Der in Oxford geborene Komponist brachte es schon in jungen Jahren zu Wohlstand und Ansehen. Seine Hinterlassenschaft
an geistlicher sowohl weltlicher Musik macht ihn als den ersten Komponisten in England des Frühbarock kenntlich, dessen
Wirkung bis in die Werke von Purcell und Händel hinein spürbar ist. Seine Musik für Tasteninstrumente faszinierte unter anderen auch Glen Gould.
Leider sind etliche seiner geistliche Werke nicht in allen Stimmen überliefert und gelten deshalb nur als bedingt authentisch aufführbar.
Gibbons zählt zu den Komponisten, die einerseits noch im modalen Denken (Benutzung der Kirchentonarten) verwurzelt waren, andererseits
durchaus, wenn es ihm angemessen erschien, sich dem heutigen Dur/moll-System zuwandte, wie das ähnlich auch bei seinem Altersgenossen Heinrich Schütz in Deutschland zu beobachten ist. Orlando Gibbons repräsentiert schon fast den Abgesang des goldenen Zeitalters der englischen Vokal- und Instrumentalmusik.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere starb er in Canterbury ganz plötzlich, wie uns das ein zeitgenössisches Dokument eindrucksvoll überliefert:
...he fell in most strong & sharp convulsions, wch did wring his mouth up to his ears & his eyes were distorted, as trough they would habe beene thrust out of his head & then suddenly he lsot both speech, sight, & heraing, & so grew apoplecticall & lost the whole motion of every part of his body, & so died.
Gibbons wirkte nachhaltig auf seine Zeitgenossen und seine "Spuren" finden sich in Werken Purcells und Händel ebenso wie in den Anthems des 19. Jahrhunderts. Mit Recht bezeichnet man ihn als den "Vater" der englischen Hymnen. Gibbons zählt zu den ganz wenigen Komponisten, deren Vokalmusik durch Knabenstimmen dargestellt überzeugend wirkt, was nicht zuletzt mit seiner profunden Kenntnis der menschlichen Stimme und seiner Satztechnik zusammenhängt. Am tag nach seinem Tode wurde Orlando Gibbons im Dom von Canterbury beigesetzt, wo sein Gedenkstein noch heute zu sehen ist.
Erstaunlicherweise gab es zu allen Zeiten immer nur wenige Einspielungen seiner Werke. Die beiden hier vorgestellten jedoch erfüllen alle Ansprüche aufs trefflichtse:
(Ensebmle phantasm)