Ein großer Wiener Meister: Matthias Georg Monn (1717-1750)

  • Matthias Georg(andere Quellen nennen ihn Georg Matthias; sein richtiger Nachname war eigentlich MANN !) wer ? werden sich bestimmt Einige hier fragen aber das mit dem großen Wiener Meister ist wahr.
    Gesicherte biografische Daten sind nur wenige überliefert.
    Dokumentiert sind lediglich Stellungen als Organist, zunächst in Klosterneuburg bei Wien. Des weiteren wirkte er in der gleichen Funktion im niederösterreichischen Melk und später an der Karlskirche am Rand der Wiener Innenstadt. Der agile und neuen Gedanken offene Komponist verstarb bereits im Alter von 33 Jahren, am "Lungerl-Defect", was wohl eine volsktümliche Umschreibung der Tuberkulose bedeutet. Weiterhin wurde überliefert, daß er KEINEN Alkohol trank , unverheiratet blieb und immer schwarz gekleidet ging. Monn war sicher einer der letzten Schüler des alten Hofkapellmeisters J.J. Fux, der seine Adepten dazu ermutigte, neue Wege zu gehn und jene auch anregte (bei Zeleneka ist das eindrucksvoll nachzuvollziehen) nationale Besonderheiten ins Schaffen einzubeziehen. Er ist einer der frühesten Komponisten, die eine Sinfonie in 4 Sätzen vorlegen.



    Daß sich in der Symphonie in G (1749) Monns schon sehr früh in der Geschichte der Symphonie eine Art zweites Thema ( Seitenthema) präsentiert, was ja in weiterer Folge wichtig für die endgültige Ausbildung der sogenannten Sonatenhauptsatzform ist, ist weniger bekannt. Schon früh (1740) hat Monn an dritter Stelle des dreisätzigen Sinfonietypus ein Menuett verwendet. (E. Stadler).


    Fazit: Was dieser Meister in den nur dreiunddreißig Jahren seines Lebens geleistet hat, war revolutionär. Ohne seine Vorleistung auf dem Gebiet der Sinfonie hätte ein Haydn niemals in seinen eigenen mittleren Werken dieser Gattung so gewagte Experimente unternommen, und auch die Konzerte Monns tragen bereits deutlich mehr als nur den Keim der Haydn-Mozart-Linie in sich. Seine Sinfonik ist durch aprupte Wechsel in der Gemüts-Stimmung gekennzeichnet, er ist darin seinem Altersgenossen Friedemann Bach vergleichbar, doch geht er formal weit über diesen hinaus. Daß seine geistliche Chormusik, unter der sich wahre Schätze befinden, bis heute unveröffentlicht ist muss man bedauern: zu verstehen ist es nicht...


    Kein Geringerer als Arnold Schoenberg darf für sich in Anspruch nehmen, den Komponisten für die Gegenwart wiederentdeckt zu haben: Mit der Bearbeitung des Cembalo-Konzertes von Monn griff Schönberg auf ein für ihn bereits bekanntes Stück zurück, 1911/12 hatte er durch Vermittlung Guido Adlers dafür eine Generalbaßaussetzung für die Denkmäler Österreichischer Tonkunst erstellt. Den unmittelbaren Anlaß für die erneute Auseinandersetzung mit dem Werk hatte eine Anregung des spanischen Cellisten Pablo Casals gegeben, der schon 1913 das ebenfalls von Schönberg mit einer Generalbaßaussetzung versehene g-Moll-Konzert von Monn zur Aufführung gebracht hatte.


    Das Angebot an Einspielungen ist derzeit ausserordentlich überschaubar, auch bin ich nicht mit allen Interpretationen wunschlos glücklich, aber zum Kennenlernen dieser ausserordentlichen Musik sind die (ausserdem preisgünstigen) Scheiben allemal geeignet:



    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Salut,


    ich erinnere mich dunkel, dass Monn/Mann derjenige gewesen sein soll, der vor J. M. Kraus die einzige cis-moll-Sinfonie im 18. Jahrhundert komponiert haben soll.


    a) Stimmt das?
    b) Gibt es eine empfehlenswerte Aufnahme?


    Falls ich jetzt in geistiger Verwirrung Unsinn gestiftet habe, bitte löschen - ich möchte diesen schönen Thread nicht stören.


    :hello:


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • hallo, bbb, hallo ulli,


    das hört sich ja mal wieder sehr spannend an ... so langsam sehe ich mozart/haydn und die vielen zeitgenössischen einflüsse auf deren musik mit anderen augen .. sie verlieren für mich ihre singuläre stellung, bleiben aber dennoch einzigartig ... wenn du verstehst,was ich meine


    von monn kenne ich seit ewigen zeiten das schöne cellokonzert ..habe es aber lange nicht mehr gehört ...wird balsd nachgeholt. ich glaube, ich habe eine gute aufnahme mit meiner so geliebten jaqueline du pre ..


    einen schönen sonntag wünsche ich

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo BigBerlinBear,


    ich bin schon lange auf der Suche nach den Noten genau der Sinfonie, die du als JEPG eingestellt hast (ist die erste auf der Monn-Sinfonie-CD, die ich ebenfalls besitze). Würde diese Sinfonie gern mit meinem Orchester spielen. Kannst du mir bitte die Quelle sagen, wo es die Noten gibt? Sieht aus wie mit Finale oder Capella gesetzt. Kann dir leider keine Mail schreiben, deshalb der Eintrag ins Forum.


