Zu lange hat die Musik geträumt, jetzt wollen wir wachen - Richard Strauss: Also sprach Zarathustra

  • Da ich in meiner Jugend wesentlich mehr auf "Wiener Klassik" fixiert war, kannte ich die Werke von Richard Strauß kaum bis gar nicht.
    Das wenige, das ich kannte widersprach meinem damaligen Geschmack aufs heftigste, war ich doch eisern auf "Wiener Klassik" und Frühromantik fixiert, mit ein paar gelegentlichen Ausflügen zu Renaissance und Barock.


    So lernte ich "Also sprach Zahrathustra" wirklich durch den Film "Odyssee 2000" von Stanley Kubrick kennen, besser gesagt, den Anfang davon.


    Bereits einige Tage später befand sich das Werk dann in Form einer "Phase4" Aufnahme der DECCA (?) auf meinem Plattenteller.


    Aber, abgesehen von dem Beginn und einigen interessanten Stellen hat es micht nicht weiter interessiert.
    Als die CD eingeführt wurde, erwarb ich die Version unter Karajan, aber ich muß sagen, das Werk liegt ihm überhaupt nicht.
    Erst eine Einspielung eines anderen Dirigenten, welche, verrate ich im Laufe des Threads, enthüllte, im wahrsten Sinne des Wortes, die Qualitäten dieses Werkes. Scheinbar belangloses wird zum Ereignis, und das ohne aufgesetzte Effekte, lediglich ein ädiquates Dirigat und eine superbe Aufnahmetechnik zeichnen dafür verantwortlich...


    Die Uraufführung von "Also sprach Zarathusthra" op. 30 nach Friedrich Nietzsche fand am 27. Novemver 1896 in Frankfurt am Main statt.


    Die Kompositon ist in 8 oder (je nachdem ob man die Einleitung zählt oder nicht) 9 Abteilungen angelegt, die jede eine thematische Überschrift tragen.


    Einleitung
    Von den Hinterweltlern
    Von der großen Sehnsuch
    Von den Freuden und Leidenschaften
    Das Grablied
    Von der Wissenschaft
    Der Genesende
    Das Tanzlied
    Nachtwandlerlied


    Die Aufnahme bei Publikum und Kritik war zwiespältig, waren doch bereits Vorahnungen an die Zwölftonmusik vorhanden.
    Bela Bartok war begeistert, Der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick
    (posthum wurde er von seinen Feinden zum "Meister des Fehlurteils" ernannt ;) ) hingegen wusste wenig Gutes zu sagen, räumte aber ein, daß das Werk zumindest beim"süssen Pöbel" auf Anklang gestoßen ist.


    Wie sieht das heute aus ?
    Etliche Aufnahmen des Werkes waren und sind verfügbar.
    Natürlich kennt jeder den phänomenalen Anfang.
    Aber Hand aufs Herz: Wer har deas Werk schon komplet durchgehört (Also ich kann behaupten, es in meinem Leben schon mindestsens 6 oder 7 Mal gehört zu haben)


    Wie schaut das bei Euch aus ?
    Welches ist Eure Lieblingsaufnahme (so ihr eine habt)



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ja Gruäzi (oder wie das auch immer heißt :D),


    also zum ersten Mal habe ich den Zarathustra mit Karajan und den Berlinern gehört, welches Aufnahmejahr, weiß ich nicht mehr. Hat mir soweit ganz gut gefallen, naja, was man so nach einmal hören sagen kann :wacko:.


    Derzeit besitzte ich nur eine Aufnahme mit Böhm und den Berlinern von 1958, meine zweite Gehörte, die mir eigentlich zusagt, zumal ich mal gelesen habe, dass Böhm als einer der guten Straussinterpreten gilt.
    Insofern kommen bei mir derzeit keine Wünsche nach einer Neuanschaffung auf. Aber das kann sich ja schon bald ändern! :)


    Viele tausendfache Grüße etc. etc. etc. ..........
    Nubar

  • Kleiner Nachschub:


    die Karajanaufnahme stammt von 1973, die Wiederveröffentlichung auf CD habe ich zufällig unter den Originals von DG entdeckt.


