Wie hoch schätzt ihr den musikalischen Wert von BWV598 ein?

  • Das Pedal-Exercitium.
    Wenn man die Noten sieht, denkt man sich "Na ja nette Melodie"
    aber wenn man es dann hört, ist es irgendwie ganz anders. Ich finde das Stück so schön. Das hat einfach einen ganz besonderen Zauber.
    Wie seht ihr das?
    Ich frage weil ich es schon seltsam finde, dass ich ein eigentlich so banales Stück so schön finde.


    Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das leicht zu spielen ist, nur mit den Füßen, oder kommt mir das als nicht Organisten nur so vor?

  • Da bringst Du mich auf die Idee, daß ich das Ding mal wieder üben könnte (Fragment vervollständigt von Hermann Keller[?]), ist nämlich nicht allzu schwer, macht aber ein bisschen arbeit - und Spaß!


    Im Vergleich zu den umfangreicheren Pedalsolostellen in den Präludien messe ich dem Pedalexercitium eigentlich keinen ernsthaften Wert bei.
    Zu Pedalübungszwecken eignen sich auch einige Sätze aus den Bach´schen Suiten für Solo-Cello. Ist zwar ein Mißbrauch, hat aber dann eher eine vorspielenswerte musikalische Qualität.

  • Ich muss gestehen, dass ich nicht berauscht von diesem Stück war - aber ich denke, dass es sehr, sehr gut auf einer barocken Orgel mit dementsprechender Traktur sein kann - dass man sich nicht primär auf die Richtigkeit der Töne, sondern eher auf eine perfekte Tonan- und absprache gewöhnt - und da hat es durchaus einige Problemstellen!!! Zum Thema Pedalübungen: Ich empfehle (obwohl ich sie noch nie gespielt habe) die Etüden von Demessieux - danach weiß man, was Pedalspiel ist...


    Viele Grüße

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • Hallo,


    Eine Zeit lang hatte ich Orgelunterricht, und da ist mir dieses Pedalexercitium auch begegnet. Nett, und nicht zu schwer. Frage: War in meiner Orgelschule eine gekürzte Version, oder ist es wirklich nur eine Seite lang?


    Grüße,
    Daniel

  • Das Pedalerxercitium ist ein Fragment.


    In meiner Orgelschule ("Hermann Keller - Die Kunst des Orgelspielens" im Peters Verlag) hat es 35 Takte inklusive eines ergänzten Schlusses. (Passt bequem auf eine Seite im Querformat.

  • Hallo,


    Bei mir sind es exakt 33 Takte: "Rolf Schweizer, Orgelschule Band 1 - Bärenreiter Verlag".


    Grüße,
    Daniel

  • Zitat

    Ich empfehle (obwohl ich sie noch nie gespielt habe) die Etüden von Demessieux



    und - hast du vor, sie zu spielen?
    ich hab mir die Noten nur gekauft, war vor allem enttäuscht, daß der Tonumfang der Orgel so groß sein muß (Pedal bis g1, Manual bis c4) - ist daher auf "konventionellen Instrumenten" nicht machbar.


    musikalisch nicht unbedingt ansprechend...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    [ich hab mir die Noten nur gekauft, war vor allem enttäuscht, daß der Tonumfang der Orgel so groß sein muß (Pedal bis g1, Manual bis c4) - ist daher auf "konventionellen Instrumenten" nicht machbar.


    Nun ja, ich vermute mal die Organisten, die die "Six Etudes" aufführungsreif "drauf" haben ließen sich an zwei Händen abzählen (wenn nicht gar einer).
    Aber nicht nur aufgrund der erforerlichen Klaviaturumfänge (da liesse sich wohl notfalls evtl. durch Oktavierung immer noch ws realisieren) sind diese Werke auf "konventionellen" kaum darstellbar. Dazu kommt noch u.a. die Erfordernis einer genauen, leichtgängigen, im Idealfall elektrischen Traktur und doppelt geschweifte Pedalklaviatur.


    Gruß
    Karsten

  • Also im Prinzip einer Orgel, wie man sie heute in Deutschland nicht mehr will (siehe die Diskussion zur neien Hochschulorgel? in Berlin)...
    Schade eigentlich!!! Wie sieht es bei dir technisch aus, Wolfgang? Eher sehr schwer, oder schon machbar irgendwann?

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

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  • ich kanns ruhig öffentlich gestehen - ich bin ja ehemaliger Organist, seit Jahren aus der Übung - spiele nur mehr Klavier...nur hin und wieder auf Nachfrage Orgel..


    die Etüden habe ich damals nicht intensiv geübt, weil mir das passende Instrument gefehlt hat - ich bin sonst Etüdenfanatiker...


    auf einer elektronischen ließe sich das verwirklichen - die größeren Johannus Werke haben jenen Tonumfang...


    beim fünften Stück finde ich EIntragungen ... musikalisch recht nett...


