Literatur zu Richard Wagner und seinen Bühnenwerken

  • Angeregt durch den Parsifal thread möchte ich hier nochmals zu Empfehlungen aufrufen und mache den Anfang, indem ich teils aus dem Parsifal thread übernehme. Ich selbst erwähne nur Bücher, die ich auch besitze (und gelesen habe).


    Neben dem von Parsif erwähnten Band Parsifal sind in der von Pahlen herausgegebenen Reihe Opernführer zu allen 10 in Bayreuth gespielten Werken Wagners erschienen.


    Die Bände enthalten eine kurze Übersicht (Besetzung, Instrumente, sonstige Basisdaten); dem vollständigen Libretto auf der jew. rechten Seite sind links musikalische und inhaltliche Anmerkungen mit Notenbeispielen gegegnübergestellt. Es folgen historische Ausführungen, eine kurze und eine ausführliche, nacherzählende Inhaltsangabe, Interpretation in Form ausführlicher Thesen und eine Diskographie. Inhaltlich entspricht vieles evtl. nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung. Lesenswert und sehr informativ sind die Bände aber eine ideale Vorbereitung und Begleitung für das jew. Werk.


    Sehr empfehlenswert auch die - leider nur noch antiquarisch (-> ebay!) erhältlichen - rororo Opernbücher ("rororo Opernbuch", Texte, Materialien, Kommentare, Hrsg. Csampai und Holland). Zu Wagner habe ich die Bände Holländer, Parsifal und Meistersinger. Hier liegt der Schwerpunkt auf einer Zusammenstellung von Texten aus der Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte sowie essayistischen Anmerkungen. Ebenfalls sehr lesenswert, aber wg. der teils sehr originellen Standpunkte (insbesondere auch in der Diskographie) eher für Leser mit Vorkenntnissen.


    "Opernführer" (der Ausdruck verfehlt allerdings den Anspruch von Dahlhaus und den Stil von Kaiser), die sich mit Wagner beschäftigen sind insbesondere folgende Bücher, die ich hier wegen der Vollständigkeit nochmal erwähne:








    Dahlhaus, leider früh verstorben, war einer der führenden deutschen Musikwissenschaftler (ist trotzdem sehr gut lesbar!); das Buch ist ein "Klassiker" mit sehr instruktiven Ausführungen sowohl zum musikalischen als auch philosophischen Hintergrund der Werke.


    Grundlage für Rappls Buch waren seine Werkeinführungen zu den Festspielen in Bayreuth, im Ton teils etwas "altbacken" aber trotzdem sehr lesenswert.


    Kaiser dürfte ja ebenso bekannt wie umstritten sein.
    Seine Ausführungen, oft basierend auf Kritiken und Artikeln aus der SZ sind kenntnisreich, aber eben eher journalistisch/feuilletonistisch. Sie geben insbes. auch einen lebendigen Eindruck der jüngeren Rezeptionsgeschichte.
    Wenn man Kaisers Stil "verträgt" (ich finde ihn amüsant, obwohl oder weil er fast so eitel wie M. R.-R. ist; sein Lieblingswort, um etwas zu beschreiben, was ihm gefällt ist "herb"), sehr unterhaltsam.


    Von Kaiser gibt es auch 10 Werkbesprechungen auf 10 CD mit Musikbeispielen (zur Illustration und zum Interpretationsvergleich). Empfehlenswert (obwohl man da zusätzlich seinen salbungsvollen Tonfall ertragen muss), mit teils interessanten Interpretationsansätzen, aber AFAIK z.Zt. auch nicht erhältlich.


    Fortsetzung folgt bei Interesse.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Lieber Misha, liebe andere Mitforianer,
    Was mich persönlich mit zunehmenden Alter an Pahlens Werkeinführungen genervt hat und auch heute noch nervt, ist, dass er besonders in den Büchern zu Lohengrin und Parsifal W. in eine esotherische Ecke stellt und die Möglichkeit in Betracht zieht, Wagner sei ein "Eingeweihter" (in geheime Bruderschaften, Freimaurer, was auch immer) gewesen. Das klingt schon fast nach "Der Gral und seine Erben"). Aber mehr als Andeutungen bringt er nicht, keine Beweise, keine Literaturhinweise o.ä.
    Er und Prawy (?) waren m.W. die einzigen Autoren, die Wagner auf diese Schiene gestellt haben. Ich persönlich halte eine solche Vorgehensweise nicht für seriös!