    Nubar

  • Ich habe jetzt meine Aufnahmen des Zarathustra durchgehört:


    Reiner, CSO, 1954, RCA, 31:48
    Karajan, WPO, 1959, Decca, 34:00
    Kempe, Staatskap. Dresden, 1971, EMI, 33:00


    Reiner bietet eine fast klassisch zu nennende Interpretation, wo sich Form und Emotion sehr schön die Waage halten. Wunderbares Spiel des CSO.


    Karajan hat eine epischere Anlage, mit gelegentlich einem Schuss Melancholie, dafür spielen die Wiener mit ungemein sinnlichem Ton (und in Wien gibt es eine echte Glocke!).


    Kempe ist der Poet am Pult, die Partitur wird fast liebevoll vor dem Hörer ausgebreitet. Wiederum vorzügliches, durchsichtiges Spiel des Orchesters.


    Drei Aufnahmen, durchaus verschieden und leicht auseinanderzuhalten. Welche ich vorziehe? Vielleicht könnte ich nach einem zweiten Durchgang eher zu einer Entscheidung kommen...


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Kann man darüber hinwegsehen bzw. -hören?


    Also mir fällt es schwer, den Anfang noch unbefangen zu genießen. Kann eigentlich jeder Werbefuzzy sich unbehelligt dessen bemächtigen? Wie ist da die Rechtslage (Gema, Urheberrechte, Musikverleger etc.)?


    Meine Lieblingsaufnahme: Herbert Bomstedt, Sächsische Staatskapelle Dresden.

  • Hallo


    Tja, was will man machen, wenn ein geschmackloses Bier mit süsslicher Musik beworben wird... :P


    Nö, das ist mir grad egal. Wenn Kubrick sich die Musik ausleiht, freu ich mich, wenn sie jemand anders mißbraucht, versuch ich das zu ignorieren.


    Mir persönlich ist ja der Part "Von den Hinterweltlern" über "Von der großen Sehnaucht" bis "Von den Freuden und Leidenschaften" herzallerliebst, naja, die Einleitungsfanfare nehm ich natürlich auch mit. Aber so nach der Hälfte, find ich, wirds eher langweilig.
    Für mich habe ich meine favorisierte Aufnahme gefunden und habe auch kein Interesse eine weitere neue Aufnahme zu kaufen:



    (ausserdem habe ich Solti, Zinman, Reiner, böhm, Koussevitzky, Maazel)


    (@Alfred. Obacht! Richard Osborne schreibt, daß Karajans berliner Aufnahme (1974) viel besser sei als seine Wiener Aufnahme für Decca. Welche Aufnahme hat dir denn bei Karajan missfallen, Alfred?)

  • ThomasBernhard


    Ich besitze die Berliner Aufnahme Karajans von 1984 DDD.


    Mißfallen ist nicht das richtige Wort, es ist vielmehr genau das, was Du selbst geschrieben hast:


    Zitat

    Aber so nach der Hälfte, find ich, wirds eher langweilig.


    Man ist geneigt, das dem Werk anzulaste - bis man die Aufnahme mit Rudolf Kempe gehört hat.


    Die gibt es günstig in der Nipper-Collection, und sie schlägt meiner persönlichen Meinung nach die Karajan-Einspielung um Längen.
    Langeweile habe zumindest ich bei dieser Lesart nicht empfunden.


    Vieleicht ist noch jemand im Forum der die Kempe Aufnahme kennt und meine Aussage bestätigen oder widerlegen möchte.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meine Aufnahmen:


    Leonard Bernstein/New York Philharmonic 5.10.1970 CD
    Karl Böhm/Berliner Philharmoniker 1958 LP-DGG-CD
    Herbert von Karajan/Berliner Philharmoniker 1984 CD


    Welche ich präferiere: Natürlich Böhm


    Bezüglich Kempe haben mich die Taminos sehr neugierig gemacht.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo Rienzi,


    wenn du Kempe/Strauss noch gar nicht kennst, kann ich dir nur wärmstens die 9CD-Kassette der EMI empfehlen. Alles, was Strauss für Orchester geschrieben hat, und das durchgehend auf einmalig hohem Niveau!


