una furtiva lacrima als Thema

  • Ich denke, dieses neue Thema wird keine, auf alle Fälle jedoch wenige Einträge bekommen.


    Da sich hier zur Mehrheit Männer herumtummeln und diese ja nicht weinen, wird der Thread sogleich wieder einschlafen.


    Ich habe nämlich in der Oper geweint!


    Schon öfters......


    Einmal kniete Agnes Baltsa in 'Cavelleria Rusticana' vor einer Muttergottesstatue, während die ganze Dorfbevölkerung in der Kirche betete und sie davon ausschloss. Ohne Worte kniete sie dort und ich heulte Rotz und Wasser.


    ... und bei Peter Grimes, bei Jenufa und bei der Traviata (3x, vor allem beim Sterben)


    Ist jemand von Euch das schon mal passiert und wenn ja, traut ihr euch es zuzugeben?

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, das Männer u.a. in die Oper gehen, weil das so ziemlich der einzige Ort ist, wo Mann ungeniert heulen kann?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • doch, aber nicht, dass er es dann zugeben würde :baeh01:

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    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Hallo nala,


    na dann starte ich mal und oute mich.
    Bisher hatte ich zwar gar nicht so häufig die Gelegenheit bei einer Oper die Tränen fliessen zu lassen, doch der erste Opernbesuch in meinem Leben wird stets untrennbar damit verbunden sein.
    Mein Vater nahm mich damals mit, ich weiß aus Erinnerung leider nicht mehr, um welches Opernhaus es sich handelte.
    Zumindest gab es für einen 10 Jährigen eine eher ungewöhnliche Opernpremiere:
    Borodin - Fürst Igor
    Als ich den Tanz der Polowetzer Mädchen hörte mußte ich schon stark mit mir kämpfen. Im Auto meines Vaters konnte ich es nicht mehr zurückhalten und fing an zu heulen. Mein Vater war erst etwas erstaunt und auf die Frage, was ich habe, brachte ich nur ein :"Es war so schön" heraus.


    So, und jetzt sieh mal zu wie Du die Kosten für meinen Analytiker auftreiben kannst:-)


    LG
    Wulf.

  • ich hau mich ab, Wulf!


    Du :jubel: bist der mutigste und wie schön DU die Stituation geschildert hast!


    Echt zum heulen, vor allem wegen des Analytikers. :hello:

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    (Maria Callas)

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  • Meine Tränenmomente sind:
    - Britten, "War Requiem": "Let us sleep now" - dann der Chor "In paradisum..." , und dann geht der Solosopran mit den Violinen drüber. Und meine Tränen fließen.
    - Nochmals Britten, "Billy Budd": Wenn Billy auf seine Hinrichtung wartet, fange ich zu würgen an. Und wenn Vere am Schluss dieses Schlaf- = Todeslied aufnimmt, rinnen die Tränen unaufhaltsam.
    - Wagner: Wotans Abschied war mein erstes Tränenerlebnis in der Oper und sind einer geblieben.
    - Und bei Mahler ist es die 2.: "Aufersteh'n, ja aufersteh'n" - und ich zücke so unauffällig wie möglich mein Taschentuch.
    - Ach ja, "Ewig, ewig" im "Lied von der Erde" - für mich fast nicht auszuhalten.


    Geweint habe ich auch unlängst in der Staatsoper, als Seiji Ozawa den "Wozzeck" dirigierte. Aber das waren nicht Tränen der Rührung, das waren Tränen der Verzweiflung... :stumm:

    ...

  • Zitat

    Als ich den Tanz der Polowetzer Mädchen hörte mußte ich schon stark mit mir kämpfen. Im Auto meines Vaters konnte ich es nicht mehr zurückhalten und fing an zu heulen. Mein Vater war erst etwas erstaunt und auf die Frage, was ich habe, brachte ich nur ein :"Es war so schön" heraus.


