufügen: Tosca mit Milanov und Björling unter Leinsdorf. Warren ist aber das eigentliche Ereignis, wenn er einem nicht zu groß, zu böse erscheint. Bei seinen "Mia!" Rufen bekommt man richtig Angst!


    Gruß
    vitelozzo-tamare

  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Eine Aufnahme, die mir regelmäßig Gänsehaut verursacht, möchte ich noch hinzufügen: Tosca mit Milanov und Björling unter Leinsdorf.


    Wirklich ein toller Sänger. Habe den Scarpia noch nie so erlebt. Bisher war er mir nur vom Namen her überhaupt bekannt.
    Vielleicht sollte man seinen tragischen Tod erwähnen:
    "1960 brach er in New York auf der Bühne zusammen, als er - Ironie des Schicksals - gerade die Arie Urna fatale dal mio destino in der Oper La forza del destino sang, und starb an einer Gehirnblutung." (Zitat Wikipedia)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn Herbert am Beginn sagt, dass Leonard Warren sein absoluter Lieblingssänger ist, so schränke ich für mich das nur so weit ein, dass ich sagen würde "einer meiner Lieblingssänger". Leider habe ich ihn nie erleben dürfen (nicht immer ist die späte Geburt wirklich eine Gnade) und kenne ihn nur von Aufnahmen. Da die aber alle aus einer Zeit sind, in denen vor allem bei Mitschnitten noch "ehrliche" Aufnahmen gemacht worden sind, ergibt sich doch ein recht gutes Bild über diesen Künstler. Wäre es aus zeitlichen Gründen nicht absolut unmöglich, könnte ich mir vorstellen, dass Verdi bei der Komposition an so eine Stimme gedacht hat (wie an eine Stimme a la Bergonzi in vielen Tenorpartien).
    Ich habe jetzt ganz schnell in meine Sammlung gegriffen und auf die Schnelle ein paar Aufnahmen gefunden (nicht alle technisch optimal), die euch vielleicht interessieren könnten - und die auch auf andere Lieblinge von mir schließen lassen:
    TOSCA ist ja schon erwähnt worden; ich habe die mit Tucker und Tebaldi unter Mitropoulos (Met, 7.1.1956)
    BALLO IN MASCHERA - Jan Peerce, Zinka Milanov, Kerstin Thorborg als Ulrica, Dirigent Bruno Walter (!) (Met, 15.1.1944)
    ERNANI - das ist (für mich) überhaupt der ultimative Ernani; del Monaco, Milanov, Siepi unter Mitropoulos (Met, 29.12.1956)
    FORZA DEL DESTINO in zwei verschiedenen Jahren (192 und 1956) von der Met. Da ist es dann reine Geschmacksache, welchen dieser Mitschnitte der Hörer präferiert
    29.11.1952 - Milanov, Tucker, Hines, Miltred Miller (Preziosilla); Fritz Stiedry
    17.3.1956 - Milanov, Tucker, Siepi, Corena (Melitone), Rosalind Elias (Preziosilla); und auch Stiedry am Pult
    Und natürlich findet sich auch der legendäre MACBETH mit der Rysanek und auch wieder Tucker unter Leinsdorf (live und Studio) im Regal und irgendwo in meinen LP´sgibt es auch einen RIGOLETTO (nach dem habe ich jetzt aber nicht mehr gesucht).


    Wem habe ich jetzt Lust auf mehr von Warren gemacht ? :)


    PS: Wer meint, dass bei Verdi Tucker und Milanov auch Lieblinge von mir sind, liegt richtig.

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  • Es ist an anderer Stelle schon viel Lobendes über Warren und seinen Rigoletto gesagt worden: das ist eine Aufnahme, die der interessierte Opernfreund/ die interessierte Opernfreundin besitzen sollte.


    Das gilt allerdings auch für die Aufnahme des 4. Aktes, hier mit Toscanini am Pult und Peerce, Merriman, Moscona und Milanov als Partner/innen.


    Die Kombination Warren/Toscanini darf zurecht die Herzen höher schlagen lassen, aber die Besetzung mit Milanov als Gilda ist durchaus ebenfalls bemerkenswert. Sie ist keine Sängerin, die man mit der Gilda in Verbindung bringen würde - aber wie sie diesen 4. Akt gestaltet, ist des Hörens Wert.