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Lieber Landsmann,


    Besten Dank für den Tipp Kempe und Richard Strauss. Wenn es mir gelingt, diese Box unbemerkt in das Wohnzimmer zu schmuggeln, schlage ich zu.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hi Rienzi,


    in diesem Fall stehen deine Chancen sehr günstig! Die CDs sind in Karton-Hüllen gepackt, so dass die ganze Box nur etwas breiter als eine normale Doppel-CD-Box ist! Also kein auffälliger Würfel mit neun Einzelboxen. ;)


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Richard Strauss-Fans,


    das Karajan das Werk "Also sprach Zarathustra" überhaupt nicht liegt (Zitat Alfred) kann ich überhaupt nicht feststellen und bin ganz anderer Meinung. Wenn karajan nach der Einleitung von Von den Hinterweltlern,Von der großen Sehnsucht,Von den Freuden und Leidenschaften, vom Grablied, Von der Wissenschaft, vom Genesenden, vom Tanzlied und denNachtwandlern erzählt kommt bei mir keine Langeweile auf.

    Im Gegenteil: Die Strauß-Dichtungen mit Karajan sind seine ganz großen Meisterleistungen - nie habe ich Tod und Verklärung besser gehört als unter Karajan/Wiener PH auf DECCA (1960) und auf dieser CD ist auch Also sprach Zarathustra.
    Das einzig Negative dieser Decca-Karajan-Aufnahme ist der hohe Rauschpegel, weshalb ich beim Zarathustra lieber zu dieser genialen SOLTI-Aufnahme greife, die nun gar keine Wünsche mehr offen läßt:


    :)


    Gab es vor einigen Jahren auch als Einzel-CD bei Decca.


    :) Eine alte RCA-LP mit Fritz Reiner / Chicago SO von Also spach Zarathustra habe ich immer noch, (es war meine erste Zarathustra - Aufnahme), möchte ich auch nicht unerwähnt lassen - eine Fritz Reiner-Meisterleistung. Natürlich auch auf CD zu haben, aber Solti, Karajan und Metha auf CD reichen mir.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    meine Lieblungsaufnahmen sind die bekannte von Karajan sowie die weniger bekannte von Böhm, aber mit Tendenz zu Karajans Aufnahme.



    Gruß
    Felipe

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Schleimer :D:stumm:

    Nein - WIENER


    noch dazu mit gutem Geschmack :]



    Zitat

    sowie die weniger bekannte von Böhm....

    :D ? Diese "weniger bekannte Aufnahme" wurd im Film
    "Odysse 2001" von Stanley Kubrik verwendet.


    Aber bei aller Böhm-Liebe derer ich immer wieder bezichtigt werde: im Falle "Zarathustra" gebe ich der Kempe- Einspielung vor allen anderen den Vorzug. Daß sie noch dazu auf EMI-Nipper zum Budget-Preis zu haben ist, macht sie auch für den nicht so betuchten Klassikliebhaber erschwinglich. Die Tontechnik ist hervorragend.


    Thomas Bernhard had mich vor langer Zeit gefragt welche Karajan Aufnahme mir mißfallen hat-


    Missfallen ist ein großes Wort - das würde es nicht treffen -
    Du selbst schriebst: "So ab der Hälfte wirds eher langweilig"
    Genau das trifft es - Bei Kempe ist es aber IMO NICHT langweilig.


    Die mir zur Verfügung stehende Aufnahme Ist für Deutsche Grammophon (Berliner Philharmoniker) 1984 DDD


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    helmutandres


    Zitat

    Kann eigentlich jeder Werbefuzzy sich unbehelligt dessen bemächtigen? Wie ist da die Rechtslage (Gema, Urheberrechte, Musikverleger etc.)?

    Unbehelligt schon - Kostenlos nicht.


    Natürlich fallen da erhebliche Kosten an. Die Tonträgerindustrie macht einen Knicks, lächelt freundlich, und streift willig das Geld ein - ditto zumeist die Erben des Copyrightinhabers. - Würdest Du anders handeln ??


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    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred


    Zitat

    Thomas Bernhard had mich vor langer Zeit gefragt welche Karajan Aufnahme mir mißfallen hat-


    Missfallen ist ein großes Wort - das würde es nicht treffen -
    Du selbst schriebst: "So ab der Hälfte wirds eher langweilig"
    Genau das trifft es - Bei Kempe ist es aber IMO NICHT langweilig.


    Die mir zur Verfügung stehende Aufnahme Ist für Deutsche Grammophon (Berliner Philharmoniker) 1984 DDD


    Bei Karajan und Strauss darf man nicht an den Decca-Aufnahmen von 1959 mit den Wiener Philharmonikern vorbeigehen. Sie werden zu Recht gerühmt und haben als einzigen Nachteil einen etwas ungewohnt hohen Rauschpegel (zumindest meine LP-Ausgabe; ist man von Decca aus dieser Zeit nicht gewohnt - z.B. Rheingold unter Solti).