    Der Analytiker wäre fällig, wenn da stünde: "...ich habe, brachte ich nur ein: "Es war so schlimm" heraus" :baeh01:

  • Guten Abend Nala, guten Abend alle anderen Forianer/innen,
    also ich bekenne: ich gehöre auch zur weinenenden Zunft.
    Wo im einzelnen kann ich auch nicht immer so sagen, das ist sicher auch von der Tagesform abhängig.
    Einige Erfolgsgaranten: Es gibt einige im 'Ring', aber auch bei mir ist ein besonderer Schwerpunkt 'Wotans Abschied und Feuerzauber' besonders seit dem meine Tochter erwachsen ist und ich weiß, dass mir dieser Tag früher oder später auch bevorstehen wird. Ich bin schließlich auch vor Begeisterung ausgerastet, als ich den einstens knappen halben Meter zum ersten mal im Arm gehalten hab-
    'Tristan und Isolde', ja klar, das große Liebesduett, und "Das Land, das Tristan meint". 'Parsifal', bes. Finale erster Akt.
    Erich Wolfgang Korngold: 'Die tote Stadt', "Glück das mir verblieb"
    Aber auch bei Gustav Mahlers zweiter Symphonie bin ich sehr anfällig und beim "Abschied" im 'Lied von der Erde' auch.
    Es gibt etliche Stellen bei Ludwig van B. aus BN, z.B. im Adagio der Klaviersonate Nr. 29 B-Dur. Wenn ich hier weiterschrieb, käm ich nicht zu einem Ende...
    Es gibt Lieder, von Elisabeth Grümmer gesungen-
    Und auf den einsamen Wegen vom Bastian Bach, die so gar nicht mehr recht zu dieser Welt gehören scheinen- Ein Beispiel, das mir spontan einfällt: "Aus Liebe will mein Heiland sterben" in der 'Matthäus-Passion'


    Für all diese und die ungenannten bewegenden Momente bin ich ein sehr dankbarer
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Hallo miteinander,


    geweint habe ich bisher noch nicht, aber letzten Freitag war ich kurz davor! In Madama Butterfly. Da, wo Butterfly auf Pinkerton wartet und wartet und wartet. Der Junge und Suzuki schlafen ein und Butterfly steht weiterhin da und hofft und wartet..... Sowohl das Orchester [man spürt, wie die Hoffnung immer weniger bzw. unsicherer wird] als auch die Inszenierung [es wird immer dunkler, nur Butterfly steht am Ende noch im Licht] haben diese "Gänsehaut-Szene" wunderbar unterstrichen. *schnief*


    Herzliche Grüße


    Stephan

    "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." - Friedrich Nietzsche

  • Zitat

    aber nicht, dass er es dann zugeben würde :baeh01:



    wozu den smilie??
    find ich beleidigend

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

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  • Edwin:


    Zitat

    Aber das waren nicht Tränen der Rührung, das waren Tränen der Verzweiflung...


    Tja Edwin, manchmal liegen eben Rührung und Verzweiflung so dicht beieinand, daß zusammen mit den Augen auch die Grenzen fließend werden... :stumm:



    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Tränenmomente:


    John TAVERNER: (nicht zu verwechseln mit dem Kitschproduzenten
    Tavener: Das sogen. "LeRoy-Kyrie) (um 1530), die wunderbar aufsteigende Melodie-Linie, (die eigentlch garkeine ist, sondern "nur" das Ergebnis konzentrierter kontrapunktischer Arbeit subsumiert.


    G.P. Palestrinas "Stabat Mater", wo ich mich jedesmal nach dem unglaublichen Beginn dazu zwingen muss, vor Bewegung den nicht minder schönen "Rest" des Werkes zu hören !


    "Chiste, fac, ut sapiam (SWV 431), von Heinrich Schütz, die Verbeugung des großen Komponisten vor Palestrina und Byrd (leider keine Einspielung verfügbar!)


