Genial oder aberwitzige Idee, eine CD als Mitschnitt des Konzertes am Ausgang käuflich zu erwerben?

  • Hallo,


    vom Label "SDG" ist eine neue Variante für die Erstellung und der Verkauf einer CD als Mitschnitt eines gegebenen Konzertes erwerbbar.
    Nach Abschluss des Konzertes können die Besucher eine gerade erstellte CD als Mitschnitt käuflich erwerben, die Stückzahl ist begrenzt, ob das so in der Zukunft Bestand haben wird, muss sich noch
    erweisen.




    Der Verkauf von dem letzten gegebenen Mozart-Konzert in London, Anfang Februar 2006, mit den English Baroque Soloists unter der Leitung von Gardiner erfreute sich eines regen Zuspruches. Das Label „SDG“ Monteverdiproduktion in England, (Gardiner) füllt hier sicherlich eine neue Marktnische, um gezielt weitere Umsatzsteigerungen vornehmen zu können.


    Wie findet das Forum solche Vermarktungsformen, ist es abzulehnen, oder als eine weitere Alternative zum Überleben kleiner Label anzusehen. Ist „SDG“ als erstes Label mit dieser Variante auf dem Markt oder ist es bereits gängige Praxis?


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Das macht das Gürzenich Orchester in Köln auch, ich finde die Idee gut :D

  • Salut,


    ich finde die [alte] Idee auch gut. In Bonn damals wurde oft das Konzert mitgeschnitten und man konnte sich verbindlich in eine Liste eintragen. Nach der Produktion wurde dann die CD durch Boten ausgeliefert. Fand ich immer eine tolle Erinnerung.


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Ist „SDG“ als erstes Label mit dieser Variante auf dem Markt oder ist es bereits gängige Praxis?


    Grüsse
    Volker.


    Hallo,


    ich meine, vor geraumer Zeit ein Interview mit Gardiner gelesen zu haben, dass es eine finanzielle Notwendigkeit für ihn geworden sei, mithilfe dieser Mitschnitte z.B. seine Vervollständigung des Bach-Kantaten-Zyklus in Angriff nehmen zu können, nachdem die Archiv-Produktion mittendrin ausgestiegen ist. Insofern scheint diese Form kein Zubrot, sondern die monetäre Hauptsäule des Gardiner-Projektes zu sein.


    Gruß
    B.

  • Ich finde die Idee, ob nun alt oder neu - gut und richtig - und vor allem effizient: Der Konzertbesucher - noch unter dem Einfluß des Gehörten - ist offen für diese Art des Marketing. Zudem erhält er in der Regel einen fairen Gegenwert: Innere Zufriedenheit. Ich glaube das Hörerlebnis einer solcherart erworbenen CD kann unter Umständen intensiver sein, als jenes einer CD aus dem Laden - oder Versand.


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Sehr gute Idee! Hoffentlich setzt sich das bald allgemein durch, und zwar auch für Opern etc., nicht nur Konzerte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bei Oper halte ich das für nahezu unmöglich. Welches Haus hat schon eine permanent installierte Aufnahmeanlage für Orchestergraben und Bühne. Noch schwieriger sind aber die rechtlichen Hürden, da zu viele juristische Faktoren zusammenspielen (Orchester, Sänger, Tänzer, Bühnenpersonal, Gäste...).
    Ein Orchester in einem Konzertsaal mit ein paar Mikrophonen ist dagegen direkt ein Klacks (obwohl es da schon Probleme mit Gastdirigenten geben kann und wird).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Gut, habe ich gar nicht bedacht... :rolleyes: :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Barbirolli,
    Zitat:
    ich meine, vor geraumer Zeit ein Interview mit Gardiner gelesen zu haben, dass es eine finanzielle Notwendigkeit für ihn geworden sei, mithilfe dieser Mitschnitte z.B. seine Vervollständigung des Bach-Kantaten-Zyklus in Angriff nehmen zu können, nachdem die Archiv-Produktion mittendrin ausgestiegen ist. Insofern scheint diese Form kein Zubrot, sondern die monetäre Hauptsäule des Gardiner-Projektes zu sein.
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    Ich möchte Dich auf diesen Thread zu dem obigen Thema hinweisen: klick hier!


    Wenn Du die Schweizerische Opernzeitschrift meinst, kannst Du es genau nachlesen. Die Cantata "SDG"
    Pilgrimage 2000 verkauft sich außerordentlich gut, wie Gardiner in dem Interwiev von sich gab.
    Angesprochen auf dieses Projekt, wenn es dann einmal veröffentlicht worden ist, gab Gardiner zur Antwort
    "dass ihm Neuerungen von Veröffentlichungen noch einfallen werde.
    Dies ist als Zubrot nicht unangebracht, zumal er mit 2 Orchestern und dem Monteverdi Choir einen riesigen
    Unkostenapparat sein Eigen nennt und finanziell klar kommen muss.
    Die Reihe "Pilgrimage 2000" ist mittlerweile fast in jedem Label und Supermarkt erwerbar, wovon Gardiner zuerst garnicht zu träumen gewagt hätte.


    Ich finde einen Konzertmittschnitt ebenfalls als eine gelungene neue Form, wie @Alfred es in seinem
    Beitrag schon richtig formulierte, es hat das gewisse Liver-Erlebnis was der Hörer so schnell nicht wieder
    vergessen wird.


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Ich finde die Idee auch sehr gut. Machen die Kölner das jetzt nicht auch bei ihrem Gürzenich-Orchester bzw. den Kölner Philharmonikern, wie sie jetzt heißen? Es gibt auch Konzerte, wo ich es gut fände, nach dem Konzert eine DVD mitzunehmen. Allerdings fordert es eine virtuose Bildregie, das in Echtzeit zu schneiden, aber bei Live-Übertragungen im Fernsehen geht es auch. Allerdings ist es schwieriger, wenn man nur zwei oder drei Kameras im Konzert aufbaut, und mehr als das dürfte für normale Konzerte und den Verkauf nur durch das Orchester kaum finanzierbar sein. Aber es wäre ja einmal eine Überlegung wert.

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  • Nun ja, warum nciht? ich habe mir schon nach manchem Konzert, vor allem mit ausgefallenem Repertoire, eine Aufnahme gewünscht.


    Ein guter Nebeneffekt wäre die Verringerung des Perfektionsanspruchs bei Aufnahmen zugunsten von mehr Spontaneität.

  • Ich besorg' das meist gleich selbst mit meinem MiniDisc-Recorder. Das Ding selbst und auch die Mikros sind so unauffällig und klein, dass kaum jemand Notiz davon nehmen kann. Die Qualität der Aufnahme kann sich aber trotzdem hören lassen.


    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Komisch, gerade gestern in der Oper (Rigoletto in Herford) kam mir auch der Gedanke, wie schön es wäre diese Aufführung auch als CD zu haben.
    Leider wird dies hier nicht angeboten.


    Gruß
    Thylon

  • Ich finde die Idee auch gut. :jubel:


    Mittlerweile besitze ich einige CDs von Konzerten, die ich besuchte. Das schöne daran ist, dass man den Live-Mitschnitt nicht irgendeines, sondern des selbst erlebten Konzerts erhält. Es besteht der persönliche Bezug zu der Aufnahme. Außerdem sind diese CDs i.d.R. nicht im öffentlichen Handel erhältlich, was sie zu Raritäten macht.


    Gruß
    Tresor :hello:

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Hallo,
    Ich sehe das eher zwiespältig- Natürlich ist das eine schöne Idee aus Sicht des Zuhörers.
    Auf der anderen Seite sollte man als Musiker schon Gelegenheit haben, die Sache wenigstens einmal gegen zu hören. Wenns direkt nach dem Konzert verkauft wird, finde ich das dann all zu überstürzt. OK- das ist bei Liveradioaufnahmen auch so, aber live im Radio zu spielen ist normalerweise eher die Ausnahme (und auch ziemlich stressig).