    Den "Macbetto" finde ich auch aussergewöhnlich gut. Leinsdorf am Pult, Leonie Rysanek (super!) und Carlo Bergonzi, das hat Klasse und Warren dazu, das ist im besten Sinne "grosse Oper".

  • Cari Warrenisti,


    In den letzten Wochen habe ich mir ein paar Mal die Monteux-"Traviata" angehört, in der Warren den Giorgio Germont singt - er gefiel mir jedes Mal besser, obwohl er da schon am Ende seiner Karriere war. Soviel Intelligenz und Ausdruck in dieser Partie kenne ich sonst nur von Cornel McNeil. Hat Warren eigentlich je eine Aufnahme hinterlassen, in der er nicht absolute Spitze war? Ich kenne zwar längst nicht alle, aber die mir geläufigen bedeuten ausnahmslos Niederknie-Leistungen.


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Hat Warren eigentlich je eine Aufnahme hinterlassen, in der er nicht absolute Spitze war?
    Waldi


    Herbert hat dazu bestimmt eine eindeutige Meinung. :D


    Wobei ich zugeben muß, dass die Sachen, die ich von Warren kenne, allesamt hervorragend sind. Gelegentlich, beispielsweise als Rigoletto in der 56er Live-Aufnahme unter Cleva in manchen Stellen im 1. Akt, ist die Stimmproduktion etwas flackrig, was ich aber gerne damit entschuldige, dass mir Warren eigentlich l immer volles Risiko bei seinem Gesang zu gehen scheint, was die dynamische Skala angeht. Zumal live und zu Zeiten der fehlenden akustischen Retuschen darf dann auch gerne mal etwas daneben gehen, wenn das künstlerische Gesamtergebnis derart überzeugt.


    Hier hat Kesting sicher passende Worte gefunden: Ein zentraler Sänger seiner Zeit.


    Gruß
    Sascha

  • ...kleines Detail zu @Alvianos letztem Absatz:


    ...die Minuten, bevor Macbeth König Duncan ermordet...mehr als die Lady scheint er bereits die bitteren Folgen davon zu spüren:
    Warren sitzt hörbar die Angst im Nacken - und ganz ohne heisser zu werden oder sonstwie zu markieren.........


    Das geht - mir jedenfalls ! - nicht mehr aus den Knochen..........


    8o
    piet

  • Hallo zusammen,


    seit ich vor ca. 10 Jahren anfing, Opernaufnahmen zu sammeln, ist Leonard Warren für mich im italienischen Fach die Besetzung für alle Rollen, die entweder den Ausdruck einer gequälten Seele oder den eines sinistren Charakters erfordern - im Idealfall kommt dann beides zusammen.


    Rigoletto (live 1945 mit Björling und Bidú Sayao):
    Abgrundtiefe Traurigkeit im "Deh non parlare al misero"; die Schreie "Gilda! Gilda", die herzzerreißend, aber nicht aufgesetzt-pathetisch klingen, die sinistre Fröhlichkeit in "Lara .. .lara ...", die verzweifelte Bitte an die Höflinge, die Tochter herauszugeben, die Schluss-Szene: Das ist Expression pur!


    Im "Trovatore" (1952 mit Björling und Milanov) vor allem das "Il balen del suo sorriso": Kein Luna, den ich bisher gehört habe, bringt die unterdrückte Leidenschaft für Leonora so stark zum Ausdruck wie Warren.


    In "Pagliacci" (1953 mit Björling, de los Angeles, Merrill) der grandiose Monolog und die tapsige Verschlagenheit im Duett mit Nedda;


    dann der bitterböse Scarpia in der "Tosca" aus dem Jahr 1957.


    Die einzige Rolle in der er mir nicht ganz so gut gefällt, ist der Amonasro in der "Aida" 1955; es ist allerdings eine "Enttäuschung" auf hohem Niveau.


    Merrill ist für mich in vielen Aufnahmen der Antipode Warrens: Er ist mit seiner weichen, sonoren Stimme die ideale Besetzung für die Rolle des Freundes oder - wie in Pagliacci - des Liebhabers.
    Das Ambivalente, Sinistre, das Warren zum Ausdruck bringen kann, ist ihm nicht so gegeben.


