Liebe Forianer
Mit seinen zwei Klavierkonzerten ist Johannes Brahms dem Schatten, den Beethoven seines Gefühls nach immer auf ihn warf, sehr gut entkommen. Brahms Klavierkonzerte heben sich deutlich vom Rest der Klavierkonzerte ab, haben eine ganz neue Art Konzert geschaffen. Das Klavier und das Orchester sind sozusagen zwei gleichwertige Partner, daher auch der Ausdruck "mit piano obbligato". Die Klavierkonzerte sind nicht "einfach" zwei Virtuosenwerke, obwohl sie einiges von Solist und Orchester fordern. Sie sind bspw. völlig anders als Tschaikowskys Klavierkonzert, wo das Orchester wirklich "nur" eine Begleitfunktion hat. Bei Brahms bilden Orchester und Solist so etwas wie eine Symbiose, was die Konzerte zu etwas Einmaligem macht.
Nun meine Frage: Wie steht ihr zu den Werken? Welche Aufnahmen besitzt ihr (wo möglich mit Interpretationsvergleich)?
Hier meine:
1. Klavierkonzert:
- Leif Ove Andsnes, City of Birmingham Symphony Orchestra, Simon Rattle (EMI 1998 )
- Alfred Brendel, Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado (Philips 1986)
- Krystian Zimerman, Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein (DGG 1984)
Bei Brendel und Abbado hört man mehr die Analytik, die Mechanik; die Konzerte sind sehr transparent. Allerdings ist Rattle meiner Meinung nach ein besserer Begleiter als Abbado. Das Orchester wirkt mehr mitgerissen, die Integration des Klavieres stimmt besser. Irgendwie hat die Aufnahme mit Andsnes mehr "Drive". Aber ja, das ist rein subjektiv. Der Klang der Zimerman Aufnahme ist nicht gerade bewunderswert und es kann daher rühren, dass ich das Orchester als etwas farblos empfinde. Zimermans Klavierpart gefällt mir ausgesprochen gut, im 3. Satz könnte das ganze etwas meht dynamik brauchen, finde ich.
2.Klavierkonzert:
- Rubinstein, RCA Symphony Orchestra, Josef Krips (RCA 1958 aufgenommen, 1999 veröffentlicht)
- Gilels, Berliner Philharmoniker, Eugen Jochum (DGG 1972)
- Zimerman, Wiener Philharmoniker, Bernstein (DGG 1985)
- Richter, Chicago Symphony Orchestra, Leinsdorf (RCA 1961)
ede der Aufnahmen hat ihre Qualität. Zimerman hat mir eine neue Sichtweise auf das Werk eröffnet, ist mir aber wie auch Rubinstein manchmal etwas zu zahm. Gilels fällt ein bisschen in die gleiche Kategorie. Richter ist einfach nur fantastisch, ich habe noch nie ein so energisches 2. Klavierkonzert gehört. Es ist einfach unglaublich.
Ich habe aber alle Interpretationen sehr gern und möchte keine davon nicht haben. Richter hat für seinen Zug einen Extrapunkt.
Kommentare zu diesen sowie anderen Aufnahmen sind durchaus erwünscht.
Viele Grüsse...Cliowa