    NEE, ich kanns nicht - die Stücke sind sehr schwer und für mich (heute) außer Reichweite


    oder ich würde die Zeit heute einfach anders nutzen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Was könnt ihr sonst noch an Etüden für die Orgel empfehlen? Meine Fuß - Hände Koordination hält mich im Moment noch von den "großen Stücken" der Orgelliteratur ab und das ist schade :D. Boellmann Suite Gothique geht noch im Tempo, aber sobald ein paar fiese solo Stellen kommen, wie in Widor 6. Symphonie 1. Satz, da hörts schon auf...
    Was gibt es denn da noch empfehlenswertes.



    PS: Hab grad mal noch Bach Cello Suiten rausgekramt und in die Orgeltasche gesteckt, danke für den Tipp ThomasBernhard!

  • was mich betrifft, genügen die Triosonaten Bachs meinen Ansprüchen, um die Koordination bzw. selbständiges Pedalspiel zu üben...
    wobei ich das Pedalüben allein nur teilweise für sinnvoll halte


    eine Zeitlang habe ich einfachste technische Übungen gemacht...
    mit Metronom - langsam beginnen (40...)
    mit einem Fuß jede Taste 8 mal anschlagen...
    auf das Spielgefühl achten nicht auf Geschwindigkeit
    oder
    Dreiklangszerlegungen in der Form: c - g - e - c - g - e -...(auf und ab, dann chromatisch höher, bzw: C-Dur, C, übermäßig, cis Moll, Cis Dur, Cis übermäßig...)
    während der eine Fuß anschlägt, den anderen blitzschnell vorbereiten - als Steigerung: ohne hinzuschauen, nur nach Gehör - wichtig ist die Lockerheit des Fußgelenks...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Macht es denn auch Sinn Tonleitern mit dem Pedal zu üben?
    Auf dem Klavier hat es mir sehr viel gebracht, wie steht es da mit der Orgel?

  • Zitat

    Original von MatthiasR
    Macht es denn auch Sinn Tonleitern mit dem Pedal zu üben?
    Auf dem Klavier hat es mir sehr viel gebracht, wie steht es da mit der Orgel?


    Das kommt ganz auf das Ziel der Pedal-Übung an. Ab einem gewissen technischen Niveau ist es 8auch) Ziel von Pedalübungen, die Fußgelenke locker und geschmeidig zu halten (bzw. werden zu lassen) um die entsprechende Lockerheit beim Spiel zu erreichen. Da können auch "stupide" Tonleiterübungen eine Hilfe sein. Ab einem gewissen Tempo machen auch solche "stupiden" Übungen einen Heidenspass ;)


    Gruß
    Karsten

  • Hallo Daniel,
    Zitat:
    Frage: War in meiner Orgelschule eine gekürzte Version, oder ist es wirklich nur eine Seite lang?
    --------------------------------


    Über nachstehenden Link gelangst Du an eine PDF-Noten-Ausgabe des Exercitium BWV 598, darin sind 36 Takte vorgegeben!
    Hier anklicken!


    Gruß
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Volker,


    Vielen Dank, abgesehen davon, daß auf dem PDF eine Bearbeitung zu sehen ist, ist es bis auf die 3 Schlußtakte der selbe "Wortlaut". Ich habe nicht oft die Möglichkeit, an Orgeln zu üben oder zu spielen. Neulich jedoch war es mir vergönnt, und da hat das Pedalexercitium natürlich nicht fehlen dürfen. Es ging sogar noch recht gut. Was mir aber nur zeigt, daß es nicht allzu schwer ist. ;)


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Zitat

    Original von kleinershredder
    ist das eigentlich unvollständig weil bach beim schreiben gestorben ist, oder hat irgendsoein trottel die hälfte verloren?


    Weder noch. Es ist im übrigen unklar, inwieweit es überhaupt von Johann Sebastian Bach selbst stammt, denn das Manuskript stammt von der Hand Carl Philipp Emanuels. Das Manuskript hört einfach mitten auf der Seite auf. Vielleicht fiel dem Autor nix mehr ein oder er hatte keine Zeit mehr und hat dann das Interesse daran verloren ;)


    Gruß
    Karsten

  • Wie gesagt - unterschätzt mir dieses Stück nicht!!! Das auf einer historischen Orgel gut zu spielen, so zu spielen, dass jeder Ton eine gute An- und Absprache hat (bei den meisten heutigen Pedalen ist es natürlich recht einfach, aber früher - igitt!!!), ist sehr, sehr, sehr schwer, braucht lange Übung und viel Konzentration und Einfühlungsvermögen in das Instrument. Ganz besonders lustig wirds, wenn man es auf einer hängenden Traktur spielen darf - ich hab das kürzlich mal versucht und bin kläglich gescheitert... Also nichts mit einfach und vom Blatt etc... Es kommt (wie eigentlich immer bei Komponisten, die mit einer mechanischen Traktur rechnen und ihr Instrument gut beherrscht haben) nicht darauf an, einfach die Töne richtig zu kloppen, sondern vielmehr darauf, immer Linie, Adel des Tones und einen (durch Anschlag) schönen Klang zu bekommen. Es sei denn natürlich, das ist für euch selbstverständlich - dann nehme ich alles zurück...
    Viele Grüße

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

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