    Noch einmal "Stabat Mater", für 10 Stimmen von D. Scarlatti aus 1715


    Igor Strawinski: das Finale der "Requiem canticles" (1968 ) hier der Einsatz des psalmodierenden Sprechchores und das "Nachspiel"

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • @ Tastenwolf


    ich versuche immer etwas weniger gemein zu sein, als ich eigentlich könnte :yes:

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    (Maria Callas)

  • Hallo Nala,


    also im Zeitalter der E-mann-zip-ation darf er schon mal in der Oper zum Schnupftuch greifen.
    Meine tragisch-schönen Momente sind immer,wenn in der Götterdämmerung der Trauermarsch gespielt wird (nomen est omen),
    dann der Abschied Carlos-Posa,Mimis und Violettas Tod sowieso.
    Aber auch bei der Winterreise muß ich mit mir kämpfen und beim Schlußchor von Beethovens Neunter und so weiter.


    Glücklicherweise befinde ich mich mit "una furtiva lagrima" in guter Gesellschaft und akzeptiere diese Gefühlsregungen genauso wie mein Herzklopfen beim Anblick einer schönen Frau.


    Ich wünsche dir noch viele Beiträge zu diesem Thema. ;( :lips:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • lieber siegfried,
    du bist auch ein Mann der schönen Worte!


    Beim Trauermarsch habe ich auch geweint, und danke für den schönen Beitrag.
    Gruss aus Wien :lips:

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  • Zitat

    weniger gemein zu sein, als ich eigentlich könnte



    verstehe, geht vielen anderen auch so...


    am spannendsten fand ich bisher Momente, in denen mir beim Üben bzw. Spielen eines Stücks die Tränen kamen...im stillen Kämmerlein, obs im Konzert gelingen wird, weiß ich nicht...jedenfalls möchte ich Tränen hervorrufen...
    (in Reger op.80 Variationen... nach einer wilden, lauten C-Dur Variation folgt eine unglaublich ruhige leise Stelle, die das Thema in 30% des Originaltempos bringt... wirkt auf mich, als würde ich den Ausbruch bereuen und müßte das zerstörte Vertrauen wiederherstellen...sehr bewegend!)


    ein anderer Fall war bei einem Orgelkonzert, wo eine Zuhörerin von der Langsamkeit von Messiaens Banquet celeste zu Tränen gerührt war...



    aktuell für mich - Schluß "Evangelimann" - sehr zu empfehlen - wunderbare musikalische Dramaturgie: Sterbeszene - Vergebung - eine Zeile aus dem Vater unser, dann Kinderchoreinsatz (mit Orgel).... Taschentücher mitnehmen!!!


    bin Puccini Fan, weil mich diese Musik so sehr bewegt, wie keine andere...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo Nala,


    mir kommen besonders bei geistlichen Werken öfters einmal Tränen. Ich kann nicht genau beschreiben wann, da gibt es nicht Genaues - es geht mir dann einfach so nahe, dass ich nichts mehr zurückhalten kann.


    Einfallen tun mir gerade nur Haydns Schöpfung und Mendelssohns Paulus. An genaue Stellen kann ich mich nicht erinnern, zumal es nicht immer an diesen (gleichen) Stellen passiert bzw. es eben unterschiedliche sind - je nach dem, was mein Innerstes nun am meisten bewegt und trifft.



    Auch als ich Dvoráks Biografie gelesen habe bekam ich feuchte Augen und mir drehte sich ein wenig der Magen - und zwar als von Dvoráks einsetztender Krankheit und sein Ableben berichtet wurde...das ging mir auch nahe.



    Ansonsten bin ich sowieso ein sehr sensibler Mensch - da könnte Peter sicherlich ein Lied von singen :rolleyes:


    Liebe Grüße, Maik


    PS: Ich stehe zu meinen Tränen!!!

