• Sagitt meint:


    Ich möchte eine eigene Hörerfahrung einbringen. heute morgen, der Früh, die Matthäus-Passion mit McCreesh, kleinste Besetzung,zügigste Tempi. Jetzt im Fernsehen, Günter Jena mit dem Ensemble Michaelis. Pathetisch,breit.
    Echte Antipoden.
    Kennt Ihr Stücke, bei denen die Interpretationen sehr auseinanerklaffen ?


    Wenn ich die beiden Versionen vergleiche, gebe ich erst einmal zu, dass ich Jena kaum ertragen kann, mit dieser dicken Sosse, die über das Werk gegossen wird. Aber McCreesh mit seinen fast sportlichen Zugang gefällt mir auch nicht. Die kleine Besetzung finde ich gut, weil die Vielfalt der Stimmen so optimal zur Geltung kommt. Aber die Tempi- Matthäus-Passion sportlich,das passt nicht.


    Fascinieren die Extreminterpretationen oder sind sie wegen ihrer Positonierung immer Aussenseiter ? Die "Lauen" werden ausgespien, stimmt das auch für die Musik ?

  • Immerhin dürfte die McCreesh-Aufnahme die einzige MP sein, die auf 2 CD passt. :D



    :hello:

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo,


    für die Bach-Version stimmts? ( hatte Herman Max nicht auch das Kunststück?? vollbracht) ( für die Mendelsohn-Bearbeitung nicht), aber das ist ja kein ernsthaftes ästhetisches Argument.
    Die Matthäus-Passion hat so wunderbar elegische Teile ( Erbarme dich und viele andere), die alle SO kaputt gemacht werden.


    Ebenfalls: :hello:


    Sagitt

  • Hast recht, Hermann Max hat das (zweifelhafte) Kunststück auch geschafft.


    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich weise auf diesen schönen Überblick hin, McCreesh (ich kenne die Einspielung nicht) ist nur einigen wenigen Sätzen wesentlich schneller als die meisten neuerern HIP-Aufnahmen (Eingangschor: Herreweghe ('84): 7:08 Gardiner: 6:59; Rilling ('94): 6:57; Harnoncourt (2000): 6:46: McCreesh: 6:06). Man sieht auch, dass sich viel Tempodiffernzen zwischen den angeblich so rasanten HIPisten und traditionelleren Interpretation auf einige Sätze, z.B: den Eingangschor beschränken während anderswo die Unterschiede geringfügig sind)
    Wenn die dort angegebene Gesamtspieldauer stimmt, ist Gardiner sogar insgesamt etwas schneller als McCreesh, Harnoncourt etwa gleichauf und Herreweghe nur 10 min langsamer (2:40 vs. 2:50)


    "http://schadock.macbay.de/misc/mapa.htm"


    Zur allgemeinen Frage: Bei manchen Stücken (weniger die Matthäuspassion) habe ich durchaus den Eindruck, dass eine Annäherung nur über mitunter stark kontrastierende "Extreme" möglich ist, obgleich jede extreme Interpretation einseitig bleiben muß. Andererseits ist, was extrem empfunden wird, immer vom Hintergrund abhängig. Oft finde ich gerade richtig, was andere extrem nennen (und was es rein statistisch betrachtet vielleicht auch ist), z.B. Beethoven dirigiert von Leibowitz, oder aus einige Gould-Aufnahmen


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo


    Ich werde in meinem ersten Statement zu diesem Thread zunächst ALLGEMEINE Statements abgeben, die - so hoffe ich wenigstens - dennoch das Thema ein wenig bereichern werden:


    Eigentlich gibt es sehr viele Werke wo dieser extreme Untersichied feststellbar ist - die Werke verändern ihren Charakter - wobei in voelen Fällen - Details hervorkommen die man bis dato nicht wahrgenommen hat - bzw andere- die man als typisch für das Stück gesehen hat, urplötzlich an Bedeutung verlieren, bzw gar nicht mehr hörbar sind.


    Was ist denn nun "richtig" ?


    Eigentlich gibt es hier kein richtig und kein falsch.


    Wenn jemand aber von "dicker Sosse" spricht , die über ein Werk ausgegossen wird - dann ist er beriet parteiisch - geprägt vom heutigen "Zeitgeist" der mehr "sportive", schlanke und gelegentlich rauh aggressive Aufnahmen "mit "Biss" bevorzugt.
    ich selbst bin geprägt von Interpretationen , die man als "leicht federnd" und "elegant" umschreiben könnte. Daszu gibt es etliche Interpretationsansätze mehr.
    Jeder dieser Ansätze kann - wenn er gut und schlüssiog realisiert wurde - durchaus überzeugen.
    Warum klappt das aber oft nicht ?


    Hier handelt es sich aus meiner Sicht um ein Phänomen der leicht verfügbaren Tonaufzeichnung: Dadurch, daß wir faktisch Kopf an Kopf verschieden Interpretationen nebeneinander hören können, werden (oft nur scheinbare) Schwächen von Aufnahmen evident.


    Treibt man das auf die Spitze (etwa bein vergleichenden Hören für eine Rezension - oder für eien Thread hier im Forum) - Dann kann es sein daß einem letzlich GAR KEINE Aufnahme mehr gefällt.


    Es ist als ob man abwechseld Kaviar, Schokolade und Fruchtsalat kosten würde - und sich dan wundert, daß GAR NICHTS gut schmeckt.
    (Wurde im Eröffnungsbeitrag übrigens implizit angesprochen)


    ABHILFE: Wenn ci mich entschlossen habe - rein zum Vergnügen - eine Aufnahme unter Celibidache zu hören - dann lasse ich mich auf den Dirigenten und sein Orchester, seine persönliche Sicht ein - und vermeide vergleichendes Hören (beispielsweise mit Norrington oder Harnoncourt) NUR DANN ist ein entspanntes Geniesen des Werkes möglich. - Für Rezensionen ist so etwas natürlich unergiebig.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !