Aufgrund der Aussagen des Lullisten im Thread "Innovation und Modernität als Qualitätsmerkmale" in bezug auf Innovation in der aktuellen bildenden Kunst, haben sich m. E. einige Fragen ergeben.
So hat es mich immens erstaunt, dass ein Kunststudent den Weg der Produktion von Bildern mit "alter Technik" in "altem Stil" für einen gangbaren Weg der zeitgenössischen bildenden Kunst erachtet.
Insbesondere das eingestellte Porträt von Michael Triegel hat mich zum Nachdenken verleitet. (Tübke zähle ich einmal nicht dazu, da sein "altertümlicher" Stil für mich eher Stilmittel als Anknüpfung an die Renaissance ist.)
Das Damenbildnis verdeutlicht gerazu perfekt, dass nach Erfindung der Fotographie die 1:1 Darstellung obsolet geworden ist. Bis zu dem Zeitpunkt im 19. Jahrhundert bis zu dem es noch keine Fotographie gab (den Impressionismus klammere ich bewusst aus), strebten Maler danach, die Wirklichkeit möglichst getreu abzubilden (deshalb wurde die perspektivische Darstellung ja auch so gefeiert).
Nachdem dieses durch Fotos (besser) möglich wurde, verloren die Künstler in der Mehrzahl das Interesse, realistisch die Wirklichkeit abzubilden. Der Weg für die abstrakte Kunst wurde frei. Insbesondere die Entwickung von Mondrian verdeutlicht für mich, dass der Weg der bildenen Kunst diese Richtung einschlagen musste. (Wobei ich gleichsam betonen möchte, dass es unendliche grandiose Künstler gibt, die diesen Weg nicht oder nicht nur eingeschlagen haben und trotzdem ihre absolute Berechtigung haben. Ich möchte da nur kurz den von mir heißgeliebten Richter nennen.)
Die reine Anknüpfung an die Renaissance mit alter Technik im alten Stil hat m. E. ihre Berechtigung in der zeitgenössischen Kunst verloren. Wenn ein Künstler an eine vergangene Epoche anknüpft, ohne dies augenzwinkernd, ironisierend oder mit nötigem Abstand zu tun, so stellt sich mir die Frage, nach der Sinnhaftigkeit seines Tuns. Ob Kunst schön, real oder technisch perfekt sein soll oder sogar muss, darüber lässt sich viel sagen und auch trefflich streiten. Jedoch, und dies hat die Kunstgeschichte gezeigt, muss Kunst die Anbindung an ihre jeweilige Epoche haben, damit sie eben zur Kunst und nicht zum "röhrenden Hirschen" über dem Wohnzimmersofa wird. Kunst muss die aktuelle Zeit widerspiegen, aufnehmen, reflektiern und kritisieren, damit sie lebendig bleibt und Bedeutung erlangt.
Die Abkehr von der Modernität stellt daher m. E. einen Rückschritt und keinen Fortschritt dar.
Insofern würde es mich sehr interessieren, wieso ein Kunststudent bereit ist, diesen Weg zu gehen.
Gespannt auf eine Antwort ist
Mignon