    Ebenso stimmt es aber, dass Kempe eine außerordentlich gelungene Einspielung vorgelegt hat....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    Zitat

    Bei Karajan und Strauss darf man nicht an den Decca-Aufnahmen von 1959 mit den Wiener Philharmonikern vorbeigehen. Sie werden zu Recht gerühmt und haben als einzigen Nachteil einen etwas ungewohnt hohen Rauschpegel


    genau die DECCA-CD von 1959/60 habe ich auch mit Karajan / Wiener PH und da kann von Langeweile beim Zarathustra überhaupt keine Rede sein, aber das zweite Werk auf der CD Tod und Verklärung ist eine Offenbarung, das habe ich noch nie so eindrucksvoll gehört, da ist jeder Einsatz präsent und das Schlagwerk äußerst deutlich - Spitze und Referenzwürdig.


    :yes: Da die Klangqualität bei Solti´s Zarathustra einfach wegen des nicht vorhandenden Rauschens vorzuziehen ist, die Interpretation aber ebenfalls Spitze, greife ich da lieber zu Solti / Chicago SO (Abb.siehe weiter oben).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    :D ? Diese "weniger bekannte Aufnahme" wurd im Film
    "Odysse 2001" von Stanley Kubrik verwendet.


    Hallo Alfred,


    upps, tut mir leid, dann ist sie sicher nicht "weniger bekannt"... :stumm:


    Gruß
    Felipe

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf der Suche nach einer von Richard Strauss selbst dirigierten Aufnahme von "Also sprach Zarathustra" stieß ich bisher nur auf diese CD (Aufnahme 1944):



    Wer kann Näheres dazu sagen bzw. welche anderen von Strauss selbst dirigierten Aufnahmen gibt es auf CD?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Kennt jemand die Steinberg-Aufnahme (inkl. Holsts "Planeten") von 1971?


    Speziell in den Staaten wird die (vielleicht auch aus Lokalpatriotismus?) sehr hochgelobt und mitunter als Referenz gehandelt. Es soll sich jeweils um die am schnellsten dirigierte Aufnahme der beiden Werke handeln (im Falle der "Planeten" die am nächsten an Holsts eigenen Tempi).


    Die Hörbeispiele versprechen jedenfalls einiges!


    P.S.: Der gebürtige Kölner William Steinberg (1899–1978) – er leitete u. a. das London Philharmonic Orchestra (1958–60) und das Boston Symphony Orchestra (1969–72) – scheint mir auch relativ vergessen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich möchte nicht zur diskutierten Strauss-Komposition "Also sprach Zarathustra" Stellung nehmen. Hier ist viel Zutreffendes bereits geäußert worden. Vielleicht nur so viel, damit sich die Tondichtungen von Richard Strauss richtig erschließen, bedarf es intensiver Beschäftigung mit dieser Musik. Zum Einstieg sind wahrscheinlich "Till Eulenspiegels lustige Streiche" am ehesten geeignet.
    Für mich ist es reizvoll, einen anderen, vielleicht zunächst nebensächlichen Aspekt des Threads zu beleuchten.
    Alfred versteht es als Autor immer meisterhaft interesseweckende Titel zu erfinden. So ist auch die Überschrift "Zu lange hat die Musik geträumt- jetzt wollen wir wachen" ein Aufhänger, der Interesse weckt. Auch mich reizte dies so, dass ich trotz momentanem erheblichem Zeitdruck den Startbeitrag und alle Antworten las und jetzt sogar noch diese eigene Stellungnahme verfasse.
    Wahrscheinlich hätte Alfred auch als Werbetexter ausgezeichnete Chancen gehabt! Wir Klassik-Freunde sollten daraus lernen, auch seriöse Musik und die Beiträge in diesem Metier müssen verkauft werden.
    Also los, liebe Taminos, kreiert Überschriften, die so zugkräftig sind, dass man sie lesen muss und Gäste und Mitleser vom Tamino-Forum nicht mehr loskommen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Der Zarathustra ist nie mein Lieblingskind gewesen, obwohl es mit dem Till (unter Kempe) zu frühen Partitureinkäufen verleitet hat.