    Danke und viele Grüße,
    Normann

  • Hallo Ulli, unter den 16 überlieferten Sinfonien ist leider KEINE in cis, wär das anders, hätte die wohl längst jemand eingespielt.
    Die beiden CDs des Labels, (und davoneigentlich mehr die mt den Konzerten unter M.Schneider) kann ich zum Kennenlernen allemal empfehlen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Hallo Normann, schön , daß ihr eine Monn-Sinfonie aufführen wollt.
    Woher man die Noten beziehen kann, erfährt man am sichersten über
    das L´Orfeo kammerorchester bzw. deren Leiterin Michi Gaigg, die die Werke für CPO eingespielt haben. Hier ein Link, der dir hoffentlich weiterhilft:


    http://www.lorfeo.com/lorfeo/deutsch/

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hi BigBerlinBear,


    dein Link ist sehr gut - hier gibts die Myslivecek-, Holzbauer- und Fils-Sinfonien editiert- das wusste ich nicht. Für die Zukunft sehr wichtig für mich. Monn ist leider nicht dabei, wahrscheinlich, weil diese Sinfonien Gaigg mit L´arpa festante aufgenommen hat und nicht mit dem L´orfeo-Barockorchester. Na, da muss ich wohl weiter suchen.
    Falls du aus Zwickau bist (hab das irgendwie so in Erinnerung aus anderen Threads - (Amacord?) - am 18. Juni haben wir in der Katharinenkirche ein Konzert. Vanhal - Sinfonia comista C-Dur, Haydn-Trompetenkonzert und Mozart-Serenade KV 239. Eintritt frei!


    Beste Grüße,
    Normann

  • Hallo Normann, schade, ein sehr schönes Konzert, das ich mir gern angehört hätte, doch bin ich leider erst 14 Tage später in der Gegend zum "Fest alter Musik im Erzgebirge" ?(


    Folgende Möglichkeit seh ich für dich noch, an die Noten heran zu kommen:


    Zitat

    Die Wiederentdeckung des Komponisten Georg Matthias Monn begann im Jahre 1907, als in den "Denkmälern der Tonkunst in Österreich" eine erste Sammlung von Sinfonien veröffentlich wurde. Fünf Jahre später dann erschien eine zweite Sammlung mit Sinfonien und Konzerten, zu denen unter anderem Arnold Schönberg die Continuo-Stimme ausarbeitete.

    Zitat Sendemasnuskript W. Lempfried für SWR, 2001)


    Die "Denkmäler" sollten in einer gut geführen Bibliothek, ich denke da in deiner Nähe an Leipzig erhältlich sein...)

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  • Hallo Ulli, abschliessendes zum Thema cis.moll lässt sich wirklich nicht sagen, zumindest ist bei den VERÖFFENTLICHTEN Sinfonien keine in dieser Tonart dabei. Da aber ie Publikation von wengstens 10 Sinfonien noch aussteht, über deren Tonartenbestand ich leider garnichts in Erfahrung bringen konnte, lassen wir das offen.

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  • Hallo BigBerlinBear,


    die "Denkmäler" habe ich auch schon im Netz gefunden - habe mit Biblotheken aber noch keine Erfahrung. Da werd ich wohl mal einen befreundeten Leipziger Studenten vorbeischicken.


    Danke für deine Tipps,
    Normann

  • Zitat

    Das Angebot an Einspielungen ist derzeit ausserordentlich überschaubar, auch bin ich nicht mit allen Interpretationen wunschlos glücklich, aber zum Kennenlernen dieser ausserordentlichen Musik sind die (ausserdem preisgünstigen) Scheiben allemal geeignet


    Meine volle Zustimmung. Wenn die Interpretationen der Sinfonien auch recht mäßig sind, so ist es nicht so störend, wie wenn Michi Gaiggs Musiker später bei den Wagenseil-Aufnahmen die Kratz- und Knirsch-Ästhetik der MAK immitierend den musikalischen Fluß völlig unmotiviert zerstören bzw. die Tonhöhen in der Geräuschextase untergehen lassen (Wagenseil ist doch nicht Lachenmann ...)


    Die Musik selbst ist fraglos vom Interessantesten knapp vor 1750. Vorklassische fast-schon-wirklich-Sonatenhauptsätze mit Seitensatz aber "noch" mit viel "barockem" Kontrapunkt - das wirft das Klischee der modernen Homophonie, die sich dann erst bei den "großen Wiener Klassikern" wieder sich mit "neo-bachschem" Kontrapunkt verbinden kann, über den Haufen. Es ist eben nie ganz so einfach in der Musikgeschichte.