    Dies ist lediglich ein Hinweis und als Ergänzung zu Mishas Beitrag gedacht.


    Liebe Grüße
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Ein kleiner Tipp: Die erste Ausgabe der Zeitschrift ZEIT Geschichte des kommenden Jahres beschäftigt sich (monothematisch) mit Richard Wagner. Erscheinungstermin: 26. Februar.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • An schnell greifbaren Wagnerbiografien kann man eigentlich nur Martin Geck mit Einschränkugen empfehlen:



    Hier habe ich bei vielen Urteilen Bauchschmerzen:



    Das hier ist in Stil und Zugriff eine Katastrophe, für Laien aber vielleicht interessant:



    Das habe ich leider noch nicht gekauft und gelesen:

  • Wie sieht es hiermit aus?



    Kennt jemand das Buch? Lohnt sich die Investition?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Vor kurzem wurden bei MDR Figaro relativ neue Publikationen zum Thema Wagner besprochen. Als besonders empfehlenswert wurde dabei folgendes Bändchen erwähnt:


    Als anmaßend und peinlich wurde hingegen diese Publikation regelrecht verrissen:

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Die kleine Becksche Reihe Wissen ist eigentlich oft zuverlässig; aber natürlich wirklich nur für Einsteiger interessant. Die wirklich große Wagnermonographie steht meines Erachtens noch aus; ist aber auch schwer, will man Leben und Werk umfassend darstellen, besonders bei einem so heiklen Fall.

    Einmal editiert, zuletzt von Yorick ()

  • Die beste aller Lebensgefährtinnen legte mir das hier unter den nicht vorhandenen Baum:



    Ich bin schon den ganzen Tag drüber und obwohl ich die Materie in- und auswendig kenne, ist es ein großes Lesevergnügen. Ich besitze nur wenig Bücher von Frauen, dieses hier aber darf man als rundum gelungen bezeichnen; die Autorin objektiv bis zum Exzess in ihrer gnadenlosen und auch polemischen Subjektivität!

  • Der gerade verstorbene große Germanist Peter Wapnewski hat auch einiges zu Wagner veröffentlicht:


    Sein letztes:


    und sein Werk zum Ring des Nibelungen, das bei mir schon lange des Durcharbeitens harrt ;)







    tukan

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die einige Beiträge zuvor erwähnte Ausgabe der ZEITGeschichte zum Thema Wagner ist inzwischen erschienen. Einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis kann man hier werfen: "http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/01/Inhaltsverzeichnis


    Dem Heft liegt eine CD mit dem 1. Akt der Walküre sowie Auszügen aus dem 2. Akt bei, aufgenommen unter der Leitung Bruno Walters im Jahre 1935. Wenn ich mich nicht täusche, müsste der 1. Akt inhaltlich identisch sein mit dieser Veröffentlichung:

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)


  • Erschienen 2010 im Europäischen Hochschulverlag.


    Beschreibung:


    Zitat

    Auch heute noch stellt Chamberlains Biografie des Lebens und Schaffens von Richard Wagner eine wesentliche Grundlage zum Verständnis des berühmten Komponisten und Dramatikers dar. Nur wenige Jahre nach seinem Tod erschienen, ist dieses Werk authentischer und gleichzeitig atmosphärisch dichter als viele der später erschienenen. Chamberlains widmet darüber hinaus auch den Wagner-Festspielen ein umfassendes Kapitel. Das Ursprungswerk aus dem Jahre 1895 ist in der vorliegenden Fassung erheblich erweitert worden.


    NB: Wer Chamberlain war, dürfte (und sollte) hinlänglich bekannt sein.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich habe dieses Buch in der sechsten Auflage von 1919. Nun ja, für die Forschung und für jemanden, der sich sehr gründlich mit Wagner befassen will ist es durchaus interessant - als Biographie würde ich es nicht durchgehen lassen, obwohl sich Chamberlains als einer der ersten Wissenschaftler systematisch mit Wagner, der ja auch sein Schwiegervater war, beschäftigt hat. Letztlich ist es ein ideologisches Buch, triefend vor Antisemitismus. Nicht zufällig hat Hitler den Autor noch am Siechbett aufgesucht.


    Dennoch halte ich es für richtig, dass Du auf den Titel verweist, lieber Christian.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent