Alle sich zu sehr betroffen fühlenden bitte ich um Nachsicht: das Thema ist für mich etwas wie Vergangenheitsbewältigung...
Laut, falsch und mit Begeisterung, das ist für sehr viele der inoffizielle Leitsatz...
die Laienchöre...
von unschätzbarem Wert, was die alltägliche Beschäftigung mit klassischer Musik betrifft.
in vielen Fällen - Anlaß, um aus den eigenen 4 Wänden raus zu kommen, unter Leute zu gehen und zu kommunizieren und...auch zu singen.
Besonders häufig - Kirchenchöre
die haben ein paar Mal im Jahr den großen Auftritt, da wird zum Ostersonntag, zum Patronatsfest der Kirche, zu Weihnachten ... ein Gottesdienst gestaltet...
So weit, so schön. Nur was singen diese Leute da? (ich rede von meinem Wiener Umfeld...)
Eigenartigerweise ist der Ehrgeiz, klassische Orchstermessen aufzuführen, so stark verwurzelt, daß es fast keine Alternativen gibt.
Ich gestehe, auch selbst einen Bogen um A-Capella Motetten und ähnliches zu machen (nicht nur aus intonationsgründen...)
bei besonders ehrgeizigen Chorleitern bleibt es nicht dabei. Wenn auch noch zusätzlich Konzerte veranstaltet werden - und auch noch ein Budget vorhanden ist, dann ist der Griff zu einem Oratorium sehr naheliegend.
und so kommt man in den Genuß, von kleinen Wiener Kirchenchören den Messias, Mendelssohn Elias etc. vorgesetzt zu bekommen...
Natürlich auch die Monstermessen der Romantik: Schubert Es-Dur, Bruckner e-Moll...
Der Großteil des Konzertpublikums besteht natürlich aus Verwandten und Bekannten des Chores bzw. dem Umfeld der Pfarre...
Aber wenn man die Aufführungsbedingungen kennt, höchstens zwei Orchesterproben, die (schlecht vorbereiteten) Solisten aus dem Bekanntenkreis des Chorleiters (sonst würden sie ja nicht um ein Butterbrot singen...)
und vor allem: der Chor (trotz Verstärkung mit Studenten...) hoffnungslos überfordert
Vor kurzem habe ich bei einem Trauergottesdienst Schuberts Deutsche Messe vom Volksopernchor gehört und war sehr bewegt - wahrscheinlich die bis dahin schönste Aufführung für mich.
Warum macht man es sich so leicht mit den schweren Werken?
Allein das Mozart Requiem hat schon riesige Hürden (Kyrie Fuge)
Grundsätzlich habe ich mit der Chortenorstimme ein Problem: von Laien sind die Anforderungen nicht zu bewältigen!! Ohne Ausnahme!*
Dazu kommt ein überbesetzter Sopran (von Überalterung will ich gar nicht anfangen zu reden...)
von homogenem Klang ist nichts zu hören.
Daher finde ich den Großteil der Chorliteratur heutzutage von Laien nicht aufführbar!
* das Tenorproblem sehe ich so: es gibt gar keinen Mangel an Tenören, wie oft behauptet. Jedoch hat die Tenorstimme die größten Schwierigkeiten (von allen) mit den Übergangslagen.
ein weiteres Problem ist die mangelnde Bereitschaft von Männern, sich mit dem SIngen zu beschäftigen... mir kommt es vor: entweder ganz oder gar nicht - d.h. wenn Männer Stimmbildung nehmen, dann wollen sie gleich "ganz professionell" arbeiten - wechseln sofort das Ensemble (wenn möglich, in einen bezahlten Chor) oder versuchen sich (leider) als Solisten. (am Zentralfriedhof...)
Aber Singen als Hobby scheint für Männer ein Problem zu sein...
die andere Seite ist - Chorproben, als VOrwand, nachher ins Wirtshaus zu gehen... über die Qualität brauch ich nicht reden...