    Ich finde es manchmal auch schön zu wissen, dass ein grosser Moment den man als Zuhörer oder als aktiver Musiker erlebt eine unwiderbringliche Sternstunde war.


    Zitat

    Ich besorg' das meist gleich selbst mit meinem MiniDisc-Recorder. Das Ding selbst und auch die Mikros sind so unauffällig und klein, dass kaum jemand Notiz davon nehmen kann. Die Qualität der Aufnahme kann sich aber trotzdem hören lassen.


    Hallo salisburgensis
    Ähm, Du weisst aber schon, dass das normalerweise nicht wirklich legal ist und das viele Musiker auch ein Problem damit haben. Ich habe mal Heinrich Schiff ein Konzert unterbrechen sehen, weil er jemanden im Publikum gesehen hat, der aufgenommen hat.


    Gruss
    Syrinx

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  • Zitat

    Original von Syrinx
    Hallo,
    Ich sehe das eher zwiespältig- Natürlich ist das eine schöne Idee aus Sicht des Zuhörers.
    Auf der anderen Seite sollte man als Musiker schon Gelegenheit haben, die Sache wenigstens einmal gegen zu hören. Wenns direkt nach dem Konzert verkauft wird, finde ich das dann all zu überstürzt.


    sehe ich auch so. einerseits tolle idee, andererseits ist natürlich die frage, wie das technisch bzw. qualitativ ist, wenn man nach dem schlußapplaus ja gerade mal 5-10 min. hat, bevor die hörer die räume verlassen ...

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Mitgeschnittene Konzerte sind zwar eine schöne Erinnerung, aber ich schliesse mich Syrinx an: wenn die Künstler keine Gelegenheit haben(bzw nicht vorher ihr Einverständnis zum öffentlcihen Verkauf gegeben haben) ist das sehr problematisch bzw illegal.
    Zwischen einem Live-Eindruck und einer gebrannten Scheibe für die Ewigkeit, die nur Akustisches vermitteln kann, besteht ein himmelweiter Unterschied und jeder Künstler hat das Recht, zunächst mal zu überprüfen, ob das an diesem Abend gebotene wirklich Cd-reif ist. Nicht ohne Grund werden ja in mühsamster und sehr zeitaufwendiger Arbeit Studioaufnahmen produziert.
    Wenn ich nur daran denke, welche gravierenden Leistungsunterschiede ich bereits von weltberühmten Sänger auf CD im Gegensatz zu live erlebt habe, kann ich mir kaum vorstellen, dass da Live-Mitschnitte zum Verkauf nur annähernd vom Sânger sanktioniert worden wären.
    Wenn man das Ganze nur als private Erinnerung nutzen will, ist es vielleicht eher im Grauzonenbereich, aber hier wird ja klar von Verkauf gesprochen.


    F.Q.

  • Ganz sicher würde ich von einem Konzert, das mir gefallen hat, am Ende einen Mitschnitt kaufen. Und wie einen Schatz nach Hause tragen.


    Dass das für den Künstler eine lukrative Einnahmequelle ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. Denn oft ist es doch so, dass ohnehin ein Verkaufsstand mit CDs im Foyer steht, nicht selten mit Ladenhütern bestückt. Ich erinnere mit gut an ein John-Williams-Konzert in der Kölner Philharmonie, wo ich mehrere Platten kaufte, bei deren Anhören dann meine Gefühle am besten mit "Betroffenheit" zu umschreiben sind. Und wenn die Konzertbesucher den Mitschnitt kaufen, werden sie wohl weniger von den älteren Aufnahmen mitnehmen.


    Alfons

  • Hallo.