    Meine Aufnahme für die Insel ist, was Warren betrifft, die Arie "Eri tu" aus Verdis Maskenball, die ich leider nur auf einer Kassette habe und von der ich nicht weiß, ob es ein Ausschnitt aus der Gesamtaufnahme oder eine Einzelaufnahme ist.
    Aber der Wechsel zwischen Enttäuschung und Wut, und dann die Erinnerung an die erste Zeit mit Amelia: Das letzte ist mit einem Lyrismus gesungen, der mich bei dem "dramatischen" Warren wirklich überrascht hat - ich kenne keine vergleichbare Aufnahme der Arie!



    LG Petra

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  • Zitat

    Original von petra
    Merrill ist für mich in vielen Aufnahmen der Antipode Warrens: Er ist mit seiner weichen, sonoren Stimme die ideale Besetzung für die Rolle des Freundes oder - wie in Pagliacci - des Liebhabers.
    Das Ambivalente, Sinistre, das Warren zum Ausdruck bringen kann, ist ihm nicht so gegeben.


    Merrill höre ich auch total gerne. Aber er ist natürlich - im Vergleich zu Warren - glatter, auch oberflächlicher. Warrens Timbre, dieses leicht rauhe, die Freude an der Gestaltung, die "Kleinigkeiten", das hat bei Warren immer Format.


    Wobei es schon auch Aufnahmen von Warren gibt, die weniger inspiriert sind, als z. B. die "Rigoletto"-Einspielungen oder -Mitschnitte. Dazu würde ich auch - insgesamt, nicht nur in Bezug auf Warren - die erwähnte "Aida" rechnen. Was beim "Trovatore" gut gelang, wurde bei dieser "Aida" in vergleichbarer Besetzung nicht erreicht.


    Ein Sänger, der mich manchmal vom Timbre her an Warren erinnert, ist Sherill Milnes.

  • Hallo Alviano,


    Zitat

    Zitat: Wobei es schon auch Aufnahmen von Warren gibt, die weniger inspieriert sind, als z. B. die "Rigoletto"-Einspielungen oder -Mitschnitte. Dazu würde ich auch - insgesamt, nicht nur in Bezug auf Warren - die erwähnte "Aida" rechnen. Was beim "Trovatore" gut gelang, wurde bei dieser "Aida" in vergleichbarer Besetzung nicht erreicht.


    da stimme ich Dir voll zu: Die "Enttäuschung auf hohem Niveau" bezieht sich in dieser Aida-Aufnahme auch auf Björling, Milanov und Barbieri.
    Der "Trovatore" in dieser Besetzung war meine erste Opern-Gesamtaufnahme, und ich war total begeistert. Und wohl auch von der Voraussetzung ausgegangen, die Aida in dieser Traumbesetzung müsste ebenso gelungen sein. Aber es gab wohl vor der Aufnahme schon Querelen. Björling war, glaube ich, wegen Alkohol-Problemen später angereist als vereinbart, und seine Kollegen waren entsprechend genervt ...


    :hello: Petra

  • Liebe Taminos,


    Leonard Warren ist gewiß einer der großen, ja gewaltigen Baritone des 20. Jahrhunderts. Auch ich mag ihn sehr, als Luna etwa ist er grandios, als Macbeth muß ich ihn mir erst einmal anhören.


    Ich habe ein Problem mit Warren: Auch wenn er buchstäblich alle Nuancen beherrschte, singt er doch die meiste Zeit mit ausladender Stimme. Manchmal denke ich, das ist des Guten zuviel. Das Jago-Credo ist z.B. nie ein innerer Monolog, sondern immer große Deklamation!
    Etwas weniger Prunk hätte manchen Aufnahmen womöglich besser getan. Lunas "Il balen" ist ein traumhaftes Beispiel dafür, was Warren vermocht hat.


    LG,


    Christian

  • Zitat

    Original von Antracis


    Herbert hat dazu bestimmt eine eindeutige Meinung. :D


    Wobei ich zugeben muß, dass die Sachen, die ich von Warren kenne, allesamt hervorragend sind. Gelegentlich, beispielsweise als Rigoletto in der 56er Live-Aufnahme unter Cleva in manchen Stellen im 1. Akt, ist die Stimmproduktion etwas flackrig, was ich aber gerne damit entschuldige, dass mir Warren eigentlich l immer volles Risiko bei seinem Gesang zu gehen scheint, was die dynamische Skala angeht. Zumal live und zu Zeiten der fehlenden akustischen Retuschen darf dann auch gerne mal etwas daneben gehen, wenn das künstlerische Gesamtergebnis derart überzeugt.