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • ja, ich gehöre auch dazu ...


    immer wieder fast zum tode erschütternd: 'erbarme dich' aus der matthäus-passion, da muß ich nur wissen, daß die arie gleich kommt, und schon gehts los ...


    erschütternd war auch das ende vom diaolg der karmeliterinnen von francis poulenc: wenn die nonnen - ich bin sowieso ein riesen-nonnen-fan ... :wacky: - eine nach dem anderen aufs schafott steigen, ihren choral singen, das orchester die brutalen schläge nachahmt und der gesang immer dünner wird - bis er dann ganz aufhört ...allein beim schreiben richten sich mir die nackenhaare auf ..


    gerne verweise ich aber auch auf meinen thread,' doch das fleisch ist schwach- musik und das körperliche empfinden der leider nicht allzuviel zuspruch gefunden hat ... ;( (kann den die mod. nochmals verlinken?) danke ..


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg,


    bitte schön! :)



    Ich wüsste persönlich nicht, dass ich aufgrund eines Musikstückes hätte weinen müssen. Es kann mich packen, schütteln, traurig werden lassen, was auch immer. Aber weinen muss ich davon nicht.
    Da bin ich wohl generell das Gegenstück zu Maik. Ich kann mich zumindestens an keine Situation erinnern, bei der ich das letzte Mal überhaupt geweint habe.


    Vielleicht habe ich aber bis jetzt auch nur die falschen Werke gehört. ;)



    Liebe Grüße, Peter.

  • Es ist doch normal, wenn man (auch in der Oper) seinen Gefühlen freien Lauf läßt. Mir zum ersten Mal nach meinem ersten "Hölländer" passiert ("das rote Schiff" hat es mir angetan).


    LG, Guido

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • Bei mir hat mein gesamtes Musikinteresse mit einem Heulanfall begonnen, zwar nicht in der Oper, sondern bei einem Streichquartett-Konzert und danach hab ich beschlossen Geige zu lernen.
    In der Oper passiert es selten das mir die Tränen hervorgeholt werden, dafür müssen ( musikalisch ) so ziemlich perfekte Leistungen geboten werden ( oder total falsch gespielt werden, dann wird aber weniger aus Rührung geheult :baeh01: ). In den letzten Jahren kann ich mich nur an 2 musikalische Momente erinnern wo mir Tränen in die Augen geschossen sind: In der Staatsoper bei La Juive, Eleazar-Arie mit Shicoff und in der Volksoper bei der "Verkauften Braut" als ich so ziemlich die schönste Marie-Arie hörte. :jubel:

  • hallo Michael,
    hast Du auch die Vorstellung von La Juive gesehen, wo Neil Shicoff gepatzt hat, noch einmal gesungen, noch einmal geschmissen, beim dritten mal so schön gesungen hat, dass - glaube ich - die halbe Staatsoper heulte? Ich war auch darunter.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
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    (Maria Callas)

  • Zitat

    Original von nala
    hallo Michael,
    hast Du auch die Vorstellung von La Juive gesehen, wo Neil Shicoff gepatzt hat, noch einmal gesungen, noch einmal geschmissen, beim dritten mal so schön gesungen hat, dass - glaube ich - die halbe Staatsoper heulte? Ich war auch darunter.


    Ne, bei mir hat ers im ersten Anlauf geschafft, und wie ;(

  • ich denke, es gibt keinen besseren Darsteller für diese Rolle als Neil Shicoff - und den Hofmann kann er auch sehr gut!

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  • Zitat

    Original von nala
    ich denke, es gibt keinen besseren Darsteller für diese Rolle als Neil Shicoff - und den Hofmann kann er auch sehr gut!