    Ich würde es sehr begrüßen, wenn ich regelmäßig nach einem Konzert die Möglichkeit hätte, eine Einspielung des Abends zu erwerben. Nicht zuletzt deshalb, weil es dann endlich mal "echte" Live-Aufnahmen wären.
    Ich befürchte allerdings, dass die Berliner Philharmoniker, die ich ja am häufigsten höre, so etwas nicht anbieten würden. Wozu auch - sie veröffentlichen ohnehin relativ viele CDs. Und es müsste dann ja auch ein Label mitspielen, das andernfalls auf Einnahmen verzichten würde.
    Andererseits gibt es ebenfalls relativ häufig Radio-Übertragungen von Konzerten der BPhil. Ich habe selbst mal eine Aufnahme aus dem Radio von Bruckners 7. bekommen, die nicht regulär veröffentlicht wurde. Und bin froh sie nun zu besitzen - auch wenn diese Einspielung klanglich weniger überzeugend ist als übliche CDs. Ich wäre auch froh, wenn ich eine Aufnahme von Mahlers 2. aus der vergangenen Saison in Händen halten könnte.
    Es ist aber völlig inakzeptabel, Aufnahmen ohne Wissen der Künstler mitzuschneiden. Natürlich sollten die Interpreten ihr Einverstädnis erklärt haben, dass ein Konzertabend konserviert wird.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von Syrinx
    Auf der anderen Seite sollte man als Musiker schon Gelegenheit haben, die Sache wenigstens einmal gegen zu hören. Wenns direkt nach dem Konzert verkauft wird, finde ich das dann all zu überstürzt. OK- das ist bei Liveradioaufnahmen auch so, aber live im Radio zu spielen ist normalerweise eher die Ausnahme (und auch ziemlich stressig).


    Hallo Syrinx,


    zunächst ist es die Entscheidung des Musikers, ob er den Live-Mitschnitt anbietet oder nicht. Wenn er so selbstsicher ist, dass etwas vernünftiges dabei herauskommt, warum nicht?


    Die Live-Mitschnitte, die ich bisher erworben habe, wurden allerdings nicht direkt nach dem Konzert ausgegeben, sondern man konnte die CD durch einen Listeneintrag bestellen und sie wurde dann später zugeschickt. Somit hatte der Musiker noch Zeit, seine Produktion zu begutachten.


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

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  • Die "Go-Live" CD's der Kölner Philharmonie haben einen ziemlich kostenintensiven Vorlauf, das wird sich wohl ein durchschnittliches Haus gar nicht leisten können. Immerhin ist eine perfekte Technikanlage in der Philharmonie dauerpräsent, schon der WDR-Konzerte wegen, die dort entweder mitgeschnitten oder direkt live gesendet werden. Und an dieser Stelle greifen auch die Argumente derjenigen nicht, die dem Künstler die Möglichkeit zum Kontrollhören geben wollen: was raus ist ist raus, und das gilt für jede Rundfunkübertragung. Und es ist auch schon seit über fünfzig Jahren möglich, direkt am Runfunkgerät mitzuschneiden (anders wäre uns der Uraufführungsmitschnitt der "Vier letzten Lieder" von Richard Strauss wohl kaum überkommen; das Konzert ist auf mehreren Acetat-Platten privat dorkumentiert worden).


    Die "Go live"-CD's haben qualitativ mit einem Minidisk-Mitschnitt nichts zu tun: die sind tadellos abgemischt. Da sind die Tontechniker des WDR am Werke, und in Rundfunkqualität sind auch die CD's. Für Falschton- und Hustersensibelchen sind diese Mitschnitte indes genauswenig geeignet wie jeder andere Live-Mitschnitt auch.


    Ein Konzert ergibt eine Doppel-CD. Der erste Teil des Konzertes wird bereits auf einer voluminösen Brenneranlage gebrutzelt, während der zweite Teil des Konzertes läuft. Während des Schluß-Applauses werden dann die restlichen CD's gefertigt. Aus der Warte-Schlange ist dann ersichtlich, ob und wieviele CD's noch erstellt werden müssen.


    Das Angebot gilt übrigens nur für die Konzerte des Gürzenich-Orchesters. Und auch nur am Konzertabend. Alle zugereisten Künstler treten mit ihrem eigenen CD-Bauchladen auf, Autogrammstunde oftmals inklusive.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.