    Lieber Sascha,


    Beim Mitropoulos-"Ernani (1956, Live) empfinde ich Warren als Don Carlo so ähnlich, wie Du es beschreibst. Aber er wirkt so engagiert und großartig, daß man sogar den Eindruck gewinnt, er reißt die anderen Mitwirkenden irgendwie mit, namentlich ab dem zweiten Akt. Sogar Mario del Monaco bemüht sich dann, differenzierter zu singen. Nichts gegen die Gegenwart, aber so eine Kombination toller Stimmen (Siepi und McCracken waren auch dabei) war schon einmalig! Nur die Milanov scheint für die Elvira schon ein wenig zu alt, obwohl sie sich auch im Verlauf der Vorstellung steigert. Der ultimative "Ernani", wie für Brunello, ist das für mich zwar nicht (Schippers und Bergonzi wirken einheitlicher und die großen Bögen besser gestaltend, aber die singen auch im Studio), als Live-Aufnahme jedoch nahe daran.


    LG


    Waldi

  • Hallo Waldi,
    ja, wenn Warren hier A.Cerquetti und R.Tucker als Partner gehabt
    hätte, wäre die Aufnahme sicher nicht zu übertreffen.
    C.Bergonzi war gerade erst (1956) an die "Met" engagiert worden.
    Er wäre natürlich auch als Ernani in Frage gekommenn.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo Petra,


    die Arie „Eri tu" aus Verdis Maskenball stammt, würde ich vermuten, aus einem Recital der RCA, aufgenommen 1945. Sie ist heute in einer schönen Box (Opera Arias & Concert Songs) immer noch zu beziehen, preisgünstiger bei lebendige Vergangenheit I.


    Daneben gibt es eine Live-Aufnahme des Maskenballs vom 15. January, 1944: Milanov, Peerce, Warren, Thorborg, Greer, Cordon, Moscona, unter Bruno Walter
    (Alle bei Amazon)


    Weiterhin: 1947: Ilitsch, Peerce, Warren, Alarie, Harshaw, unter Giuseppe Antonicelli


    Einen Querschnitt gibt es aus dem Jahre 1955: Milanov, Peerce, Warren, Anderson, Moscona, unter Dimitri Mitropoulos. (angeblich eine Studioproduktion, aber teuer)(Alle bei jpc)


    Da es aus dem Jahr 1955 weitere Mitschnitte von der Met, u.a. mit Merrill oder auch Metternich gibt, es ist das Debütjahr von Marian Anderson an der Met, ist zu hoffen, daß vielleicht noch die gessamte Aufführung erscheint.


    Zu Il Grande Inquisitor: Wahrscheinlich ist es eine stetige große Versuchung großer, mächtiger Stimmen, das Organ einfach strömen zu lassen, aber gerade Warren stellt für mich eine der wenigen Ausnahmen dar. Dies läßt sich, finde ich, gerade bei seinem Jago gut nachvollziehen. (Szell 1946, und vielleicht noch differenzierter unter Busch)


    arimantas :hello:


  • Weihnachten naht - aber das ist (LEIDER !!!!!!!!!!) ein absolut unerfüllbarer Wunsch. Ich leide mit dir (trotz Cerquetti).


    Michael 2

  • Zitat

    Cari Warrenisti,


    Lieber Waldi,
    ich habe erst jetzt Deinen Beitrag vom 29.8.gelesen und möchte dazu sagen:
    Warren war nie am Ende seiner Karriere. Er ist auf dem Höhepunkt
    seiner Karriere gestorben. Das war 1960.
    Die "La Traviata"-Aufnahme ist von 1956.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    Natürlich hast Du recht. Ich habe das etwas schlampig formuliert. Den Zenit hatte er damals aber schon ein klein wenig überschritten, ersetzte das aber durch eine noch sorgfältigere Gestaltung.