    Wagenseil mag zwar seinen Kollegen Monn überflügelt haben, aber wohl erst nach Monns Tod und somit bereits in zeitlicher Überlappung mit Haydn. Somit wären Monns Konkurrenten in der frühen Symphonik für mich nur mehr G.B. Sammartini und Johann Stamitz (nicht vergessen: Monn starb 1750!)

  • Hallo Kurzstreckenmeister,


    es gab da noch (zum Glück isse nihct mehr lieferbar !) die Einspielung unter Rovatkay und der "Capella Agostino Steffani".
    Während bei Michi Gaigg wie auf Waschbrettern geschrubbt wurde,
    verkam hier die Musik zur völligen Beliebigkeit, ja zum frührokkokohaften
    "Mokka-Tässchen-Geklirr"
    Es war eine Strafe, diese Scheibe bis zum Schluss anhören zu müssen
    und Virgin war bestens beraten, das wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen: Möge es da ewig ruhen !


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von klingsor
    von monn kenne ich seit ewigen zeiten das schöne cellokonzert ..habe es aber lange nicht mehr gehört ...wird balsd nachgeholt. ich glaube, ich habe eine gute aufnahme mit meiner so geliebten jaqueline du pre ..


    Ist das nicht ein Cembalokonzert, das Arnold Schönberg für Cello bearbeitet hat, in der Hoffnung, mit dieser "Wiederentdeckung" eines damals sehr unbeachteten Komponisten auf Tournee gehen zu können?

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  • KSM:


    Zitat

    st das nicht ein Cembalokonzert, das Arnold Schönberg für Cello bearbeitet hat, in der Hoffnung, mit dieser "Wiederentdeckung" eines damals sehr unbeachteten Komponisten auf Tournee gehen zu können?


    Ich denke, daß Klingsor das "originale" Cello-Konzert meint, für desen Herausgabe in den "Denkmälern" Schönberg den Generalbass ausgesetzt hatte, ganz gewiss die bedeutendste überlieferte Komposition für Intstrumente des Wiener Meisters.


    Die Bearbeitung des "Cembalokonzertes" dagegen für Cello und Orchester, war von Schönbergs Wunsch geprägt, endlich auch einmal mit einem grösseren Orchesterwerk Erfolg zu haben. Als Solisten für die Uraufführung dachte er sich Pablo Casals, der das Stück auch probte, aber das ihm wohl irgenwie missfiel. Die (nicht sehr erfolgreiche Uraufführung kam dann mit Emanuel Feuermann zustande.


    Mich wundert es nicht, daß dieses Werk kaum je in Konzerten zu hören ist, die barocke Stimmführung des Solisten bringt mit Schönbergs bläserscharfem Satz keine überzeugendes Synthese, ist weit entfernt von der großartigen Adaption Weberns von Bachs Orgelpassacaglia.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Monn - heute zum ersten Mal im Radio gehört... Ein Name, der mir bis dato völlig unbekannt war.


    Großartig, lange nichts mehr gehört, von dem ich das Gefühl hatte, das ist es. Genau die richtige Mischung aus Klassik und Barock.


    Lust auf mehr...



    Liebe Grüße


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Zitat

    Original von Mignon
    Großartig, lange nichts mehr gehört, von dem ich das Gefühl hatte, das ist es. Genau die richtige Mischung aus Klassik und Barock.


    Lust auf mehr...


    Bei cpo gibt es zwei CDs sehr günstig für Euro 7,99. Ideal zum Kennenlernen!

  • Absolut. Dem kann ich voll zustimmen. Die Aufnahme bei DG unter Wang (Cello) mit dem - na klar - Cellokonzert wirkt vergleichsweise blass und lahm.


    Die CD mit den Konzerten ist ideal zum Kennenlernen, aber auch so, wenn man sich gar nicht näher auf Monn einlassen will und Cellokonzerte schätzt - dieses Ding sollte man haben.
    :hello:
    Wulf

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  • Zitat

    Original von Mignon
    Großartig, lange nichts mehr gehört, von dem ich das Gefühl hatte, das ist es.:


    Hallo Mignon,


    Genau so ging es mir, als ich die Einspielung der Haydn Cellokonzerte mit Jean-Guihen Queyras, FBO, Petra Müllejans gehört habe. Und zu meinem großen Glück habe ich auf der gleichen CD auch das wunderbare g-moll Konzert von Monn entdeckt, den ich bis dahin auch nicht kannte.


    Gruß, Beryllo

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Mignon
    Wo ist sie erschienen?


    Diese Einspielung



    Joseph Haydn Cellokonzerte Nr. 1 & 2


    M. G. Monn Cellokonzert g-moll


    ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Mignon
    Wo ist sie erschienen?


    Hallo Mignon,


    Die Cellokonzerte von Haydn und Monn mit Queyras sind bei harmonia mundi france im Jahr 2004 erschienen, eingespielt März 2003. Damals war das einmal die CD des Monats im FonoForum: "Kaufen sie zwei Exemplare, eine für sich und eine für ihren besten Freund!"


    Gruß, Beryllo

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