    Nebenbei: In den Eulenburg-Studienpartituren gibt es sehr lesenswerte Werkeinführungen zu den Strauss-Tondichtungen.


    Ich gehöre ja auch zu der Generation, die mit Zarathustra zu Nescafé Gold (und mit KV 467 zu Söhnlein Brilliant) aufgewachsen sind. KV 467 hat das nicht geschadet ...


    An Kempe hat mich immer die Phrasierung (Atempause) des markierten Sechzehntel-Auftakts in der Einleitung gestört - offenbar wird er normalerweise zu rasch gespielt; das Tempo ist ja "sehr breit"; und die Triolenschläge der Pauken müßten sonst strenggenommen auch viel rascher sein ...


    Das Stück kam mir immer irgendwie ausgedacht vor; es läßt mich, je größer die Sehnsucht, je wilder die Freuden- und Leidenschaften werden, merkwürdig kalt. Es mag von der an sich nicht sonderlich charaktervollen, allzu lautmalerischen Al-Fresco-Thematik herrühren, diesen in Bausch und Bogen gezeichneten chromatischen Arpeggien und Auf- und Abschwüngen.


    Kühn ist das Stück in formaler Hinsicht; aber wenn man etwa das Fugato "Von den Wissenschaften" oder den Hinterweltlerchoral mit den sehr verwandten Abschnitten in Mahlers IX. Sinfonie (3. und 4. Satz) vergleicht, bleibt ein Beigeschmack des Äußerlichen bei Strauss haften. Auch Mahlers Adagiosatz spielt ja mit der Betulichkeit eines Kirchenharmoniums (die doppelschlagartigen Baßdurchgänge); aber aus diesem schrägen Zitat entwickelt sich eine beispiellos gläubige Musik, die der Zarathustra in seiner Oberflächlichkeit nicht einmal ironisch erreicht.


    Der Höhepunkt ist für mich immer das Tanzlied gewesen; und da empfehle ich - wie bei Strauss ohnehin - auf Vinyl die SXL-Versionen von Zubin Mehta (unter dem Aspekt der Klangsinnlichkeit). Die ungeheure Kraftentfaltung des sehr Wienerisch-Dionysischen gerade im Tanzlied stellt Karajan (trotz VPO) und Böhm in den Schatten. Ohnehin ist die teure und berühmte SXL Karajans von 1958 eine einzige Enttäuschung, rein klanglich betrachtet - eine so schlecht aufgenommene DECCA wird man zu dieser Zeit kaum finden.


    Karajan sucht vielleicht zuviel Ernst und Tiefsinn in der Partitur; sein "Heldenleben" von 1959 mit BPO bei DGG ist demgegenüber unerreicht (und mir als Stück viel lieber).

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Hallo farnelli,


    die von Dir genannten Aufnahmen von Also sprach Zarathustra mit Metha / Los Angeles PO (Decca), Karajan / WPO (Decca, 1959) besitze ich auch. Allerdings nicht auf SXL-Vinyl, sondern auf CD.
    Daher ist mir die von Dir bei der frühen Karajan-Decca-Aufnahme bemängelte schlechte Klangquailität auch nicht so eindringlich aufgefallen. Die ist bis auf den für 1959 normalen Rauschteppich nämlich auf CD gut, wie ich schon 2005 (5Beiträge höher) berichtete.
    Du hattest ja auch nur klangliche Einschränkungen (für die LP) gemacht.


    Für mich ist diese Decca-CD aber wegen Karajans umwerfenden Aufnahme von Tod und Verklärung und Don Juan noch weit interessanter !


    Auch Karajans Aufnahme von ASZ von DG, 1973 finde ich in jeder Hinsicht sehr gut; die ist auf meiner Doppel-CD u.a. mit seinem, wie Du auch richtig erkannt hast, genialen Heldenleben (DG, 1958) gekoppelt.
    Karajan´s letzte auf DG, DDD kenne ich nicht. Die ist aber für mich nach den überzeugenden Aufnahmen bei Decca und DG entbehrlich.


    8) Zumal mein Favorit für Zarathustra eindeutig Solti (Decca) bleibt. Und die ist IMO auch deinem Favorit, der in deinem Beitrag gut begründeten Metha-Aufnahme, überlegen; klanglich sowieso, denn Solti bietet mit dem TOP-Chicago SO ein "Fest".