    Übrigens sollte man erwähnen, daß er von russischen Vorfahren abstammte (die Familie hieß früher Warenow) - vielleicht erklärt das auch ein bißchen seine phantastische Stimmfärbung und Stimmkraft. Denn irgendwas ist schon bemerkenswert an der Fülle und Tiefe der slawischen Bariton- und Baßstimmen, obwohl sich der Wissenschaftler in mir eigentlich gegen solche Behauptungen sträubt. Oder bildet man sich hier statistische Werte nur ein?


    LG


    Waldi

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  • Lieber Waldi,
    Warren war nicht nur russischer Abstammung, sondern er war
    russisch jüdischer Abstammung, was den Stimmklang natürlich
    auch noch beeinflußt hat.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    ....
    Denn irgendwas ist schon bemerkenswert an der Fülle und Tiefe der slawischen Bariton- und Baßstimmen, obwohl sich der Wissenschaftler in mir eigentlich gegen solche Behauptungen sträubt. Oder bildet man sich hier statistische Werte nur ein?


    Mir hat einmal jemand erzählt, dass slawische Kehlköpfe schon ein wenig anders dimensioniert sind als jene weiter westlicher Rassen. Das gilt dann natürlich für alle Stimmlagen. Besonders charakteristisch ist dabei die Tenorlage. Russische Tenöre haben fast alle eine typische und ähnliche Charakteristik, die sich völlig von jener z.B. in Westeuropa unterscheidet.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Um mal wieder ein wenig Wasser in den Wein zu gießen:


    Trotz seiner gewaltigen, brillant beherrschten Stimme mit einer Höhenexpansion, die schier unfaßbar ist (ähnlich wie Ruffo), habe ich stets ein Problem mit Warrens Timbre: Da ist eine nasale Beimischung, die die Tonproduktion beeinträchtigt, und die, da Warren häufig unter hohem Druck singt, sich in einer Linie stärker ausprägen kann.


    arimantas Ich habe mir den Jago unter Busch nochmals angehört - trotz aller vokaler Klasse kommt der Monolog-Charakter des Credo zu kurz, es gerät insgesamt eher zu einem Triumphgesang. Das ist mir persönlich etwas too much.


    Dennoch stimme ich Euch allen zu, wenn Ihr die absolut zentrale Rolle Warrens betont!


    LG,


    Christian

  • Lieber Christian,
    1. es gab und gibt sehr viele große Sänger, die eine gewisse nasale Beimischung bei der Tonbildung haben. Das beeinträchtigt nicht die Tonproduktion, sondern es begünstigt sie: R.Tauber, J.Schmidt, R.Tucker, J.Peerce, H.Hopf, A. Dermota E. Häfliger, F.Crass sind nur einige Beispiele der Sänger, welche die nasale Resonanz, der eine mehr (H.Prey) der andere weniger (L.Warren) in ihre Tonbildung mit einbeziehen.
    2. Warren singt nie mit Druck, das heißt: Er forciert nie, deshalb kann er auf jedem Ton, auch in extremer Höhe in ein Piano gehen, oder von einem piano in ein Forte. Das fuktioniert nur, wenn der Ton ohne Druck auf der Atemsäule gebildet wird.
    3. Das Credo des Jago ist ein spöttischer Monolog über moralische und religiöse Werte. Er endet mit einem höhnischen Triumph (gelächter): "Der Himmel ist ein altes Märchen"!


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    da hast Du ja einige Beispiele aufgeführt, die eben das Phänomen aufweisen (können). Aus meiner Sicht begünstigt dies die Tonproduktion bzw. deren Resultat nur höchst selten.


    Zu 2: Ich habe nicht den Eindruck, als bilde Warren stets eine freie, nur strömende Tonemission. Dagegen spricht etwa sein Mangel an Agilität. Deine Ausführungen zum Singen "unter Druck" wundern mich, denn Caruso vermochte, obwohl viele ihm genau den Überdruck bescheinigen, sehr wohl ein messa di voce zu bilden bzw. den Ton zu variieren. Ist denn nicht auch der Druck "regulierbar"?


    Zu 3: Sicher endet das Credo mit einem (eher trotzigen) Lachen, das durchaus auch als Selbstüberzeugung gedeutet werden kann. Es geht mir mehr um den ersten Teil, der von Warren aus meiner Sicht mit Überpathos und sehr prunkend gesungen wird. Ich finde, das nivelliert dieses einzigartige Stück etwas.


    LG,


    Christian

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