    Das ist wohl nicht zuletzt einer der Gründe warum dies Oper so lange nicht gespielt wurde. Immerhin war es eine der Lieblingsrollen von Caruso. Die Aufnahme mit Carreras ist ja auch eher lächerlich :stumm:

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  • Die Aufnahme mit Carreras ist ja auch eher lächerlich



    ...kenne ich leider nicht. Ich war nur gleich 2 x in der Staatsoper bei La Juive und das nur wegen des Hauptdarstellers. Ich habe Carreras noch nie live erlebt

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    (Maria Callas)

  • Beim Ende von La Bohème sind bei mir immer mit Tränen zu rechnen (wenn nicht schon im dritten Akt, wenn Mimì das Gespräch belauscht), desgleichen bei Cavaradossis "e non ho amato mai tanto la vita", und sogar in Turandot (Puccini ist wohl allgemein sehr rührend); auch bei Peter Grimes habe ich schon geweint und bei noch ein paar Gelegenheiten im Opernhaus, die mir gerade nicht einfallen. Überhaupt bin ich ziemlich mitfühlend, auch mit sehr fiktiven Personen. Am schlimmsten war wohl die Aufnahme von Jake Heggies "Dead Man Walking" - da hab ich die zwei Stunden so ziemlich durchgeplärrt und konnte kaum noch im Libretto lesen...

  • Hallo Nala,


    für mich sind es nicht so sehr bestimmte Musikstellen, die zu Tränen rühren können, sondern wenn es sich wie aus heiterem Himmel ergibt, dass eine Musikstelle zusammentrifft mit einem aufwühlenden Ereignis oder einer tief berührenden Nachricht. Das kann unmittelbar geschehen. Zum Beispiel bei einem fluchtartigen Gang, um mit einem Schock fertig zu werden, und dann plötzlich eine Melodie zufliegt. Aber auch mit großem Zeitverzug, wenn unerwartet bei einer Stelle ein ungelöstes Problem wieder hochkommt und sich in seinem ganzen Schmerz zeigt, den ich bis dahin erfolgreich verdrängt hatte. Solche Melodien bleiben lange hängen, können den Schmerz sogar noch verstärken, helfen am Ende aber meistens doch.


    Diese Musikstellen müssen für mich nicht Schmerz oder Trauer zum Thema haben, wie in den meisten bisher genannten Beispielen. Im Gegenteil kann es sogar Musik sein, wenn ein Musiker gestaltet, wie er aus einem Schmerz herausfindet, etwa das Scherzo in Beethovens 7. Sinfonie.


    Viele Grüße,


    Walter

  • Als ich vom Tod einer mir sehr nahestehenden Bekannten erfahren habe und ich danach zum Dirigier-Unterricht ging kam es sogar soweit das mir bei Strauss's Fledermaus-Ouvertüre die Tränen hervorschossen, das hat dann also wirklich wenig mit der Rüher-Qualität des Stückes zu tun sondern größtenteils mit dem Psychischen Zustand an sich ( zumindest bei mir ).
    Am "schlimmsten" ist es für mich wenn ich mich (z.B. vom Liebeskummer getroffen) ans Klavier setze. In solchen Phasen hab ich unter Tränen wohl die pathetischste "Pathetique" meines Lebens gespielt. Schubert Sonaten sind bei sowas auch ziemlich heftige "Heul-Garanten" ;(

  • Ich bin selbst immer noch völlig überrascht: Am Sonntag, nach einer Stunde des Besuchens auf einer Intensivstation- irgendwo zwischen Leben und Tod, beschäftigt mit dem Hoffen auf die Gnädigere der beiden Alternativen- welche es auch sei- brauchte ich Musik.


    Und Klassik ging in diesem Moment einfach nicht!


    Auch wenn es Euch seltsam erscheinen mag - ich kramte solange in meinen CDs, bis mir eine seit Jahren nicht gehörte DIXIELAND- CD in die Hände fiel! Als dann die die Station Hall Jazz Band das alte Traditional " Long, Long ago" anstimmte,liefen mir die Tränen, alles wurde leicht und es ging mir richtig gut dabei!


    Nun lege ich diese seltsame Scheibe dankbar in meine musikalische Hausapotheke und kehre mit Freuden in meine klassische Schatzkammer zurück!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

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