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich muß kurz dementieren: Es spielt das Los Angeles Philharmonic Orchestra (LAPO), und das ist kein Nachteil gegenüber dem CSO, sollte man meinen. - Von Solti kenne ich das Heldenleben/ VPO, das natürlich ähnlich spektakulär klingt; allerdings beurteile ich hier jedes Dirigat von der Weltflucht her, und das ist jetzt OT ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Nachdem sich niemand dazu gemeldet hat, habe ich mir die Steinberg-Aufnahme (DGG, 1971) doch selbst zugelegt (sie ist sehr preiswert in der "The Originals"-Serie, gekoppelt mit Holsts "Planets", zu haben):



    Zunächst: Die Tonqualität ist für eine Aufnahme von 1971 m. E. formidabel (gab's da nicht mal die These, daß die DGG in den USA bessere Ergebnisse erzielt habe?).


    Zum Musikalischen: Es ist schon der Wahnsinn, wie Steinberg bereits der Auftakt gelingt. Nie habe ich die Einleitung zupackender gehört. Wer wissen will, wieso das Boston Symphony Orchestra mal zur Weltspitze gehörte, sollte sich diese Aufnahme zulegen. Die Bläser sind schlichtweg grandios, besser geht's nicht! Dazu auch die Pauken besonders stark. Und der Orgalakkord am Ende – phänomenal! Tempomäßig geht es Steinberg sehr flott an (keine 30 Min. für das gesamte Werk), ohne aber an irgendeiner Stelle hetzend zu wirken. Diese Strauss-Tondichtung blieb mir bis auf den berühmten Auftakt immer fremd, was sich mit dieser Einspielung definitiv geändert hat. Ich bin ja nun wahrlich ein Karajan-Fan, aber Steinberg übertrifft Karajans berühmte 70er-Einspielung noch. Zurecht hat die Deutsche Grammophon also neben Karajans Aufnahme auch die Steinberg-Einspielung in die ehrwürdige Serie "The Originals" aufgenommen. (Nebenbei: Auch die auf der CD ebenfalls enthaltenen "Planets" von 1970 sind Spitze, dazu aber im entsprechenden Thread mehr.)


    Jedenfalls: Meine neue Referenz-Aufnahme. :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    dann kennst du aber diese Aufnahme noch nicht...



    Diese Aufnahme ist schlichtweg der Hammer, für mich immer noch unerreicht.



    :hello: LT

  • Hallo Liebestraum,


    ich kenne diese Reiner-Aufnahme von 1954. Für das Alter ist das wirklich unfaßbar gutes Stereo! Und ja: Diese Interpretation ist auch sehr gut (gefällt mir besser als Karajans). Allerdings finde ich Steinberg noch zupackender. Die Bläser sind viel mehr im Vordergrund, und die Orgel kommt deutlicher zur Geltung. Aber erfreuen wir uns doch einfach zweier Spitzenaufnahmen.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo miteinander,


    eigentlich bin ich ja nicht gerade ein Freund der Musik von Richard Strauß, aber folgende Aufnahme hat mich speziell für Zarathustra eines besseren belehrt:



    Da seufzt, schmachtet und schmalzt nichts. Boulez liefert einen völlig nüchternen, sachlichen und klaren Strauß - gleichsam dialekt- und akzentfrei - bei größtmöglicher Offenlegung der Faktur. Man hört da auf einmal Sachen, die man in dieser Klarheit so noch nicht vernommen hat.


    Also liebe Strauß-Gegner, gebt euch einen Ruck und hört mal in diese Aufnahme hinein. Ihr werdet positiv überrascht sein.


    Beste Grüße
    John Doe
    :thumbsup:

  • Hallo!


    Das nenne ich Zufall! Ich gerate gerade in diesen Thread und sehe den "Zarathustra" in der Nähe liegen. Allerdings als LP. Ich habe die Platte gleich aufgelegt und lausche. Es handelt sich um die Karajan-Aufnahme mit den Wienern in einer DECCA-Pressung. Die Aufnahme fezzt und die Klangqualität ist für so eine ältere Aufnahme richtig gut. Allerdings habe ich auch auf meinem 126er Thorens statt Gummi-Auflage eine aus Leder. Das gibt schon eine Klangverbesserung. Bei leisen Passagen gibt es ein minimales Bandrauschen, daß aber auch bei einer CD vorhanden sein müßte. Insgesamt eine sehr zufriedenstellende Aufnahme.

    W.S.

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